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be scheri? Der hat doch vier Sterne!« meinte der erste Frager. »Es wird Kumikji schiwan[4] sein.«

      »Der steht höher. Jetzt leuchtet es wieder. Ah, wir sind irr; es ist ja im Süden! Es wird Meschin[5] sein.«

      »Meschin hat auch mehrere Sterne. Was meinst du, Herr, daß es ist?«

      Diese Frage war an mich gerichtet. Mir schien das Phänomen auffällig.

      Die Fackeln und Lichter unter uns warfen einen Schein in die Höhe, der es uns unmöglich machte, die Sterne genau zu erkennen. Der Glanz aber, welcher von Zeit zu Zeit da drüben aufblitzte, um sofort wieder zu verschwinden, war intensiv. Er glich einem Irrlichte, das plötzlich aufleuchtete und augenblicklich wieder verlöschte. Ich beobachtete noch eine Weile und wandte mich dann zu Halef:

      »Hadschi Halef, eile sofort hinab zu Ali Bey und sage ihm, daß er sehr schnell zu mir heraufkommen möge! Es handle sich um etwas Wichtiges.«

      Der Diener verschwand mit schnellen Schritten, und ich trat noch eine Strecke weiter vor, teils, um den vermeintlichen Stern besser beobachten zu können, teils auch, um allen weiteren Fragen zu entgehen.

      Glücklicherweise hatte Ali Bey gehört, daß ich heraufgegangen sei, und den Entschluß gefaßt, mir zu folgen. Halef traf ihn eine nur kleine Strecke unter uns und brachte ihn zu mir.

      »Was willst du mir zeigen, Emir?«

      Ich streckte den Arm aus.

      »Blicke fest dorthin! Du wirst einen Stern aufblitzen sehen. Jetzt!«

      »Ich sehe ihn.«

      »Er ist wieder fort. Kennst du ihn?«

      »Nein. Er liegt sehr tief und gehört zu keinem Bilde.«

      Ich trat an einen Busch und schnitt einige Ruten ab. Die eine davon steckte ich in die Erde und stellte mich dann einige Schritte vorwärts von ihm auf.

      »Kniee genau hinter dieser Rute nieder. Ich werde in der Richtung in welcher der Stern wieder blitzt, eine zweite aufstecken. – Sahst du ihn jetzt?«

      »Ja. Ganz deutlich.«

      »Wohin soll die Rute? Hierher?«

      »Einen Fußbreit weiter nach rechts.«

      »Hierher?«

      »Ja; das ist genau.«

      »So! Nun beobachte weiter!«

      »Jetzt sah ich ihn wieder!« meinte er nach einer kleinen Weile.

      »Wo? Ich werde eine dritte Rute stecken.«

      »Der Stern war nicht am alten Platze. Er war viel weiter links.«

      »Wie weit? Sage es!«

      »Zwei Fuß von der vorigen Rute.«

      »Hier?«

      »Ja.«

      Ich steckte die dritte Rute ein, und Ali Bey beobachtete weiter.

      »Jetzt sah ich ihn wieder,« meinte er bald.

      »Wo?«

      »Nicht mehr links, sondern rechts.«

      »Gut! Das war es, was ich dir zeigen wollte. Jetzt magst du dich wieder erheben.«

      Die andern hatten meinem sonderbaren Gebaren mit Verwunderung zugesehen, und auch Ali Bey konnte den Grund desselben nicht einsehen.

      »Warum lässest du mich dieses Sternes wegen rufen?«

      »Weil es kein Stern ist!«

      »Was sonst? Ein Licht?«

      »Nun, wenn es nur ein Licht wäre, würde es schon merkwürdig sein; aber es ist eine ganze Reihe von Lichtern.«

      »Woraus vermutest du dies?«

      »Ein Stern kann es nicht sein, weil es tiefer steht, als die Spitze des Berges, der dahinter liegt. Und daß es mehrere Lichter sind, hast du ja aus dem Experimente gesehen, das wir vorgenommen haben. Da drüben gehen oder reiten viele Leute mit Fackeln oder Laternen, von denen zuweilen die eine oder die andere herüberblitzt.«

      Der Bey stieß einen Ausruf der Verwunderung aus.

      »Du hast recht, Emir!«

      »Wer mag es sein?«

      »Pilger sind es nicht, denn diese würden auf dem Wege von Baadri nach Scheik Adi kommen.«

      »So denke an die Türken!«

      »Herr! Wäre es möglich?«

      »Das weiß ich nicht, denn diese Gegend ist mir unbekannt. Beschreibe sie mir, Bey!«

      »Hier grad aus geht der Weg nach Baadri, und hier weiter links der nach Aïn Sifni. Teile diesen Weg in drei Teile; gehe das erste Drittel, so hast du diese Lichter dann dir zur Linken nach dem Wasser zu, welches von Scheik Adi kommt.«

      »Kann man am Wasser entlang reiten?«

      »Ja.«

      »Und auf diese Weise nach Scheik Adi kommen?«

      »Ja.«

      »So ist ein großer, ein sehr großer Fehler vorgekommen!«

      »Welcher?«

      »Du hast Vorposten gestellt nach Baadri und Kaloni hin, aber nicht nach Aïn Sifni zu.«

      »Dorther werden die Türken nicht kommen. Die Leute von Aïn Sifni würden es uns verraten.«

      »Aber wenn die Türken nicht nach Aïn Sifni gehen, sondern bei Dscheraijah den Khausser überschreiten und dann zwischen Aïn Sifni und hier das Tal zu erreichen suchen? Mir scheint, sie würden dann dieselbe Richtung nehmen, in der sich dort jene Lichter bewegen. Siehe, sie sind bereits wieder nach links vorgerückt!«

      »Emir, deine Vermutung ist vielleicht die richtige. Ich werde sofort mehrere Wachen vorschicken!«

      »Und ich werde mir einmal diese Sterne näher betrachten. Hast du einen Mann, der diese Gegend genau kennt?«

      »Niemand kennt sie besser als Selek.«

      »Er ist ein guter Reiter; er soll mich führen!«

      Wir stiegen so schnell wie möglich hinab. Der letztere Teil der Unterredung war von uns leise geführt worden, so daß niemand, und besonders auch der Baschi-Bozuk nicht, etwas davon vernommen hatte. Selek war bald gefunden; er erhielt ein Pferd und nahm seine Waffen zu sich. Auch Halef mußte mit. Ich konnte mich auf ihn mehr als auf jeden Andern verlassen. Zwanzig Minuten später, nachdem ich den Stern zuerst gesehen hatte, jagten wir auf dem Wege nach Aïn Sifni dahin. Auf der nächsten Höhe blieben wir halten. Ich musterte das Halbdunkel vor uns und sah endlich das Aufleuchten wieder. Ich machte Selek auf dasselbe aufmerksam.

      »Emir, das ist kein Stern, das sind auch keine Fackeln, denn diese würden einen umfangreicheren Schein verbreiten. Das sind Laternen.«

      »Ich muß hart an sie heran. Kennst du die Gegend genau?«

      »Ich werde dich führen; ich kenne jeden Stein und jeden Strauch. Halte dich nur hart hinter mir, und nimm dein Pferd stets hoch!«

      Er wandte sich von dem Wasser nach rechts, und nun ging es über Stock und Stein im Trabe vorwärts. Es war ein sehr böser Ritt, aber bereits nach einer reichlichen Viertelstunde konnten wir genau mehrere Lichter unterscheiden. Und nach einer zweiten Viertelstunde, während welcher uns dieselben hinter einem vor uns liegenden Bergrücken verschwunden waren, langten wir auf dem letzteren an und sahen nun sehr deutlich, daß wir einen ziemlich langen Zug vor uns hatten. Von wem derselbe gebildet wurde, war von hier aus nicht zu unterscheiden; das aber bemerkten wir, daß er plötzlich verschwand und nicht wieder erschien.

      »Gibt es dort wieder einen Hügel?«

      »Nein. Hier ist Ebene,« antwortete Selek.

      »Oder eine Vertiefung, ein Tal, in welchem diese Lichter verschwinden können?«

      »Nein.«

      »Oder ein Wald – — —«

      »Ja,

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<p>4</p>

Venus.

<p>5</p>

Waage.