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geizig. Sie lebten in ihrem kleinen Einfamilienhaus recht genügsam und das einzige wofür sie Geld ausgaben, waren Safaris. Sie waren ständig weg. Wo immer ein Geländeauto durch den Busch fuhr, buchten sie es.

       Die Arbeiten für dieses Kellerchen nahmen kein Ende. Die Jungs fummelten am Tresen und den elekrischen Sachen herum, während ich mich mit den anderen Mädels auf der Couch von einer Zigarette zur nächsten hustete. Eines Abends, ich glaube, es war ein Dienstag, verkündete Ingo, der gerade ein Stoffding in Tarnfarben aufhing, dass seine Eltern am Freitag früh nach Afrika flögen und er alleine zuhause bleiben würde. Hm…, die Fertigstellung des Kellers deckte sich doch nicht etwa mit der Reise der Eltern,- doch! Sagenhaft! Vergesst Woodstock, LoveParade, RAR, alles Käse,- am Wochenende sollten 7 kids einer Clique in einem muffigen Keller in der südhessischen Provinz der Welt das feiern lehren! Zugegeben, ein Samstag wäre vielleicht klüger gewesen, aber dazu fehlte uns die Geduld. Und von „Abends“ war auch nicht die Rede, nix da, direkt nach der Schule würden wir und zuhause frisch machen und dann zu ihm kommen. Rock’n Roll !!!

      😀

       Mit dem Freitag verhielt es sich für mich damals ebenso wie heute: Ich kann ihn als vollwertigen Werktag irgendwie nicht ernst nehmen. Wir hofften auf Hitzefrei, aber es fehlten wohl ein Paar Grad. Ich saß gelangweilt in Deutsch, dann Erdkunde und um dem Wochenende noch mal so richtig eins reinzudrücken, nochmal 2 Stunden Physik. Im Grunde kann man sich einen so richtig verkackten Montag vorstellen, nur eben Freitags. Und nach endlosen Stunden, die Klingel um 13h.

       Sabrina erzählte ihren Eltern, sie schliefe bei mir. Das war reichlich dumm, denn genau so sind wir schon mal aufgeflogen, ich erzählte damals nämlich dasselbe und prompt riefen meine Eltern Abends ihre Eltern an,- also reichlich ungeschickt das noch mal abzuziehen. Ich entschied mich für die Risiko-Variante: Einer etwas abgeänderten Form der Wahrheit.

       – „Wir schlafen heute alle beim Ingo weil wir den Partykeller einweihen wollen, kann ich bitte?“

       – „Sind seine Eltern dabei?“

       – „Ja natürlich, der Keller ist doch im selben Haus! Sind direkt drüber.“

       Ich log noch, dass wir dann auch Pizza bestellen wollten und so bekam ich von meinem Dad noch etwas Geld, was unmittelbar in billige und etwas zu süße Plörre investiert wurde. Jugendschutz? Hahaha, nicht an der „Elf“-Tanke am Ortsausgang!

       Dass wir alle Alkohol mitbrachten, erwies sich als „nicht nötig“, da Ingo, kaum da seine Eltern das Haus verlassen hatten, den gesamten alkoholischen Bestand seiner Eltern kistenweise in den Keller schaffte. Seine Mutter liebte „Baileys“ und der Vorrat war….., naja, umfangreich. Sabrina, Melanie und ich hielten uns nicht mit Gläsern auf, sondern griffen uns jede ein Fläschen. Die Jungs tranken Bier. (Heute ziehe ich ein gutes Bier dem Baileys-Zeug auch vor!).

       Ich überspringe nun einige Stunden. Man saß halt, wie es eben so ist, wenn eine Party gegen 15h startete, blöd rum, sprach von der anstehenden Klassenfahrt nach Caorle und wurde nicht müde, permanent lachend darauf hinzuweisen, dass ja „voll viel Alk“ da sei.

       Am Abend.

       Also ich sag‘ mal wie’s is: Ich war sternhagel voll! Gut, ein bisschen war „geschauspielert“, aber ich merkte tatsächlich Alkohol und was er mit mir machte und das reichte aus um sich betrunken zu fühlen und vielleicht ein kleines bisschen betrunkener zu geben. Stewart tanzte unverschämt gut. Stewart war in Manchester geboren und tatsächlich war das noch nicht das coolste an ihm. Zwar kam er schon als Baby nach Deutschland, aber hey, er war „Brite“. An diesem Abend trug er sein gelbes Shirt der „Lakers“. Ich würde das Shirt unter Millionen anderen wiedererkennen. Er war kein klassischer Poser oder so, aber er wusste schon wie man sich bewegt und wie man sich ausdrückt. Ob er um seine Anziehungskraft wusste,- keine Ahnung. Ich glaube sogar, nicht wirklich. Zwar war er nicht das, was ich als klassisch schüchtern beschreiben würde, aber eben auch kein Poser, so!

       Er schmiß sich neben mich auf die Couch und bot mir lächelnd sein Bier an. Ich nahm es und versuchte, neben dem ekelhaften Biergeschmack, den Geschmack seiner Lippen an der Flaschenöffnung zu bemerken. Er war (oder tat) ebenfalls betrunken und fing an mich zu umarmen. Er roch nach einer Mischung aus Bier, kaltem Rauch und Weichspüler. In der viel zu lauten Musik versuchte er, sich mit mir zu unterhalten. Es ging um banales,-redeten eher um des Redens Willen: Caorle, Schule, Alkohol, Sabrina. Sabrina ? Er stand doch wohl nicht wirklich auf Sabrina?

       Sabrina war in allem überlegen. Sie hatte einen Po, der nur mit „zum niederknien“ beschreibbar ist, viel größere Brüste als ich und die schönsten und längsten Haare die ich je gesehen habe. Naja, aber Stewart saß bei mir und nicht bei Sabrina! Das musste ich nutzen! Aber wozu? Eigentlich, so meine Fantasie, würde mein erstes Mal so aussehen, dass ich es mit einem Jungen, den ich wirklich liebte verbringen würde. Danach verbringen wir unser Leben zusammen. Jaja, ganz so sollte es dann wohl nicht kommen. Aber küssen, ja küssen wäre toll.

       Er saß neben mir auf der Couch, sah den anderen beim ausflippen zu, aber das wichtigste war, er hatte nach wie vor seinen Arm um meine Schultern. Ich sah herum. Sabrina und Jens unterhielten sich angeregt. Darum müsste ich mir dann wohl keine Sorgen machen und auch Stewart schien das nicht sonderlich zu interessieren.

       Er brachte uns ein Bier und wir tranken es. Dann noch eins. Als er sich aufsetzte um scheinbar ein drittes Bier zu holen, drehte er sich zu mir küsste mich.

       Zu diesem Zeitpunkt hatte ich einige wenige Erfahrungen mit Küssen, an die Brust fassen und einmal wurde ich „gefingert“ wie wir das damals nannten. Alles nicht zu vergleichen. Dieser Kuss war gigantisch. So wie er sich gab, so küsste er auch. Zu viel oder zu wenig Zunge? Nein! Zu nass zu trocken, nein! Es war der perfekte Kuss und ich schlang meine Hände um ihn, fuhr ihm entschlossen mit einer Hand durch seine Haare am Hinterkopf. Die anderen Jungs bekamen das natürlich mit und gröhlten. Meine Mädels lächelten, wodurch sie mir ihre aufrichtige Anteilnahme an diesem großen Ereignis aussprachen (well done). Weil,- heute weiß ich das natürlich,- unmittelbar nach diesem Kuss wieder eine gewisse Coolness hergestellt werden musste, wendete er sich von mir ab, schaute in die Runde und nahm einen Schluck aus der Flasche.

       Sabrina war eine meiner besten Freundinnen und trotzdem weiß noch noch genau, was ich damals dachte: „Meiner, du Fotze“!

       Ok, das mit dem Küssen hat geklappt, womit mein Tagesziel erfüllt sein sollte, aber jetzt wollte ich mehr. Vielleicht einfach nur mehr küssen. Vielleicht einfach nur alleine mehr küssen. Vielleicht auch mit ihm alleine sprechen um das ganze unnötig kompliziert zu machen. Nein, so war ich damals schon nicht. Aber irgendwie musste das jetzt doch weitergehen. Es war noch nicht mal 23h !

       Stewart war mit seinem „Set“ dran, was bedeutet, dass er jetzt den DJ spielt und unter gespielter größtmöglichen Anstrengungen die CD’s austauscht, wenn ein Lied durch ist.

       Stimmungsmäßig wollte ich nun gerne mit meinen Mädels betratschen, was da gerade passiert ist, aber was gab es da schon zu reden? Wir haben wild rumgeknutscht und alle haben’s gesehen. Es gab kein Geheimnis, welches ich nun verkünden müsste oder so. Ausserdem war mir Stewart zu weit weg. Melanie kotze in den Papierkorb.

       Neeeee, so geht das nicht. Ich wollte den Kuss und hab ihn bekommen und jetzt will ich mehr (was auch immer) und werde auch das bekommen! Ich ging hinter das Tresen-Pult-Ding, griff seine Hüften und stellte mich auf die Zehenspitzen, in der Hoffnung, er käme mir ein Stück entgegen. Premiere: Kuss stehend!

       – „Ich muß mal Kippen holen, kommste mit?“ log ich.

       – „Wo denn?“

       – „Am Automat, ich will nicht alleine und bin viel zu besoffen!“

       Hey, den Beschützerinstinkt rauskitzeln! Super Maria! Er kam mit und griff nach meiner Hand, als wir den Aussenausgang durch den Hof nach draußen gingen. Wo hier in diesem Dorf ein Automat ist, wusste weder er noch ich. Mein Dad hatte mir genug Geld mitgegeben, dass es für 2 Päckchen reichte. Ich hatte noch ein Paar wenige Kippen dabei und ein volles Päckchen im Partykeller in Melanies Tasche. Wir sprachen nicht viel, gingen jedoch zielorientiert die Strasse

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