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      „Okay. Und wie kommt Stafford mit ihr aus?“

      „Sie kommen gut miteinander zurecht.“

      „Gibt es irgendeinen Grund, warum sie von Zuhause weglaufen würde?“

      „Definitiv nicht. Sie ist nicht weggelaufen, da bin ich sicher.“

      „Wie war ihre Laune in letzter Zeit?“

      „Gut, stabil, glücklich.“

      „Kein Liebeskummer?“

      „Nein.“

      „Drogen oder Alkohol?“

      „Wer weiß das schon so genau, aber im Allgemeinen ist sie eine verantwortungsbewusste junge Frau. Diesen Sommer hat sie den Junior-Rettungsschwimmer gemacht. Dafür musste sie jeden Morgen um fünf Uhr aufstehen. Sie ist kein launischer, fauler Teenager. Außerdem hat das neue Schuljahr vor zwei Wochen begonnen.“

      „Gibt es dort irgendwelche Probleme?“

      „Überhaupt nicht. Sie mag ihre Lehrer, kommt mit den anderen Schülern gut aus und wird dem Mädchen-Basketball-Team beitreten.“

      Keri sah ihr tief in die Augen. „Was glauben Sie, was passiert ist?“

      Sie sah verwirrt aus. Ihre Lippe zitterte ein wenig.

      „Ich weiß es nicht“, flüsterte sie. Sie sah zur Haustür und wandte sich dann wieder Keri zu. „Ich will sie einfach nur wieder haben. Wo zur Hölle bleibt Stafford nur?“

      Wie auf sein Stichwort kam ein Mann um die Ecke. Es war Senator Stafford Penn. Keri hatte ihn schon oft im Fernsehen gesehen, aber als er jetzt vor ihr stand, spürte sie seine mächtige Ausstrahlung. Er war Mitte vierzig, muskulös und ziemlich groß, bestimmt zwei Meter. Er hatte blondes Haar, wie Ashley, markant geschnittene Gesichtszüge und leuchtend grüne Augen. Von ihm ging eine Anziehungskraft aus, die beinahe greifbar war. Keri schluckte, als er ihr die Hand hinhielt.

      „Stafford Penn“, sagt er, auch wenn ihm klar war, dass sie das bereits wusste.

      Sie lächelte. „Keri Locke. LAPD Pacific, Einheit für vermisste Personen.“

      Stafford gab seiner Frau einen flüchtigen Kuss auf die Wange und setzte sich. Dann kam er direkt zur Sache.

      „Wir wissen es sehr zu schätzen, dass Sie sich die Zeit genommen haben, aber ich persönlich denke, dass wir bis morgen warten sollten.“

      Mia sah ihn ungläubig an.

      „Stafford…“

      „Das Kind wird erwachsen“, fuhr er fort. „Ashley ist eine selbstständige junge Frau. Das gehört eben dazu. Wenn sie ein Junge wäre, hätten wir uns damit schon vor Jahren herumschlagen müssen. Deswegen hatte ich Mia gebeten, sich zurückzuhalten. Ich bezweifle, dass dies die einzige Situation sein wird, in der wir um Hilfe rufen. Und ich möchte nicht, dass uns keiner mehr ernst nimmt, wenn wir wirklich Hilfe brauchen.“

      „Dann glauben Sie, dass alles in Ordnung ist?“, fragte Keri.

      Er senkte den Blick.

      „Ich glaube, dass Teenager einfach so sind. Ehrlich gesagt bin ich froh, dass der Tag gekommen ist. Sie steht jetzt auf eigenen Füßen. Ich wette, dass sie heute Nacht auftaucht. Spätestens morgen früh, wahrscheinlich schwer verkatert.“

      Mia starrte ihn fassungslos an.

      „Es ist ein Montagnachmittag im laufenden Schuljahr, nicht Spring Break in Daytona“, schnappte sie. „Außerdem würde Ashley das nicht tun.“

      Stafford schüttelte den Kopf.

      „Ich bitte dich Mia, jeder muss mal Dampf ablassen“, sagt er. „Als ich fünfzehn war, habe ich einmal zehn Bier in drei Stunden getrunken. Ich habe buchstäblich tagelang gekotzt. Und ich weiß noch, wie mein Vater sich über mich lustig gemacht hat. Jetzt habe ich das Gefühl, dass er irgendwie stolz auf mich war.“

      Keri nickte nur still, als wäre das ganz normal. Es würde niemandem helfen, einem US Senator auf die Füße zu treten.

      „Vielen Dank, Senator. Wahrscheinlich haben Sie Recht. Weil ich nun schon hier bin, könnte ich mir vielleicht Ashleys Zimmer ansehen?“

      Er zuckte mit den Schultern und deutete auf die Treppe. „Nur zu.“

      Oben angekommen ging Keri den langen Flur entlang, betrat Ashleys Zimmer und zog die Tür hinter sich zu. Genau so hatte sie sich das Zimmer vorgestellt: Schickes Bett, passende Schränke und Tischchen, ein Poster von Adele und der legendären einarmigen Surferin Bethany Hamilton. Auf dem Nachttisch stand eine Retro-Lavalampe. Auf ihrem Kopfkissen lag ein Stofftier. Es war so alt und abgegriffen, dass Keri nicht mehr erkennen konnte, ob es ein Hund oder ein Schaf sein sollte.

      Sie öffnete das MacBook auf dem Schreibtisch und stellte überrascht fest, dass kein Passwort eingerichtet war.

      Welcher Teenager würde seinen Laptop für jeden zugänglich auf dem Schreibtisch liegen lassen?

      Im Internetverlauf waren noch die letzten Suchergebnisse gespeichert. Die meisten davon schienen zur Recherche für ein Biologieprojekt zu gehören, aber es waren auch ein paar Seiten von Model-Agenturen dabei – in Los Angeles, New York und Las Vegas. Dann fand Keri noch die Seite für ein Surfing-Turnier in Malibu und die Website einer lokalen Band namens Rave.

      Entweder ist Ashley das durchschaubarste, langweiligste Mädchen aller Zeiten, oder sie hat diese Seiten absichtlich sichtbar gelassen, um ihre Eltern in Sicherheit zu wiegen.

      Keris Instinkt sagte ihr, dass letztere die richtige Lösung war.

      Sie setzte sich auf Ashleys Bett und schloss die Augen. Sie versuchte sich in das Mädchen hineinzuversetzen, schließlich war sie auch einmal fünfzehn Jahre alt gewesen. Außerdem hoffte sie immer noch, eines Tages auch eine Tochter in diesem Alter zu haben. Nach zwei Minuten öffnete sie wieder die Augen und sah sich mit einem frischen Blick um. Sie sah sich jedes Regal einzeln an, in der Hoffnung etwas Besonderes zu finden.

      Sie wollte gerade aufgeben, als ihr Blick auf ein Mathematikbuch fiel. Algebra Klasse 9

      Hatte Mia nicht gesagt, dass sie in die zehnte Klasse ging? Hatte ihre Freundin Thelma sie nicht in der Geometriestunde gesehen? Warum würde sie ein altes Mathematikbuch behalten? Vielleicht, um Stoff nachzuholen?

      Keri nahm das Buch vom Regal und begann darin zu blättern. Kurz bevor sie es wieder ablegen wollte, fiel ihr auf, dass ziemlich weit hinten zwei Seiten zusammengeklebt waren. Dazwischen war etwas Hartes verborgen.

      Keri schälte behutsam die Seiten auseinander, bis es auf den Boden fiel. Sie hob es auf. Es war ein überzeugend gut gefälschter Führerschein mit Ashleys Gesicht darauf.

      Ashlynn Penner, laut Geburtsdatum zweiundzwanzig Jahre alt.

      Keri war jetzt überzeugt, dass sie auf der richtigen Spur war. Sie sah sich weiter um. Sie hatte nicht mehr viel Zeit, bis die Penns unruhig werden würden. Nach weiteren fünf Minuten fand sie noch etwas. Tief in einem Tennisschuh versteckt fand sie die Hülse einer abgeschossenen 9mm Patrone. Sie steckte sie zusammen mit dem gefälschten Führerschein in eine durchsichtige Plastiktüte für Beweismaterialien und verließ das Zimmer. Mia Penn kam ihr gerade im Flur entgegen, als sie hinter sich die Tür schloss. Keri sah ihr an, dass etwas geschehen war.

      „Ashleys Freundin Thelma hat gerade angerufen. Sie hat mit ein paar anderen Leuten über Ashleys Verschwinden gesprochen und sie sagt, dass ein Mädchen namens Miranda Sanchez gesehen hat, wie Ashley bei dem Hundepark in Main Street in einen schwarzen Van gestiegen ist. Sie sagt, dass sie nicht genau sehen konnte, ob Ashley freiwillig eingestiegen ist, oder ob sie hineingezogen wurde. Sie hat sich nichts dabei gedacht, bis sie gehört hat, dass Ashley vermisst wird.“

      Keri bemühte sich um einen neutralen Gesichtsausdruck, auch wenn ihr Blutdruck

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