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Vortrag darüber, wie wichtig es ist, mit seinen Eltern in Kontakt zu bleiben.“

      Nachdem das Gespräch beendet war, bereitete Keri alles vor, um sich zuerst zu Familie Penn und dann in den Feierabend zu begeben.

      Ray hatte kein Wort mehr gesagt. Sie wusste, dass er verärgert war, aber sie versuchte es zu ignorieren. Wenn sich ihre Blicke jetzt trafen, würde er ihr einen Vortrag halten, ob sie wollte oder nicht.

      Doch Ray sagte seine Meinung auch ohne Blickkontakt.

      „Die Canals liegen nicht auf deinem Heimweg.“

      „Es ist aber kein großer Umweg“, entgegnete sie. „Dann komme ich eben erst um halb sieben zum Yachthafen. Nicht der Rede wert.“

      „Es ist eben doch der Rede wert, Keri. Du bist jetzt seit einem Jahr Detective. Ich bin froh, dass du mein Partner bist und du hast wirklich gute Arbeit geleistet, auch bevor du die Marke bekommen hast. Zum Beispiel im Fall Gonzales. Ohne dich hätte ich diesen Fall nicht gelöst und ich bin schon um einiges länger dabei. Du hast einen sechsten Sinn, was di Ermittlungen angeht. Deswegen bist du immer wichtig für uns gewesen und deswegen könntest du ein wirklich außergewöhnlicher guter Detective werden.“

      „Danke“, sagt sie, auch wenn sie wusste, dass gleich ein aber kam.

      „Aber du hast einen ganz offensichtlichen Schwachpunkt und der wird dich noch ruinieren, wenn du ihn nicht in den Griff bekommst. Du musst das System für dich arbeiten lassen. Es hat sich bewährt. Fünfundsiebzig Prozent unserer Fälle werden sich innerhalb von zwei Tagen selbst aufklären, ohne wir du etwas dafür tun müssen. Wir müssen uns manchmal damit abfinden, gewisse Dinge abzuwarten, während wir uns auf die anderen fünfundzwanzig Prozent konzentrieren. Ansonsten machen wir uns nur selbst fertig. Wir werden immer unproduktiver, noch schlimmer – kontraproduktiv. Damit würden wir die Menschen im Stich lassen, die uns wirklich brauchen. Es gehört zu unserem Beruf, Prioritäten zu setzen.“

      „Ray, ich habe doch keinen Suchtrupp organisiert. Ich möchte nur einer besorgten Mutter helfen, die nötigen Papiere einzureichen. Und es ist wirklich kein großer Umweg für mich.“

      „Und…“, sagte er erwartungsvoll.

      „Und etwas in ihrer Stimme hat mir gesagt, dass da noch etwas ist. Ich möchte einfach kurz persönlich mit ihr reden. Wahrscheinlich ist es nichts, dann werde ich mich direkt auf den Heimweg machen.“

      Ray schüttelte den Kopf und setzte noch einmal an.

      „Wie viele Stunden hast du verschwendet wegen diesem obdachlosen Jungen in Palms? Fünfzehn? Du warst sicher, dass er verschwunden war, aber am Ende war gar nichts.“

      Keri zog die Schultern hoch.

      „Vorsicht ist besser als Nachsicht“, murmelte sie.

      „Einen Job haben ist besser als seinen Job verlieren, weil man gegen das Interesse der Abteilung handelt“, konterte er.

      „Es ist nach fünf Uhr“, bemerkte sie.

      „Und?“

      „Das heißt, dass ich jetzt Feierabend habe. Würdest du mich bitte entschuldigen? Ich werde erwartet.“

      „Mir scheint es, als hättest du nie Feierabend. Ruf Sie zurück, sag ihr, dass sie die Formulare per E-Mail schicken soll, sobald sie sie ausgefüllt hat. Sag ihr, dass sie anrufen soll, wenn sie irgendwelche Fragen hat. Und dann – geh nach Hause!“

      Sie hatte so viel Geduld aufgebracht, wie sie konnte, aber für Keri war das Gespräch jetzt beendet.

      „Wir sehen uns morgen, Mr. Clean“, sagt sie und drückte seinen Arm.

      Als sie den Parkplatz überquerte und in ihren silbernen Toyota Prius stieg, suchte sie in Gedanken den schnellsten Weg zu den Venice Canal. Sie spürte eine Unruhe in sich, die sie nicht ganz verstehen konnte.

      Sie wusste aber, dass das kein gutes Zeichen war.

      KAPITEL ZWEI

      Montag

      Spätnachmittag

      Keri lenkte ihren Prius ein bisschen zu schnell durch den zäh fließenden Verkehr nach Venice. Sie beeilte sich, weil ihr Bauchgefühl jetzt noch stärker geworden war.

      Die Canals lagen nur wenige Straßen von den Touristenmagneten Boardwalk und Muscle Beach entfernt. Sie brauchte fast zehn Minuten um einen Parkplatz zu finden. Keri stieg aus dem Wagen und ließ sich zu Fuß von ihrem Handy ans Ziel navigieren.

      Die Venice Canals waren nicht einfach nur ein Stadtteil. Vielmehr handelte es sich um eine Reihe von Kanälen, die im frühen 20. Jahrhundert nach venezianischem Vorbild gebaut worden waren. Sie erstreckten sich über zehn Blocks südlich des Venice Boulevards. Vereinzelt standen auch kleine, bescheidene Häuschen an den Wasserstraßen, aber die meisten waren extravagante Strandhäuser. Einige davon waren vermutlich mehrere Millionen Dollar wert.

      Das Haus, vor dem Keri schließlich stehen blieb, war beeindruckend. Es war drei Stockwerke hoch und hatte elegante Stuckwände. Um zur Haustür zu gelangen, ging Keri vom Kanal aus um das Haus herum. Dabei fielen ihr mehrere Sicherheitskameras auf, die am Haus angebracht waren. Jede ihrer Bewegungen schien beobachtet zu werden.

      Warum wohnen eine junge Mutter und ihre Teenage-Tochter in so einem Gebäude? Und wozu brauchen sie Überwachungskameras?

      Keri drückte gegen das Eisentor und stellte überrascht fest, dass es offen war. Sie ging zur Haustür. Gerade als sie anklopfen wollte, wurde die Tür geöffnet.

      Eine Frau in ausgetragenen Jeans und weißem Tank Top stand ihr gegenüber. Sie hatte dickes braunes Haar und war barfuß. Wie Keri bereits vermutet hatte, war sie um die dreißig Jahre alt. Sie war etwa so groß wie Keri, jedoch um einiges schmaler, braungebrannt und abgesehen von ihrem besorgten Gesichtsausdruck sehr attraktiv.

      Keris erster Gedanke war Püppchen.

      „Mia Penn?“, fragte sie.

      „Ja. Kommen Sie doch bitte herein, Detective Locke. Ich habe die Formulare bereits ausgefüllt.“

      Keri betrat das beeindruckende Foyer, von dem zwei Marmortreppen nach oben führten. Hier hätte man genügend Platz für ein ganzes Basketballfeld. Die Einrichtung war makellos, Kunstwerke zierten die Wände und mehrere Skulpturen standen auf hölzernen Sockeln im Raum verteilt.

      Es sah aus wie in der Luxusausgabe eines Schöner Wohnen Katalogs. Ein besonders auffällig platziertes Gemälde konnte Keri als Delano identifizieren. Es war vermutlich mehr wert, als das zwanzigjährige Hausboot, auf dem sie seit einiger Zeit wohnte.

      Mia Penn führte sie in ein weniger formell eingerichtetes Wohnzimmer, ließ sie Platz nehmen und bot ihr eine Flasche Wasser an. Es dauerte etwas, bis Keri einen stämmigen Mann in einem sportlichen Jackett bemerkte, der auf der anderen Seite des Raumes an der Wand lehnte. Wortlos beobachtete er Keri. Sie bemerkte eine kleine Ausbuchtung unter dem Jackett auf der rechten Hüfte.

      Er ist bewaffnet. Vermutlich Security.

      Mia Penn verlor keine Zeit. Sowie Keri Platz genommen hatte, redete sie los.

      „Ashley reagiert immer noch nicht auf meine Anrufe. Sie war auch nicht online, seit die Schule aus ist, kein Facebook, Instagram, Twitter…“ Sie atmete langsam aus. „Danke, dass Sie gekommen sind. Ich kann gar nicht sagen, wie wichtig mir das ist.“

      Keri nickte langsam, sah sich ihr Gegenüber genau an und versuchte, sich ein Bild von Mia Penn zu machen. Wie sie am Telefon vermutet hatte, schien diese Frau sich wirklich schreckliche Sorgen zu machen.

      Die Sorge um ihre Tochter ist echt. Aber irgendetwas verschweigt sie mir.

      „Sie sind jünger, als ich dachte“, sagte Keri schließlich.

      „Ich bin dreißig. Als ich

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