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La San Felice Band 10. Александр Дюма
Читать онлайн.Название La San Felice Band 10
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dann hatte Michele sich discreterweise zurückgezogen, obschon es für ihn in Bezug auf das Gefühl, welches die beiden Liebenden gegen einander hegten, nichts Neues zu erfahren gab. Als aufmerksame Schildwache hatte er sich sodann in der Nähe der Thür niedergesetzt, um weitere Befehle von seiner Milchschwester oder von seinem Brigadechef zu erwarten.
Luisa hatte vergessen, daß Michele da war. Salvato welcher wußte, daß er auf seine Verschwiegenheit rechnen konnte, kümmerte sich nicht darum, und Luisa hatte, wie man sich erinnert, nachdem sie erst ihren Geliebten ohne nähere Erklärung zur Flucht aufgefordert ihm endlich Alles gestanden, ohne jedoch den Namen des Hauptes der Verschwörung zu nennen.
Michele aber kannte diesen Namen. Das Haupt der Verschwörung war, wie Luisa ihrem Geliebten selbst gestand, der junge Mann, der bis um zwei Uhr Morgens auf sie gewartet hatte; der ihr Haus erst um drei Uhr verlassen, und Giovannina hatte auf die Frage des jungen Lazzarone: »Was fehlt denn Luisa heute Morgen? Ist sie, seitdem ich vernünftig geworden, vielleicht närrisch geworden?« die furchtbare Bedeutung ihrer Antwort nicht verstehend gesagt: »Das weiß ich weiter nicht; sie ist so seit dem Besuche, welchen Signor André Backer ihr diese Nacht gemacht hat.«
Das Haupt der Verschwörung war sonach Signor André Backer, der Bankier des Königs, jener junge Mann, der so wahnsinnig in Luisa verliebt war.
Was war aber der Zweck dieser Verschwörung? Kein anderer, als in einer einzigen Nacht die sechs- bis achttausend Franzosen, welche Neapel besetzt hielten,und mit denselben zugleich alle ihre Anhänger zu ermorden.
Michele fühlte, wie er bei dem Gedanken an diese neue sicilische Vesper unter seiner schönen Uniform an allen Gliedern erzitterte.
Er war selbst ein Anhänger der Franzosen und zwar einer der eifrigsten. Demzufolge war er auch einer der Ersten, welche sich darauf gefaßt machen mußten, niedergemetzelt oder gehängt zu werden, denn es war ihm ja prophezeit, daß er Oberst und gehängt werden würde, und Oberst war er schon.
Wenn aber Nanno‘s Prophezeiung in Erfüllung gehen sollte, so lag Michele viel daran, daß es wenigstens so spät als möglich geschähe. Die Frist, welche ihm vom Donnerstag Mittag bis zur Nacht des Freitag gegeben war, schien ihm nicht lang genug zu sein.
Er glaubte deshalb, daß er kraft des Sprichwortes, daß es besser sei, den Teufel todtzuschlagen als sich von demselben todtschlagen zu lassen, keine Zeit zu verlieren habe, um sich gegen den Teufel zur Wehre zu setzen.
Es war ihm dies um so leichter, als sein Gewissen durchaus nicht durch die Zweifel bewegt ward, welche das Herz seiner Milchschwester beunruhigten. Ihm hatte mag keine vertrauliche Mittheilung gemacht; er hatte keinen Schwur geleistet.
Er hatte die Verschwörung erfahren, indem er an der Thür gehorcht hatte, ohne darauf ausgegangen zu sein.
Den Namen des Hauptes der Verschwörung errieth er, weil Giovannina es ihm gesagt, ohne ihm im mindesten Verschwiegenheit zu Pflicht zu machen.
Er war der Ansicht, daß er, wenn er die reaktionären Projecte der Herren Simon und André Backer sich verwirklichen ließe, in der That den Namen eines Narren verdienen würde, welchen man ihm seiner Meinung nach ohne triftigen Grund gegeben. Dagegen glaubte er, daß er in den Augen seiner Zeitgenossen sowohl als in denen der Nachwelt, ebenso wie Thales und Solon, den Namen eines Weisen verdienen würde, wenn er den Ausbruch der Gegenrevolution vereitelte und indem er das Leben zweier Menschen opferte, das von fünfundzwanzig bis dreißigtausend rettete.
Deshalb hatte er, ohne Zeit zu verlieren, das Zimmer neben dem, in welchem sich die beiden Liebenden befanden, verlassen und beim Fortgehen die Thür hinter sich geschlossen, so daß Niemand in das Zimmer treten konnte, ohne gehört zu werden.
Das Geräusch dieser sich schließenden Thier war es eben, was Luisa und Salvato beunruhigt, welche nach unruhiger geworden wären, wenn sie gewußt hätten, in welcher Absicht Michele der Narr, jetzt Michele der Weise, sich entfernt hatte.
Zweites Capitel.
Michele‘s Bedenklichkeiten
Als Michele das Stadthaus verlassen hattest sprang er in ein Calessino, dessen Kutscher er einen Ducaten versprach, wenn er binnen Dreiviertelstunden im Castellamare wäre.
Der Kutscher setzte sein Pferd sofort in Galopp.
Schon vor langer Zeit habe ich die Geschichte dieser unglücklichen gespenstischen Pferde erzählt, welche weiter nichts haben, als dem Athem und welche laufen wieder Wind.
In vierzig Minuten hatte das, welches den Wagen zog, in welchem Michele saß, den Raum zurückgelegt, welcher Salerno von Castellamare trennt.
Michele hatte, als er auf die Brücke gelangte und Giambardella seine Segel richten sah, um einen sich eben erhabenen Wind zu benutzen, anfangs die Idee, sich wieder an Bord dieser Barke zu begeben und mit derselben nach Neapel zurückzukehren.
Der Wind aber, welcher sich einmal gelegt hatte, konnte sich auch wieder legen, oder nachdem er ein erstes Mal von Südost nach Nordost umgesprungen war, zum zweiten Mal nach irgend einem anderen Punkt des Compasses umspringen, wo er ganz conträr ward, so daß man seine Zuflucht wieder zum Ruder nehmen mußte.
Alles dies wäre für einen Narren ganz vortrefflich gewesen, für einen Weisen aber war es viel zu gewagt. Deshalb beschloß er auf dem Landwege zu bleiben, und um schneller fortzukommen, die Entfernung in zwei Stationen zu theilen, von welchen die erste von Castellamare bis Portici, die zweite von Portici bis Neapel reichte.
Auf diese Weise und mittelst eines Ducatens für jede Station konnte er binnen weniger als zwei Stunden im Palast Angri sein.
Wir sagen im Palast Angri, weil Michele vor allen Dingen mit dem General Championnet zu sprechen wünschte.
Während er nämlich so mit Blitzesschnelle entlang rollte und sich dabei verzweifelt am Kopfe kratzte, fühlte er in seinem Gemüth allerhand Zweifel und Bedenklichkeiten erwachen.
Er war ein ehrlich-es, biederes Wesen und konnte sich nicht verhehlen, daß er im Begriffe stand, die Rolle eines Angebers zu spielen.
Ja; aber wenn er auch zum Angeber ward, so rettete er doch auch zugleich die Republik.
Er war deshalb so ziemlich, ja sogar ganz entschlossen, das Complott zu denunciren und nur noch unschlüssig in Bezug auf die Art und Weise, wie dies geschehen sollte.
Wenn er den General Championnet aufsuchte und denselben zu Rathe zog wie einen Beichtvater in einer Gewissenssache, so stand er dann nach seiner Ansicht als ein Mensch da, welcher selbst in den Augen seiner Feinde für ein Muster von Redlichkeit galt.
Deshalb haben wir gesagt, daß er in weniger als zwei Stunden im Palast Angri sein konnte, anstatt zu sagen, daß er binnen weniger als zwei Stunden im Ministerium der Polizei hätte sein können.
Und in der That setzte er eine Stunde fünfzig Minuten, nachdem er Castellamare verlassen, den Fuß auf die erste Stufe der Treppe des Palastes Angri.
Bei der Schildwache erkundigte er sich; ob der General Championnet zu Hause wäre, und die Antwort lautete bejahend.
Im Vorzimmer aber sagte ihm der hier befindliche Ordonnanzsoldat, daß der General Niemanden empfangen könne, weil er mit den Architecten beschäftigt sei, welchen ihm Entwürfe zu dem Grabmal Virgils vorgelegt hätten.
Michele antwortete, er käme in einer weit wichtigeren Angelegenheit, als das Grabmal Virgils sei, und er müsse, wenn nicht das größte Unglück daraus entstehen sollte, den General augenblicklich sprechen.
Alle Welt kannte Michele den Narren, alle Welt wußte, wie er durch Salvatos Vermittlung dem Tode entronnen, wie der General ihn zum Obersten gemacht und welchen Dienst er geleistet, indem er dem heiligen Januarius wohlbehalten eine Ehrengarde zugeführt.
Man wußte auch, daß der General leicht zugänglich war und man setzte ihn deshalb von dem Begehren des improvisirten Obersten in Kenntniß.
Der