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das Weib des Jakob d'Arc, von einer Tochter entbunden wurde.

      Am folgenden Tage wurde dieses Mädchen getauft, und erhielt den Namen Johanna. Der Priester, welcher sie taufte, hieß Nynet. Sie hatte zwei Paten und zwei Patinnen. Ihre zwei Paten hießen Johann Barrent und Johann Lingue, und ihre zwei Patinnen Johanna und Agnes.

      Ungeachtet aller Zeichen der Vorbestimmung, die bei ihrer Geburt sich kund gaben, verfloss Johanna's Kindheit wie jene der übrigen Kinder; als sie das Alter von sieben Jahren erreicht hatte, verwendeten sie ihre Eltern, wie es bei Landleuten gebräuchlich ist, zur Hütung ihrer Heerde; ein Umstand, den man anfangs nicht beachtete, aber späterhin bemerkte, war: dass nie ein Schaf oder Hammel Johanna's sich verirrte. Wenn irgend ein Lamm sich verlief, brauchte sie ihm bloß bei dem Namen zu rufen, den sie ihm zu geben pflegte, und das Lamm kehrte sogleich zurück. Wenn der Wolf aus dem Walde hervorbrach, brauchte sie ihm bloß mit ihrem Schäferstabe entgegen zu gehen, mit einem einfachen Baumzweige, oder auch nur mit einer Blume, und der Wolf trabte auf der Stelle in den Wald zurück, aus dem er gekommen war. Endlich ereignete sich, so lange sie im väterlichen Hause war, nie das mindeste Unglück darin, und war die erbliche Hütte Zeugin irgend eines Unfalles, so erinnerte man sich späterhin, dass dieser Unfall immer wahrend der Abwesenheit Johanna's eintrat. Johanna erreichte so das Alter von zwölf Jahren, und der Segen Gottes folgte ihren Schritten, aber ohne dass irgend etwas von der Zukunft sich ihr kund gab, für welche sie bestimmt war.

      Eines Tages, da sie auf einer zwischen Domremy und Neuschâteau gelegenen Wiese mit mehreren von ihren Gefährtinnen die Heerden hütete, machten die jungen Mädchen den Vorschlag, gemeinschaftlich einen Blumenstrauß zu binden, und wenn er fertig sein würde, ihn zum Preise eines Wettlaufes unter ihnen zu bestimmen. Johanna nahm den Vorschlag an, und wirkte mit den Uebrigen zur Vollendung des Blumenstraußes mit, dann gelobte sie ihn in dem Momente des Fortlaufens, um zu erfahren, wer ihn gewänne, der heiligen Katharina, mit dem Versprechen, denselben auf ihren Altar zu legen, wenn er in ihren Besitz käme; kaum hatte sie dieses Gelübde getan, als das Zeichen zum Aufbruch gegeben wurde, und die jungen Mädchen wie ein Schwarm von Turteltauben dahinstoben; aber bald überflügelte Johanna alle ihre jungen Freundinnen, und zwar mit einer solchen Schnelligkeit, dass ihre Füße kaum den Boden berührten, und jene, die ihr zunächst folgte, nach einer Strecke von hundert Schritten, ganz entmuthigt, mit dem Ausrufe stehen blieb:

      »Hannchen! Hannchen! Du läufst nicht auf dem Boden, wie wir, Du stiegst durch die Luft, wie ein Vogel.«

      »In der Tat fühlte sich das junge Mädchen, ohne zu wissen, warum und wie, emporgehoben, wie dies bisweilen in einem Traume geschieht, und immer so über den Boden hinstreichend, gelangte sie an das Ziel, und raffte den Blumenstrauß auf; doch da sie den Kopf emporhob, stand ein schöner junger Mann da, den sie nicht gesehen hatte, schaute sie lächelnd an, und sagte zu ihr:

      »Johanna, lauft schnell nach Hause, denn Eure Mutter bedarf Eurer.«

      Johanna, in der Meinung, dass dieser junge Mann irgend ein Bursche aus Neuschâteau sei, den ihre Mutter oder ihre Brüder mit diesem Auftrage zu ihr schickten, ließ ihre Heerde unter der Obhut von einer ihrer Gefährtinnen, und machte sich eilig auf den Weg nach Hause; aber auf der Schwelle angekommen, fragte ihre Mutter sie, warum sie vor der gewöhnlichen Zeit zurückkehre, und woher sie komme, und warum sie so ihre Heerde verlasse.

      »Habt Ihr mir nicht gerufen?« fragte Johanna.

      »Nein,« antwortete die Mutter.

      Hierauf legte Johanna ihren Blumenstrauß vor dem Altare der heiligen Katharina nieder, und kehrte wieder durch den Garten ihres Hauses zurück, um nicht die ganze Straße entlang gehen zu müssen, und um so den Weg durch Abschneiden kürzer zu machen; aber im Garten angekommen, hörte sie eine Stimme zur Rechten, von der Kirche her; Johanna hob den Kopf empor, und sah eine leuchtende Wolke; die Stimme kam aus dieser Wolke, und sprach:

      »Johanna, Du bist geboren, um wunderbare Dinge zu verrichten, denn Du bist die vom Herrn zur Wiedereinsetzung des Königs Karl auserwählte Jungfrau; als Mann gekleidet, wirst Du die Waffen ergreifen, Kriegsanführer sein, und Alles im Königreiche wird nach Deinem Rathe geschehen.«

      Nachdem die Stimme diese Worte gesprochen hatte, hörte sie auf, sich vernehmen zu lassen, die Wolke verschwand, und das junge Mädchen blieb still und unbeweglich, über ein solches Wunder erschrocken.

      Späterhin, und nach Johanna's Vollzuge ihrer Mission bemerkte man, dass sie diese erste Erscheinung am 17. August 1424 gehabt hatte, nämlich gerade am Tage der Schlacht von Verneuil, in welcher gefallen waren: der Graf von Douglas, Herr Jakob, sein Sohn, der Graf von Buchan, der Graf von Aumale, Johann von Harcourt, der Graf von Tonnere, der Graf von Bentadour, der Herr von Roche-Baron, der Herr von Samaches, und so viele andere edle und loyale Ritter, dass man diese Schlacht für den Adel Frankreichs eben so verhängnisvoll hielt, als es jene von Crécy, von Poitiers und Azincourt gewesen waren.

      Indessen erholte sich Johanna wieder, und schlug wieder den Weg nach der Wiese ein, an ihre Heerde denkend, die sie allein gelassen: ihre Heerde hatte sich von selbst geschart, und wartete vereinigt unter einem schöne n Maibaume auf sie, den man den Baum der Damen oder den Baum der Feen nannte, weil Bauern, die bisweilen bei Nacht heimkehrten, daselbst lange weiße Gestalten tanzen gesehen zu haben behaupteten, welche jedes mal, wenn man sich ihnen näherte, in der Luft zerstoben, oder im Nebel verschwammen. Eine von Johanna's Tanten gehörte ebenfalls zu jenen, die daselbst ähnliche Erscheinungen getroffen zu haben vorgaben; aber obgleich Johanna oft dort mit ihre n jungen Freundinnen tanzte, und vorzüglich sang, hatte sie für ihre Person nie etwas dergleichen gesehen. Dieser Baum stand einem Walde gegenüber, den man den Wald Chenu hieß, und neben einer Quelle, wohin arme fieberkranke Leute in großer Zahl kamen: dieser Baum, einer der schönsten,, die man sehen konnte, und der eine große Berühmtheit allen diesen Erzählungen verdankte, gehörte dem Herrn Peter von Bolemont, Seigneur von Domremy..

      Johanna blieb den ganzen Tag in der Umgebung dieses Baumes, den sie sehr liebte, Kronen flechtend zu Ehren der heiligen Katharina und der heiligen Margareth, denen sie eine große Andacht weihte, und Kronen an die Aeste dieses Baumes hängend; brach dann der Abend an, so führte sie ihre Heerde wieder nach Hause.

      Da Johanna mit zwölf Jahren groß zu werden begann, und zudem schlank und gut gewachsen war, beschlossen ihre Eltern, sie nicht mehr auf das Feld zu schicken, und dass ihr Bruder Peter, ein Jahr jünger als sie, fortan statt ihrer die Heerde hüten solle; man lehrte sie dann die verschiedenen Nadelarbeiten, die sich für eine Frauensperson schicken, und es gelang ihr bald, hierin eben so geschickt zu sein, als die geschickteste Hausfrau des Dorfes.

      Die Erinnerung an das Abenteuer im Garten, tauchte jedoch zehnmal des Tages wieder in ihrem Innern auf, und der Klang jener von ihr gehörten wunderbaren Stimme, schlug unablässig an ihr Ohr. An einem Sonntage, da sie nach Entfernung Aller in der Kirche geblieben war, in ihr Gebet versunken, vernahm sie plötzlich die nämliche Stimme, welche ihr bei ihrem Namen rief; sie schaute empor, und es dünkte ihr, das Gewölbe der Kirche habe sich aufgetan, um eine schöne goldene Wolke hereinschweben zu lassen, und mitten in dieser Wolke sah sie einen jungen Mann, den sie für denjenigen erkannte, der mit ihr auf der Wiese sprach; aber da er diesmal lange weiße Flügel an den Schultern trug, begriff sie, dass er ein Engel sei, fühlte sich ganz erfreut ob diesem Anblicke, und fragte ihn sanft:

      »Monseigneur, habt Ihr mir gerufen?«

      »Ja, Johanna,« antwortete der Engel, »ich

      »Was wollt Ihr von Eurer Magd?« fragte Johanna.

      »Johanna,« versetzte der schöne junge Mann, »ich bin der Erzengel Michael, und ich komme im Namen des Königs des Himmels, um Dir zu sagen, dass er Dich unter den Frauenspersonen auserwählt hat, um das Königreich Frankreich von der Gefahr zu befreien, die es bedroht.«

      »Und was kann ich hierzu tun, ich arme Schäferin auf den Feldern?« fragte Johanna.

      »Bleibe immer ein sittsames Kind, wie Du es bisher warst,« entgegnete der Engel, »und wenn die Zeit gekommen sein wird, werden wir es Dir sagen, die heilige Katharina, die heilige Margareth, und ich; denn Beide haben eine wunderbare Freundschaft zu Dir gefasst, zur Belohnung der großen Andacht, die Du ihnen weihst.«

      »Der Wille Gottes geschehe,« erwiderte

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