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im Wechselspiel zwischen Freude und Trauer. Beides kann nur erkannt werden, wenn es auch das andere gibt. Das Lachen bleibt dabei ein Geheimnis. Es gibt das behagliche, verspielte, freudige Lachen genauso wie die verzweifelte, zynische oder gar abfällige Tollerei. Lachen ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft, das ist gewiss. Unser Leben ist voller komischer Episoden, Ereignisse und Anlässe für humorige Äußerungen. Gelassenheit und Humor können weise machen, wie diese „Seligpreisungen“ von Urban Camenzind-Herzog nahelegen:

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      „Selig die, die über sich selbst lachen können;

      sie werden immer genug Unterhaltung finden.

      Selig die, die einen Berg von einem Maulwurfhügel

      unterscheiden können;

      sie werden sich viel Ärger ersparen.

      Selig die, die schweigen und zuhören können;

      sie werden dabei viel Neues lernen.

      Selig die, die fähig sind, sich auszuruhen und zu schlafen,

      ohne dafür Entschuldigungen zu suchen;

      sie werden weise werden.

      Selig die, die lächeln können und kein böses Gesicht machen;

      sie werden sonnenbeschienen sein.

      Selig die, die denken, bevor sie handeln, und beten, ehe sie denken;

      sie werden eine Menge Dummheiten vermeiden.

      Selig die, die lächeln und schweigen können, auch wenn

      man ihnen das Wort abschneidet oder auf die Zehen tritt;

      sie sind dem Geiste des Evangeliums sehr nahe.

      Selig die, die es verstehen, die kleinen Dinge ernst und die

      ernsten Dinge gelassen anzusehen;

      sie werden im Leben sehr weit kommen.“14

      Anliegen hinter den Masken

      Wenn wir also bei einem Faschingsumzug hinter die lachenden Fassaden blicken, hinter den Lärm, hinter die Böller und die Masken, so werden wir viele ernsthafte, tiefe Anliegen der Menschen erkennen. Da finden sich Gruppen zusammen, die in wochenlanger Kleinarbeit ein politisches, ein gesellschaftliches oder soziales Thema in einen „Auftritt“ verpacken und allen Menschen bei Umzügen präsentieren. Da werden Politiker entmystifiziert, indem über sie gelacht werden darf, da werden wichtige Themen für die Gemeinde oder die Stadt in humoriger Weise präsentiert, da nehmen sich prominente Persönlichkeiten durch ihre Teilnahme am Umzug selbst „auf die Schaufel“. Sie sind es, die uns vorleben, dass Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Auch über sich selbst. Und sich damit bestens selbst unterhält.

      Humor als Geschenk

      Humor ist ein Geschenk an uns Menschen. Wir werden uns im selbstkritischen Humor unserer Bedeutung und gleichzeitig unserer Unbedeutsamkeit bewusst. Humor weist weit über das Leben, das uns hier geschenkt ist, hinaus. „Dort, wo das Lachen ist, hat der Teufel keinen Platz“, heißt es in einem alten Sprichwort. Der Humor verhindert, dass wir uns zu tief in eine Sache verbeißen, dass Verzweiflung an die Stelle der Zuversicht tritt. Hoffnungsfroh zu sein, heißt auch Humor zu haben.

      Macht kein finsteres Gesicht

      Die Zeit nach dem durchaus sympathisch oberflächlichen Fasching – die Zeit nach dem Aschermittwoch –, in der wir Einkehr halten und uns besinnen, lässt uns aus der Freude und dem Lachen der vergangenen Zeit Spuren finden hin zum wahren Leben. Zu den Wurzeln und der Bestimmung unseres Lebens. Diesen Weg sollten wir in seiner ganzen Dimension, in seiner Tiefe und Spiritualität ebenso lachend gehen. Mit Humor schaffen wir uns den Raum für diesen tiefen Atem, der notwendig ist in Zeiten des Umbruchs, in Zeiten der Belastung oder gar der Trauer. Am Ende dürfen wir Hoffnung schöpfen, dann, wenn es Ostern wird in unseren Herzen.

      MÄRZ

      HIMMLISCHE

      STUNDEN

      Der Kompass des Herzens

      „Kehrt um zu mir von ganzem Herzen

      mit Fasten, Weinen und Klagen.

      Zerreißt eure Herzen, nicht eure Kleider,

      und kehrt um zum Herrn, eurem Gott.

      Denn er ist gnädig und barmherzig,

      langmütig und reich an Güte.“ (Joel 2,12f.)

      Diese Worte des Propheten Joel stehen am Beginn der Fastenzeit. Sie zeigen uns, dass Fasten im christlichen und im spirituellen Sinn etwas sehr Innerliches ist. Es geht nicht um das Äußere wie das Zerreißen von Kleidern, was in alten Zeiten als ein Zeichen von Reue, Buße und Umkehr galt, sondern es geht um unser Herz.

      „Halt amol dein Herz offen“

      So hieß es beim Aschermittwoch-Gottesdienst 2014 auf dem Leutbühel und in der Seekapelle in Bregenz. Schülerinnen und Schüler der Landesberufsschule 1 Bregenz hatten ihn mitgestaltet. Dem Feuer, in dem auch die Palmzweige des Vorjahres verbrannt wurden, haben sie alles Belastende übergeben, von dem sie sich in der Fastenzeit freimachen wollen: „Unsere Lustlosigkeit“, „den Streit“, „das Chaos des Lebens“, „unsere Faulheit“, „unsere Sorgen“, „die Verletzungen unserer Seele“, „unsere Freudlosigkeit“ lasen sie da auf den Zetteln, bevor sie sie den Flammen übergaben.

      Ein Feuer, das reinigt

      Feuer, Asche reinigt, lässt Neues entstehen. Auf anderen Zetteln war dann festgehalten, was es für einen Neustart braucht: „unterstützende Begleiter und Freunde“, „Freude am Leben“, „klare Ziele“, „Mut für das Neue und Ungewohnte“, „Sehnsucht nach dem Lebendigen“, „die Bereitschaft, uns zu versöhnen und einander zu vergeben“, „innere Stärkung durch Gottes Segen“.

      Fasten ist, wie wenn wir den Kompass unseres Herzens neu einstellen. Er ist oft beeinflusst von vielen Dingen, die uns belasten, die uns Sorgen machen, die uns aufgedrängt werden. Deshalb weicht die Nadel dann ab von der guten Richtung. Fasten meint eine neue Achtsamkeit für das, was unsere Seele und unser Herz brauchen. Eine dreifache Achtsamkeit ist nötig:

      Achtsamkeit für unsere Beziehungen. Wo gibt es Verletzungen? Wo ist Unversöhntes in unserem Leben? Wo ist ein neuer Anfang gefragt?

      Achtsamkeit für unsere Schöpfung. Die Schöpfung als Ganzes ist uns anvertraut. Sie braucht Rücksichtnahme, eine intelligente Reduktion, die allen Menschen Raum zum Leben gibt. Die Zerstörung der Natur ist die Zerstörung unseres Lebensraumes. Fasten meint ein behutsames Umgehen mit den Ressourcen, die uns die Natur schenkt.

      Achtsamkeit für den Sinn unseres Lebens. Wir verlieren manchmal das Wesentliche aus den Augen. Zu viel Arbeit, Stress, Konflikte lenken uns ab. Übermäßiger Genuss und Konsum verstopfen die Sinne unseres Herzens. Fasten heißt, sich zu fragen, was mein persönlicher Auftrag für mein Leben ist. Wofür lebe ich? Welchen Traum hat Gott für meinen Weg?

      Fasten und Verzichten

      Zum Fasten gehört auch Verzichten, weil Verzicht die Augen unseres Herzens öffnet und unsere Sinne schärft. Letztlich geht es im Fasten um das Tiefste in unserem Leben. Es geht darum, dass wir unser Herz zerreißen, nicht nur um ein äußerliches Loswerden von Kilos. Es geht darum, dass wir unser Herz zerreißen für das, was wirklich wichtig ist, für die Liebe, für unsere Beziehungen, für die Schöpfung, in der wir atmen, und für den tiefen Sinn unseres Lebens, für den Traum, den Gott im Leben eines jeden Menschen schreiben möchte.

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