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und den Ordonanz-Officieren vermengte; der König von Preußen mußte drei Tage lang warten.

      Alles ist bereit, um Asien seine Einfälle der Hunnen und der Tartaren zu vergelten. Sechs mal Hundert und siebzehn Tausend Mann, die in acht verschiedenen Sprachen: es lebe Napoleon! riefen, sind von den Ufern des Guadalquivir und dem Meere von Calabrien durch die Hand des Riesen bis an die Ufer der Weichsel getrieben worden; sie führen dreizehn Hundert zwei und siebzig Stück Kanonen mit sich, sechs Schiffbrücken, ein Belagerungsgeräth; an ihrer Spitze marschieren vier Tausend Wagen mit Lebensmitteln, drei Taufend Pulver-Wagen, fünfzehn Hundert Lazareth-Fuhren, und überall, wo sie durchkamen, begleitet sie der Jubel Europas.

      Am 29. Mai verläßt Napoleon Dresden, hält sich in Polen nur auf, um den Polen einige Freundes-Worte zu sagen, verschmähet Warschau, hält sich in Thorn nur so lange auf, als durchaus nothwendig ist, um die Festungswerke und die Magazine zu besuchen, geht die Weichsel hinab, läßt Friedland, ruhmwürdigen Andenkens, zu einer Rechten, und langt endlich in Königsberg an, wo er im Herabgehen nach Gumbinnen vier oder fünf seiner Armee-Corps die Musterung passieren läßt. Der Befehl über die Bewegung ist gegeben: der ganze Raum, der sich von der Weichsel bis zu dem Niemen erstreckt, bedeckt sich mit Menschen; der Pregel, welcher von einem Flusse zum andern wie eine Ader rollt, die zwei Hauptadern mit einander in Verbindung setzt, bedeckt sich mit Schiffen voller Lebensmittel. Endlich gelangt Napoleon am 25. Juni vor Tagesanbruch an den Saum des preußischen Waldes von Pilwiski; eine Hügel-Kette breitet sich vor ihm aus, und an der anderen Seite dieser Hügel rollt der russische Fluß. Der Kaiser, welcher bis dahin zu Wagen gekommen ist, steigt um zwei Uhr Morgens zu Pferde, kommt bei Kowno an die Vorposten, nimmt die Mütze und den Mantel eines polnischen Chevaulegers, und sprengt im Galop mit dem General Haro und einigen Mann davon, um selbst den Fluß zu recognosciren; im Anlangen an den Ufern stürzt sein Pferd, und wirft ihn einige Schritte von sich in den Sand: – Das ist eine schlimme Vorbedeutung, sagt Napoleon, indem er wieder aufstand; ein Römer wäre zurückgewichen.

      Die Recognoscierung ist gemacht: die Armee soll den ganzen Tag über ihre Stellung behalten, welche sie den Augen der Feinde verbirgt; während der Nacht wird sie auf drei Brücken über den Fluß gehen.

      Als der Abend gekommen, nähert sich Napoleon dem Flusse; einige Sappeure gehen in einem Nachen über den Fuß, der Kaiser folgt ihnen mit den Augen in die Finsterniß, in der sie sich verlieren; sie landen und steigen an dem russischen Ufer aus: die feindliche Armee, welche sich am Tage zuvor hier befand, scheint verschwunden zu sein. Nach Verlauf eines Augenblickes der Stille und der Bangigkeit zeigt sich ein Kosacken-Offizier: er ist allein und scheint erstaunt, um diese Stunde Fremde am Ufer des Flusses zu finden.

      – Wer seyd Ihr? fragt er.

      – Franzosen, antworten die Sappeure.

      – Was wollt Ihr?

      – Ueber den Niemen gehen.

      – Was wollt Ihr in Rußland machen?

      – Krieg, bey Gott!

      Auf diese Erklärung des subalternen Herolds sprengt der Kosacke ohne zu antworten in der Richtung von Wilna davon, und verschwindet wie eine nächtliche Erscheinung. Drei Flintenschüsse verfolgen ihn ohne ihn zu treffen, Napoleon erbebt bei diesem Knall, der Feldzug ist eröffnet.

      Der Kaiser befiehlt sogleich drei Hundert Woltigeuren über den Fluß zu gehen, und die Herstellung der Brücken zu decken; zu gleicher Zeit werden Ordonanz-Officiere nach allen Richtungen hin versendet. Nun setzen sich die französischen Massen in der Dunkelheit in Bewegung, und rücken versteckt durch das Gebüsch und sich in das Korn bückend vor, die Nacht ist so finster, daß die Spitzen der Kolonnen bis auf zwei Hundert Schritt vom Fluss angelangt sind, ohne von Napoleon bemerkt zu seyn; er hört nur ein dumpfes Brausen gleich dem eines herannahenden Sturmes; er sprengt nach dieser Seite zu; das Wort Halt! mit leiser Stimme wiederholt, verbreitet sich über die ganze Linie; man zündet kein Feuer an, Stille ist befohlen, jeder soll sich, das Gewehr im Arme, in seiner Reihe niederlegen. Um zwei Uhr Morgens waren die drei Brücken geschlagen.

      Der Tag bricht an, das linke Ufer des Niemen ist mit Menschen, Pferden und Wägen bedeckt, das rechte Ufer ist verödet und todtenstille, der Boden selbst scheint, indem er russisch wird, die Ansicht zu verändern, alles, was nicht finsterer Wald ist, ist ein dürrer Sand.

      Der Kaiser tritt aus seinem, auf einem der höchsten Hügel und in Mitte dieser Menge errichteten Zelte; sogleich sind die Befehle ertheilt, die General-Adjutanten sprengen nach den bezeichneten Punkten, auseinander fliegend, wie die Strahlen eines Sternes. Fast zu gleicher Zeit setzen sich diese verworrenen Massen in Bewegung, vereinigen ich in Armee-Corps, verlängern sich in Kolonnen, und sich nach den Krümmungen des Bodens windend, gleichen sie eben so vielen Bächen, die nach dem Flusse hinabrollen.

      In dem Augenblicke, wo drei Avantgarden den Fuß auf das russische Gebiet setzen, nahm der Kaiser Alexander einen Ball an, den ihm die Stadt Wilna gab, und tanzte mit der Frau Barclay de Tolly, deren Gatte als Oberfeldherr seine Armee kommandirte. Um Mitternacht hatte er durch den Kosacken-Officier, dem unsere Sappeure begegnet waren, die Ankunft der französischen Armee an dem Niemen erfahren, aber er hatte das Fest nicht unterbrechen wollen.

      Kaum hatte die Avantgarde durch den dreifachen Uebergang, der ihr offen stand, auf dem rechten Ufer des Niemen Fuß gefaßt, als Napoleon, gefolgt von seinem Generalstabe, auf die mittlere Brücke herbei sprengt, und sie seiner Seits passirt. Auf dem anderen Ufer angelangt, beunruhigt, verwundert er sich: dieser ihm entschlüpfende Feind scheint ihm viel drohender durch seine Abwesenheit, als er es durch seine Gegenwart gewesen seyn würde; in diesem Augenblicke hält er an, er hat geglaubt, Kanonen zu hören; er irrt sich, es ist der Donner; ein Gewitter zieht sich über der Armee zusammen, das Wetter bedeckt und verfinstert sich, als ob die Nacht bereit wäre, hereinzubrechen, Napoleon vermag seiner Ungeduld nicht zu widerstehen, er umgibt sich nur mit einigen Mann, stürzt in diese graue Atmosphäre, und mit der ganzen Schnelligkeit seines Pferdes dahin sprengend, verschwindet er in der Tiefe eines Waldes. Das Wetter fährt fort sich zu bedecken. Nach Verlauf einer halben Stunde sieht man den Kaiser beim Schein eines Blitzes zurückkommen: er hat mehr als zwei Stünden gemacht, ohne einer lebenden Seele zu begegnen. In diesem Augenblicke bricht das Gewitter aus; Napoleon sucht in einem Kloster ein Obdach.

      Gegen fünf Uhr Abends, während dem die Armee fortfährt über den Niemen zu gehen, rückt Napoleon, den diese Einöde beunruhigt, bis nach der Wilia vor, welcher er eine Viertelstunde oberhalb des Ortes, wo sie sich in den Niemen ergießt, begegnet; die Russen haben im sich Zurückziehen die Brücke verbrannt, es würde zu lange dauern, um eine andere zu errichten: die Polnischen Chevaulegers sollen eine Fuhrt suchen.

      Auf den Befehl Napoleons stürzt sich eine Eskadron Cavalerie in den Fluß, anfangs bewahrt die Eskadron ihre Linie, was einige Hoffnung gibt; nach und nach sinken Menschen und Pferde tiefer, sie verlieren den Boden, dringen aber nichts desto weniger vorwärts; bald, trotz ihrer Anstrengung, lösen sie sich auf. In Mitte des Flusses angelangt reißt sie die Heftigkeit des Stromes fort, einige Pferde sind bereits verschwunden, die anderen, erschreckt, wiehern als Zeichen der Angst, die Menschen kämpfen und matten sich ab, aber die Gewalt des Wassers ist so groß, daß sie fortgerissen werden. Kaum gelingt es einigen wenigen, das andere Ufer zu erreichen, die anderen versinken und verschwinden unter dem Rufe: es lebe der Kaiser und diejenigen von der Armee, welche auf dem Niemen geblieben, sehen die Leichname von Menschen und Pferden auf sich zu schwimmen, welche ihnen Nachrichten von ihrer Avant-Garde bringen.

      Die französische Armee bedurfte dreier ganzer Tage, um den Fluß zu passiren.

      In zwei Tagen erreichte Napoleon die Engpässe, welche Wilna beschirmen; er hofft, daß der Kaiser Alexander ihn in dieser schönen Stellung erwartet haben wird, um die Hauptstadt Litthauens zu beschützen; die Engpässe sind verlassen, er kann seinen Augen nicht glauben; die Avant-Garden haben sie schon ohne Hinderniß passirt; er wird zornig, er flucht, er drohet; der Feind ist nicht allein unerreichbar, sondern auch noch unsichtbar. Das ist ein gefaßter Plan, das ist ein berechneter Rückzug, denn er kennt die Russen, weil er mit ihnen zu thun gehabt hat, und er weiß, daß wenn sie den Befehl zum Schlagen erhalten haben, es lebendige Mauern sind, die man zurückwirft, die aber nicht, zurückweichen.

      Inzwischen, welche Gefahr er auch verbirgt,

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