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wieder hinunter, bediente sich eines Baumharzes aus dem Pallastgarten, und klebte sie so gut wieder an, als es sich im ersten Augenblicke thun ließ. Zum Glück waren die Priester und Knechte, des Auflaufs wegen, nicht in der Nähe.

      Unentdeckt konnte aber die Sache nicht bleiben, und es war höchst gefährlich, irgend jemand in die Mitwissenschaft zu ziehn. Es wurden daher die gewöhnlichen Knechte des Esels entfernt und Perotti fütterte und putzte ihn an ihrer Stelle, wodurch man der Entdeckung auswich. Auch mußte Flore vorgeben, ein besonderes Gefühl der Verehrung des heiligen Esels sei über sie gekommen, und sie wollte ihn huldigend mit einer köstlichen Krone schmücken. Diese wurde in Eile aus Gefieder und Juweelen gemacht, und sie bedeckte den Oberkopf so, daß weder ein Organ daran vermißt wurde, noch sein defekter Zustand in die Augen fiel.

      Perotti ließ sich sogar die priesterliche Würde geben, um bei Aufzügen das Thier zu führen. So wurde jedermann davon entfernt.

      Das alles aber reizte die Neugier eines andern Priesters, der gleich vermuthete, es müsse hier eine Heimlichkeit verborgen sein, die man zu offenbaren fürchtete. Er versteckte sich also eine Nacht hindurch in dem Tempel, untersuchte das Thier, und fand die Verstümmlung auf.

      Er war außer sich vor Freude, und das aus folgenden Gründen: Die Eselspriester hatten ewige Controversen mit den Mahomedspriestern zu bestehn, denn diese wollten jene, wie die ganze Eselsverehrung, als unrein und unerlaubt austilgen. Bei den Controversen übt sich der Verstand und nimmt einen ungewöhnlichen Flug, während die Vorurtheile sinken. Der Mann, von welchem wir gegenwärtig reden, war jung, feurig, der Priesterschaft gram, und hatte sich in Floren, die er oft sah, heftig verliebt. Augenblicklich durchschaute er den Plan mit jenen Ohren, und baute darauf einen Plan für das Glück seiner Liebe, oder noch wohl höherer Wünsche. Er ließ sich kurz nach seinem Auffund bei Floren melden.

      Sie nahm ihn, umringt von einigen Staatsbeamten, an. Er bat um Gehör unter vier Augen. Dem Priester versagte sich das nicht wohl. Nun warf er sich nieder, und bekannte unverschämt und ohne Hehl seine Leidenschaft.

      Flore fühlte sich heftig entrüstet. Schon der Akt an und für sich mußte sie empören, und ihr war auch bekannt, daß die Eselspriester zum ehelosen Stand, zur strengsten Enthaltsamkeit der Liebe verbunden waren.

      Und du erfrechst dich – hub sie mit strafendem Eifer an, aber der Neger ließ sie nicht weiter reden, sondern fiel ein:

      Erhabne weise Sultanin, oder vielmehr schönste der Weiber im Menschengeschlecht, du herrschest hier durch die Kraft der Gesetze, auch meine Macht ist nicht geringe, sie ward auf die Gewalt des Wahnes gegründet, und diese überbietet oft sogar jene.

      „Und du erdreistest dich, die Religion Wahn zu nennen?“

      Schöne Königin, du glaubst an die Göttlichkeit der Esel nicht, nur das Volk sichrer zu lenken, erzeigst du ihnen Verehrung. Noch mehr wie du, lache ich, der Priester, über die Gaukelei. Aber wenn wir uns im Zutrauen begegneten, welche Ketten, dauernd, und fest, würde unser Verein den vornehmen und niederen Sklaven schmieden können. Die, woran du das Volk lenkest, droht zu brechen, weil du die meinige zertrümmern willst. Ich kann dir ersprießlicher als irgend ein Darkullaner oder Caffer sein. Ich will die Herzen gewinnen, die Ueberzeugung fesseln. Nicht nur gemeinschaftlicher Vortheil, auch Liebe, die heißeste, die je im heißen Afrika einen Busen durchglühte, Liebe, Liebe betet dich an. Verwirf sie nicht, und ich lehre dir, dem Zorn des Sultans Trotz zu bieten.

      Verruchter, rief Flore, ich höre auf, deinen Stand zu achten, und strafe nur den Frevel.

      Stolz erwiederte jener: Das würdest du vor dem Volke verantworten müssen.

      „Für niemand wird es sich einlegen, der seine hohe Würde entheiligte. Ich rede schon zuviel mit dir. Wache!“

      Noch Eins! Ich kann dich verderben. Das Geheimniß ist mir bekannt, wie neulich die wüthende Menge beruhigt wurde.

      Flore erschrack.

      Der Priester bemerkte es schadenfroh, und setzte hinzu: Verwirfst du mich, schreie ich der mich verhaftenden Wache zu: die heilige Eselin ist der Ohren beraubt, geschändet, Weh über Darkulla, wenn sie nicht gerächt wird! Preise dein Geschick, daß ich über die Eselin lache, daß Liebe mir höher gilt, wie Possen, sonst wärst du schon verloren.

      Flore sah den Abgrund, der vor ihr gähnte, sie dachte: Besonnenheit allein kann mich retten, zog einen unter dem Kleide verborgenen Dolch hervor, und stieß ihn dem Priester in die Brust. Eine That, welche die grausam dringende Nothwendigkeit, und das nichtswürdige Betragen des Bonzen ihr erleichterten.

      Er sank hin, sagte aber sterbend: Es wird dich reuen, schöne Tyrannin.

      Kein Eingeborner durfte ins Zimmer. Alonzo und Perotti wurden schnell gerufen. Verbergt den Leichnam, schnell, schnell!

      Die Beiden erschracken heftig.

      „Es mußte sein, das Weitere ein Andermal.“

      Sechstes Kapitel.

      Fortsetzung

      Wo man den Meister spielt, läßt sich viel ins Werk setzen, darum wurde die heimliche Beerdigung des Priesters bald zu Stande gebracht. Alonzo sagte aber: Wir müssen mehr als je mit dem Volke auf unsrer Hut sein. Perottis Einfall rettete für den Augenblick, aber späterhin kann er uns verderben.

      Ei, rief Perotti, ich machte schon ein ander Thier ausfindig, das dem vorigen ähnlich ist. Bei Nacht schaff ich es in den Tempel, und das verstümmelte wird in einen Teich versenkt.

      Wie gefährlich aber ist das alles, versetzte der Spanier. Laßt uns auf Mittel sinnen, dem Volke ein Blendwerk im höheren Styl zu bereiten. Selbsterhaltung legt es uns auf. Wir sind Europäer. Unsre Naturwissenschaft muß uns dazu in Stand setzen. Laßt uns einige der geschicktesten Caffern gebrauchen. Auch über sie schwebt die Gefahr. Feuergewehr ist selten in diesem Reiche, wenn es schon nicht den Schrecken verbreitet, wie bei ganz wilden neuentdeckten Völkern. Wir wollen aber dennoch Salpeter suchen und Pulver in so großer Menge verfertigen, als es immer möglich ist.

      Gut, gut, rief Perotti, fehlt es uns an Flinten oder Stücken, so machen wir Feuerwerke, hier ein ungesehen Schauspiel, mit dem manches auszurichten ist. Das Volk muß uns schon der Kurzweil halber lieben.

      „Auch denke ich Minen unter den Wall zu legen, oder – noch etwas anders fällt mir bei, wovon ich nachher reden werde.“

      Mir auch, warlich in dem nämlichen Augenblick, sprach der Italiener, und ich wette, wir fielen auf einen Gedanken.

      „Sollte es uns nicht möglich werden, eine elektrische Vorrichtung zu erbauen. Es fehlt uns zwar manches dazu, aber Noth ist erfinderisch.“

      Wohl! Die Theorie davon ist mir wenigstens bekannt. Doch vor allen Dingen mögte ich leichtes Gas und einen Wachstaffent bereiten können. Ich glaube, einer unserer geschickten Zeugmacher hat einen feinen dichten seidenen Stoff fertig.

      „Mit Wachs überzieh ich ihn.“

      Vitriol, Eisen, besitzen wir. Warum sollte sich nicht ein leichtes Gas bereiten lassen.

      „Unter dem Pallast sind tiefe Kellergewölbe. Da leg ich eine Werkstatt an. Die Caffern, welche mir helfen, kommen nicht mehr ans Tageslicht, bis das Volk von Darkulla uns unbedingt huldigt.“

      Flore rief: Ihr Herren denkt auf alles. Beim Ausführen des Wunderbaren will ich schon an meiner Stelle stehn. Warlich, nichts Geringes lastet auf uns. Eigentlich müssen wir ja gegen das innere Volk der Stadt, und wider das Belagerungsheer zugleich kämpfen. Fast ist unser Sieg nicht abzusehn. Doch fallen wir, kann es die Feinde nicht ehren.

      Doch unser Triumph wird unerhört sein. Und die hohe Stufe europäischer Kultur muß gebieten! schwärmte der Spanier, der viel Elastizität hatte, welche nur des äußern Drucks bedurfte, um wirksam zu sein. Daneben fehlte es ihm gar nicht an dem poetischen Schwung, der ja nach Isabellens Zeiten, wie neuere deutsche Autoren behaupten, ein Grundzug des hispanischen Charakters geworden sein soll.

      Genug, sechs Arbeiter wurden im Geheim angestellt, Perotti leitete die Technik, die Ideen gab Alonzo, Flore übte die Rollen des Ausführens ein. Weiter unten wird das Warum, Wie und Wo, näher berichtet.

      Wenden wir den Blick zu Tata hin.

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