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Словарь языка русской поэзии XX века. Том III. З – Круг. Коллектив авторов
Читать онлайн.Название Словарь языка русской поэзии XX века. Том III. З – Круг
Год выпуска 2008
isbn 978-5-9551-0251-1
Автор произведения Коллектив авторов
Жанр Поэзия
Серия Studia philologica
Издательство Языки Славянской Культуры
Einen der Gründe des Erfolgs des Papsttums erblickt Hitler dabei darin, dass die katholische Kirche sehr geschickt die an sich unvermeidlichen autoritätskritischen Begleiterscheinungen jedes Entscheidungsvorgangs über Führungspositionen dadurch vermeide, dass sie diese Entscheidungsvorgänge, vor allem die Papstwahl, strikt geheim hält. Dadurch gelänge es ihr, dass die an sich unausweichlichen Konflikte innerhalb der Führungsspitze nicht oder nur sehr eingeschränkt öffentlich werden.
„Grundsatz auch für die Führerwahl“ müsse es daher sein, so Hitler weiter, „daß während der Wahlhandlung jede Diskussion unter den Wählern unterbunden würde“. Die „Durchführung der Führerwahl habe nicht vor den Augen des Volkes, sondern hinter verschlossenen Türen zu geschehen. Auch bei der Papstwahl wisse das Volk ja nicht, was hinter den Kulissen vorgehe. Bei den Kardinälen sei es einmal so weit gekommen, daß sie sich geprügelt hätten. Man habe sie daraufhin für die Zeit der Wahlhandlung einfach eingemauert.“ Wenn eine Staatsform, die dies berücksichtige, „auch nicht ewig halten möge, 200 bis 300 Jahre werde sie bestimmt Bestand haben. Denn sie sei auf Erwägungen der Vernunft gegründet, während die tausendjährige Organisation der katholischen Kirche auf Unsinn als Grundlage aufgebaut sei“20.
Noch in einem weiteren Aspekt ihrer Eliterekrutierung gilt Hitler „die katholische Kirche als vorbildliches Lehrbeispiel“. „In der Ehelosigkeit ihrer Priester“, so Hitler bereits in „Mein Kampf“, liege der Zwang begründet, den Nachwuchs für die Geistlichkeit statt aus den eigenen Reihen immer wieder aus der Masse des breiten Volkes holen zu müssen. Dies sei „die Ursache der unglaublich rüstigen Kraft, die in dieser uralten Institution wohnt. Denn dadurch, daß dieses Riesenheer geistlicher Würdenträger sich ununterbrochen aus den untersten Schichten der Völker heraus ergänzt, erhält sich die Kirche nicht nur die Instinkt-Verbundenheit mit der Gefühlswelt des Volkes, sondern sichert sich auch eine Summe von Energie und Tatkraft, die in solcher Form ewig nur in der breiten Masse des Volkes vorhanden sein wird. Daher stammt die staunenswerte Jugendlichkeit dieses Riesenorganismus, die geistige Schmiegsamkeit und stählerne Willenskraft“21.
Hitlers partieller Respekt vor den Kirchen ist, so zeigt sich, die Konsequenz seiner Analyse ihrer internen Konstitutionsprinzipien, wie Hitler sie wahrnimmt. Als über lange Zeit einflussreiche Weltanschauungsinstitutionen sieht er in ihnen Beobachtungsobjekte mit gewissem Vorbildcharakter. Sie interessieren ihn, insofern manche ihrer Erfolgsregeln auch unter den Bedingungen einer modernen – Hitler versteht darunter eine naturwissenschaftlich und technologisch fortgeschrittene – Gesellschaft gelten könnten. Es geht Hitler dabei um die Art und Weise, wie die Kirchen ihre „Weltanschauung“ mobilisieren und organisieren, und dies unter modernen Konkurrenzbedingungen. Hitler interessieren die Kirchen als politische Weltanschauungsorganisationen innerhalb einer Konkurrenzsituation pluraler Anbieter auf dem Markt der Weltanschauungen.
2. Hitlers Kritik
a) „Langsames Ausklingen“ der Kirchen: Hitlers Szientismus
Selbstverständlich hat Hitlers Analyse der Kirchen nichts mit Zustimmung zu ihren Verkündigungsinhalten zu tun. Wiewohl Hitler sich als „gottgläubig“ bezeichnet und ihm eine spezifische Form der Religiosität wohl auch persönlich eignet, so gelten ihm doch die meisten der konkreten Inhalte der christlichen Verkündigung als durch die naturwissenschaftliche Forschung widerlegt. Die Popularisierung der wissenschaftlichen Erkenntnisse werde denn auch, so Hitlers Überzeugung, die Glaubwürdigkeit der Kirchen endgültig untergraben. „Wer naturgemäß lebt, kommt …, ohne daß er es will, in Gegensatz zur Kirche. Die Kirche geht daran zugrunde. Die Wissenschaft wird Siegerin sein“22, so Hitler in einem Gespräch im Führerhauptquartier am 14.10.1941.
Es sei deshalb auch nicht „richtig, sich jetzt in einen Kampf mit der Kirche zu stürzen. Am besten, man läßt das Christentum langsam verklingen; ein langsames Ausklingen hat auch etwas Versöhnendes in sich: Das Dogma des Christentums zerbricht vor der Wissenschaft. Die Kirche muß schon jetzt mehr und mehr Konzessionen machen. Tausend Dinge werden allmählich hinfällig. Es braucht nur noch der Nachweis geführt werden, daß das Anorganische und das Organische in der Natur ohne Grenze ineinanderüberfließen! Wenn erst einmal das Wissen um das Universum sich verbreitet, wenn der Großteil der Menschen sich klar darüber wird, daß die Sterne nicht Leuchtkörper sind, sondern Welten, vielleicht belebte Welten, wie die unsere, dann wird die Lehre des Christentums völlig ad absurdum geführt“23.
Der „ganze(.) katholische(.) Kirchenglauben“ ist denn auch für Hitler „eine unglaublich schlaue Mischung von Heuchelei und Geschäft unter Ausnutzung der menschlichen Anklammerung an die überkommene Gewohnheit“. Selbst ein „gebildeter Geistlicher könne“, so Hitler, „doch unmöglich den Unsinn glauben, den die Kirche verzapfe“24. Das Christentum sei „das Tollste, das je ein Menschenhirn in seinem Wahn hervorgebracht hat“, vor allem, und Hitler hebt dies eigens hervor, ist es für ihn „eine Verhöhnung von allem Göttlichen“25 – so Hitler im Führerhauptquartier am 13.12.1941.
Hitlers durchgängiger Szientismus, also seine Wissenschaftsgläubigkeit, ist dabei durchaus nicht ungebrochen und völlig unaufgeklärt über seine Grenzen. „Die Wissenschaft“ ist für ihn „nichts anderes wie eine Leiter, die man erklimmt: Mit jeder Stufe sieht man ein bißchen weiter, aber an das Ende der Dinge sieht auch die Wissenschaft nicht“26. Auch bezweifelt Hitler, dass wissenschaftlicher Fortschritt und individuelles Glück unmittelbar zusammenhängen. „Ob wissenschaftliche Erkenntnisse den Menschen glücklich machen? Ich weiß es nicht. Aber: mit ganz verschiedenen Bekenntnissen sind die Menschen glücklich! Gut, so muß man darin eben auch tolerant sein! Töricht ist es, den Menschen glauben zu machen, er sei ein Dirigent, wie das eine aufdringliche liberale Wissenschaft des vorigen Jahrhunderts getan hat.“27 Aber Wissenschaft, so Hitler, „bemüht sich, nach den Grenzen, die jeweils ihrer Einsicht gezogen sind, eine Sache richtig zu sehen. Sie stellt nicht bewußt falsch dar“. Das Christentum aber lüge: Es sei deshalb wegen seines Wahrheitsanspruchs „in einen Konflikt mit sich selbst hineingeraten“28.
Hitler stellt sich an dieser Stelle übrigens auch die Frage, ob mit der Verdunstung des Christentums in der Kritik der modernen (Natur-)Wissenschaften, „nicht überhaupt der Gottesglaube beseitigt werden“ wird. Seine Antwort: „Das würde nicht gut sein! Der breiten Masse ist der Begriff der Gottheit nur eine Substantiierung. Diese Substantiierung ist wunderbar. Warum sollen wir den Sammelbegriff für das Unbegreifliche zerstören?“29 Das Christentum aber habe „nun freilich“, so Hitler, „den Gipfel aller Torheit erklommen. Deshalb wird eines Tages sein Gebäude gänzlich zerbrechen. Das Wissen hat heute schon die ganze Menschheit erfaßt. Je mehr sich das Christentum an das Dogma klammert, umso rascher wird es verglimmen.“30
Nachdem für Hitler aber „alle Erschütterungen von Übel sind“, hält er „es für das Schönste, wenn wir die Einrichtung der Kirche allmählich durch eine geistige Aufklärung überwinden und schmerzlos machen, zu einer gewissen Milde bringen. Das allerletzte könnten Frauenklöster sein!“31 „Die Zeitenwende des Untergangs“ der Kirchen sieht Hitler jedenfalls gekommen. „Es dauert noch einige Jahrhunderte, dann geschieht durch Evolution, was nicht durch Revolution geschieht. Jeder Gelehrte, der etwas Neues entdeckt, haut ein Stück von deren Basis weg. Es tut einem oft leid, daß man in einer Zeit lebt, in welcher einem noch nicht bewußt ist, wie die neue Welt aussehen wird“32 – so Hitler am 11.11.1941.
„Die Zeit, in der wir leben, ist die Erscheinung des Zusammenbruchs dieser Sache. Es kann hundert oder zweihundert Jahre noch dauern. Es tut mir leid, daß ich wie Moses das gelobte Land nur aus der Ferne sehen kann. Wir wachsen in eine sonnige, wirklich tolerante Weltanschauung hinein: Der Mensch soll in der Lage sein, die ihm von Gott