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La San Felice Band 3. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 3
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
La San Felice B3
Dritter Theil
Erstes Capitel.
Die Häuslichkeit eines Gelehrten
Es war neun Uhr Morgens.
Die durch das während der Nacht stattgehabte Gewitter gereinigte Atmosphäre war wundervoll klar. Die Barken der Fischer durchfurchten schweigend den Golf zwischen dem doppelten Azur des Himmels und des Meeres.
Von dem Fenster des Speisezimmers aus hätte der in demselben auf- und abgehende Chevalier die Häuser, welche in einer Entfernung von sieben Meilen den schwarzen Abhang von Ana Capri wie weiße Punkte marmorierten, sehen und zählen können, wenn seine Gedanken in diesem Augenblicke nicht durch etwas Anderes beschäftigt worden wären.
Er dachte nämlich an jene von Buffon in seinen Epochen der Natur aufgestellte, dem Chevalier etwas gewagt erscheinende Hypothese, daß die Erde durch Zusammenstoß mit einem Kometen von der Sonne abgesprengt worden.
Gleichzeitig aber empfand er auch eine unbestimmte Unruhe, welche ihm durch den lang andauernden Schlaf seiner Gattin verursacht ward.
Es war seit seiner Vermählung heute das erste Mal, daß er beim Heraustreten aus seinem Cabinete gegen acht Uhr Morgens Luisa nicht mit Zubereitung der Taffe Kaffee, Brotes, der Butter, der Eier und der Früchte beschäftigt fand, welche das gewöhnliche Frühstück des Gelehrten ausmachten, ein Frühstück, welches dann sie, die es mit der doppelten Aufmerksamkeit einer ehrerbietigen Tochter und einer zärtlichen Gattin bereitet, mit jugendlichem Appetite zu theilen pflegte.
Nach beendetem Frühstücke, das heißt gegen zehn Uhr Morgens, küßte der Chevalier mit der Regelmäßigkeit, die er in allen Dingen beobachtete, wenn ihn nicht irgend eine naturwissenschaftliche oder philosophische Frage ganz vorzugsweise beschäftigte, seine junge Gattin auf die Stirn und machte sich auf den Weg nach der Bibliothek des Prinzen, einen Weg, den er, wenn das Wetter nicht allzu schlecht war, sowohl um des Vergnügens und der Zerstreuung willen als in Folge des ärztlichen Rathes seines Freundes Cirillo, stets zu Fuße machte und der, da er sich von Mergellina bis zum königlichen Palaste erstreckte, ziemlich anderthalb Kilometer oder zwanzig Minuten betrug.
In diesem Palaste wohnte der Kronprinz in der Regel sechs Monate des Jahres hindurch. Während der andern sechs Monate wohnte er in der sogenannten Favorite oder in Capodimonte. Für diese Zeit war dem Chevalier eine Equipage zur Verfügung gestellt.
Wenn der Prinz in dem königlichen Palaste wohnte, so kam er unabänderlich gegen elf Uhr in seine Bibliothek herunter und fand hier seinen Bibliothekar gewöhnlich auf einer Leiter stehend, um ein seltenes oder neues Buch zu suchen.
Sobald San Felice den Prinzen bemerkte, machte er eine Bewegung, um von der Leiter hinabzusteigen; der Prinz gab dies aber nicht zu. Es entspann sich dann eine fast stets literarische oder wissenschaftliche Conversation zwischen dem Gelehrten auf seiner Leiter und dem Schüler auf seinem Sessel.
Zwischen zwölf und halb ein Uhr Mittags, kehrte der Prinz wieder in seine Gemächer zurück.
San Felice stieg dann eiligst von der Leiter herunter, um den Prinzen bis an die Thür zu geleiten, zog die Uhr heraus und legte sie auf einen Schreibtisch, um die Stunde nicht zu vergessen, was ihm sonst bei einer fesselnden Arbeit sehr leicht hätte begegnen können.
Zwanzig Minuten vor zwei Uhr legte der Chevalier seine Arbeit in ein Schubfach, welches er verschloß, steckte die Uhr wieder ein und nahm seinen Hut, welchen er in Folge jener Ehrerbietung, die zu jener Zeit alle wirklich royalistisch Gesinnten gegen Alles, was mit dem Königthume zusammenhing, an den Tag legten, bis zu der auf die Straße hinausführenden Thür in den Händen hielt.
Zuweilen, wenn er gerade eine seiner Anwandlungen von Zerstreutheit hatte, legte er den ganzen Weg von dem Palaste bis zu seiner Wohnung, an deren Thür er allemal beinahe in demselben Augenblicke anpochte, wo es zwei Uhr schlug, mit bloßem Kopfe zurück.
Entweder öffnete Luisa ihm selbst oder sie erwartete ihn auf der Rampe.
Das Diner war stets bereit. Man setzte sich zu Tische und Luisa erzählte, was sie gemacht, was für Besuche sie empfangen und welche kleinen Ereignisse sich in der Nachbarschaft zugetragen hatten.
Der Chevalier seinerseits erzählte, was er unterwegs gesehen, die Neuigkeiten, welche der Prinz ihm mitgetheilt, und die politischen Nachrichten, welche aber ihn sowohl als auch Luisa in nur höchst mittelmäßigem Grade interessierten.
Nach der Mahlzeit setzte Luisa, je nach dem sie gelaunt war, sich an das Clavier oder nahm ihre Guitarre und sang ein heiteres Liedchen von Santa Lucia oder eine schwermüthige sicilianische Melodie.
Zuweilen machten beide Gatten auch einen Spaziergang auf der malerischen Straße des Pausilippo, oder zu Wagen bis nach Bagnoli oder Pozzolo.
Auf diesen Promenaden wußte San Felice stets irgend eine historische Anecdote zu erzählen, oder irgend eine interessante Bemerkung zu machen, denn seine umfassenden Kenntnisse gestatteten ihm, sich nie zu wiederholen und stets zu fesseln.
Gegen Abend kehrte man nach Hause zurück. In der Regel fand sich dann ein Freund von San Felice oder eine Freundin von Luisa ein, um den Abend im Sommer unter dem Palmbaume, im Winter im Salon bei ihnen zuzubringen.
Ein sich an diesen Abenden sehr häufig einfindender Gast war, wenn er nämlich nicht in Petersburg oder Wien weilte, Dominico Cimarosa, der Componist der »Horazier der »heimlichen Ehe«, der »Italienerin in London«, des »Directors in Verlegenheit«.
Dieser berühmte Maestro machte es sich zum Vergnügen, Luisa die noch nicht aufgeführten Piecen seiner Opern singen zu lassen.
Sie besaß außer einer vortrefflichen Schule, welche sie zum Theile ihm verdankte, jene frische, klare, unverkünstelte Stimme, welche man bei Sängerinnen von Profession so selten findet.
Zuweilen kam auch ein junger, talentvoller Maler, der dabei auch ein talentvoller Musiker und namentlich vortrefflicher Guitarrespieler war. Er hieß Vitaliani, wie jener Knabe, welcher mit zwei andern Knaben, Emanuele de Deo und Gagliani, den Schlachtopfern der ersten Reaction, auf dem Blutgerüste starb.
Zuweilen, obschon selten, denn seine zahlreichen Patienten ließen ihm wenig Zeit dazu, fand sich auch der gute Doctor Cirillo ein, welchem wir schon zwei- oder dreimal begegnet sind und dem wir noch öfter begegnen werden.
Fast alle Abende erschien die Herzogin Fusco, wenn sie nämlich in Neapel war.
Oft kam auch eine in jeder Beziehung merkwürdige Dame, eine als Publicistin und Improvisatrice ebenbürtige Nebenbuhlerin der Frau von Staël. Es war dies Eleonore Fonseca Pimentele, eine Schülerin von Metastasio, welcher ihr schon, als sie noch ganz klein war, eine große, glänzende Zukunft verheißen hatte.
Zuweilen kam noch die Gattin eines Gelehrten, eines Collegen von San Felice, die Signora Baffi, welche ebenso wie Luisa kaum halb so alt war als ihr Gatte, und den sie dennoch liebte, wie Luisa den ihrigen.
Diese Abendgesellschaften dauerten gewöhnlich bis elf Uhr, nur selten länger. Man plauderte, man sang, man declamierte, man schlürfte Eis, man aß Kuchen.
Zuweilen, wenn der Abend schön und das Meer ruhig war, wenn der Mond den Golf mit Silberflimmern bestreute, stieg man in eine Gondel und dann schwebten von dem Spiegel des Meeres melodische Klänge empor, welche den guten Cimarosa in Entzücken versetzten.
Zuweilen auch declamierte, stehend wie eine Sibylle des Alterthums, Eleonora Pimentele, während ihr langes schwarzes Haar über einer einfachen griechischen Tunica im Winde flatterte, Strophen, die an Pindar und Alkäos erinnerten.
Den nächstfolgenden Tag begann dieselbe Existenz mit derselben Pünktlichkeit wieder und nie war dieselbe durch etwas gestört oder getrübt worden.
Wie kam es daher, daß Luisa, welche der Chevalier, als er um zwei Uhr Morgens nach Hause gekommen, anscheinend so fest schlafend gefunden und die in der Regel um sieben Uhr aufzustehen pflegte, heute um neun Uhr noch nicht ihr Zimmer verlassen und die Zofe auf alle Fragen des Chevalier geantwortet hatte:
»Signora schläft und hat gebeten, daß man sie nicht wecken möge.«
Eben schlug es aber schon ein Viertel