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evolutionären Gesichtspunkten endet der Weg der Stiefeltern jedoch in einer Sackgasse.

      Diese moralische Form des Altruismus wurde Tieren bisher abgesprochen. Beobachtet wurden Adoptionen von Tierwaisen bislang nur innerhalb bestehender Verwandtschaftsbeziehungen. Die Sorge um Individuen, die nicht zur eigenen Familie gehören, galt als eine der letzten Domänen des Menschen. Bis Leipziger Forscher um Christophe Boesch vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie aufsehenerregende Ergebnisse aus dem Tai-Nationalpark der Elfenbeinküste mitbrachten. Die dort lebenden Schimpansen adoptierten in 18 beobachteten Fällen familienfremde Waisen. Mehrere Jahre lang sorgten sie für Nahrung und Schutz vor Raubtieren, ganz wie für den leiblichen Nachwuchs. Schnell waren Erklärungen zur Hand: Die lokal hohe Leopardenpopulation stelle ein hohes Bedrohungspotenzial dar. Dieses schweiße die Affenkolonien fester zusammen und führe möglicherweise deshalb zu den altruistischen Handlungen. Aber lassen sich in letzter Konsequenz nicht auch für menschliches Handeln derartige Gründe finden? Nebenbei bewiesen die frei lebenden Schimpansen einmal mehr, dass Zootiere ungeeignete Forschungsobjekte sind. Denn den gefangenen Artgenossen kommt die neu entdeckte Eigenschaft offenbar abhanden, weil sie von Wärtern versorgt werden und daher eine gegenseitige Sorge überflüssig ist.

      Freude und Glück

      Gefühle müssen die Menschen ihren tierischen Erdgenossen wohl oder übel zugestehen. Immerhin. Und zwar nicht nur im Sinne der Sensibilität, sondern auch in Form von Emotionen. Sollen Vierbeiner etwa in derselben Klasse spielen wie wir? Angst als notwendige Reaktion auf eine Bedrohung, Empathie und Mitgefühl für andere, in Ordnung, aber sollten Tiere tatsächlich auch Glück empfinden? Dieses Glück, das uns Menschen als einer der erstrebenswertesten Zustände gilt? Welches in Geburtstagsliedern besungen wird, bei freudigen Anlässen von den Gratulanten gewünscht wird und sogar in der Nationalhymne auftaucht?

      Meine Familie reist oft und gern. Höhepunkt des Jahres ist der Sommerurlaub, der häufig im hohen Norden verbracht wird. Für ein früheres Familienmitglied galt dies jedoch nicht: unsere Hündin Maxi. Weder auf der großen Skandinavienfähre noch in den Zügen wäre sie gern gesehen gewesen, zudem ging es ihr zuhause nicht schlecht. Meine Eltern, tierlieb und naturverbunden, versorgten Haus, Hof und natürlich Maxi. Tägliche Wanderungen, Leckerlis alle paar Minuten, keine Frage, Maxi liebte meine Eltern. War der Urlaub zu Ende, so holte uns mein Vater vom nahegelegenen Bahnhof ab und fuhr uns zurück zum Forsthaus. Dort wartete meine Mutter schon im Garten auf uns Rückkehrer, und noch vor ihrer Begrüßung stürmte uns Maxi entgegen. Sie jaulte, warf sich auf den Rücken und pinkelte vor lauter Aufregung. Für uns keine Frage: Maxi war glücklich, uns wiederzusehen.

      Glück ist schwer zu fassen. Psychologen beschreiben es mit einer extrem positiven Emotion und einem Zustand tiefster Zufriedenheit. Sie möchten es genauer wissen? Aber selbst in einigen Standardwerken der Psychologie des 20. Jahrhunderts werden Sie vergeblich auch nur nach diesem Wort suchen. Immerhin sind etliche Prozesse bekannt, die dieses Gefühl begleiten. So schüttet das Gehirn bestimmte Botenstoffe, wie etwa Dopamin, aus. Das Selbstwertgefühl wird gesteigert, die soziale Aufgeschlossenheit erhöht. Heraus kommt ein Moment des absoluten Wohl-befindens, der leider schnell wieder verpufft. Dennoch ist das Gefühl so angenehm, dass jeder Mensch es so oft wie möglich erleben möchte. Und ausgerechnet dieser starke Ausdruck aus der Sprache des Unterbewusstseins soll im Vokabular der Tiere fehlen?

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