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FBI Jet hob ab und Riley war sich sicher, dass sie wieder einmal einem Monster gegenübertreten würde. Es war ein beunruhigender Gedanke. Sie hatte gehofft, sich eine Weile von Mördern fernhalten zu können, aber diesen Job anzunehmen war ihr letztendlich wie die richtige Entscheidung erschienen. Meredith war sichtlich erleichtert gewesen, als sie ihm die Entscheidung mitgeteilt hatte.

      Am Morgen war April zu ihrem Schulausflug aufgebrochen und jetzt waren Riley und Bill auf dem Weg nach Phoenix. Vor den Fenstern des Flugzeugs war der Nachmittag dunkel geworden und Regen lief über das Glas. Riley blieb angeschnallt, bis das Flugzeug die rauen Regenwolken überwunden hatte und in klarere Luft aufgestiegen war. Dann erstreckten sich unter ihnen die Wolken, die die Erde versteckten, auf der die Menschen vermutlich gerade versuchten sich vor dem Regen in Sicherheit zu bringen. Und, dachte Riley, ihre alltäglichen Freuden und Schrecken erlebten oder was auch immer dazwischen lag.

      Sobald das Flugzeug eine stabile Fluglage erreicht hatte, drehte sich Riley zu Bill und fragte, “Was kannst du mir zeigen?”

      Bill klappte seinen Laptop vor ihnen auf dem Tisch auf. Er rief das Foto eines großen, schwarzen Müllsacks auf, überspült von seichtem Wasser. Eine tote weiße Hand ragte aus der Öffnung des Müllsacks.

      Bill erklärte, “Die Leiche von Nancy Holbrook wurde in einem künstlichen See außerhalb von Phoenix gefunden. Sie war ein dreißig Jahre altes Callgirl mit teuren Dienstleistungen. Mit anderen Worte, eine teure Prostituierte.”

      “Ist sie ertrunken?” fragte Riley.

      “Nein. Es scheint, dass Erstickung die Todesursache war. Dann wurde sie in den Müllsack gesteckt und in den See geworfen. Der Plastiksack wurde mit großen Steinen beschwert.”

      Riley sah sich das Foto genau an. Fragen schossen ihr durch den Kopf.

      “Hat der Mörder Beweise hinterlassen?” fragte sie. “Fingerabrücke, Fasern, DNA?”

      “Absolut gar nichts.”

      Riley schüttelte den Kopf. “Das verstehe ich nicht. Die Beseitigung der Leiche, meine ich. Warum hat sich der Mörder nicht mehr Mühe gegeben? Ein Süßwassersee ist perfekt, um eine Leiche loszuwerden. Leichen sinken und verwesen schneller in Süßwasser. Natürlich könnten sie durch Aufschwemmen und Gase später an die Oberfläche kommen. Aber genug Steine auf dem Sack würden das Problem lösen. Warum hat er sie in seichtem Wasser gelassen?”

      “Ich nehme an, das müssen wir herausfinden”, sagte Bill.

      Bill zeigte ihr weitere Fotos des Tatortes, aber sie sagten ihr nicht viel.

      “Also, was denkst du?” fragte sie. “Haben wir es mit einem Serienmörder zu tun, oder nicht?”

      Bill zog nachdenklich die Augenbrauen zusammen.

      “Ich weiß es nicht”, sagte er. “Bis jetzt haben wir nur eine ermordete Prostituierte. Sicherlich sind auch schon andere Prostituierte in Phoenix verschwunden. Aber das ist nichts Neues. Das passiert regelmäßig, in jeder großen Stadt im Land.”

      Das Wort 'regelmäßig' hatte einen unangenehmen Klang für Riley. Wie konnte man so das Verschwinden einer bestimmten Klasse von Frauen beschreiben? Trotzdem wusste sie, dass Bill die Wahrheit sagte.

      “Als Meredith angerufen hat, klang es sehr dringend”, sagte sie. “Und jetzt gibt er uns sogar die VIP Behandlung und fliegt und direkt mit dem BAU Jet hin.” Sie dachte einen Moment nach. “Seine genauen Worte waren, dass sein Freund möchte, dass wir den Mord als die Arbeit eines Serienmörders betrachten. Aber es klingt so, als wäre sich niemand sicher, dass es ein Serienmörder ist.”

      Bill zuckte mit den Schultern. “Vielleicht ist es das nicht. Aber Meredith scheint Nancy Holbrooks Bruder, Garret Holbrook, sehr nahe zu stehen.”

      “Ja”, nickte Riley. “Er hat mir erzählt, dass sie zusammen auf die Akademie gegangen sind. Aber die ganze Sache ist ungewöhnlich.”

      Bill widersprach ihr nicht. Riley lehnte sich in ihrem Sitz zurück und dachte über die Situation nach. Es war offensichtlich, dass Meredith die Regeln des FBI für seinen Freund beugte. Das sah Meredith nicht ähnlich.

      Aber sie dachte deshalb nicht schlecht von ihrem Chef. Tatsächlich bewunderte sie seine Hingabe für seinen Freund. Sie fragte sich:

      Gibt es jemanden, für den ich die Regeln beugen oder sogar brechen würde? Bill, vielleicht?

      Er war viele Jahre lang ihr Partner gewesen und mehr als nur ein Freund. Trotzdem war Riley sich nicht sicher. Und das brachte sie zum Nachdenken – wie nahe stand sie ihren Mitarbeitern wirklich, Bill eingeschlossen?

      Aber es lohnte sich nicht, jetzt darüber nachzudenken. Riley schloss die Augen und schlief ein.

      *

      Es war ein heller, sonniger Tag, als sie in Phoenix landeten.

      Als sie aus dem Jet stiegen, stieß Bill sie an und sagte, “Wow, super Wetter. Vielleicht bekommen wir wenigstens ein paar Urlaubstage aus diesem Trip.”

      Riley bezweifelte, dass sie viel Spaß haben würden. Es war schon lange her, dass sie richtigen Urlaub gemacht hatte. Ihr letzter Versuch mit April in New York, war durch die üblichen Morde und Schrecken unterbrochen worden, die ein so großer Teil ihres Lebens waren.

      Eines Tages werde ich richtigen Urlaub machen müssen, dachte sie.

      Ein junger, örtlicher Agent traf sie am Flughafen und fuhr sie zur FBI Außenstelle in Phoenix, einem beeindruckenden neuen, modernen Gebäude. Als er auf den Parkplatz des Büros fuhr, meinte er, “Cooles Design, oder? Hat sogar eine Auszeichnung bekommen. Können Sie raten, was es darstellen soll?”

      Riley sah über die Fassade. Sie bestand aus geraden, langen Rechtecken und engen, vertikalen Fenstern. Alles schien sorgfältig arrangiert und das Muster kam ihr vertraut vor. Sie hielt inne und starrte es einen Moment an.

      “DNA-Sequenz?” fragte sie.

      “Genau”, antwortete der Agent. “Aber ich wette Sie erraten nicht, wie das Steinlabyrinth dort drüben von oben aussieht.”

      Aber sie gingen zum Gebäude bevor Riley oder Bill Vermutungen anstellen konnten. Innen sah Riley das DNA-Motiv in den gemusterten Bodenfliesen reflektiert. Der Agent führte sie zu dem Büro des leitenden Spezialagenten Elgin Morley und ließ sie dort alleine.

      Riley und Bill stellten sich Morley vor, einem kleinen, strebsam aussehenden Mann Mitte fünfzig mit einem dicken schwarzen Schnurrbart und einer runden Brille. Ein anderer Mann wartete ebenfalls auf sie in dem Büro. Er war Mitte vierzig, groß, hager und leicht gebeugt. Riley dachte er sah müde und deprimiert aus.

      Morley sagte, “Agenten Paige und Jeffreys, ich würde Ihnen gerne Agent Garrett Holbrook vorstellen. Seine Schwester ist das Opfer, das im Nimbo Lake gefunden wurde.”

      Sie schüttelten sich die Hände und setzten sich.

      “Danke, dass Sie gekommen sind”, sagte Holbrook. “Das Ganze ist ziemlich überwältigend.”

      “Erzählen Sie uns von Ihrer Schwester”, bat Riley.

      “Ich kann Ihnen nicht viel sagen”, erwiderte Holbrook. “Ich kann nicht behaupten, dass ich sie sehr gut kannte. Sie war meine Halbschwester. Mein Vater war ein fremdgehender Arsch, hat meine Mutter verlassen und Kinder von drei verschiedenen Frauen. Nancy war fünfzehn Jahre jünger als ich. Wir hatten kaum Kontakt über die Jahre.”

      Er starrte mit leerem Blick auf den Fußboden vor ihm, währen seine Finger gedankenverloren an der Armlehne des Stuhls spielten. Dann, ohne aufzublicken, sagte er, “Das letzte was ich von ihr gehört hatte, war ein Bürojob und Sommerkurse am College. Das war vor ein paar Jahren. Ich war geschockt, als ich herausgefunden habe, was aus ihr geworden ist. Ich hatte keine Ahnung.”

      Dann schwieg er. Riley dachte, dass er etwas unausgesprochen gelassen hatte, aber sagte sich selbst, dass es vielleicht alles war, was der Mann wusste. Was hätte Riley schließlich über ihre eigene Schwester

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