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zuletzt in einen orkanhaften Knall auf, bei dem alles aus Schrecken aufs Antlitz sinkt. Ein helles Umleuchten. Ueberraschung mahnt aber in demselben Momente, alle Blicke, sich wieder emporzurichten. Halbgeblendet, staunen, starren sie nach dem Götzentempel hin, der in Trümmern zerschellt in einer hohen Feuersäule in die Wolken steigt. Dampf, Rauch und dicker Staub verschlingen bald wieder die Blitzeshelle, die zerrissenen Mauern sinken aber brennend und rauchend auf den Boden zurück, Erde fällt weit umhergeschleudert auf die Beter nieder.

      Mahomed ist Gottes Prophet! tönt nun eine Stimme aus der Höhe, nach der Moschee richten sich alle Augen. Sie ist von lauter feurigen Lichtern umgeben, kleine Flammen, Sternen gleich, steigen aus den Minarets empor, und oben zeichnet Feuerschrift mit großen Charakteren den Namen des arabischen Religionsstifters. Die Empfindungen der Menge ergeben sich von selbst.

      Siebentes Kapitel.

      Tatas Unglaube

      Daß eine Mine den Götzentempel in die Luft gesprengt hatte, sieht jedermann ein. Wo so leicht gebaut wird, wie in Darkulla, ließ sich in ihrer Nähe aushalten, bei dicken Steinmauern wären wohl manche der Beter zertrümmert worden.

      Die Priester machten die Reise mit, obgleich Flore gewollt hatte, man sollte sie retten, und irgendwo verbergen. Perotti meinte: besser sey besser, und erklärte, als er Florens Vorwürfe hörte, er wolle alle die Priesterseelen auf sein Gewissen nehmen.

      Auch die heilige Eselin ohne Ohren ward bei dieser Gelegenheit zerrissen, und man war der schlimmen Untersuchung überhoben. Alonzo und Perotti tappten noch in der Nacht mit kleinen Blendlaternen umher, und brachten die Stücke der Körper zusammen, die etwa oben auf den Trümmern lagen, um sie zu verscharren. Der Glaube sollte meinen, alles Leben sei hier völlig vernichtet worden.

      Die Moschee erleuchtete ein Feuerwerk, von dem alle verrätherische Ueberbleibsel auch weggenommen wurden, und damit das alles destomehr ohne Beobachtung geschehen konnte, ließ Flore beim Sonnenaufgang, diesen Tag dem Fasten und Gebeten widmen, denen, mit Ausnahme der Krieger auf der Verschanzung, Jedermann daheim im Hause obliegen sollte.

      Vielleicht wundert man sich, wie es Alonzo und Perotti möglich wurde, so mancherlei Geheimes ins Werk zu richten, und die Arbeiter in der Werkstatt zu bewachen. Aber es ist auch oben erinnert worden, wie letztere dabei mit Leben und Wohlfahrt interessirt waren. Bei dem allen hatte Perotti von den entlassenen stummen Kammerherrn gehört, meinte, hier ständen sie an ihrem Platz, und berief sie ein. Sie mußten Aufsicht über die Künstler führen, Neugierige abhalten, und wo es sonst nöthig wurde, Hülfe leisten.

      Zum Unglück aber konnte einer von ihnen schreiben, sogar etwas denken. Er sah von den Arbeiten ab, was ihm möglich war, und überlegte, daß er dem Bruder des Sultans mit Nachrichten über diese Gegenstände, willkommen sein dürfte. Wenigstens lächelte er ihn an, und versicherte ihn seiner Gnade, ein Genuß, welcher ihn, so lange er vom Hofe entfernt war, nicht gelabt hatte.

      In Tatas Lager sah man den Aufflug der Mine und die Verklärung des islamitischen Tempels gar wohl, und die Krieger fanden sich wunderbar durch die Erscheinungen bewegt. Ein Wispern und Flistern durchlief die Reihen: man führe schlimmen Krieg, Gott stände dem Feinde bei. Tata erschrack darüber nicht wenig, und wußte doch nicht, wie er den bösen Eindruck bei seinen, und den guten bei Nenes Kriegern, den diese unerhörte Dinge ins Leben gerufen hatten, tilgen sollte.

      Da kam in der Nacht jener stumme Höfling, dem es gelungen war, aus der Stadt zu schleichen. Die widerrechtlich eingeschlummerten Schildwachen mußten dazu einen Todtenschlaf gehabt haben, da der Parfüm des Vorüberschleichenden sie nicht weckte. Genug der Höfling war da.

      Man reichte ihm einige Palmblätter, darauf niederzuschreiben, was er anzubringen hatte. Einige wurden mit Artigkeiten angefüllt, dann ging es zur Sache über, wo dem Fürsten Tata versichert wurde, wenn es ihm Vergnügen mache, werde er, der Ankömmling, die Ehre haben, auch feurige Erscheinungen und entsetzliche Donnerwetter hervorzubringen.

      Ich dachte es, rief Tata, ich dachte es, Gaukelei liege zum Grunde, oft habe ich gehört, daß die Caffern im Ländchen Europa mit ihrem schwarzen Staub, Blitz und Donner machten; den Feuerschlund, welchen unsere Krieger einst eroberten, würden wir auch laden und losbrennen können, wenn uns der Staub nicht fehlte.

      Jener klopfte der weisen Rede mit seinen Händen Beifall, und schrieb wieder: er habe das Geheimniß abgemerkt.

      Sogleich wurden ihm Handlanger in Menge zugesellt, die Gegend war an Salpeter und Schwefel reich, man half sich mit den Kohlen so gut es gehn wollte, und nach einigen Wochen besaß Tata einen großen Vorrath an Schießpulver. Stand es gleich um die Mischung und Körnung desselben fehlerhaft, war es immer geeignet, Staunen und Schreckniß unter die Darkullaner zu verbreiten, und Florens Triumph zu stören.

      In der Stadt vermuthete man gar wohl, daß den Belagerern eine solche Kunde zugekommen sei. Denn es wurde der Flüchtling vermißt und Tata ließ auch vor den Wällen ausrufen: er werde nächstens auch solche feurige Erscheinungen hervorbringen, wie die Gauklerin Nene, welche die Darkullaner schändlich betröge, und sich frevelhaft rühme, der Gottheit Wunder erfleht zu haben. Das machte allerdings, daß die erste Stimmung nach jener Nacht, die Floren vollkommen günstig gewesen wäre, wie eine neue Religionsstifterin in Darkulla aufzutreten, in eine gewisse Kälte, eine mißtrauische Bedenklichkeit, und eine gespannte Erwartung, was im Lager vorgehn werde, überging.

      Das Kleeblatt, Flore, Alonzo, und Perotti, berathete also, wie, wenn auch Tata Explosionen mit Schießpulver zu Stande brächte, doch Vorliebe, Bewunderung und Ehrfurcht auf dieser Seite zu erhalten, und noch siegender als zuvor dahin zu lenken wären.

      Tata ließ unterdessen einen ungeheuren Esel anfertigen. Es geschah in einem Verschlag, daß die Ansicht der zunehmenden Arbeit nicht dem Eindruck der Vollendung schaden sollte. Daneben war der Plan sehr klug, einen Theil des Walles zu untergraben, und in die Luft zu sprengen. Das sollte in der Nacht geschehen und dann der Esel mit Feuerwerksmaterie behende auf Rollen durch die Bresche in die Stadt geschoben werden.

      Alonzo, der gern etwas Genaueres wissen wollte, redete mit jenem Darkullaner, der zuerst die treue Nachricht überbracht hatte, und bewog ihn, im Finstern durch den Graben zu schwimmen und sich einen Tag im Lager aufzuhalten, wo man, ihn für einen Krieger Tatas haltend, keinen Verdacht schöpfen würde. Dann sollte er alles erspähn, und zurückkehren.

      Der Neger, fest in seiner Anhänglichkeit, richtete den Auftrag zur Zufriedenheit seiner Sender aus, und diese erfuhren Tatas Absicht vollkommen, waren mithin auch im Stande, Gegenmittel vorzukehren.

      Die Stelle des Walles, an welcher die Kluft ausgehöhlt ward, (eine Arbeit, welche die Belagerer immer in der Nacht vollzogen, nachdem die Arbeiter über den Graben geschwommen waren) blieb nun nicht unbekannt, und es wäre ein leichtes gewesen, die Höhlung wieder auszufüllen, und keinen Gräber mehr hereinzulassen. Das wollte man aber nicht, der Triumph wäre nicht glänzend genug gewesen. Es wurde vielmehr hinter jener Stelle ein neuer Abschnitt von einem Wall und Graben gemacht, weit genug, daß die Kraft des im Hauptwalle entzündeten Pulvers ihn nicht treffen konnte. Dazu legte man in der Mitte dieses Abschnittes noch eine kleine Mine an. Zu welchem Behuf, werden wir hören.

      Jetzt gedieh auch die chemische Beschäftigung mit dem Vitriol, und dem kleingehackten Eisen mehr, und es wurde so viel brennbares Gas gewonnen, als zu den vorgesetzten Zwecken erforderlich war.

      Aus feinem gewächsten Seidenzeuge fertigten die Männer eine Hülle, die aufgebläht die Gestalt eines Engels mit ausgebreiteten Fittigen nachahmte. Das brennbare Gas füllte diesen seidenen Körper, und wohlverschlossen wurde er in der Nacht an einem sehr langen dünnen seidenen Strange in die Luft gelassen. Das Ende des Stranges war in einem Zimmer angeknüpft, dem kein Ungeweihter nahen durfte.

      Am Tage sahe niemand den Strang, weil er zu dünn war, und in einer beträchtlichen Höhe aus dem Pallaste stieg; der Cherub hatte sich vollends allen Augen entzogen, und schwebte hoch im Aether.

      Nun kündigte die Sultanin abermals eine öffentliche Gebetfeier an, die aber diesmal auf den frühen Morgen bestimmt war. Wie neulich mußte sich das Volk versammeln, aber Flore zeigte sich nur von einer Zinne des Pallastes, auf welcher sie frei stand. Hier wurde das Volk wieder ernst aufgerufen. Die Rednerin sprach über die Tücke und Ruchlosigkeit der Feinde,

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