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Nimm den Kellerschlьssel und hol vom besten Wein! Sie haben ihn verdient. (Ab.)

      Karl. Ich will mit, Tante.

      Maria. Komm, Bursch. (Ab.)

      Reiter. Der wird nicht sein Vater, sonst ging' er mit in Stall!

      (Gцtz. Weislingen. Reitersknechte.)

      Gцtz (Helm und Schwert auf den Tisch legend). Schnallt mir den Harnisch auf, und gebt mir mein Wams. Die Bequemlichkeit wird mir wohl tun. Bruder Martin, du sagtest recht – Ihr habt uns in Atem erhalten, Weislingen.

      Weislingen (antwortet nichts, auf und ab gehend).

      Gцtz. Seid gutes Muts. Kommt, entwaffnet Euch. Wo sind Eure Kleider? Ich hoffe, es soll nichts verlorengegangen sein. (Zum Knecht.) Frag seine Knechte, und цffnet das Gepдcke, und seht zu, daя nichts abhanden komme. Ich kцnnt Euch auch von den meinigen borgen.

      Weislingen. Laяt mich so, es ist all eins.

      Gцtz. Kцnnt Euch ein hьbsches saubres Kleid geben, ist zwar nur leinen. Mir ist's zu eng worden. Ich hatt's auf der Hochzeit meines gnдdigen Herrn des Pfalzgrafen an, eben damals, als Euer Bischof so giftig ьber mich wurde. Ich hatt' ihm, vierzehn Tag vorher, zwei Schiff auf dem Main niedergeworfen. Und ich geh mit Franzen von Sickingen im Wirtshaus zum Hirsch in Heidelberg die Trepp hinauf. Eh man noch ganz droben ist, ist ein Absatz und ein eisen Gelдnderlein, da stund der Bischof und gab Franzen die Hand, wie er vorbeiging, und gab sie mir auch, wie ich hintendrein kam. Ich lacht in meinem Herzen, und ging zum Landgrafen von Hanau, der mir gar ein lieber Herr war, und sagte: "Der Bischof hat mir die Hand geben, ich wett, er hat mich nicht gekannt." Das hцrt' der Bischof, denn ich red't laut mit Fleiя, und kam zu uns trotzig – und sagte: "Wohl, weil ich Euch nicht kannt hab, gab ich Euch die Hand." Da sagt ich: "Herre, ich merkt's wohl, daя Ihr mich nicht kanntet, und hiermit habt Ihr Eure Hand wieder." Da ward das Mдnnlein so rot am Hals wie ein Krebs vor Zorn und lief in die Stube zu Pfalzgraf Ludwig und dem Fьrsten von Nassau und klagt's ihnen. Wir haben nachher uns oft was drьber zugute getan.

      Weislingen. Ich wollt, Ihr lieяt mich allein.

      Gцtz. Warum das? Ich bitt Euch, seid aufgerдumt. Ihr seid in meiner Gewalt, und ich werd sie nicht miяbrauchen.

      Weislingen. Dafьr war mir's noch nicht bange. Das ist Eure Ritterpflicht.

      Gцtz. Und Ihr wiяt, daя die mir heilig ist.

      Weislingen. Ich bin gefangen; das ьbrige ist eins.

      Gцtz. Ihr solltet nicht so reden. Wenn Ihr's mit Fьrsten zu tun hдttet, und sie Euch in tiefen Turn an Ketten aufhingen, und der Wдchter Euch den Schlaf wegpfeifen mьяte!

      (Die Knechte mit den Kleidern.)

      Weislingen (zieht sich aus und an).

      (Karl kommt.)

      Karl. Guten Morgen, Vater!

      Gцtz (kьяt ihn). Guten Morgen, Junge. Wie habt ihr die Zeit gelebt?

      Karl. Recht geschickt, Vater! Die Tante sagt: ich sei recht geschickt.

      Gцtz. So!

      Karl. Hast du mir was mitgebracht?

      Gцtz. Diesmal nicht.

      Karl. Ich hab viel gelernt.

      Gцtz. Ei!

      Karl. Soll ich dir vom frommen Kind erzдhlen?

      Gцtz. Nach Tische.

      Karl. Ich weiя noch was.

      Gцtz. Was wird das sein?

      Karl. Jagsthausen ist ein Dorf und Schloя an der Jagst, gehцrt seit zweihundert Jahren den Herrn von Berlichingen erb- und eigentьmlich zu.

      Gцtz. Kennst du den Herrn von Berlichingen?

      Karl (sieht ihn starr an).

      Gцtz (vor sich). Er kennt wohl vor lauter Gelehrsamkeit seinen Vater nicht. – Wem gehцrt Jagsthausen?

      Karl. Jagsthausen ist ein Dorf und Schloя an der Jagst.

      Gцtz. Das frag ich nicht. – Ich kannte alle Pfade, Weg und Furten, eh ich wuяte, wie Fluя, Dorf und Burg hieя. – Die Mutter ist in der Kьche?

      Karl. Ja, Vater! Sie kocht weiяe Rьben und ein Lammsbraten.

      Gцtz. Weiяt du's auch, Hans Kьchenmeister?

      Karl. Und fьr mich zum Nachtisch hat die Tante einen Apfel gebraten.

      Gцtz. Kannst du sie nicht roh essen?

      Karl. Schmeckt so besser.

      Gцtz. Du muяt immer was Apartes haben. – Weislingen! ich bin gleich wieder bei Euch. Ich muя meine Frau doch sehn. Komm mit, Karl.

      Karl. Wer ist der Mann?

      Gцtz. Grья ihn. Bitt ihn, er soll lustig sein.

      Karl. Da, Mann! hast du eine Hand, sei lustig, das Essen ist bald fertig.

      Weislingen (hebt ihn in die Hцh und kьяt ihn). Glьckliches Kind! das kein ьbel kennt, als wenn die Suppe lang ausbleibt. Gott laя Euch viel Freud am Knaben erleben, Berlichingen.

      Gцtz. Wo viel Licht ist, ist starker Schatten – doch wдr mir's willkommen. Wollen sehn, was es gibt.

      (Sie gehn.)

      I. Akt, Szene 3

      Weislingen. O daя ich aufwachte! und das alles wдre ein Traum! In Berlichingens Gewalt! von dem ich mich kaum losgearbeitet habe, dessen Andenken ich mied wie Feuer, den ich hoffte zu ьberwдltigen! Und er – der alte treuherzige Gцtz! Heiliger Gott, was will, will aus dem allen werden? Rьckgefьhrt, Adelbert, in den Saal! wo wir als Buben unsere Jagd trieben – da du ihn liebtest, an ihm hingst wie an deiner Seele. Wer kann ihm nahen und ihn hassen? Ach! ich bin so ganz nichts hier! Glьckselige Zeiten, ihr seid vorbei, da noch der alte Berlichingen hier am Kamin saя, da wir um ihn durcheinander spielten und uns liebten wie die Engel. Wie wird sich der Bischof дngstigen, und meine Freunde. Ich weiя, das ganze Land nimmt teil an meinem Unfall. Was ist's! Kцnnen sie mir geben, wornach ich strebe?

      Gцtz (mit einer Flasche Wein und Becher). Bis das Essen fertig wird, wollen wir eins trinken. Kommt, setzt Euch, tut, als wenn Ihr zu Hause wдrt! Denkt, Ihr seid einmal wieder beim Gцtz. Haben doch lange nicht beisammengesessen, lang keine Flasche miteinander ausgestochen. (Bringt's ihm.) Ein frцhlich Herz!

      Weislingen. Die Zeiten sind vorbei.

      Gцtz. Behьte Gott! Zwar vergnьgtere Tage werden wir wohl nicht wieder finden als an des Markgrafen Hof, da wir noch beisammenschliefen und miteinander umherzogen. Ich erinnere mich mit Freuden meiner Jugend. Wiяt Ihr noch, wie ich mit dem Polacken Hдndel kriegte, dem ich sein gepicht und gekrдuselt Haar von ungefдhr mit dem дrmel verwischt?

      Weislingen. Es war bei Tische, und er stach nach Euch mit dem Messer.

      Gцtz. Den schlug ich wacker aus dazumal, und darьber wurdet Ihr mit seinem Kameraden zu Unfried. Wir hielten immer redlich zusammen als gute brave Jungen, dafьr erkennte uns auch jedermann. (Schenkt ein und bringt's.) Kastor und Pollux! Mir tat's immer im Herzen wohl, wenn uns der Markgraf so nannte.

      Weislingen. Der Bischof von Wьrzburg hatte es aufgebracht.

      Gцtz. Das war ein gelehrter Herr, und dabei so leutselig. Ich erinnere mich seiner, so lange ich lebe, wie er uns liebkoste, unsere Eintracht lobte und den Menschen glьcklich pries, der ein Zwillingsbruder seines Freundes wдre.

      Weislingen. Nichts mehr davon!

      Gцtz. Warum nicht? Nach der Arbeit wьяt ich nichts Angenehmers, als mich des Vergangenen zu erinnern. Freilich, wenn ich wieder so bedenke, wie wir Liebs und Leids zusammen trugen, einander alles waren, und wie ich damals wдhnte, so sollt's unser ganzes Leben sein! War das nicht all mein Trost,, wie mir diese Hand weggeschossen ward vor Landshut, und du mein pflegtest und mehr als Bruder fьr mich sorgtest? Ich hoffte, Adelbert wird kьnftig meine rechte Hand sein. Und nun-Weislingen. Oh!

      Gцtz. Wenn du mir damals gefolgt hдttest, da ich dir anlag, mit nach Brabant

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