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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
Dann überzog plötzlich eine düstere Wolke, die Morgenröthe von Hoffnung in diesem Gehirne, das an das Unglück gewöhnt war und sich nur schwer in menschliche Freuden schicken konnte. Es entstand in ihm der Gedanke, dieses Geräusch werde durch einige Arbeiter verursacht, welche der Gouverneur zur Ausbesserung in einem benachbarten Zimmer verwende.
Er konnte sich leicht hiervon überzeugen; aber wie sollte er eine Frage wagen? Es war allerdings ganz einfach, die Erscheinung des Kerkermeisters abzuwarten, ihn das Geräusch hören zu lassen und seine Miene zu beobachten, wenn er es hörte. Aber hieß eine solche Befriedigung nicht die kostbarsten Interessen für einen kurzen Genuß verraten? Leider war der Kopf von Edmond eine leere Glocke, durch das Gesumme eines Gedankens betäubt; er war so schwach, daß sein Geist wie ein Dunst umherschwamm und sich nicht um einen Gedanken her verdichten konnte. Edmond fand nur ein Mittel seiner Überlegung Genauigkeit und seinem Urteil Klarheit zu geben: er wandte seine Augen nach der noch rauchenden Fleischbrühe, welche der Gefangenenwärter auf den Tisch gestellt hatte, stand auf, ging wankend bis zu derselben, nahm die Tasse, setzte sie an den Mund und schlürfte den Trank, den sie enthielt, mit einem unbeschreiblichen Gefühle des Wohlbehagens.
Dann hatte er den Mut. hierbei zu bleiben: er erinnerte sich, gehört zu haben, daß unglückliche Schiffbrüchige. welche man vor Hunger entkräftet gefunden hatte, daran gestorben waren, daß sie heißgierig eine zu substantielle Speise verschlangen. Edmond setzte das Brot auf den Tisch, das er bereits im Bereich seines Mundes hielt, und legte sich wieder nieder. Bald fühlte er, daß der Tag in sein Gehirn zurückkehrte. Alle seine schwankenden, beinahe unergreifbaren Ideen nahmen wieder ihren Platz auf dem wunderbaren Schachbrette ein, wo ein Feld mehr vielleicht genügt, um die Erhabenheit des Menschen über dem Tiere festzustellen. Er konnte denken und seine Gedanken mit der Vernunft befestigen.
Dann sagte er zu sich selbst:
»Man muß die Probe machen, aber ohne Jemand zu gefährden. Ist derjenige, dessen Geräusch ich vernehme, ein gewöhnlicher Arbeiter, so brauche ich nur an die Mauer zu schlagen, und er wird sogleich sein Geschäft einstellen und zu erraten suchen, wer der Schlagende ist und in welcher Absicht er schlägt. Da aber seine Arbeit nicht nur erlaubt, sondern sogar befohlen ist, so wird er sie alsbald wieder fortsetzen, ist er im Gegenteil ein Gefangener, so wird ihn der Lärmen, den ich mache, im Gegenteil erschrecken. Er wird befürchten, entdeckt zu werden, seine Arbeit aufgeben und erst am Abend, wenn er Jedermann eingeschlafen glaubt, von Neuem beginnen.«
Sogleich erhob sich Edmond zum zweiten Male. Dies Mal wankten seine Beine nicht mehr, und seine Augen waren nicht mehr geblendet. Er ging in eine Ecke seines Gefängnisses, machte einen durch die Feuchtigkeit unterhöhlten Stein los und schlug gerade an der Stelle, wo das Geräusch am Deutlichsten war, an die Mauer.
Er klopfte drei Mal.
Schon bei dem ersten Schlage hörte des Geräusch wie durch einen Zauber auf.
Edmond horchte mit seiner ganzen Seele. Eine Stunde verging, zwei Stunden vergingen, kein neues Geräusch ließ sich vernehmen. Edmond hatte auf der andern Seite der Wand ein vollkommenes Stillschweigen bewirkt.
Voll Hoffnung aß Edmond einige Bissen von seinem Brot, trank ein paar Schlucke Wasser, und bei der mächtigen Körperbeschaffenheit, mit der ihn die Natur begabt hatte, befand er sich beinahe wieder wie zuvor.
Der Tag verging, die Stille dauerte fort. Die Nacht kaum ohne daß das Geräusch wieder begonnen hatte.
»Es ist ein Gefangener,« sagte Edmond mit unbeschreiblicher Freude zu sich selbst.
Von dieser Zeit an entzündete sich sein Kopf, und das Leben kehrte mit voller Thätigkeit zurück.
Die Nacht ging vorüber, ohne daß sich der geringste Lärmen vernehmen ließ.
Edmond schloß die Augen in dieser Nacht nicht.
Der Tag erschien. Der Gefangenenwärter kam und brachte die gewöhnlichen Mundvorräthe. Edmond hatte die vorhergehenden bereits verschlungen; er verschlang auch die neuen, horchte unabläßig auf das Geräusch das nicht wieder kam, zitterte, es könnte für immer aufgehört haben, machte fünf bis sechs Meilen in seinem Kerker, rüttelte zwei Stunden lang an den eisernen Stangen seines Luftloches, gab seinen Gliedern durch eine Übung, welcher er längst entwöhnt war, die Elasticität und Stärke wieder, und schickte sich am Leib an Leib mit seinem Schicksale zu kämpfen, wie es seine Arme ausstreckend und seinen Körper mit Öl bestreichend der Ringer that, der die Arena betreten will. In den Zwischenräumen dieser fieberhaften Thätigkeit horchte er, ob das Geräusch nicht wiederkehrte, und er ärgerte sich über die Klugheit des Gefangenen, der nicht vermutete, daß er in seinem Befreiungswerke von einem anderen Gefangenen gestört worden war, welcher wenigstens eben so große Eile hatte, frei zu werden, als er selbst.
Es vergingen drei Tage, zwei und siebzig tödliche Stunden, Minute für Minute abgezählt.
Endlich eines Abends, als der Gefangenenwärter seinen letzten Besuch gemacht hatte, als Dantes zum hundertsten Male sein Ohr an die Wand hielt, schien es ihm, als ob eine unmerkliche Erschütterung dumpf in seinem Kopfe, den er mit den schweigenden Steinen in Verbindung gesetzt hatte, wiederklänge.
Dantes wich zurück, um sein erschüttertes Gehirn zu beschwichtigen. Er machte einige Schritte im Zimmer und hielt dann sein Ohr an denselben Ort.
Es unterlag keinem Zweifel mehr, es ging etwas auf der anderen Seite vor. Der Gefangene hatte die Gefahr seines Manoeuvre erkannt und ohne Zweifel ein anderes erwählt und, um seine Arbeit sicherer fortzusetzen, statt eines Meißels ein Hebeeisen genommen.
Durch diese Entdeckung ermutigt, beschloß Edmond dem unermüdlichen Arbeiter zu Hilfe zu kommen. Er fing damit an, daß er sein Bett wegrückte, hinter welchem ihm das Befreiungswerk ausgeführt zu werden schien; dann suchte er mit den Augen einen Gegenstand, mit dem er die Wand aufritzen, den feuchten Mörtel herausbrechen und einen Stein losmachen könnte.
Nichts zeigte sich seinem Auge. Er besaß weder ein Messer, noch irgend ein anderes schneidendes Instrument. Eisen war nur an seinen Stangen vorhanden, und er hatte sich so oft versichert, sie wären gut eingelöthet, daß es sich nicht einmal mehr der Mühe lohnte, sie zu erschüttern.
Das ganze Geräthe seines Zimmers bestand aus einem Bette, einem Stuhle, einem Tische, einem Eimer und einem Kruge.
An dem Bette waren wohl eiserne Bänder, aber diese Bänder waren durch Schrauben an das Holz befestigt. Man hätte einen Schraubenzieher haben müssen, um die Bänder loszumachen.
An dem Tische und an dem Stuhle war nichts.
An dem Eimer war wohl ein Henkel gewesen, aber diesen hatte man abgebrochen.
Es gab für Dantes nur noch ein Mittel; seinen Krug zu zerbrechen und mit einem Scherben sich an das Geschäft zu machen.
Er ließ seinen.Krug auf den Boden fallen, und er zerbrach in Stücke.
Dantes wählte einige spitzige Scherben, verbarg sie in seinem Strohsack und ließ die andern auf der Erde liegen. Das Zerbrechen feines Kruges war ein zu natürlicher Zufall, als daß man sich hätte darüber beunruhigen sollen.«
Edmond hatte die ganze Nacht zum Arbeiten; doch in der Dunkelheit ging das Geschäft schlecht, denn er mußte tastend arbeiten, und er fühlte bald, daß er sein schwaches Werkzeug an einem Sandsteine abstumpfte, welcher härter war, als das Instrument. Er stieß also sein Bett wieder zurück und wartete den Tag ab. Mit der Hoffnung war auch die Geduld zurückgekehrt.
Die ganze Nacht hindurch hörte und horchte er auf den unbekannten Gräber, der sein unterirdisches Werk fortsetzte.
Der Tag erschien, und der Gefangenenwärter trat ein. Dantes erzählte ihm, er habe am Abend zuvor aus dem Kruge getrunken; er sei seinen Händen entschlüpft, auf den Boden gefallen und zerbrochen. Der Gefangenenwärter ging brummend weg, um einen neuen zu holen, ohne daß er sich nur die Mühe gab, die Stücke des alten zusammenzulesen und mitzunehmen.
Er kam einen Augenblick nachher zurück, empfahl dem Gefangenen mehr Geschicklichkeit, und entfernte sich weder.
Dantes hörte mit unsäglicher Freude das Klirren