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Nehmt mich mit, daя ich's zeigen kann!

      Gцtz. Das nдchstemal, auf mein Wort. Unbewaffnet wie du bist, sollst du nicht in Streit. Die kьnftigen Zeiten brauchen auch Mдnner. Ich sage dir, Knabe, es wird eine teure Zeit werden: Fьrsten werden ihre Schдtze bieten um einen Mann, den sie jetzt hassen. Geh, Georg, gib Hansen seinen Kьraя wieder und bring mir Wein. (Georg ab.) Wo meine Knechte bleiben! Es ist unbegreiflich. Ein Mцnch! Wo kommt der noch her?

      (Bruder Martin kommt.)

      Gцtz. Ehrwьrdiger Vater, guten Abend! woher so spдt? Mann der heiligen Ruhe, Ihr beschдmt viel Ritter.

      Martin. Dank Euch, edler Herr! Und bin vor der Hand nur demьtiger Bruder, wenn's ja Titel sein soll. Augustin mit meinem Klosternamen, doch hцr ich am liebsten Martin, meinen Taufnamen.

      Gцtz. Ihr seid mьde, Bruder Martin, und ohne Zweifel durstig! (Der Bub kommt.) Da kommt der Wein eben recht.

      Martin. Fьr mich einen Trunk Wasser. Ich darf keinen Wein trinken.

      Gцtz. Ist das Euer Gelьbde?

      Martin. Nein, gnдdiger Herr, es ist nicht wider mein Gelьbde, Wein zu trinken; weil aber der Wein wider mein Gelьbde ist, so trinke ich keinen Wein.

      Gцtz. Wie versteht Ihr das?

      Martin. Wohl Euch, daя Ihr's nicht versteht. Essen und trinken, mein ich, ist des Menschen Leben.

      Gцtz. Wohl!

      Martin. Wenn Ihr gegessen und getrunken habt, seid Ihr wie neu geboren; seid stдrker, mutiger, geschickter zu Euerm Geschдft. Der Wein erfreut des Menschen Herz, und die Freudigkeit ist die Mutter aller Tugenden. Wenn Ihr Wein getrunken habt, seid Ihr alles doppelt, was Ihr sein sollt, noch einmal so leicht denkend, noch einmal so unternehmend, noch einmal so schnell ausfьhrend.

      Gцtz. Wie ich ihn, trinke, ist es wahr.

      Martin. Davon red ich auch. Aber wir-(Georg mit Wasser.)

      Gцtz (zu Georg heimlich). Geh auf den Weg nach Dachsbach, und leg dich mit dem Ohr auf die Erde, ob du nicht Pferde kommen hцrst, und sei gleich wieder hier.

      Martin. Aber wir, wenn wir gegessen und getrunken haben, sind wir grad das Gegenteil von dem, was wir sein sollen. Unsere schlдfrige Verdauung stimmt den Kopf nach dem Magen, und in der Schwдche einer ьberfьllten Ruhe erzeugen sich Begierden, die ihrer Mutter leicht ьber den Kopf wachsen.

      Gцtz. Ein Glas, Bruder Martin, wird Euch nicht im Schlaf stцren. Ihr seid heute viel gegangen. (Bringt's ihm.) Alle Streiter!

      Martin. In Gottes Namen! (Sie stoяen an.) Ich kann die mьяigen Leute nicht ausstehen; und doch kann ich nicht sagen, daя alle Mцnche mьяig sind; sie tun, was sie kцnnen. Da komm ich von St. Veit, wo ich die letzte Nacht schlief. Der Prior fьhrte mich in den Garten; das ist nun ihr Bienenkorb. Vortrefflicher Salat! Kohl nach Herzens Lust! und besonders Blumenkohl und Artischocken, wie keine in Europa!

      Gцtz. Das ist also Eure Sache nicht. (Er steht auf, sieht nach dem Jungen und kommt wieder.)

      Martin. Wollte, Gott hдtte mich zum Gдrtner oder Laboranten gemacht!

      Ich kцnnte glьcklich sein. Mein Abt liebt mich, mein Kloster ist Erfurt in Sachsen; er weiя, ich kann nicht ruhn; da schickt er mich herum, wo was zu betreiben ist. Ich geh zum Bischof von Konstanz.

      Gцtz. Noch eins! Gute Verrichtung!

      Martin. Gleichfalls.

      Gцtz. Was seht Ihr mich so an, Bruder?

      Martin. Daя ich in Euern Harnisch verliebt bin.

      Gцtz. Hдttet Ihr Lust zu einem? Es ist schwer und beschwerlich ihn zu tragen.

      Martin. Was ist nicht beschwerlich auf dieser Welt! und mir kommt nichts beschwerlicher vor, als nicht Mensch sein dьrfen. Armut, Keuschheit und Gehorsam – drei Gelьbde, deren jedes, einzeln betrachtet, der Natur das Unausstehlichste scheint, so unertrдglich sind sie alle. Und sein ganzes Leben unter dieser Last, oder der weit drьckendern Bьrde des Gewissens mutlos zu keuchen! O Herr! was sind die Mьhseligkeiten Eures Lebens, gegen die Jдmmerlichkeiten eines Standes, der die besten Triebe, durch die wir werden, wachsen und gedeihen, aus miяverstandener Begierde Gott nдher zu rьcken, verdammt?

      Gцtz. Wдr Euer Gelьbde nicht so heilig, ich wollte Euch bereden, einen Harnisch anzulegen, wollt Euch ein Pferd geben, und wir zцgen miteinander.

      Martin. Wollte Gott, meine Schultern fьhlten Kraft, den Harnisch zu ertragen, und mein Arm Stдrke, einen Feind vom Pferd zu stechen! – Arme schwache Hand, von jeher gewohnt, Kreuze und Friedensfahnen zu fьhren und Rauchfдsser zu schwingen, wie wolltest du Lanze und Schwert regieren! Meine Stimme, nur zu Ave und Halleluja gestimmt, wьrde dem Feind ein Herold meiner Schwдche sein, wenn ihn die Eurige ьberwдltigte. Kein Gelьbde sollte mich abhalten wieder in den Orden zu treten, den mein Schцpfer selbst gestiftet hat!

      Gцtz. Glьckliche Wiederkehr!

      Martin. Das trinke ich nur fьr Euch. Wiederkehr in meinen Kдfig ist allemal unglьcklich. Wenn Ihr wiederkehrt, Herr, in Eure Mauern, mit dem Bewuяtsein Eurer Tapferkeit und Stдrke, der keine Mьdigkeit etwas anhaben kann, Euch zum erstenmal nach langer Zeit, sicher vor feindlichem ьberfall, entwaffnet auf Euer Bette streckt und Euch nach dem Schlaf dehnt, der Euch besser schmeckt als mir der Trunk nach langem Durst: da kцnnt Ihr von Glьck sagen!

      Gцtz. Dafьr kommt's auch selten.

      Martin (feuriger). Und ist, wenn's kommt, ein Vorschmack des Himmels. – Wenn Ihr zurьckkehrt, mit der Beute Eurer Feinde beladen, und Euch erinnert: den stach ich vom Pferd, eh er schieяen konnte, und den rannt ich samt dem Pferde nieder, und dann reitet Ihr zu Euerm Schloя hinauf, und-Gцtz. Was meint Ihr?

      Martin. Und Eure Weiber! (Er schenkt ein.) Auf Gesundheit Eurer Frau!

      (Er wischt sich die Augen.) Ihr habt doch eine?

      Gцtz. Ein edles vortreffliches Weib!

      Martin. Wohl dem, der ein tugendsam Weib hat! des lebt er noch eins so lange. Ich kenne keine Weiber, und doch war die Frau die Krone der Schцpfung!

      Gцtz (vor sich). Er dauert mich! Das Gefьhl seines Standes friяt ihm das Herz.

      Georg (gesprungen). Herr! ich hцre Pferde im Galopp! Zwei! Es sind sie gewiя.

      Gцtz. Fьhr mein Pferd heraus! Hans soll aufsitzen. – Lebt wohl, teurer Bruder, Gott geleit Euch! Seid mutig und geduldig. Gott wird Euch Raum geben.

      Martin. Ich bitt um Euern Namen.

      Gцtz. Verzeiht mir. Lebt wohl! (Er reicht ihm die linke Hand.)

      Martin. Warum reicht Ihr mir die Linke? Bin ich die ritterliche Rechte nicht wert?

      Gцtz. Und wenn Ihr der Kaiser wдrt, Ihr mьяtet mit dieser vorliebnehmen. Meine Rechte, obgleich im Kriege nicht unbrauchbar, ist gegen den Druck der Liebe unempfindlich: sie ist eins mit ihrem Handschuh; Ihr seht, er ist Eisen.

      Martin. So seid Ihr Gцtz von Berlichingen! Ich danke dir, Gott, daя du mich ihn hast sehen lassen, diesen Mann, den die Fьrsten hassen und zu dem die Bedrдngten sich wenden! (Er nimmt ihm die rechte Hand.) Laяt mir diese Hand, laяt mich sie kьssen!

      Gцtz. Ihr sollt nicht.

      Martin. Laяt mich! Du, mehr wert als Reliquienhand, durch die das heiligste Blut geflossen ist, totes Werkzeug, belebt durch des edelsten Geistes Vertrauen auf Gott!

      Gцtz (setzt den Helm auf und nimmt die Lanze).

      Martin. Es war ein Mцnch bei uns vor Jahr und Tag, der Euch besuchte, wie sie Euch abgeschossen ward vor Landshut. Wie er uns erzдhlte, was Ihr littet, und wie sehr es Euch schmerzte, zu Eurem Beruf verstьmmelt zu sein, und wie Euch einfiel, von einem gehцrt zu haben, der auch nur eine Hand hatte und als tapferer Reitersmann doch noch lange diente – ich werde das nie vergessen.

      (Die zwei Knechte kommen.)

      Gцtz (zu ihnen. Sie reden heimlich).

      Martin (fдhrt inzwischen fort). Ich werde das nie vergessen, wie er im edelsten einfдltigsten

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