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die Kunst gethan, das hat für die alte die Zeit bewirkt. Wenn die eine durch ihre Großartigkeit dem Auge majestätisch erscheint, so ist die andere durch ihr Alter der Erinnerung geheiligt.

      Wie diese Kirche durch ihre Erbauung die triumphirende Einsetzung des Christenthums als der Religion von Rom verherrlichte, so spiegelte sie in ihrem Fortschreiten auch jede durch den Ehrgeiz, die Verschwendungssucht oder die Frivolität der Priester im Geiste der neuen Gottesverehrung hervorgebrachte Veränderung ab. Anfänglich stand sie Ehrfurcht erregend, imposant und in allen Theilen so schön, wie die Religion, zu deren Ruhme sie aufgebaut war, da. Mächtige Porphyrsäulen zierten ihre Zugänge und umgaben einen Brunnen, dessen Wasser aus einer riesenhaften broncenen Pinie hervorsprudelte. Ihre doppelten Flügelreihen wurden jede durch achtundvierzig Säulen von kostbarem Marmor getragen, ihre flache Decke mit von der Befleckung der heiligen Tempel erretteten Balken von vergoldetem Metall geziert. Ihre Wände waren mit großen Gemälden von religiösen Gegenständen geschmückt und ihr Altar mit elegantem Mosaik besetzt. So erhob sie sich einfach und doch erhaben, ehrfurchtgebietend und doch anlockend in diesem ihren Anfange als Sinnbild des Morgens der Gottesverehrung, die zu vertreten sie errichtet worden war.

      Als die Priester aber von ihrem Erfolge angefeuert das Christenthum als ihren Pfad zur Politik und ihr Mittel zur Macht erwählten, begann sich der Anblick der Kirche allmälig zu verändern. Wie der ehrgeizige Mensch langsam und allmälig den Mantel seiner Mysterien, Lehren und Streitigkeiten um die ursprüngliche Reinheit des ihm von Gott gegebenen Gebäudes legt, so begannen auch allmälig prunkende Zierrathen und entstellende Veränderungen die majestätische Basiliea zu beflecken, bis zu dem drohenden und tadelnden Auftreten des Heiden Julian, wo der Kirche sowohl wie den Priestern in ihren verderbten Fortschritten plötzlicher und nachdrücklicher Einhalt gethan wurde.

      Sobald die kurze Periode des Wiederauflebens des Götzendienstes einmal vorüber war, begannen die Priester, von der erhaltenen Warnung unbeirrt mit erneuter Kraft das zu verwirren, was in ihrem Evangelium wie in ihrer Kirche einst einfach gewesen war. Täglich sendeten sie neue Abhandlungen in die Welt, erhoben hitzige Controversen, spalteten sich in neue Sekten und täglich veränderten sie mehr und mehr das einst edle Aussehen der alten Basiliea. Sie hingen ihre widerlichen Reliquien an ihre mächtigen Mauern, sie steckten ihre winzigen Kerzen an die herrlichen Säulen, sie zogen ihre flitterprunkenden Franzen um die massiven Altäre. Hier polirten, dort stickten sie. Wo ein Fenster zu sehen war, verhingen sie es mit bunten Tüchern, wo sich eine Statue befand, bedeckten sie dieselbe mit künstlichen Blumen, wo eine Ehrfurcht erweckende Nische zu sehen war, verderbten sie ihre feierliche Dunkelheit durch hereingelassenes Licht, bis es ihnen zur Zeit unserer Geschichte so vollständig gelungen war, das Aussehen des Gebäudes zu verändern, daß es im Innern eher wie ein ungeheurer heidnischer Spielwaarenladen, als eine christliche Kirche aussah. Hier und da erhob sich allerdings eine Säule oder ein Altar, in der alten Einfachheit und bildete mit der Ziererei rund umher denselben Kontrast, wie eine Stelle aus der heiligen Schrift, wenn sie in einer Predigt jener Zeit citirt worden wäre.

      Was aber den allgemeinen Anblick der Basilica betraf, so schien die ernste Schönheit ihrer ersten Tage unwiderstehlich entflohen und vernichtet zu sein.

      Nachdem was über das Gebäude gesagt worden ist, wird sich der Leser leicht vorstellen, daß der Platz, auf welchem es stand, selbst mit noch größerer Schnelligkeit wie die Kirche, alle Großartigkeit, welche er einst besessen haben mochte, verlor. Wenn die Cathedrale jetzt aussah wie ein ungeheuerer Spielwaarenladen, so boten die Säulengänge an derselben den Anblick eines unermeßlichen Jahrmarktes.

      er Tag, von welchem wir im vorigen Kapitel gesprochen haben, neigte sich schnell seinem Ende zu, als sich die Bewohner der Straßen auf dem westlichen Ufer des Tiber, darauf vorbereiteten, sich der Menge anzuschließen, welche sie nach der Peterskirche zu an ihren Fenstern vorübergehen sahen. Der Grund dieses plötzlichen Zusammenflusses des Volksstromes zeigte sich allen, die in der Nähe einer Kirche oder eines öffentlichen Gebäudes waren, hinreichend an einem dort zu erblickenden künstlich, ausgemalten, großen Pergamentblatte auf einer hohen Stange, welches durch zwei bewaffnete Soldaten vor der Berührung der neugierigen Menge geschützt wurde. Die Anzeigen auf diesem sonderbaren Plakate waren alle von gleicher Art und richteten sich auf den gleichen Zweck. Auf jedem von ihnen benachrichtigte der Bischof von Rom seine »frommen und ehrenwerthen Brüder« – die Bewohner der Stadt, daß, da der folgende Tag der Jahrestag des Märtyrertodes des St. Lucas sei, nothwendiger Weise an diesem Abend die Vigilie in der St. Peterskirche gehalten und in Betracht der Wichtigkeit des Anlasses vor dem Beginn der Ceremonie die kostbaren, auf den Tod des Heiligen bezüglichen Reliquien gezeigt werden würden, welche ein unschätzbares Erbtheil der Kirche geworden seien und aus einem Zweige des Olivenbaumes, an welchen St. Lucas gehangen worden war, einem Stücke der Schlinge, mit Einschluß des Knotens, die man um seinen Hals gelegt hatte, und einem von seiner Hand gemalten Bilde der Verklärung der heiligen Jungfrau bestanden.

      Nach einigen wehklagenden Sätzen über die Leiden des Heiligen, die Niemand las und welche hier wiederzugeben unnöthig ist, besagte die Proklamation weiter, daß im Laufe der Vigilie eine Predigt gehalten und später der große Kronleuchter mit seinen Zweitausend vierhundert Flammen angezündet werden würde, um die Kirche zu erleuchten. Endlich forderte der wackere Bischof alle Mitglieder seiner Heerde auf, sich in Betracht der Feierlichkeit des Tages der sinnlichen Vergnügen zu enthalten, damit sie um so frommer und würdiger die ihrem Anblicke ausgesetzten Gegenstände betrachten und die ihrem Geiste gebotene geistige Nahrung verdauen könnten.

      Nach dem Pröbchem welches wir bereits vom Charakter des römischen Volkes gegeben haben, werden wir wohl kaum zu sagen brauchen, daß die Hauptlockungen, welche dieser theologische Speisezettel bot, die Reliquien und die Kronleuchter waren.

      Die Kanzelberedtsamkeit und die Vigilienfeierlichkeit allein hätten lange ihre nüchternere Anziehungskraft entwickeln müssen, ehe sie auch nur den fünfzigsten Theil der ungeheuern Menge, welche jetzt der entweihten Basilica zueilte, auf die Straßen zu ziehen vermocht hätten. Die bald herbeigeströmte Versammlung war in der That so Ungeheuer, daß die ersten Reihen von Neugierigen bereits die Kirche bis zum Ueberftrömen angefüllt hatten, ehe die Hintersten auch nur die Säulengänge erblickten.

      Wie unzufrieden der nicht zum Schauspiel gelangte Theil der Bürger auch über seine Ausschließung von der Kirche sein mochte, so fand er doch einen mächtigen Gegenreiz in den Belustigungen auf dem Platze, wo die Anwesenden vollkommen achtlos gegen die Ermahnungen des Bischofs in Betreff des der Feierlichkeit des Tages angemessenen anständigen Benehmens zu sein schienen. Wie um der von der Geistlichkeit empfohlenen Ruhe und Ordnung Trotz zu bieten, waren aus den breiten Steinen des großen Raumes vor der Kirche volksthümliche Schaustellungen jeder Akt versammelt, Straßentänzerinnen übten auf jeder freien Stelle die »kleidenden Umdrehungen,« welche der wackere Ammianus Marcellinus, sittlichen und historischen Andenkens, so beredt verdammt. Mit Reliquien von zweifelhafter Authenticität vollgestopste Buden, mit nett geschriebenen Auszügen wüthender Streitschriften angefüllte Körbe, in Heiligenbilder umgeschaffene heidnische Götzen, bildliche Darstellungen von sich in der Verdammniß krümmenden Arianern und in Glorien von himmlischen Lichte triumphirenden Märtyrern lockte auf allen Seiten die frömern Zuschauer an. Köche wandelten mit ihren Laden auf dem Rücken umher; rivalisirende Sklavenhändler schrieen Bitten um Kundschaft aus, Weinhändler lehrten, aus ihren Fassern sitzend, die bachische Philosophie, Dichter recitirten zum Verkauf ausgebotene Verse, Sophisten hielten Reden zur Bekehrung der Schwankenden und Verblüffung der Unwissenden. Unablässige Bewegung und unaufhörlicher Lärm schienen die einzigen Entschädigungen zu sein, welche die Menge von dem Ausschluß der Kirche suchte.

      Wenn sich ein Fremder, nachdem er die Proklamation des Tages gelesen, nach der Basilica begeben hätte, um seine Augen an der herrlichen Versammlung zu weiden, welche der Bischof seine »frommen und ehrenwerthen Brüder« nannte, so hätte er, falls er sich in diesem Augenblicke unter die Menge mischte, entweder die Wahrheit der bischöflichen Bezeichnung bezweifeln, oder den Bürgern die Verfeinerung des innern Werthes zuschreiben müssen, welcher von zu erhabener Art ist, um aus den Charakter des äußerlichen Menschen Einfluß zu üben.

      Als die Sonne unterging, konnte es nichts Malerischeres geben, als den Anblick dieses muntern Schauspiels aus der Ferne. Die dunkelrothen Strahlen des scheidenden Lichtkörpers ergossen ihren Glanz zum

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