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und mich den Leuten des Hauses zu zeigen. Ich erschien, leider ohne Mühe, sehr unruhig über den Grafen und meinen Mann. Ich schickte Alle aus, um zuerst im Louvre, sodann bei sämtlichen Freunden des Herrn Grafen von Montgommery, und endlich bei seinen einfachen Bekannten Erkundigungen einzuziehen. Frau von Poitiers antwortete, sie habe ihn nicht gesehen, und Herr von Montmorency er wisse nicht, warum man ihn belästige.

      »So wurde jeder Verdacht von mir entfernt, was Perrot wollte, und seine Mörder konnten glauben, ihr Geheimniß wäre im Kerker des Herrn und im Grabe des Stallmeisters begraben.

      »Als die Diener auf einige Zeit entfernt waren und ich Euch, gnädiger Herr Gabriel, einem derselben anvertraut hatte, stieg ich wieder zu meinem armen Perrot hinauf, der muthig in seiner Erzählung fortfuhr.

      »Gegen Mittag schienen sich die furchtbaren Schmerzen die er bis dahin ausgestanden hatte, ein wenig zu legen. Er sprach leichter und mit einer gewissen Belebtheit. Als ich mich hierüber freute, sagte er traurig lächelnd:

      »Diese scheinbare Besserung ist das Fieber, das ich Dir angekündigt. Doch Gott sei Dank! das gräßliche Gewebe ist vor Dir enthüllt. Du weißt nun, was Gott und die drei Mörder allein wußten, und Deine treue, feste, muthige Seele wird, dessen bin ich sicher, dieses blutige Geheimniß bis zu dem Tage bewahren, wo es, wie ich hoffe, Dir gestattet ist, es demjenigen zu enthüllen, welcher ein Recht darauf hat. Du hast den Schwur gehört, den Herr von Montgommery von mir forderte. Du wirst mir diesen Schwur wiederholen, Aloyse. So lange es für Gabriel gefährlich sein wird, seinen Vater am Leben zu wissen, so lange die drei allmächtigen Feinde, die meinen Herrn getödtet haben, vom Zorn Gottes in dieser Welt gelassen werden, schweigst Du, Aloyse schwöre dies Deinem sterbenden Gatten.«

      »Weinend schwur ich und an diesem heiligen Schwur bin ich zur Verrätherin geworden, gnädiger Herr, denn mächtiger und furchtbarer als je, leben Eure drei Feinde immer noch.

      »Doch Ihr solltet sterben, und wenn Ihr von meiner Offenbarung mit Weisheit und Vorsicht Gebrauch machen wollt, kann das, was Euch Verderben sollte, Euch und Euren Vater retten. Wiederholt mir doch, gnädiger Herr, daß ich kein unverzeihliches Verbrechen begangen habe, und daß der Absicht wegen Gott und mein lieber Perrot mir meinen Meineid vergeben können.«

      »Ja, an Allem dem ist kein Eidbruch, fromme Frau,« erwiderte Gabriel, »und Dein ganzes Benehmen ist nur Ergebenheit und Heldenmuth. Doch vollendet! vollendet!«

      »Perrot,« fuhr Aloyse fort, fügte noch bei:

      »Bin ich nicht mehr, theure Frau, so wirst Du klug daran thun, dieses Haus zu schließen, die Diener zu entlassen, und mit Gabriel und unserem Kinde nach Montgommery zu gehen. Und selbst in Montgommery bewohne nicht das Schloß, ziehe Dich in unser kleines Haus zurück und bilde den Erben des edlen Grafen, wenn nicht gänzlich insgeheim, doch wenigstens ohne Gepränge und ohne Geräusch, so daß seine Freunde ihn kennen, und daß seine Feinde ihn vergessen. Alle unsere guten Leute dort, und der Verwalter und der Kaplan werden Dich in der großen Pflicht unterstützen, die Dir der Herr auferlegt. Es ist vielleicht besser, wenn Gabriel selbst bis zu seinem achtzehnten Jahre den Namen, den er führt, nicht kennt und nur weiß, daß er ein Edelmann ist. Du wirst es übrigens sehen. Unser würdiger Kaplan und der edle Herr von Vimoutiers, der natürliche Vormund des Kindes, werden Dir mit ihrem Rath beistehen, doch selbst vor diesen sichereren Freunden verbirg das, was ich Dir erzählt habe. Beschränke Dich darauf, ihnen zu sagen, Du fürchtest für Gabriel die mächtigen Feinde seines Vaters.«

      Perrot fügte noch verschiedene Warnungen bei, die er mir auf tausenderlei Art wiederholte, bis ihn wieder seine Leiden, verbunden mit nicht minder schmerzlichen Schwächen, heimsuchten, er benützte jedoch den kleinsten Augenblick der Ruhe, um mich zu ermuthigen und zu trösten.

      Er sagte mir auch und ließ mich Eines versprechen, was, ich muß es gestehen, nicht am wenigsten Energie von mir heischte, und mir nicht am wenigsten Martern bereitete.

      »Für Herrn von Montmorency,« sprach er, »liege ich im Kirchhof begraben. Ich muß also mit dem Grafen verschwunden sein. Fände sich hier eine Spur meiner Rückkehr, so wärest Du, Aloyse, verloren, und Gabriel vielleicht mit Dir! Doch Du hast einen starken Arm und ein muthiges Herz. Hast Du mir die Augen geschlossen, so raffe alle Kräfte Deiner Seele und Deines Leibes zusammen, erwarte Mitternacht, und sobald Jedermann hier nach der Anstrengung des Tages entschlummert ist, trage meinen Leichnam in das alte Grabgewölbe der Herren von Brissac, denen dieses Hotel einst gehörte. Niemand dringt mehr in diese verlassene Gruft, und Du findest den verrosteten Schlüssel dazu in der großen Kiste im Zimmer des Grafen. Ich werde somit ein geweihtes Grab haben, und obgleich ein einfacher Stallmeister unwürdig ist, unter so vielen vornehmen Herren zu ruhen, so gibt es doch nach dem Tode nur Christen, nicht wahr?«

      Da der arme Perrot einer Ohnmacht nahe war und darauf drang, daß ich ihm mein Wort gebe, so versprach ich ihm, was er wollte. Gegen Abend bemächtigte sich seiner das Delirium, dann folgten furchtbare Schmerzen. Ich zerschlug mir die Brust aus Verzweiflung, daß ich ihn nicht erleichtern konnte; doch er bedeutete mir durch ein Zeichen, es wäre Alles vergeblich.

      Vom Fieber und von gräßlichen Leiden verzehrt, sagte er zu mir:

      »Aloyse, gib mir zu trinken; nur einen Tropfen.«

      Ich hätte ihm in meiner Unwissenheit schon etwas geboten, um diesen glühenden Durst zu stillen, an dem er, wie er sagte, litt; doch er hatte mich immer zurückgewiesen. Ich holte daher eiligst ein Glas, das ich ihm reichte.

      Ehe er es nahm, sprach er zu mir:

      »Aloyse, einen letzten Kuß und ein letztes Gott befohlen! . . . und erinnere Dich, erinnere Dich!«

      Ich bedeckte sein Gesicht mit Küssen und Thränen. Er verlangte sodann von mir das Crucifix, hielt seine sterbenden Lippen auf die Nägel des Kreuzes Jesu und sprach nur noch:

      »O mein Gott! o mein Gott!«

      Nachdem er mir schwach und zum letzten Male die Hand gedrückt hatte, nahm er das Glas, das ich ihm bot. Er trank einen Mund voll, zuckte heftig auf und fiel auf sein Kopfkissen zurück.

      Er war todt.

      Den Rest des Abends brachte ich im Gebet und in Thränen hin. Doch ich wohnte wie gewöhnlich Eurem Schlafengehen bei, gnädiger Herr. Es wunderte sich indessen Niemand über meinen Schmerz. Die Bestürzung war allgemein im Haus, und die treuen Diener beweinten insgesamt den Grafen und ihren guten Kameraden Perrot.

      Gegen zwei Uhr Nachts ließ sich kein Geräusch mehr vernehmen, und ich allein wachte. Ich wusch das Blut ab, mit dem der Körper meines Mannes bedeckt war, ich hüllte ihn in ein Tuch, empfahl mich Gott, und trug die theure Last hinab, welche meinem Herzen noch schwerer war, als meinem Arm. Wenn meine Kräfte mich verließen, kniete ich zu dem Leichnam nieder und betete.

      Endlich, nach Verlauf einer ewig langen halben Stunde, gelangte ich zu der Thüre des Gewölbes. Als ich sie nicht ohne Mühe öffnete, löschte ein eisiger Winds meine Lampe aus und erstickte mich beinahe. Nichtsdestoweniger kam ich wieder zu mir, zündete meine Lampe abermals an und legte den Körper meines Gatten in ein offen und leer gebliebenes Grab, das seiner zu harren schien; dann, nachdem ich zum letzten Male sein Leichentuch geküßt hatte, ließ ich den schweren marmornen Deckel herabfallen, der mich für immer von dem theuren Gefährten meines Lebens trennte. Das Geräusch des Steines auf dem Stein verursachte mir einen solchen Schrecken, daß ich mir kaum Zeit ließ, die Thüre des Gewölbes wieder zu schließen, die Flucht ergriff, und erst in meinem Zimmer wieder anhielt, wo ich halbtodt auf einen Stuhl niedersank. Doch ich mußte vor Tag noch die blutigen Tücher verbrennen, welche mich hätten verraten können. Als der Morgen erschien, war mein hartes Geschäft beendigt, und es blieb nicht eine Spur von den Ereignissen des vorhergehenden Tages und der Nacht übrig. Ich hatte Alles mit der Sorgfalt einer Missethäterin vertilgt, welche auch nicht die entfernteste Erinnerung an ihr Verbrechen zurücklassen will.

      Nur hatte mich die so große Anstrengung erschöpft, und ich wurde krank. Doch es war meine Pflicht, für die zwei Waisen zu leben, welche die Vorsehung meinem Schutz allein anvertraut hatte, und ich lebte, gnädiger Herr.«

      »Arme Frau, arme Märtyrerin,« sprach Gabriel, Aloyse die Hand drückend.

      »Einen Monat nachher,« fuhr die Amme fort,

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