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der Himmel überzogen ist, so ist das noch kein Grund, daß es regnen wird, versteht Ihr mich?«

      »Es ist wenigstens eine Wahrscheinlichkeit.«

      »Gebt jetzt Euren dritten Grund zum Besten: nur sage ich Euch zum Voraus, wenn er nicht besser ist als die zwei ersten, so werde ich böse.«

      »Wenn Ihr böse würdet, mein Herr, so müßtet Ihr einen abscheulichen Character haben.«

      »Ah! Ihr sagt, ich habe einen abscheulichen Character?«

      »Mein Herr, ich spreche in der bedingten Zeit und nicht im Präsens.«

      »Der dritte Grund, mein Herr? Der dritte Grund?«

      »Der dritte Grund zum Regnen ist, das es regnet, mein Herr.«

      »Ihr behauptet, daß es regne?«

      »Ich behaupte es nicht blos, sondern ich versichere es.«

      »Nein, das ist unerträglich!« sagte der Spießbürger außer sich.

      »Es wird sogleich noch unerträglicher werden.« sagte der junge Mann.

      »Und Ihr glaubt, daß ich mir das gefallen lasse?« rief der Spießbürger scharlachroth vor Wuth.

      »Ich glaube, daß Ihre Euch so gut gefallen lassen müßt wie ich,« sagte der Student, »und wenn ich Euch einen Rath ertheilen darf, so machet es wie ich: suchet eine Unterkunft.«

      »Ha, das ist zu stark!« heulte der Spießbürger, indem er sich gegen seine Gesellschaft zurückwandte.

      Dann rief er denjenigen, die im Bereich seiner Stimme waren, zu:

      »Komm Alle hierher! kommt, kommt!«

      Er schien so wüthend, daß Jedermann auf seinen Ruf herbeieilte.

      »Was gibt es?« fragten die Frauenzimmer mit gellenden Stimmen.

      »Was ist los?« fragten die Männer mit heiseren Stimmen.

      »Was es gibt?« sagte Landry, als er sich unterstützt sah, »es gehen da ganz unglaubliche Sachen vor.«

      »Was denn?«

      »Dieser Herr will mich ganz einfach am hellen Mittag die Sterne sehen lassen.«

      »Ich bitte um Verzeihung, mein Herr,« versetzte der junge Mann »mit der größten Sanftmuth »ich habe Euch im Gegentheil gesagt, der Himmel sei schrecklich überzogen.«

      »Das ist eine Figur, Herr Student,« versetzte Landry, »versteht Ihr mich, das ist eine Figur.«

      »In diesem Fall ist es eine schlechte Figur.«

      »Ihr sagt, daß ich eine schlechte Figur mache!« heulte der Spießbürger, dem das Blut zu den Ohren drang, so daß er absichtlich oder unwillkürlich schlecht hörte. »Ha, das ist zu stark, meine Herrn Ihr sehet ganz deutlich, daß dieser Schlingel da sich über uns lustig macht.«

      »Daß er sich über Euch lustig macht,« sagte eine Stimme, »nun ja, das ist möglich.«

      »Ueber mich wie über Euch und uns Alle; er ist ein Witzbold, der blos Possen im Kopf hat und Euch zum Schabernack einen Regen herbeiwünscht.«

      »Mein Herr, ich schwöre Euch, daß ich keinen Regen wünsche, da ich sonst eben so naß werde wie Ihr, ja sogar noch nässer, weil ich drei oder vier Zoll mehr habe als Ihr.«

      »Ihr wollt also sagen, daß ich ein Knirps sei?«

      »Das ist mir nicht eingefallen, mein Herr.«

      »Ein Zwerg?«

      »Das wäre eine ungerechtfertigte Beleidigung. Ihr habt beinahe fünf Fuß, mein Herr.«

      »Ich weiß nicht, warum ich Dich nicht ins Wasser werfe!« ruft Landry.

      »Ach ja, ins Wasser! ins Wasser! sagten mehrere Stimmen.

      »Wenn Ihr mich ins Wasser werfet, mein Herrn,« sagte der junge Mann mit seiner gewöhnlichen Höflichkeit, »so würdet Ihr nichtsdestoweniger naß werden.«

      Da der junge Mann durchs diese Antwort bewiesen hatte, daß er für sich allein mehr Geist besaß als alle Andern, so kehrten sich alle Andern gegen ihn. Ein großer Kerl trat heran und sagte halb spöttisch, halb drohend zu ihm:

      »Sag einmal, Du Spitzbube, warum behauptest Du, daß es in diesem Augenblick regne?«

      »Weil ich Tropfen gespürt habe.«

      »Tropfen!« rief Landry. »Wenn es Tropfen regnet, so ist Dieß noch kein starker Regen, und er hat ausdrücklich gesagt, daß es tüchtig regnen werde.«

      »Du stehst also mit einem Astrologen in Verbindung?« sagte der große Kerl.«

      »Ich stehe mit Niemand in Verbindung, mein Herr,« antwortete der junge Mann, der sich zu ärgern anfing, »nicht einmal mit Euch; der ihr mich dutzet.«

      »Ins Wasser! ins Wasser!« riefen Mehrere Stimmen.

      In diesem Augenblick war es, daß der Student, als er den Sturm heftiger werden sah, seine Fäuste ballte und sich zum Kampf vorbereitete. Der Kreis um ihn herum begann sich zu verdichten.

      »Ei, sieh da,« sagte Einer der neu Angekommen, »es ist Medardus.«

      »Was ist mit Medardus?« fragten mehrere Stimmen.

      »Dieß ist der Heilige, dessen Fest wir heute feiern,« versetzte ein Spaßvogel.

      »Schon gut,« sagte derjenige, der den jungen Mann erkannt hatte, »dieser da ist kein Heiliger, sondern vielmehr ein Ketzer.«

      »Ins Wasser mit dem Ketzer!« rief die Menge, »ins Wasser mit dem Ketzer! ins Wasser mit dem Gottlosen! ins Wasser mit dem Albigenser! Ins Wasser mit dem Hugenotten!«

      Und alle Stimmen wiederholten im Chor:

      »Ins Wasser! ins Wasser! ins Wasser!«

      Dieses Geschrei war es, wodurch das Fest unterbrochen wurde, mit dessen Beschreibung mir im besten Zug waren.

      Aber just in diesem Augenblick, wie wenn die Vorsehung dem jungen Mann die Hilfe zusenden wollte, deren er so bedürftig schien, kam der erwartete Freund – ein schöner Cavalier, von zwei bis dreiundzwanzig Jahren, dessen vornehme Miene den Edelmann und dessen ganze Turnüre den Fremden verrieth – der erwartete Freund sagen wir, kam herbeigelaufen, durchbrach die Menge und hatte sich bis auf zwanzig Schritte von seinen Freund vorangearbeitet, als dieser von vorn, von hinten, an den Füßen und am Kopfe zugleich gepackt wie ein Rasender um sich schlug.

      »Vertheidige Dich, Medardus!« rief der neue Ankömmling, »vertheidige Dich!«

      »Ihr sehet, daß es wirklich Medardus ist!« rief derjenige, der ihn mit diesem Namen begrüßt hatte.

      Und als ob die Führung dieses Namens ein Verbrechen wäre, schrie die ganze Menge:

      »Ja, es ist Medardus! ja, es ist Medardus! Ins Wasser mit dem Ketzer! ins Wasser mit dem Hugenotten!«

      »Wie kann ein Ketzer die Frechheit haben den Namen eines so großen Heiligen zu führen?« rief Perrette.

      »Ins Wasser mit dem Gottlosen!«

      Und die Leute, die den armen Medardus ergriffen hatten, schleppten ihn nach dem abschüssigen Rand.

      »Hierher, Robert!« rief der junge Mann, welcher sah, daß er dieser Masse nicht zu widerstehen vermochte, und daß dieser Spaß leicht mit seinem Tod endigen kannte.

      »Ins Wasser!« heulten die Weiber, die im Haß wie in der Liebe wüthend sind.

      »Vertheidige Dich, Medardus!« rief der Fremde zum zweiten Mal, indem er den Degen zog, »vertheidige Dich, ich bin da.«

      Dann begann er mit der flachen Klinge rechts und links einzuhauen und wälzte sich wie eine Lawine nach der Böschung hin. Aber es kam ein Augenblick, wo diese Menge so dicht war, daß sie beim besten Willen nicht auseinander zugehen vermochte. Sie empfing die Hiebe, heulte vor Schmerz; ging aber nicht auseinander. Nachdem sie vor Schmerz geheult hatte, heulte sie vor Wuth.

      Der neue Ankömmling, den man an seinem ausländischen Accent leicht als einen

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