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Der Graf von Monte Christo. Александр Дюма
Читать онлайн.Название Der Graf von Monte Christo
Год выпуска 0
isbn
Автор произведения Александр Дюма
Жанр Зарубежная классика
Издательство Public Domain
»Sie sagen, Frau Marquise? . . . verzeihen Sie, ich war nicht bei dem Gespräche . . . «
»Ah, lassen Sie die Kinder, Marquise,« versetzte der Greis, der den Toast gebracht hatte; »diese Kinder wollen sich heiraten und haben natürlich von etwas Anderem mit einander zu sprechen, als von Politik.«
»Ich bitte um Vergebung, meine Mutter,« sagte eine junger hübsche Person mit blonden Haaren und mit einem Sammetauge, »ich gebe Ihnen Herrn von Villefort zurück, den ich für eine Minute in Anspruch genommen hatte. Herr von Villefort, meine Mutter spricht mit Ihnen.«
»Ich bin bereit, der gnädigen Frau zu antworten, wenn sie die Güte haben will, ihre Frage, die ich nicht genau verstand, zu wiederholen,« sagte Herr von Villefort.
»Man vergibt Dir, Renée,« sprach die Marquise mit einem zärtlichen Lächeln, das man über dieses trockene Gesicht schweben zu sehen erstaunt war; aber das Herz der Frau ist so beschaffen, daß es, so dürr es auch unter dem Hauche der Vorurteile und den Anforderungen der Etiquette werden mag, immer noch einen fruchtbaren und lachenden Winkel hat: es ist der Winkel, der von Gott der mütterlichen Liebe geheiligt worden ist. »Man vergibt Dir. Ich sagte, Villefort, die Bonapartisten hätten weder unsere Begeisterung, noch unsere Überzeugung, noch unsere Ergebenheit.«
»Ah! Madame, Sie haben wenigstens etwas, das alles Dies ersetzt: es ist der Fanatismus. Napoleon ist der Mahomet des Westen, er ist für alle diese aus dem Volke abstammenden, aber mit erhabenem Ehrgeize ausgerüsteten Menschen nicht. nur ein Gesetzgeber und Herr, sondern auch ein Musterbild, das Musterbild der Gleichheit.«
»Der Gleichheit!« rief die Marquise, »Napoleon das Musterbild der Gleichheit! Und was werden Sie dann aus Herrn von Robespierre machen? Es scheint mir, Sie stehlen ihm seinen Platz, um ihn dem Corsen zu geben.«
»Nein, Madame,« antwortete Villefort, »ich lasse Jeden auf seinem Piedestal, Robespierre, Place Louis XV. auf seinem Schafott, Napoleon, Place Vendome auf seiner Säule; nur hat der Eine eine Gleichheit gemacht, welche erniedrigt, der Andere eine Gleichheit, welche erhöht; der Eine hat die Könige auf das Niveau der Guillotine, der Andere hat das Volk auf das Niveau des Thrones erhoben. Damit will ich nicht sagen,« fügte Villefort lachend bei, »es seien nicht alle Beide heillose Empörer, und der 9. Thermidor und der 4. April 1814 seien nicht glückliche Tage für Frankreich und würdig, durch die Freunde der Ordnung und der Monarchie gleich festlich begangen zu werden; aber dies erklärt auch wie Napoleon, obgleich gefallen, um, wie ich hoffe nie mehr aufzustehen, seine Anhänger, seine Seiden behalten hat.«
»Wissen Sie, daß das, was Sie da sprechen, Villefort, auf eine Meile nach der Revolution riecht? Aber ich vergebe Ihnen. Man kann nicht Sohn eines Girondisten sein, ohne einen Erdgeschmack beizubehalten.«
Eine lebhafte Röte bedeckte die Stirne von Villefort.
»Mein Vater war Girondist, Madame,« sagte-er, »das ist wahr; aber mein Vater hat nicht für den Tod des.Königs gestimmt. Mein Vater war geächtet durch dieselbe Schreckensregierung, welche Sie ächtete, und es fehlte nicht viel, so hätte er sein Haupt auf dasselbe Blutgerüste legen müssen, welches das Haupt.Ihres Vaters fallen sah.«
»Ja,« sprach die Marquise, ohne daß diese blutige Erinnerung irgend eine Veränderung in ihren Gesichtszügen zur Folge hatte, »nur mit dem Unterschiede, daß Beide aus geradezu entgegengesetzten Gründen den Kopf verloren hätten. Zum Beweise mag dienen, daß meine ganze Familie den verbannten Prinzen anhänglich geblieben ist, während sich die Ihrige eiligst mit der neuen Regierung verband, und daß, nachdem der Bürger Noirtier Girondist gewesen war, der Graf Noirtier Senator geworden ist.«
»Meine Mutter,« rief Renée, »Sie wissen, daß es verabredet war. nicht mehr von allen diesen schlimmen Erinnerungen zu sprechen.«
»Madame,« versetzte Villefort, »ich verbinde mich mit Fräulein von Saint-Meran, um Sie demütig um Vergessenheit des Vergangenen zu bitten. Wozu soll es nützen, über Dinge zu klagen, vor denen selbst der Wille Gottes ohnmächtig ist. Gott kann die Zukunft verändern. aber an der Vergangenheit vermag er nichts zu ändern. Wir Menschen vermögen, wenn nicht sie zu verleugnen, doch einen Schleier darüber zu werfen. Ich habe mich nicht nur von den Ansichten, sondern auch von dem Namen meines Vaters getrennt. Mein Vater war und ist vielleicht noch jetzt Bonapartist und heißt Noirtier; ich bin Royalist und heiße von Villefort. Lassen Sie also in dem alten Stamme einen Rest von revolutionärem Safte absterben, Madame, und sehen Sie nichts als den Schößling. der sich von diesem Stamme entfernt, ohne sich gänzlich von demselben lösen zu können, oder sogar lösen zu wollen.«
»Bravo, Villefort,« sprach der Marquis, »bravo, gut geantwortet! Ich habe auch der Marquise immer Vergessenheit des Vergangenen gepredigt, ohne es je von ihr erlangen zu können; Sie werden hoffentlich glücklicher sein.«
»Ja, es ist gut,« sprach die Marquise, »vergessen wir die Vergangenheit. mir ist es liebt und es bleibt also abgemacht. Aber Villefort soll wenigstens für die Zukunft unbeugsam sein. Vergessen Sie nicht, Villefort, daß wir bei seiner Majestät uns für Sie verantwortlich gemacht haben, daß Seine Majestät ebenfalls die Gnade hatte, auf unsere Empfehlung zu vergessen,« sie reichte ihm die Hand. »wie ich auf Ihre Bitte vergesse. Nur bedenken Sie, wenn irgend ein Meuterer in Ihre Hände fällt, daß die Augen um so mehr auf sie gerichtet sind, als man weiß, daß Sie einer Familie angehören, welche vielleicht mit diesen Meuterern in Verbindung steht.«
»Ah, Madame,« sprach Villefort, »mein Gewerbe, und besonders die Zeit, in welcher wir leben, gebieten mir streng zu sein, und ich werde es sein. Bereits hatte ich einige politische Anklagen aufrecht zu erhalten, und ich habe in dieser Beziehung meine Probe abgelegt. Leider sind wir noch nicht damit zu Ende.«
»Sie glauben?« sagte die Marquise.
»Ich befürchte es. Napoleon ist auf der Insel Elba sehr nahe bei Frankreich. Seine Gegenwart, gleichsam im Angesichte unserer Küste, nährt die Hoffnungen seiner Parteigänger. Marseille ist voll von Offizieren auf halbem Solde, welche täglich unter nichtigen Vorwänden Streit mit den Royalisten suchen. Daraus entstehen Duelle unter den Menschen der höheren Klassen, daraus Ermordungen im Volke.«
»Ja,« sagte der Graf von Salvieux, ein alter Freund von Herrn von Saint-Meran und Kammerherr des Herrn Grafen d’Artois, »ja, aber Sie wissen. daß ihm die heilige Allianz einen andern Wohnort anweist?«
»Es war allerdings bei unserer Abreise von Paris die Rede davon,« versetzte Herr von Saint-Meran, »Wohin schickt man ihn?«
»Nach Sanct Helena.«
»Nach Samt Helena!« Was ist das?« fragte die Marquise.
»Eine Insel zwei laufend Meilen von hier, jenseits der Linie,« antwortete der Graf.
»Das ist gut. Es war, wie Villefort sagt, eine große Thorheit, daß man einen solchen Menschen zwischen Corsica, wo er geboren ist, zwischen Neapel, wo sein Schwager noch herrscht, und im Angesichte von Italien ließ, aus dem er ein Königreich für seinen Sohn machen wollte.«
»Leider,« sprach Villefort, »haben wir die Verträge von 1814, und man kann Napoleon nicht berühren, ohne diese Verträge zu verletzen.«
»Nun, man wird sie verletzen,« sprach Herr von Salvieux. »Hat er die Sache so genau genommen. als es sich darum handelte. den unglücklichen Herzog von Enghien erschießen zu lassen?«
»Ja,« sprach die Marquise. »es ist abgemacht. Die heilige Allianz befreit Europa von Napoleon und Villefort befreit Marseille von seinen Parteigängern. Der König herrscht oder herrscht nicht: herrscht er, so muß seine Regierung stark. so müssen seine Beamten unbeugsam sein: das ist das Mittel, dem Bösen zu begegnen.«
»Leider Madame,« entgegnete Villefort lächelnd.