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sie herum, während Lahthan vollkommen entkräftet da stand und zitternd hechelte.

      Plötzlich verstummten die Jugendlichen und blickten sich tief in die Augen. Franzi kam das alles so vertraut vor. „Darf ich dich mal küssen?“, fragte sie, weil sie testen wollte, ob der Junge Olli war.

      „Küssen?“, fragte der Beduine mehr als erstaunt, während er in ihr sandiges Gesicht blickte. „Nein, lieber nicht, wir müssen weiter.“

      Franzi war die Abfuhr peinlich, sie sprang auf und machte sich an Svarturs Sattel zu schaffen.

       Bin ich bescheuert, ihn so etwas zu fragen? Er sieht doch nur aus wie Olli. Was wird er jetzt von mir denken? In seiner Kultur muss man ja dann gleich heiraten ... Manchen Mädchen wird im Kindesalter schon ein Ehemann ausgesucht.

      Franzi ärgerte sich unheimlich über ihre Dreistigkeit. Das Blut pochte in ihren Wangen. Er sieht Olli doch nur ähnlich, Jamil ist viel schweigsamer und nicht so lustig.

      Sie schüttelte über sich selbst den Kopf. Sie hoffte, er würde es ihr nicht übelnehmen. Wie oberpeinlich ...

      Jamil hatte den Vorfall schon vergessen. Er hatte andere Probleme, als darüber nachzudenken, ein Mädchen zu küssen oder nicht. Hier, zwischen den Treibsandfeldern, waren sie vor den schwarzen Räubern sicher und konnten unbesorgt eine Pause machen, bis sich die Tiere ausgeruht hatten. Irgendwie wollte aber kein Gespräch mehr in Gang kommen und Franzi versuchte, ein wenig zu schlafen. Jamil saß nachdenklich daneben. Wie würde Zahra wohl auf seine sogenannten Freunde reagieren, die aus seinen Schwestern, Cousinen und kleinen Cousins, Großeltern, Tanten und Onkel bestanden? Und wie würde er eine Schlacht mit Frauen und einigen Alten gegen viele starke Männer gewinnen können?

      Der Junge band sich verzweifelt den Turban wieder um den Kopf. Seine große Familie bestand deshalb nur noch aus Alten, Kindern und Frauen, weil die jungen, kräftigen Männer alle in die Stadt geflohen waren, um dort in Ruhe zu arbeiten und zu leben. Sie wollten nichts mehr wissen von Traditionen, Entbehrungen und Hunger. Regelmäßig schickten sie Geld, um ihr Gewissen zu beruhigen, vermutete der Junge ärgerlich.

      Aber war er nicht genau so? Er hatte auch vor, in die Stadt zu ziehen und zu studieren, aber vorher wollte er noch etwas erledigen und zwar gründlich.

      Energisch stand er auf und legte Lahthan seine bunte Webdecke und den Sattel auf den Rücken. Dann setzte er sich zu Svartur, kraulte ihn und flüsterte ihm zu. Das Pony beugte den Kopf und hörte ihm aufmerksam zu.

      Als Franzi die Augen aufschlug, erblickte sie den Jungen und das Pony. Es war ein harmonisches Bild. Sie schaute nach Lahthan. Der Kamelhengst stand schon gesattelt da.

      „Reiten wir weiter?“, fragte sie und reckte sich den Rücken. Jamil nickte und packte den Rest zusammen. Franzi half ihm. Gemeinsam bestiegen sie das Trampeltier und ritten los.

      „Was wollen die schwarzen Beduinen eigentlich von uns? Was haben sie davon, uns zu töten?“, erkundigte sich Franzi.

      „Es sind einfach nur gemeine, hinterlistige Räuber, die alles stehlen, was ihnen vor die Flinte kommt.“

      „Meinst du, die wollten uns echt erschießen?“

      „Nein, sie wollen einem nur Angst machen und die Waren und Frauen rauben. Weil sie zu faul sind, selbst zu arbeiten und ihre Frauen ihnen alle weggelaufen sind. Sie sind eine Schande“, erklärte Jamil, mit Hass in der Stimme. „Wenn sie uns töten wollten, hätten sie es längst getan.“

      „Aber als die Karawane angegriffen wurde, lagen einige Beduinen reglos im Sand“, erzählte Franzi.

      „Sie springen vor Angst ab und lassen die Kamele flüchten. Später suchen sie die Tiere wieder. Wenn sie Glück haben, finden sie diese und können weiter reiten. Aber ein paar der wertvollen Tiere und Waren fallen den Räubern immer in die Hände. Deshalb bezahlen manche Karawanen Schutzgelder und haben somit keinen Angriff zu fürchten.“ Franzi verstand. „Warum bekämpft ihr sie nicht?“, fragte sie weiter.

      „Was meinst du, was ich vorhabe?“, fuhr er sie an. „Aber die haben die besseren Waffen und es sind Männer!“

      Franzi dachte nach: Irgendwas wird mir schon einfallen, um meinem ruppigen, aber äußerst attraktiven Retter zu helfen.

      Schweigend ritten sie durch die karge Einöde. Ab und zu begegneten sie einer Echse, die bewegungslos auf dem heißen Sand lag. Spuren von kleinen Säugetieren, wie Spring- oder Rennmäuse durchquerten die gelbe Einöde. Die Sonne hatte ihren Höchststand schon erreicht und setzte ihre Runde unbarmherzig fort. Franzis Härchen in der Nase schienen zu glühen, so heiß war die flimmernde Luft. Aus Angst innerlich zu verbrennen, sog sie den Atem nur flach ein. So eine mörderische Hitze hatte sie noch nie erlebt.

      Bis zum Abend geschah nichts Unerwartetes mehr und nach der letzten größeren Rast reisten sie weiter. Langsam dämmerte es und die Sonne schwamm mitten in einem glutroten Meer am Horizont. Franzi konnte ihren Blick nicht von dem faszinierenden Naturschauspiel lassen. Jamil hatte kein Auge dafür übrig. Er grübelte wieder. Eine Sorgenfalte zog sich senkrecht über seine Stirn und endete zwischen den breiten schwarzen Augenbrauen.

      „Wenn wir so zügig weiterkommen, sind wir morgen früh im Lager“, meinte er nach einer Weile.

      „Das wäre schön. Mir tun schon alle Muskeln weh. Vor allem der Rücken und unterhalb ...“, begann Franzi zu jammern.

      „Wir leben und unseren Tieren geht es gut. Wir haben Wasser und Nahrung“, fiel ihr der Junge forsch ins Wort. Franzi nickte. Gut, dass er nicht die Röte bemerkte, die ihr in die Wangen stieg. Sie nahm sich vor, nie mehr vor Jamil zu jammern.

      Er ist doch nicht wie Olli, stellte sie gekränkt fest.

      Franzi lenkte sich mit den neugierigen Gedanken ab, was sie im Lager erwarten würde. Wie seine Freunde wohl waren? Ob diese sie als Mädchen akzeptieren würden? Wie sie lebten, was sie aßen, ob und wie sie sich wuschen, was sie in ihrer Freizeit machten und wie sie sich schützten? Wie sie aussahen und sich kleideten?

       Naja, bald werde ich es wissen. Ich bin schon ganz aufgeregt.

      Franzi sorgte sich nicht um ihre Zukunft, solange sie bei dem jungen Beduinen war. Bei ihm fühlte sie sich wohl und beschützt, auch wenn er manchmal ein wenig ruppig war.

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