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La San Felice Band 6. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 6
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Seine Eminenz ist ein guter Rathgeber, Sire.«
»Sie sind also einer Meinung?«
»Vollkommen.«
»Dann setzen Sie sich und entwerfen Sie die Proclamation.«
»Soll ich im Namen Eurer Majestät oder in dem meinigen sprechen?«, fragte Pronio.
»Im Namen des Königs, Herr Capitän, im Namen des Königs,« beeilte Ruffo sich zu antworten.
»Jawohl, im Namen des Königs, weil der Cardinal es will,« sagte Ferdinand.
Pronio verneigte sich gegen den König, um ihm für die Erlaubniß zu danken, daß er nicht blos im Namen seines Souveräns schreiben, sondern sich auch in seiner Gegenwart setzen durfte.
Dann schrieb er, ohne sich lange zu besinnen, ohne etwas auszustreichen, und in einem Fluse Folgendes:
»Während ich mich in der Hauptstadt der christlichen Welt befinde und beschäftigt bin, die heilige Kirche wieder herzustellen, drohen die Franzosen, welchen gegenüber ich Alles gethan habe, um den Frieden zu erhalten, in den Abruzzen einzudringen. Trotz der Gefahr, welcher ich mich dabei aussetze, wage ich mich durch ihre Reihen hindurch, um meine bedrohte Hauptstadt zu erreichen. Sobald ich einmal in Neapel bin, werde ich ihnen mit einer zahlreichen Armee entgegenmarschieren, um sie auszurotten. Mittlerweile erwarte ich, daß die Völker zu den Waffen greifen, daß sie der Religion zu Hilfe eilen, daß sie ihren König oder vielmehr ihren Vater vertheidigen, welcher bereit ist, sein Leben zu opfern, um seine Unterthanen, ihre Altäre ihre Güter, die Ehre ihrer Frauen und ihre Freiheit zu wahren. Ein Jeder, der sich nicht unter die Fahne des heiligen Krieges schaart, wird als Verräther am Vaterland betrachtet, und Jeder, der diese Fahnen, nachdem er einmal zu ihnen geschworen, wieder verläßt, als Rebell und als Feind der Kirche und des Staates betrachtet werden.
Pronio überreichte seine Proclamation dem König, damit er sie lese. Der König gab sie jedoch weiter an den Cardinal und sagte:
»Ich verstehe nicht gut, Eminentissime.«
Ruffo begann nun seinerseits zu lesen.
Pronio, welcher sich um den Ausdruck der Züge des Königs nicht sonderlich gekümmert, beobachtete dagegen die Wirkung, welche das Lesen der Proclamation auf das Gesicht des Cardinals äußerte, mit der größten Aufmerksamkeit.
Zwei- oder dreimal während des Lesens richtete Ruffo seine Augen auf Pronio und jedesmal sah er die Blicke des neuen Capitäns auf die einigen geheftet.
»Ich hatte mich in Ihnen nicht getäuscht, Herr Capitän,« sagte der Cardinal, als er fertig war, zu Pronio. »Sie sind ein gescheiter Mann.«
Dann wendete er sich zu dem König und fuhr fort: »Sire, ich glaube, Niemand in Ihrem ganzen Königreich hätte eine so geschickte Proclamation zu verfassen vermocht, und Eure Majestät können sie dreist unterzeichnen.«
»Das ist also Ihre Meinung, Eminentissime, und Sie haben nichts daran auszusetzen?«
»Ich bitte Eure Majestät auch nicht eine Sylbe daran zu ändern.«
Der König ergriff die Feder.
»Sie sehen es,« sagte er; »ich unterzeichne vertrauensvoll.«
»Ihr Taufname, Herr Capitän?«, fragte Ruffo, während der König unterzeichnete.
»Joseph, Monseigneur.«
»Und nun, Sire, sagte Ruffo, »da Sie einmal die Feder in der Hand haben, so können Sie Ihrer Unterschrift noch die Worte hinzusetzen:
»Der Capitän Joseph Pronio ist beauftragt, für mich und in meinem Namen diese Proclamation zu verbreiten und darauf zu sehen, daß den darin von mir ausgesprochenen Absichten treulich nachgegangen werde.«
»Das kann ich hinzufügen?« fragte der König.
»Ja, das können Sie, Sire.«
Der König schrieb ohne Widerrede die von Ruffo dictierten Worte.
»Es ist geschehen,« sagte er.
»Nun, Sire,« sagte Ruffo, »während der Capitän Pronio uns ein Duplicat von dieser Proclamation fertigen wird – Sie verstehen, Capitän, der König ist mit Ihrer Proclamation so zufrieden, daß er eine Abschrift davon zu haben wünscht – werden Eure Majestät eine Anweisung von zehntausend Ducati an die Ordre des Capitäns unterzeichnen.«
»Monseigneur!« rief Pronio.
»Laffen Sie mich nur machen, Herr Capitän.«
»Zehntausend Ducati! Ei! ei!« rief der König.
»Sire, ich bitte Eure Majestät –«
»Gut, gut,« sagte der König; »auf Corradino?«
»Nein, auf das Haus André Baker & Comp. Es ist dies viel sicherer und geht ganz besonders weit rascher.«
Der König setzte sich, schrieb die Anweisung und unterzeichnete sie.
»Hier ist das Duplicat der Proclamation,« sagte Pronio, indem er dem Cardinal die Abschrift überreichte.
»Jetzt haben wir es blos miteinander zu thun, Herr Capitän,« sagte Ruffo. »Sie sehen das Vertrauen, welches der König auf Sie setzt. Hier ist eine Anweisung auf zehntausend Ducati. Laffen Sie in einer Buchdruckerei von dieser Proclamation so viel tausend Exemplare drucken, als man in vierundzwanzig Stunden liefern kann. Die ersten zehntausend Exemplare werden heute noch in Neapel angeschlagen, wenn es möglich ist, ehe der König dort ankommt. Jetzt ist es Mittag. In anderthalb Stunden können Sie in Neapel und um vier Uhr können die Proclamationen gedruckt sein. Nehmen Sie zehntausend, zwanzigtausend, dreißigtausend davon mit, verbreiten Sie dieselben in Massen und sorgen Sie dafür, daß bis morgen Abend wenigstens zehntausend Exemplare sich in den Händen des Volkes befinden.«
»Und was soll ich mit dem übrigen Gelde machen, Monseigneur?«
»Dafür kaufen Sie Flinten, Pulver und Kugeln.«
Pronio wollte, außer sich vor Freude, sofort davoneilen.
»Wie!« sagte Ruffo »Sie sehen nicht, Capitän?«
»Was denn, Monseigneur?«
»Der König reicht Ihnen eine Hand zum Kusse.«
»O, Sire!« rief Pronio, die Hand des Königs küssend, »an dem Tage, wo ich mich für Eure Majestät tödten lasse, werde ich meine Schuld noch nicht abgetragen haben.«
Und Pronio entfernte sich, in der That bereit, sich für des König tödten zu lassen.
Der König erwartete Pronios Entfernung augenscheinlich mit Ungeduld. Er hatte an diesem großen Auftritt theilgenommen, ohne recht zu wissen, welche Rolle er dabei spielte.
»Wohlan,« sagte der König, als die Thür sich wieder geschlossen hatte, »wahrscheinlich ist abermals Nicandro daran Schuld, aber der Teufel soll mich holen, wenn ich Ihren Enthusiasmus für diese Proclamation begreife, welche kein wahres Wort sagt.«
»Gerade eben weil sie kein wahres Wort sagt und weil weder Eure Majestät noch ich gewagt hätten schreiben, eben deshalb bewundere ich diese Proclamation.«
»Aber dann,« sagte Ferdinand, »erklären wenigstens, damit ich sehe, ob sie meine zehntausend Ducati werth ist.«
»Wenn Eure Majestät sie ihrem Werth nach sollten, so wären Sie gar nicht reich genug, dies zu thun.«
»Eselskopf«, sagte Ferdinand, indem er sich Faust vor die Stirn schlug.
»Wollen Eure Majestät mir beim Durchlesen der Abschrift folgen?«
»Ich