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an den ersten Laden und blickte durch das Astloch. Die Stube war durch eine Unschlittkerze, welche in einem Leuchter von Draht steckte, nur notdürftig erhellt; aber ich sah genug.

      An einem Tisch saßen Manach el Barscha und Barud el Amasat. Vorn am Eingang stand ein Mann von untersetzter, kräftiger Gestalt und rohen Gesichtszügen, jedenfalls der Wirt. An der Wand zu meiner rechten Hand lehnten die beiden Aladschy. Die Gewehre dieser Leute waren in der Ecke an hölzernen Haken aufgehängt. Die Blicke aller fünf richteten sich auf — Halef, welcher auf dem Boden lag, an Händen und Füßen gebunden. Die Gesichter seiner Feinde weissagten nichts Gutes. Manach el Barscha schien das Verhör zu führen. Er befand sich jedenfalls in zorniger Erregung, denn er sprach so laut, daß ich jede Silbe verstehen konnte.

      »Siehst du etwas, Sihdi?« fragte Omar.

      »Ja,« antwortete ich leise. »Der Hadschi liegt gebunden auf dem Boden und wird jetzt eben verhört. Kommt her! Sobald ich den Laden zertrümmere, helft ihr mit und streckt dann die Mündungen eurer Gewehre hinein. Der Laden muß aber im Nu in Stücke gehen, damit sie nicht Zeit finden, sich an Halef zu vergreifen, ehe wir ihn schützen können. Und nun still!«

      Ich horchte.

      »Und wer hat dir gesagt, daß wir hier sind?« erkundigte sich Manach el Barscha.

      »Suef hat es selbst gesagt,« antwortete Halef.

      Ich sah den Genannten nicht; aber jetzt trat er von links herein. Er mochte in der Schlafstube gewesen sein.

      »Hund, lüge nicht!« sagte er, indem er Halef einen Fußtritt versetzte.

      »Schweig und schimpfe nicht!« antwortete der Kleine. »Hast du nicht in unserer Gegenwart zu dem Wirt in Rumelia gesagt, daß du nach dem Treska-Konak reiten wolltest?«

      »Ja, aber ich habe nicht gesagt, daß sich auch diese Männer hier befinden werden.«

      »Das konnten wir uns doch denken. Mein Effendi hat dir ja in Kilissely ins Gesicht gesagt, daß du schnell aufbrechen würdest, um ihnen zu folgen.«

      »Der Scheïtan hole diesen Effendi! Wir werden ihm die Sohlen zerfleischen, damit er weiß, was ich heute empfunden habe. Ich kann kaum stehen.«

      Er ließ sich neben Halef auf den Boden nieder.

      »Wie aber habt ihr erfahren, wo der Treska-Konak liegt?« erkundigte sich Manach weiter.

      »Wir haben gefragt; das versteht sich ja ganz von selbst.«

      »Und warum bist du uns allein nachgeritten? Warum blieben die Andern zurück?«

      Halef war doch so schlau gewesen, zu tun, als ob er sich allein hier befände. Er benahm sich überhaupt sehr gefaßt. Und das war auch nicht zu verwundern, denn er konnte sich sagen, daß die Sorge um ihn uns bald herbeiführen würde.

      »Hat euch Suef denn nicht gesagt, daß mein Effendi in das Wasser gestürzt ist?«

      »Ja, und hoffentlich ist er ersoffen!«

      »Nein, diesen Gefallen hat er euch nicht getan. Er lebt noch, obgleich er krank geworden ist. Die Andern müssen ihn pflegen. Mich aber hat er vorausgeschickt, um euch zu beobachten. Wenn es möglich ist, kommt er morgen nach. Bis zum Abend ist er sicher hier, und dann wird er mich befreien.«

      Sie lachten alle hellauf.

      »Dummkopf!« rief Manach el Barscha. »Meinst du denn wirklich, daß du morgen abend noch unser Gefangener sein wirst?«

      »So wollt ihr mich eher frei lassen?« fragte er mit dummer Miene.

      »Ja, wir lassen dich eher frei. Wir werden dir erlauben, zu gehen, aber nur in die Hölle.«

      »Ihr scherzet. Dorthin weiß ich den Weg gar nicht.«

      »Mache dir keine Sorge. Wir werden ihn dir schon zeigen. Vorher aber müssen wir dir noch eine kleine Lehre geben, welche dir vielleicht nicht behagen wird.«

      »O, ich pflege für jede Belehrung dankbar zu sein.«

      »Wollen hoffen, daß dies auch hier der Fall ist. Wir wollen dich nämlich daran erinnern, daß es ein Gesetz gibt, welches heißt: Auge um Auge, Gleiches mit Gleichem. Ihr habt Habulam, Humun und Suef gepeitscht; gut, so wirst auch du die Bastonnade erhalten, und zwar so, daß dir die Fetzen von den Füßen fliegen. Ihr habt das Wasser auf den Turm gepumpt, damit wir ertrinken sollten; wohlan, wir werden auch dich unter Wasser setzen, so daß du elendiglich ersäufst, aber schön langsam, damit wir eine Freude daran haben. Wir werden dich in den Fluß hier hineinlegen, so daß nur deine Nase herausragt. Da magst du so lange Luft schnappen, wie es dir möglich ist.«

      »Das werdet ihr nicht tun!« rief Halef in kläglichem Tone.

      »Nicht? Warum sollten wir darauf verzichten?«

      »Weil ihr gläubige Söhne des Propheten seid und einen Moslem nicht martern und ermorden werdet.«

      »Geh zum Scheïtan mit deinem Propheten! Wir machen uns nichts aus ihm. Du sollst eines Todes sterben, welcher schlimmer sein wird, als die Verdammnis, in welche du sodann fährst.«

      »Was habt ihr davon, wenn ihr mich tötet? Das böse Gewissen wird euch peinigen bis zu dem Augenblick, an welchem der Engel des Todes zu euch tritt.«

      »Mit unserem Gewissen werden wir selbst fertig. Du fühlst wohl bereits jetzt die Angst des Todes? Ja, wenn du klug sein wolltest, so könntest du ihm noch einmal entgehen.«

      »Was müßte ich tun?« fragte Halef schnell.

      »Uns alles gestehen.«

      »Was denn?«

      »Wer dein Herr ist, was er von uns will und was er beabsichtigt, gegen uns zu tun.«

      »Das darf ich nicht verraten.«

      »So mußt du sterben. Ich hatte es gut gemeint. Wenn du aber meinen Fragen deinen Mund verschließest, so ist dein Schicksal entschieden.«

      »Ich verstehe dich,« erwiderte Halef. »Du willst mich durch dein Versprechen täuschen. Wenn ich dann alles gesagt habe, so lacht ihr mich aus und haltet nicht Wort.«

      »Wir werden Wort halten.«

      »Schwörst du es mir zu?«

      »Ich schwöre es dir zu bei allem, was ich glaube und verehre. Nun entschließe dich schnell, denn die Stimmung der Gnade hält bei mir nicht lange an.«

      Halef tat so, als ob er ein kleines Weilchen nachdächte, und sagte dann:

      »Was habe ich von dem Effendi, wenn ich tot bin? Gar nichts! Ich ziehe es vor, zu leben, und will euch also Auskunft erteilen «

      »Das ist dein Glück!« sagte Manach. »Also sage uns zunächst, wer dein Herr eigentlich ist?«

      »Habt ihr denn nicht gehört, daß er ein Deutscher ist?«

      »Ja, das hat man uns gesagt.«

      »Und ihr glaubt es auch? Kann ein Deutscher alle drei Pässe von dem Großherrn haben mit dem Siegel des Wesirs darunter?«

      »So ist er wohl gar nicht ein Nemtsche?«

      »Das fällt ihm nicht ein!«

      »Aber ein Giaur ist er?«

      »Auch nicht. Er verstellt sich, damit man nicht ahnen soll, wer er ist.«

      »Dann also heraus damit! Wer ist er?«

      Halef machte ein überaus wichtiges Gesicht und antwortete:

      »Seinem ganzen Auftreten nach müßt ihr doch einsehen, daß er kein Kütschük jijit (* Kleiner Mann.), sondern etwas ganz Außerordentliches ist. Ich habe schwören müssen, sein Geheimnis nicht zu verraten; aber wenn ich nicht spreche, so tötet ihr mich, und der Tod hebt alle Schwüre auf. So sollt ihr denn erfahren, daß er ein fremder Schahnameh ist (** Kmönigssohn.).«

      »Hund! Willst du uns belügen?«

      »Wenn ihr es nicht glaubt, so ist es nicht meine Schuld.«

      »Soll

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