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so bemerkte man sogar, dass er die Augen mit lächelndem Ausdruck nach dieser Seite warf. Im selben Augenblicke legte ihm der Henker den Strick um den Hals, packte ihn um die Mitte des Leibes und warf ihn von der Leiter. Sogleich ließ er sich an dem Stricke hinabgleiten und sein ganzes Gewicht auf den Schultern des Verurteilten lasten, während die Knechte, indem sie sich an seine Beine klammerten, an dem unteren Teile des Körpers lasteten; aber plötzlich riss der Strick, der nicht stark genug war, um diese vierfache Last zu tragen, und diese ganze ehrlose Gruppe, welche aus dem Henker, den Knechten und dem Opfer bestand, rollte auf das Schafott. Indessen erhob sich ein Mann zuerst wieder, es war Pascal Bruno, dessen Hände sich während der Hinrichtung von ihren Banden befreit hatten, und der sich in Mitte des Schweigens aufrichtete, indem er in der rechten Seite der Brust das Messer hatte, welches der Henker in der ganzen Länge seiner Klinge hineingestoßen hatte.

      – Elender! rief der Bandit aus, indem er sich an den Scharfrichter wandte, Elender! Du bist weder würdig Henker, noch Bandit zu sein, Du verstehst weder zu hängen, noch zu morden! . . .

      Bei diesen Worten riss er das Messer aus der rechten Seite, stieß es in die linke Seite und sank tot zu Boden.

      Nun entstand ein lautes Geschrei und ein großes Getümmel in dieser Menschenmenge, die einen entflohen von dem Platze, die andern stürzten auf das Schafott. Der Verurteilte wurde von den Büßern fortgetragen, und der Scharfrichter von dem Volke zerrissen.

      An dem Abend, welcher dieser Hinrichtung folgte, aß der Fürst von Carini bei dem Erzbischof von Montreal, während Gemma, welche in der heiligen Gesellschaft des Prälaten nicht empfangen werben konnte, in der Villa Carini blieb. Der Abend war prachtvoll, wie es der Morgen gewesen war. Von einem der Fenster des mit blauen Atlas behangenen Zimmers, in welchem wir den ersten Auftritt unserer Geschichte eröffnet haben, erblickte man deutlich Alicudi, und hinter ihr wie einen auf dem Meere schwebenden Dunst, die Inseln Filicudi und Salina. Von dem andern Fenster aus übersah man den ganz mit Orangen, Granaten und Fichten bepflanzten Park, man erkannte zur Rechten, von seinem Fuße bis zu seinem Gipfel, den Berg Pellegrino, und die Aussicht konnte sich zur Linken bis nach Montreal erstrecken. An diesem Fenster blieb die schöne Gräfin Gemma von Castelnuovo lange, die Augen auf die ehemalige Residenz der Normannischen Könige geheftet, und indem sie in jedem Wagen, den sie nach Palermo hinabfahren sah, die Equipage des Vizekönigs zu erkennen suchte. Aber endlich hatte sich die Nacht immer dichter verbreitet, und da die entfernten Gegenstände allmählich verschwunden waren, so kehrte sie in das Zimmer zurück, schellte ihrer Kammerfrau, und, ermüdet wie sie von den Erschütterungen des Tages war, legte sie sich zu Bett, hierauf ließ sie aus Besorgnis, dass die Seeluft sie während ihres Schlafes erreiche, die Fenster verschließen, welche auf die Inseln gingen, und befahl, nur dasjenige halb offen zu lassen, das auf den Park führte, und durch welches eine ganz von Jasmin und Orangen duftende Luft in ihr Zimmer drang.

      Was den Fürsten anbelangt, so vermochte er sich erst sehr spät der artigen Aufmerksamkeit seines Wirtes zu entziehen, und es schlug elf Uhr auf der von Wilhelm dem Guten erbauten Kathedrale, als der Wagen des Vizekönigs ihn im Galopp seiner vier besten Pferde forttrug. Eine halbe Stunde genügte ihm, um nach Palermo zu gelangen, und in fünf Minuten legte er den Raum zurück, der sich zwischen der Stadt und der Villa erstreckt. Er fragte die Kammerfrau, wo Gemma wäre, und diese antwortete ihm, dass sich die Gräfin, welche sich ermüdet gefühlt, gegen zehn Uhr zu Bett gelegt hätte.

      Der Fürst ging rasch nach dem Zimmer seiner Geliebten hinauf, und wollte die Eingangstür öffnen, aber sie war von Innen verschlossen; nun ging er nach der geheimen Tür, welche auf der andern Seite des Bettes in den Alkoven Gemmas führte, machte diese Tür leise auf, um die reizende Schläferin nicht zu wecken, und blieb einen Augenblick lang stehen, um sie in dieser, so lieblichen und anmutigen Unordnung des Schlummers zu betrachten. Eine, von der Decke an drei Perlenschnüren herabhängende Alabasterlampe erleuchtete allein das Zimmer, und ihr Schein war der Art gedämpft, um nicht den Augen während des Schlummers wehe zu tun. Der Fürst neigte sich daher über das Bett, um besser zu sehen. Gemma lag mit fast ganz von der Decke entblößtem Busen, und um ihren Hals war die Boa geschlungen, welche durch ihre dunkle Farbe auf eine wundervolle Weise mit der Weiße ihrer Haut abstach. Der Fürst betrachtete einen Augenblick lang diese entzückende Statue, aber bald setzte ihn ihre Regungslosigkeit in Erstaunen; er neigte sich noch mehr, und sah, dass das Gesicht außerordentlich bleich war, er näherte sein Ohr dem Munde, und hörte kein Atemholen; er ergriff die Hand, und fühlte sie kalt; nun streckte er seinen Arm unter diesen geliebten Körper, um ihn sich zu nähern und ihn an seiner Brust wieder zu erwärmen, aber blitzschnell ließ er ihn wieder mit einem Schreie fürchterlichen Schauderns zurückfallen: der Kopf Gemmas hatte sich von ihren Schultern gelöst, und war auf den Fußboden gerollt.

      Am folgenden Tage fand man unter dem Fenster den Yatagan Ali’s.

      Bernhard.

      Eine Geschichte für Jäger

Aus dem Französischem übersetztvonWilhelm Ludwig WescheLeipzig, 1851Verlag von Christian Ernst Kollmann

      Das was ich erzählen will, ist weder eine Novelle, noch ein Roman, noch ein Drama, es ist ganz einfach eine Jugenderinnerung, eine jener Begebenheiten, wie sich deren täglich zutragen, und wenn die Erzählung irgend einen Anstrich annimmt, so wird es weder durch die Kunst des Erzählers, noch durch das Talent des Geschichtenschreibers, sondern durch den ausnahmsweisen Charakter des Mannes sein, welcher der Held desselben ist.

      Fangen wir damit an zu sagen, dass dieser Mann ganz einfach ein Forstaufseher war.

      Ich bin in Mitte eines schönen und wildreichen Waldes geboren. Mein Vater, ein großer Jäger, gab mir als kleines Kind eine Flinte in die Hände. Mit zwölf Jahren war ich schon ein vortrefflicher Wildschütz.

      Ich sage Wildschütz, weil ich gewöhnlich nur im Geheimen jagte, ich war nicht alt genug, um einen Jagdschein zu erlangen, ich war nicht wichtig genug, um von den Leuten eingeladen zu werden, welche ihn entbehren können, endlich hatte der Forstmeister von Villers-Cotterets, ein guter und vortrefflicher Mann, dessen Andenken ich eine unauslöschliche Erinnerung der Freundschaft bewahre, welche er für mich hatte, der mein Verwandter war und mich von ganzem Herzen liebte, weil er fand, dass es unendlich besser für meine Zukunft wäre, wenn ich die Georgica und de Viris erklärte, als Kaninchen im Lager, oder Rebhühner mit der Doppelflinte zu schießen, dieser hatte allen Forstaufsehern den Befehl erteilt, mich niemals ohne eine ausdrückliche Erlaubnis von seiner Hand auf ihren Revieren jagen zu lassen.

      Und das verhinderte indessen nicht, dass ich jagte, oder vielmehr, wie ich bemerkt, wilddiebte.

      Meine Mutter, welche die Ansichten des Forstmeisters in Bezug auf mich gänzlich teilte, und die außerdem beständig Unglücksfälle fürchtete, welche mir zustoßen könnten, hielt mein Gewehr unter Verschluss und gab es mir nur an den feierlichen Tagen, den Tagen besonderer Erlaubnis, an den Tagen, wo als Belohnung für die Arbeit der Woche Herr von Violaine, das war der Name des Forstmeisters, mir zu sagen kam: – Aufgebrochen, Dumas, auf den Weg, mein Freund, aber gewöhnen wir uns nicht daran, es ist nur für heute, und weil der Abbé mit Dir zufrieden ist. Ah! diese Tage waren mir große Festtage. Ich nahm meine Jagdtasche, schnallte meine langen Jagdgamaschen an, zog meine Zwillichjacke an, warf eine hübsche Jagdflinte, die ich von meinem Vater hatte, auf meine Schulter, und ging stolz unter dem Gebell unserer Meute und den Wünschen aller unserer Bekannten, welche uns von der Schwelle ihrer Türen aus vorüber kommen sahen und uns zuriefen: – Gute Jagt! mit den Jägern durch die ganze Stadt.

      Aber diese besondere Gunst ereignete sich kaum ein Mal monatlich, und es war sehr traurig, nur ein Mal unter dreißig Tagen zu jagen; ich hatte daher auch die neunundzwanzig andern Tage ein Mittel gefunden, an die Stelle meines eingeschlossenen Gewehres eine andere Waffe meiner Erfindung treten zu lassen. Das war eine lange Pistole aus den Zeiten Ludwigs XIV., zu der ich mir einen Kolben geschnitzt hatte. Wenn der Abend herbeigekommen, so steckte ich den Kolben in meine Tasche, den Lauf unter meine Jacke, und ging unschuldiger Weise, meinen Reif oder meinen Kreisel in der Hand, davon, da« mit man den mutwilligen Streich nicht argwöhnte, den ich vorhatte; dann, wenn ich außer dem Gesichtskreis war, ließ ich in irgend einem Winkel Kreisel oder Reif, erreichte in vollem Laufe den Saum des Waldes, legte mich auf den flachen Leib in das Gebüsch

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