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Lügnerin ist sie eigentlich nicht.“

      „Fies? Ich? Das ist ja wohl eine Frechheit! Ich werde dir schon zeigen, wer hier ...“

      „Beruhigt euch, liebe Freunde!“, ruft Magolus und hebt die Hände. „Ich kenne Birta nun seit vielen Jahren als meine treue Dienerin, und ich kann mit Sicherheit sagen, dass sie nicht lügt und auch das Heilige Buch nicht entwendet hat. Es kann nur so sein, wie sie sagt: Der Junge muss das Buch gestohlen und in seiner Truhe versteckt haben!“

      Anklagend zeigt er auf Nano.

      „Nein! Nein, ich war das nicht!“, verteidigt sich dieser.

      In diesem Moment hört man draußen wildes Kläffen. Eine genervte metallische Stimme ruft: „Geh weg, du blöder Köter! Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du nicht an mir hochspringen sollst? Von deinem Sabber kriege ich noch Rostflecken!“

      „Asimov!“, ruft Primo. „Vielleicht hat er etwas gesehen. Lasst ihn uns fragen.“

      Alle stürmen nach draußen. Während Golina Paul beruhigt, befragt Primo den Golem.

      „Asimov, hast du jemanden gesehen, der heute Nacht in die Kirche gegangen ist und das Heilige Buch genommen hat?“

      „Nein.“

      „Und hast du gesehen, wie Birta vorhin in unser Haus gegangen ist?“

      „Ja.“

      „Hatte sie das Heilige Buch bei sich?“

      „Beim Reingehen oder beim Rausgehen?“, fragt Asimov zurück.

      „Sowohl als auch.“

      „Beim Reingehen hatte sie es nicht. Beim Rausgehen schon.“

      „Ha!“, ruft Birta triumphierend. „Das beweist ja wohl, dass ich nicht gelogen habe!“

      Primo denkt laut nach.

      „Wir wissen, dass Magolus das Buch gestern Abend noch hatte. Ich kann bezeugen, dass Nano das Haus nicht verlassen hat, solange wir noch wach waren. Danach hat Asimov niemanden beobachtet, der in die Kirche gegangen ist, um das Buch zu stehlen. Wie also soll es in unser Haus gekommen sein?“

      „Ich möchte darauf hinweisen, dass meine Aussage, was die Nacht betrifft, lückenhaft ist. Ich marschiere nachts die Dorfstraßen entlang. Dabei komme ich regelmäßig auch an der Kirche vorbei, doch ich habe sie nicht die ganze Zeit im Blickfeld. Der Täter könnte sich also durchaus versteckt gehalten haben, während ich an ihm vorbeimarschiert bin, und sich dann in die Kirche geschlichen haben, während ich ihn nicht beobachten konnte.“

      „Ha!“, ruft Birta erneut.

      Primo seufzt. Er sieht seinen Sohn sorgenvoll an. Kann es wirklich sein, dass Nano das Buch gestohlen hat, nur um Birta zu ärgern? Hätte er selbst das in Nanos Alter gemacht? Ganz auszuschließen ist es nicht.

      „Also schön“, sagt er. „Nano wird zwei Wochen Hausarrest bekommen und in der Zeit keinen Kuchen!“

      „Das reicht aber nicht!“, keift Birta. „Er muss viel härter bestraft werden!“

      „Aber ich habe nichts gemacht!“, beteuert Nano unter Tränen.

      Primos Blick fällt auf Maffi. Nano zankt sich oft mit ihr, aber niemand weiß besser, was er den ganzen Tag treibt, als sie.

      „Maffi, weißt du, ob Nano das Buch gestohlen hat?“, fragt er.

      „Du musst die Wahrheit sagen!“, ermahnt Margi sie.

      Maffi schüttelt den Kopf. „Nein, ich weiß es nicht.“

      „Und glaubst du, dass er es getan hat?“

      Wieder schüttelt das Mädchen den Kopf. „Nano ist zwar ganz schön blöd, aber so blöd auch wieder nicht!“

      „Selber blöd!“, sagt Nano und streckt ihr die Zunge heraus, doch er scheint gleichzeitig erleichtert zu sein, dass sie zu ihm hält.

      „Du behauptest also auch, dass ich lüge?“, ruft Birta. „Und das, obwohl Asimov meine Aussage bestätigt hat? Na wartet, ihr beiden, im nächsten Unterricht könnt ihr was erleben!“

      „Ha, ich kann aber gar nicht zum Unterricht kommen“, ruft Nano. „Ich hab nämlich Hausarrest!“

      „Kann ich auch Hausarrest haben?“, fragt Maffi ihre Mutter.

      „Von wegen Hausarrest!“, ruft Birta. „Der Schulbesuch ist davon natürlich ausgenommen! Ihr erscheint beide morgen pünktlich zum Unterricht, sonst setzt es was! Ich lasse euch Strafarbeiten schreiben, bis ihr schwarz werdet, da könnt ihr sicher sein! Und bis morgen schreibt ihr mir beide hundertmal den Satz: ‚Ich darf das Heilige Buch nicht an mich nehmen, ohne den Obersten Hohepriester von Allen zu fragen, und ich darf nicht behaupten, dass meine Lehrerin lügt‘! Und wehe, ich finde darin Fehler!“

      Damit scheint die Sache nun erledigt zu sein, und die Versammlung löst sich auf. Doch Primo geht mit einem unguten Gefühl im Bauch zurück nach Hause.

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