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Johanna dArc die Jungfrau von Orleans. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Johanna dArc die Jungfrau von Orleans
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Und bei allem dem, Weib, siehst Du Wohl, dass Jedermann über sie lacht, und selbst mein Bruder, der ihr Oheim ist. Es ist kein Segen in einer Familie, wenn sie derlei Sehende zählt, die man bald für Verrückte und bald für Propheten zu halten versucht wird.«
»Deiner Ansicht unbeschadet, mein Vater,« bemerkte Peter, »Johanna ist geeignet, den Segen des Herrn in jede Familie zu bringen, der sie angehören würde, wär's auch die Familie eines Königs.«
»Kind,« sagte Jakob, »nimm ein Beispiel an Deinen Brüdern, die kein Wort reden, obgleich sie älter sind, als Du, und die Männer und Greise sprechen lassen.«
»Ich schweige, mein Vater,« antwortete ehrerbietig der junge Mensch.
Inzwischen näherte sich das junge Mädchen, welches der Gegenstand des Gespräches war, langsam und ernst; es war ein schönes Kind von kaum siebzehn Jahren, groß, geschmeidig und gut gebaut, und dessen Gang etwas Ruhiges und Zuversichtliches hatte, das nicht der Erde angehörte; es war mit einem langen Rocke von azurblauer Wolle angetan, jenen Röcken gleich, in welche Beato Angelico die göttlichen Formen seiner Engel hüllt, und den an der Taille ein Strick von der nämlichen Farbe gürtet; es trug auf seinem Kopfe eine Art von Mütze von gleichem Stoffe, wie der Rock, das Ganze ohne irgend eine Verzierung von Silber oder Gold, und doch schien sie mit ihren schwarzen Augen, ihren blonden Haaren und ihrem blassen Teint, obwohl die Einfachste von Allen, die Gebieterin der jungen Mädchen des Dorfes.
Jeder von den Sprechenden, die wir so eben auf den Schauplatz brachten, sah das junge Mädchen mit einem verschiedenen Ausdrucke der Physiognomie sich nähern: Meister Durand, mit jenem unsern Bauern so eigentümlichen schalkhaften Lächeln; Jakob, mit jener Ungeduld des Mannes, der eine Gelegenheit finden mochte, sich zu ärgern,, und sie vergebens sucht; die Mutter, mit jener schweigenden und beschützenden Besorgnis, mit welcher Gott selbst die Weibchen der Tiere begabte; die Beiden älteren Brüder, mit Unbekümmertheit; die Schwester, mit jener Lustigkeit, welche bewies, dass sie in dem so eben statt gefundenen kleinen Zwiste nichts sehr Ernstes gesehen hatte., und Peter, mit jener Ehrerbietung, die er nicht nur für seine ältere Schwester fühlen musste, sondern die er auch für eine Heilige gefühlt hätte. Das junge Mädchen näherte sich immer ihrer Familie, aber ihre unbestimmten, obgleich auf diese viel geliebte Gruppe gehefteten Blicke, verkündeten sichtbar, dass die ihrem Leibe mitgeteilte Bewegung ganz maschinenmäßig war, und die Augen der Seele, den Augen des Leibes die Sorge überlassend, sie zu geleiten, anderswohin schauten.
»Sei willkommen, Nichte Johanna,« sagte Meister Durand; »wir Alle wissen nicht, wie wir es anstellen sollen, um zu erfahren, wer jener Ritter ist, und Dein Bruder Peter da behauptet, dass Du, wenn Du so gütig sein möchtest, es uns sagen könntest.«
»Welcher Ritter?' fragte Johanna.
»Jener, der in die Kirche hineingegangen ist,« antwortete Durand.
»Ich Hab' ihn nicht gesehen,« versetzte Johanna.
»Wenn Du ihn nicht gesehen hast,« fuhr der Fragende fort, »so hast Du ihn wenigstens hören müssen, denn er machte mit seinem Panzerhemd und mit seinen eisernen Sandalen ein so großes Geräusch, dass selbst de» Priester sich umwendete, um zu wissen, wer so eintrat.«
»Ich Hab' ihn nicht gehört,« sagte Johanna.
»Wenn Du ihn weder gesehen noch gehört hast,« äußerte Jakob in übler Laune, »was Tatest Du dann, und an was dachtest Du also?«
»Ich verrichtete mein Gebet, und dachte an mein, Seelenheil,« antwortete Johanna sanft.
»Nun denn, wenn Du ihn nicht gesehen hast, so schau, denn da kommt er,« entgegnete Durand, indem « ihr mit dem Finger den Ritter wies, der in diesem Momente auf der Türschwelle erschien.
»Er ist's!« rief Johanna aus, indem sie blässer als gewöhnlich wurde, und sich auf die Arme ihres jungen Bruders stützte, wie wenn sie fühlte, dass ihre Beine sie nicht mehr tragen wollten.
»Wer er?« fragte Jakob mit einem mit Unruhe gemischten Erstaunen.
»Der Capitain Robert von Beaudricourt,« antwortete Johanna.
»Und wer ist dieser Capitain Robert von Beaudricourt?« fragte Jakob immer erstaunter.
»Ein tapferer Ritter,« versetzte Johanna, »der zur Partei des edlen Dauphin Karl hält, in der Stadt Vaucouleurs.«
»Und wer hat Euch alle diese sauberen Sachen gesagt, Plaudertasche, die Ihr seid?« rief Jakob aus, der seinen Zorn nicht mehr bewältigen konnte.
»Er ist's!« entgegnete Johanna; »dies ist Alles, was ich Euch sagen kann, mein Vater; denn jene, die es mir gesagt haben, können sich nicht täuschen.«
»Meiner Treue,« äußerte Meister Durand, »ich will es genau wissen; und wenn dieses Kind die Wahrheit gesagt hat, so will ich mit verbundenen Augen Alles glauben, was ihr fortan belieben wird, mir zu erzählen.«
Bei diesen Worten verließ Meister Durand die Gruppe, an welcher er Theil nahm, und ging, seinen Hut in die Hand nehmend, auf den Ritter zu, der so eben wie» der de n Zügel aus den Händen seines Pagen genommen hatte, und zu Pferd zu steigen sich anschickte. Als der Ritter nun sah, dass dieser Bauer in der offenbaren Absicht ihm sich näherte, mit ihm zu sprechen, stützte er den Arm auf den Sattelknopf, kreuzte ein Bein über das andere, und wartete.
»Herr Ritter,« sagte dann Meister Durand mit der schmeichelndsten Stimme, die ihm zu Gebote stand, »wenn es wahr ist, wie Jemand so eben sagte, dass Ihr der tapfere Capitain Robert von Beaudricourt seid, von dem wir so rühmlich sprechen hörten, so hoffe ich, dass Ihr einem armen Bauer, der aus Herzensgrunde Armagnac ist, die Frage verzeihen werdet, ob Ihr nicht aus der Gegend der Loire kommt, und ob Ihr uns nicht irgend eine gute Nachricht von unserm Herrn, dem Könige Karl dem Siebenten, geben könntet?«
»Mein Freund,« antwortete der Ritter mit einem leutseligeren Tone, als dessen der Adel gewöhnlich sich zu bedienen pflegte, um mit diesem Schlage von Leuten zu reden, »ich bin wirklich der Capitain Robert von Beaudricourt, und jener, der Dir meinen Namen sagte, täuschte Dich nicht. Was die Nachrichten vom Könige, betrifft, so sind sie unbedeutend, denn mit den Sachen geht es täglich schlimmer in dem armen Königreiche Frankreich, seit dem Treffen an der Brücke von Montereau.«
»Und doch, um Vergebung, Herr, wenn ein so armer Mann, wie ich, von so hohen Personen spricht,« fuhr Meister Durand fort, durch den Ton des Ritters kühn geworden, »aber es dünkt mir, dass Alles besser ging, seitdem der Herr Connetabel Arthur von Richemont, dem Herrn von Beaulieu sein Recht widerfahren ließ, und in die Umgebung unseres viel geliebten Königs den Herrn Georg de la Trémoille brachte.«
»Ach! ganz im Gegenteil, und Ihr bedürft wirklich sehr der Nachrichten, mein Freund, wenn Ihr hiewegen mehr noch nicht wisst, als dies,« versetzte der Ritter, den Kopf schüttelnd; »der Herr de la Trémoille hat Ärgeres getan, als der Herr von Beaulieu; denn kaum war er in Gunst gestanden, als er sie benützte, um den Connetabel zu entfernen, und den König so zu Hintergehen, dass, Gott verzeihe es ihm, Monseigneur Karl nur noch durch die Augen seines Günstlings sieht, so zwar, dass bei ihm nur mehr Tanneguy Duchâtel, der Präsident Houret, und der Meister Michel le Massen bleiben, die Dreifaltigkeit des Teufels, die ihn geraden Weges in die Hölle führt.«
»Aber ich glaubte,« erwiderte Durand, der sich nach und nach vom ganzen Dorfe umgeben sah, und auf die leutselige Art ganz stolz war, auf welche der Ritter mit ihm sprach, »ich glaubte, dass der König von Schottland versprochen hatte, seinen Vetter Johann Stuart mit einer beträchtlichen Anzahl Schotten nach Frankreich zu schicken, um den braven Capitainen zu Hilfe zu kommen, die, wie Ihr, weder Engländer, noch Burgunder geworden sind, und noch das Feld behaupten.«
»Schotten, Engländer, Irländer,« murmelte Herr Robert von Beaudricourt, »sind Alle Hunde, aus dem nämlichen Hundestall hervorgehend, und, wie