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um mich zu unterhalten! Alle Welt kann Sie lesen. aber es ist nicht aller Welt gegeben, Sie zu hören.«

      »Sie wollen mich bei der Eigenliebe fassen.«

      »Ich will Sie überhaupt nicht fassen.«

      »Da wollen wir uns nicht mit mir beschäftigen. Sie sind dramatische Künstlerin, Sie sind Ungarin von Geburt. Sie heißen Madame Lilla Bulyowsky, Sie haben einen Gatten. den Sie lieben, ein Kind, welches Sie anbeten,. und Sie kommen nach Paris um mich zu sehen.«

      »Fürs Erste.«

      »Sehr gut, und nach mir?«

      »Alles, was man in Paris sehen kann.«

      »Und wer wird Ihnen Alles zeigen. was man in Paris sehen kann?«

      »Sie. wenn Sie wollen.«

      »Sie wissen, daß man uns nicht dreimal bei einander sehen darf, ohne Eins zu sagen.«

      »Was denn?«

      »Daß Sie meine Geliebte sind.«

      »Was macht das?«

      »Vortrefflich.«

      »Ohne Zweifel vortrefflich; die, welche mich kennen, werden das Gegentheil wissen, und was die betrifft, welche mich nicht kennen, was liegt mir daran, was sie sagen?«

      »Sie sind philosophisch.«

      »Nein. ich bin logisch; ich bin fünfundzwanzig Jahre alt; man hat mir so oft gesagt. daß ich hübsch sei, daß ich gedacht habe, es sei ebenso gut, es zu glauben, während es wahr sei, als wenn es nicht mehr wahr sei. Sie werden doch nicht glauben, daß ich Pesth verlassen habe, um ganz allein, selbst ohne eine Kammerjungfer nach Paris zu kommen, mit der Ueberzeugung, daß man nicht versuchen werde, mich zu verleumden?l Das hat mich nicht zurückgehalten, man verleumde, man verkleinere, besonders meine Kunst.«

      »Da ist also Ihre Reise nach Paris eine Kunstangelegenheit?«

      »Nichts Anderes; ich habe Ihre großen Dichter sehen wollen, um zu wissen, ob sie den unsrigen gleichen, und Ihre großen dramatischen Künstler, um zu erfahren, ob ich ihnen etwas ablernen könnte; da habe ich Saphir um einen Brief an Sie gebeten, er hat ihn mir gegebene, und da bin ich. Haben Sie mir einige Stunden zu widmen?«

      »Alle Stunden. die Sie wollen.«

      »Nun, ich werde einen Monat in Paris bleiben, habe hier sechstausend Franken theils zu meinen Einkäufen, theils zu meinen Vergnügungen auszugeben, und tausend Franken, um nach Pesth zurückzukehren. Stellen Sie sich vor, daß Saphir Ihnen einen Studenten aus Leipzig oder Heidelberg anstatt einer dramatischen Künstlerin von dem Theater in Pesth zugeschickt hätte, und richten Sie sich darnach ein.«

      »Da werden Sie also mit mir zu Mittag speisen?«

      »Jedes mal wenn Sie frei sind.«

      »An diesen Tagen werden wir in’s Schauspiel gehen.«

      »Sehr gut.«

      »Bestehen Sie darauf, daß noch eine dritte Person uns begleite?«

      »Durchaus nicht.«

      »Und es wird Ihnen gleichgültig sein, was man sagen mag?«

      »Wenn Sie Saphirs Brief gelesen hätten, würden Sie gesehen haben, daß er diesem Kapitel einen ganzen Paragraphen gewidmet hat.«

      »Ich werde Saphirs Brief lesen.«

      »Wann denn?«

      »Wenn Sie fort sind.«

      »Dann geben Sie mir zwei oder drei Empfehlungsbriefe, und ich gehe; an Lamartine, an Alphonse Karr und an Ihren Sohn. Da fällt mir ein, ich habe seine Kamelien-Dame gespielt.«

      »An meinen Sohn? Es ist unnöthig,. Ihnen einen Brief an ihn zu geben; wenn Sie wollen, werden wir morgen mit einander zu Mittag speisen.«

      »Ich will es freilich. Endlich an Madame Doche, denn man hat mir gesagt, daß sie in der Kamelien-Dame bezaubernd ist.«

      »Madame Doche wird mit uns zu Mittag speisen und es übernehmen, Sie irgend wohin zu führen.«

      »Wohin denn?«

      »Wohin sie will. Man muß in dieser Welt auch etwas dem Zufall überlassen.«

      »Sie müssen mir eines Tages Ihre Geschichte mit meiner Landsmännin erzählen.«

      »Wenn es Ihnen Vergnügen macht –«

      »Ja.«

      »Wann?«

      »Wenn ich es von Ihnen verlangen werde.«

      »Vortrefflich.«

      »Nun, meine Briefe. Sie müssen wissen, daß ich seit sechs Jahren spare, um nach Paris zu reisen; ich werde wahrscheinlich nicht wieder hierher kommen, und ich habe keine Zeit zu verlieren.«

      Ich stieg zu meinem. Bureau hinunter und schrieb die zwei oder drei Briefe. um die mich Madame Bulyowsky gebeten hatte; dann ging ich wieder hinauf und gab sie ihr.

      Ich wollte ihr die Hand küssen, als sie mich ohne Weiteres auf beide Wangen küßte.

      »Habe ich Ihnen nicht angekündigt, daß Sie es mit einem Leipziger oder Heidelberger Studenten zu thun hätten?«

      »Ja.«

      »Nun also, nach deutscher Sitte: entweder den Händedruck oder die Umarmung.«

      »Ich ziehe die Umarmung vor. In Frankreich hat man ein Sprichwort, welches sagt, von einer schlechten Zahlung muß man so viel nehmen wie man kann. Also auf morgen zur Mittagstafel.«

      »Auf morgen zur Mittagstafel. Wo?«

      »Hier.«

      »Um welche Stunde?«

      »Um sechs Uhr.«

      »Um sechs, sehr gut; wenn ich einige Minuten später komme, muß man es mir nicht übel nehmen.«

      »Ebenso, wenn Sie einige Minuten früher kommen, muß man Ihnen nicht dankbar dafür sein?«

      »Nein, ich bin gern bei Ihnen, und wenn ich früher komme, geschieht es zu meiner eigenen Genugthuung; auf morgen also.«

      Und sie stieg leicht die Treppen hinunter; auf dem Treppenabsatze wendete sie sich noch einmal um und warf mir ein letztes Zeichen der Freundschaft zu.

      An der Thür meines Arbeitscabinets fand ich Monsieur Theodor mit blinzelnden Augen und lächelndem Munde.

      »Nun sehen Sie doch, mein Herr, daß ich nicht so einfältig bin, wie Sie immer sagen?«

      »Nein.« versetzte ich,. »aber Du bist noch viel dummer, als ich es glaubte.«

      Mit diesen Worten trat ich wieder in mein Kabinett und ließ ihn ganz bestürzt zurück.

      II

      Einen Monat lang speiste ich wöchentlich zwei- oder dreimal mit Madame Bulyowsky zu Mittag und zwei- oder dreimal wöchentlich führte ich sie ins Schauspiel.

      Ich muß sagen. daß unsere Sterne sie wenig blendeten. mit Ausnahme der Rachel.

      Madame Ristori war nicht in Paris.

      Eines Morgens kam sie zu mir.

      »Ich reise morgen ab.« sagte sie.

      »Warum reisen Sie morgen ab?«

      »Weil ich nur noch gerade so viel Geld übrig habe, um nach Pesth zurückzukehren.«

      »Wollen Sie welches?«

      »Nein. ich habe in Paris Alles gesehen. was ich dort sehen wollte.«

      »Wie viel haben Sie denn noch übrig?«

      »Tausend Franken.«

      »Sie werden nicht halb so viel gebrauchen.«

      »Doch, denn ich reise nicht direct nach Wien,«

      »Sagen Sie mir Ihre Reiseroute.«

      »Also: ich gehe nach Brüssel, nach Spaa, nach Köln, ich fahre den Rhein hinaus bis Mainz und reise von dort

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