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La San Felice Band 3. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 3
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»O, o, o! mein lieber Doctor, sprechen Sie leise, damit es Niemand höre. Also die Frage ist entschieden und ich brauche mir nicht weiter den Kopf zu zerbrechen. Die Erde ist nicht ein Stück Sonne. Einer der beiden Punkte wäre somit aufgeklärt und da es der weniger wichtige war, so habe ich denselben vorangestellt. Den zweiten haben Sie vor Augen. Was sagen Sie zu diesem Gesicht?«
Und er zeigte auf Luisa.
»Dieses Gesicht ist reizend wie immer, antwortete Cirillo; nur ein wenig matt und bleich, vielleicht in Folge des Schreckens, welchen Signora in der vergangenen Nacht gehabt haben kann.«
Der Doctor sprach die letzten Worte mit besonderem Nachdruck.
»Was für einen Schrecken?« fragte Felice.
Cirillo sah Luisa an.
»Ist diese Nacht nichts vorgefallen, was Sie erschreckt hätte, Signora?« fragte er dann.
»Nein, nichts, gar nichts, lieber Doctor,« antwortete Luisa, indem sie Cirillo einen bittenden Blick zuwarf.
»Nun dann,« bemerkte Cirillo in leicht hingeworfenem Tone, »dann haben Sie schlecht geschlafen, weiter ist es nichts.«
»Ja,« sagte San Felice lachend, »sie hat böse Träume gehabt und gleichwohl lag sie, als ich aus dem englischen Gesandtschaftshotel nach Hause kam, in so festem Schlafe, daß ich sie küßte, ohne daß sie davon erwacht wäre.«
»Und zu welcher Stunde kamen Sie nach Hause zurück?«
»Gegen halb drei Uhr.«
»Sehr richtig«, sagte Cirillo; »da ist Alles vorüber gewesen.«
»Was ist vorüber gewesen?«
»Nichts,« sagte Cirillo. »Es ist blos in der vergangenen Nacht ein Mensch vor Ihrer Thür ermordet worden, weiter ist es nichts.«
Luisa ward so bleich wie das battistene Negligé, mit welchem sie bekleidet war.
»Aber, fuhr Cirillo fort, »da der Mord um zwölf Uhr stattgefunden, da Signora zu dieser Stunde geschlafen hat und da Sie selbst erst um halb drei Uhr nach Hause gekommen sind, so haben Sie natürlich nichts davon wissen können.«
»Nein und Sie sind der Erste, der mir etwas davon erzählt. Unglücklicherweise ist ein Mord in den Straßen von Neapel nichts Seltenes, ganz besonders nicht in Mergellina, wo die Straßenbeleuchtung so mangelhaft ist und alle Welt um neun Uhr Abends schon im Schlafe liegt. Ach, nun verstehe ich, warum Sie heute so früh gekommen sind.«
»Sehr richtig, mein Freund. Ich wollte wissen, ob jener Mord, welchem etwas ganz Außergewöhnliches zu Grunde zu liegen scheint, nicht, da er unter Ihren Fenstern geschehen, Störung in Ihrem Hause hervorgerufen habe.«
»Nein, durchaus nicht. Sie sehen dies selbst. Auf welche Weise haben aber Sie denn diesen Mord erfahren?«
»Ich ging nur wenige Augenblicke, nachdem er stattgefunden, an Ihrem Hause vorüber. Der Ermordete – es muß ein überaus starker und muthiger Mann gewesen sein – hat zwei Sbirren getödtet und zwei andere verwundet.«
Luisa verschlang jedes Wort, welches aus dem Munde des Doctors kam. Alle jene Einzelheiten, welche man nicht vergißt, waren ihr unbekannt.
»Wie?« fragte San Felice, indem er die Stimme senkte, »die Mörder waren Sbirren?«
»Unter dem Commando Pasquales de Simone, antwortete Cirillo, indem er eben so leise sprach als der Chevalier.
»Glauben Sie denn an alle diese Verleumdungen?« fragte San Felice.
»Ich muß wohl daran glauben.«
Cirillo faßte den Chevalier bei der Hand und führte ihn an das Fenster.
»Sehen Sie,« sagte er, den Finger ausstreckend, »auf der andern Seite des Löwenbrunnens, an der Thür jenes Hauses, welches die Ecke des Platzes und der Straße bildet, sehen Sie dort jene zwischen vier Kerzen ausgestellte Bahre?«
»Ja.«
»Wohlan. Dieselbe enthält die Leiche eines der beiden verwundeten Sbirren. Er starb unter meinen Händen und hat mir, ehe er starb, noch Alles erzählt.«
Cirillo drehte sich rasch um, um sich von der Wirkung zu überzeugen, welche die Worte, die er so eben gesprochen, auf Luisa geäußert hätten.
Sie war aufgestanden und trocknete sich mit ihrem Tuche den Schweiß von der Stirn.
Sie begriff recht wohl, daß diese Worte um ihretwillen gesagt worden. Die Kräfte wurden ihr untreu und sie sank mit gefalteten Händen auf ihren Stuhl nieder.
Cirillo machte ihr durch eine Geberde bemerklich, daß auch er verstand und beruhigte sie durch einen Blick.
»Mein lieber Chevalier, fuhr er fort, »ich freue mich, daß dies Alles in partibus geschehen, das heißt ohne daß Sie oder Signora etwas davon gesehen oder gehört haben. Da Signora aber dennoch ein wenig leidend ist, so erlauben Sie mir wohl, sie zu befragen und ihr ein kleines Recept zu schreiben. Da nun die Aerzte stets sehr indiscrete Fragen thun, da ferner die Damen in Bezug auf ihre Gesundheit gewisse verschämte Geheimnisse haben, über welche sie sich nur unter vier Augen aussprechen können, so werden Sie mir gestatten, Signora, Sie in Ihr Zimmer zu geleiten und Sie dort ganz in aller Ruhe und Bequemlichkeit zu befragen.«
»Es ist nicht nöthig, lieber Doctor. Eben schlägt es zehn Uhr. Ich habe mich um zwanzig Minuten verspätet. Bleiben Sie bei Luisa und nehmen Sie sie in die Beichte, während ich mich nach meiner Bibliothek verfüge. Apropes, Sie wissen wohl, was diese Nacht im Hotel der englischen Gesandtschaft geschehen ist?«
»Ja, wenigstens so ziemlich.«
»Wohlan, ich bin überzeugt, daß dies schon bedeutende Folgen herbeigeführt hat. Der Prinz kommt sicherlich früher herunter als gewöhnlich, ja er erwartet mich vielleicht schon; Sie haben mir heute Morgen Neuigkeiten mitgebracht, vielleicht kann ich Ihnen heute Abend, wenn Sie wieder hier vorbeikommen, auch einige mittheilen. Doch was schwatze ich denn. Man kommt ja hier nicht vorbei; man kommt blos hierher, wenn man sich verirrt. Mergellina ist der Nordpol von Neapel und ich sitze hier zwischen Eisbergen.«
Dann küßte er seine Gattin auf die Stirn und sagte:
»Auf Wiedersehen, theures Kind. Erzähle nur dem Doctor alle deine kleinen Geschichten. Bedenke, daß deine Gesundheit meine Freude und daß dein Leben mein Leben ist. Auf Wiedersehen, lieber Doctor.«
Dann warf er einen Blick auf die Wanduhr.
»Ein Viertel auf elf!« rief er, »ein Viertel auf elf!« Und Hut und Parapluie gen Himmel reckend, eilte er die Stufen der Rampe oder Terrasse hinunter.
Cirillo sah ihn sich entfernen, hatte aber nicht einmal so viel Geduld, daß er gewartet hätte, bis der Chevalier zum Garten hinaus war, sondern drehte sich sofort nach Luisa herum.
»Er ist hier, nicht wahr?« fragte er im Tone der ängstlichsten Theilnahme.
»Ja, ja, ja!«, murmelte Luisa, indem sie vor Cirillo auf die Knie niedersank.
»Todt oder lebendig?«
»Lebendig!«
»Gott sei gepriesen!« rief Cirillo, »und Sie, Luisa?«
Er betrachtete sie mit einem Gemisch von Bewunderung und Zärtlichkeit.
»Und ich?« fragte sie an allen Gliedern zitternd.
»Sie,« sagte Cirillo, indem er sie aufhob und an sein Herz drückte, »Sie sollen gesegnet sein.«
Und Cirillo sank nun einerseits auf einen Stuhl nieder und trocknete sich die Stirn.
Zweites Capitel.
Die beiden Verwundeten
Luisa begriff nicht den Auftritt, der so eben stattgefunden. Sie errieth blos, daß sie einer Person das Leben gerettet, welche Cirillo theuer war – dies war Alles.
Als sie den guten Doctor unter der Last der Gemüthsbewegung, die er