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      Keri ging entschlossen auf die Treppe zu. Mia Penn folgte ihr.

      „Mia, rufen Sie bitte wieder auf dem Revier an, die gleiche Nummer, unter der Sie mich erreicht haben. Sagen Sie dort Bescheid, dass Sie in meinem Auftrag anrufen. Vermutlich werden Sie mit einem Mann namens Suarez verbunden. Geben Sie Ashleys Beschreibung durch, einschließlich der Kleidung, die sie heute getragen hat. Geben Sie ihm außerdem die Namen und Telefonnummern von Ashleys Freunden: Thelma, Miranda, Denton Rivers, alle. Und sagen Sie ihm, dass er mich anrufen soll.“

      „Warum brauchen Sie diese Informationen?“

      „Weil wir sie befragen werden.“

      „Sie machen mich nervös. Das ist kein gutes Zeichen, oder?“, fragte Mia.

      „Wahrscheinlich hat das alles nichts zu bedeuten, aber wir sollten es trotzdem überprüfen.“

      „Was kann ich tun?“

      „Sie bleiben hier, falls Ashley anruft oder nach Hause kommt.“

      Sie gingen nach unten. Keri sah sich um.

      „Wo ist Ihr Mann?“

      „Er musste noch einmal ins Büro gehen.“

      Keri biss sich auf die Zunge und ging zur Tür.

      „Wohin gehen Sie?“, rief Mia ihr hinterher.

      „Ich mache mich auf die Suche nach Ihrer Tochter“, rief Keri zurück.

      KAPITEL DREI

      Montag

      Früher Abend

      Als Keri zu ihrem Wagen eilte, versuchte sie die Hitze, die vom Asphalt aufstieg, zu ignorieren. Schon nach einer Minute standen ihr Schweißperlen auf der Stirn. Sie fluchte leise, als sie Rays Nummer wählte.

      Ich bin verdammte sechs Blocks vom Meer entfernt, es ist Mitte September – wann lässt diese verdammte Hitze endlich nach?

      Es klingelte eine Weile, bevor Ray antwortete.

      „Was?“, fragte er genervt.

      „Du musst kommen. Main Street, gegenüber West Venice High.“

      „Wann?“

      „Jetzt, Raymond.“

      „Warte kurz.“ Sie hörte, wie er sich bewegte und etwas murmelte. Es klang, als wäre er nicht alleine. Als er sich wieder meldete, war er scheinbar in einem anderen Raum.

      „Nun. Ich war gerade – beschäftigt.“

      „Dann musst du dich eben ent-schäftigen, Detective. Wir haben einen Fall zu lösen.“

      „Geht es um diesen Teenager in Venice?“, fragte er verärgert.

      „Ganz genau. Und den Tonfall kannst du dir sparen. Außer natürlich, du hältst es nicht für wichtig, dass die Tochter eines US Senators vermisst wird, seit sie in einen schwarzen Van gestiegen ist.“

      „Gütiger Himmel! Warum hat die Mutter nicht dazu gesagt, dass es sich um die Familie eines Senators handelt?“

      „Weil er es nicht wollte. Wie du glaubt er, dass alles in Ordnung ist.“

      Keri war jetzt bei ihrem Auto angekommen. Sie aktivierte die Lautsprecherfunktion, legte das Handy auf den Beifahrersitz und stieg ein. Als sie losfuhr, erzählte sie Ray alles, was sie wusste. Sie berichtete von dem gefälschten Führerschein, der Patronenhülse, der Zeugin, die Ashley – eventuell gegen ihren Willen – in einem schwarzen Van verschwinden sah und von ihrem Plan, alle Beteiligten zu befragen. Als sie gerade fertig war, brummte ihr Handy. Sie warf einen kurzen Blick auf den Bildschirm.

      „Suarez ruft an. Ich werde ihn über die Einzelheiten informieren. Alles klar soweit? Können wir uns treffen? Oder bist du immer noch beschäftigt?“

      „Ich gehe gerade zum Auto. Ich bin in fünfzehn Minuten da“, erwiderte er ohne auf ihre Stichelei einzugehen.

      „Sag ihr, dass es mir leid tut, wer auch immer die Dame war“, sagte Keri sarkastisch.

      „Sie ist nicht besonders zart besaitet“, entgegnete Ray.

      „Warum überrascht mich das nicht?“

      Dann nahm sie den anderen Anruf an, ohne sich von Ray zu verabschieden.

      *

      Fünfzehn Minuten später gingen Keri und Ray genau die Stelle ab, an der Ashley Penn möglicherweise entführt worden war. Sie konnten nichts Auffälliges finden. Der Hundepark, der direkt am Straßenrand lag, war gut besucht, fröhliche Besitzer riefen Namen wie Hoover, Speck, Conrad und Delilah.

      Reiche, alternative Hundebesitzer. Ach ja, Venice.

      Keri versuchte diese belanglosen Gedanken zu vertreiben. Sie musste sich jetzt konzentrieren, auch wenn es nicht viel gab, worauf sie sich konzentrieren konnte. Ray schien es genauso zu gehen.

      „Vielleicht ist sie einfach weggelaufen?“, grübelte er.

      „Ich schließe es nicht aus“, sagte Keri. „Sie ist definitiv nicht die unschuldige kleine Prinzessin, für die ihre Mutter sie hält.“

      „Das sind sie nie.“

      „Was auch immer sich zugetragen hat, es ist gut möglich, dass sie selbst eine entscheidende Rolle dabei spielt. Umso mehr wir über sie herausfinden, desto besser können wir die Situation einschätzen. Wir müssen unbedingt mit ein paar Leuten reden, die uns mehr als die offizielle Version erzählen können. Was hat es zum Beispiel mit diesem Senator auf sich? Er fand es jedenfalls nicht gut, dass ich meine Nase in Familienangelegenheiten steckte.“

      „Hast du eine Ahnung, warum?“

      „Noch nicht. Ich habe einfach das Gefühl, dass er uns etwas verheimlichen will. Ich habe noch nie einen Vater getroffen, den das Verschwinden seines Kindes so kalt lässt. Er hat erzählt, wie er sich als Teenager besoffen hat. Als wollte er von irgendetwas anderem ablenken.“

      Ray verzog das Gesicht. „Zum Glück hast du ihn nicht darauf angesprochen. Wir können wirklich keinen Feind gebrauchen, der mit Senator angesprochen wird.“

      „Das lässt mich kalt.“

      „Das sollte es aber nicht“, entgegnete Ray. „Ein Wort zu Beecher oder Hillman und du bist Vergangenheit.“

      „Ich war vor fünf Jahren schon einmal Vergangenheit.“

      „Ich bitte dich, Keri.“

      „Du weißt genau, dass es stimmt.“

      „Fang besser nicht damit an.“

      Keri zögerte, sah ihn kurz an und wendete sich dann wieder dem Hundepark zu. Wenige Meter vor ihr wälzte sich gerade ein junger brauner Hund im Dreck.

      „Soll ich dir ein Geheimnis verraten?“, fragte sie.

      „Ich weiß nicht.“

      „Als es damals passiert ist – du weißt schon.“

      „Evie?“

      Keris Herz setzte aus, als sie den Namen ihrer Tochter hörte.

      „Kurz nachdem es geschehen ist, wollte ich krampfhaft noch ein Kind bekommen. Ich habe es zwei oder drei Monate lang versucht. Stephen wollte das nicht.“

      Ray hörte schweigend zu.

      „Eines Morgens bin ich aufgewacht und habe mich selbst dafür gehasst. Ich fühlte mich wie jemand, dem ein Hund entlaufen ist, und der sofort zum Tierheim rennt um einen Ersatz zu

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