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      LUNATA

Feuer im Schloss

      Feuer im Schloss

      Kriminalroman

      © 1931 by Edgar Wallace

      Originaltitel The coat of arms

      Aus dem Englischen von Ravi Ravendro

      © Lunata Berlin 2020

      Inhalt

       Kapitel 1

       Kapitel 2

       Kapitel 3

       Kapitel 4

       Kapitel 5

       Kapitel 6

       Kapitel 7

       Kapitel 8

       Kapitel 9

       Kapitel 10

       Kapitel 11

       Kapitel 12

       Kapitel 13

       Kapitel 14

       Kapitel 15

       Kapitel 16

       Kapitel 17

       Kapitel 18

       Kapitel 19

       Kapitel 20

       Kapitel 21

       Kapitel 22

       Kapitel 23

      1

      Die häßlichen roten Backsteingebäude auf der Höhe von Sketchley Hill hießen offiziell ›Landesirrenanstalt‹, aber in der Gegend wurden sie allgemein ›das Asyl‹ genannt. Nur die ältesten Leute konnten sich noch daran erinnern, welch heftigen Widerstand die Bevölkerung seiner Errichtung entgegengesetzt hatte, aber die Beamten, die es anging, waren vernünftig und erklärten, daß Geisteskranke doch auch ein Anrecht darauf hätten, etwas von der Schönheit der Natur zu genießen, und daß dieser wunderbare Ausblick nach allen Seiten sicher wohltuend auf sie wirken würde.

      Diese Auseinandersetzung hatte sich vor langer Zeit abgespielt, als der ›Alte‹ noch ein junger Mann war und mit düsterem Gesicht durch Wälder und Felder streifte und merkwürdige Pläne schmiedete. Aber schon bald fürchtete man, seine phantastischen Gedanken könnten sich gemeingefährlich auswirken, und so ließ man ihn von drei Ärzten untersuchen, die ihn die gleichgültigsten Dinge fragten – so kam es ihm wenigstens vor – und die ihn danach in geschlossenem Wagen in die Anstalt brachten.

      Dort lebte er dann viele Jahre. Inzwischen rasten Kriege und Revolutionen über die Erde, wurden Könige von ihren Thronen verbannt und die leichten Kutschwagen von den Landstraßen, wo jetzt Autos in großen Staubwolken dahinsausten.

      Manchmal fühlte der ›Alte‹ eine unstillbare Sehnsucht, aus den hohen roten Mauern herauszukommen, wieder unter normalen Menschen zu leben. Von seinem Fenster aus konnte er die Giebel von ›Arranways Hall‹ sehen. Seit vierundvierzig Jahren schaute er nun immer durch dasselbe Fenster auf dieselben Giebel.

      Aber eines Nachts konnte er es nicht mehr aushalten; die Sehnsucht nach den Wäldern und einem Leben in Freiheit wurde übermächtig in ihm. Er dachte an die Höhlen, an die Stellen im Wald, wo er als Junge unter den großen Farnen geträumt hatte, an den Steinbruch mit den senkrecht abfallenden Wänden und dem tiefen Teich davor. Leise stand er auf, kleidete sich an, verließ sein Zimmer und ging die Treppe hinunter. In der Hand trug er einen schweren Hammer, den er vor einiger Zeit gestohlen und seither versteckt hatte.

      Unten in der Halle schlief der Wärter – der ›Alte‹ schlug ihn mit dem Hammer mehrmals auf den Kopf. Der Mann gab keinen Ton von sich. Der ›Alte‹ nahm den Schlüsselbund und schloß die Türen auf. Dann eilte er durch den Garten und war bald darauf durch das große Tor verschwunden. Mit seinem weißen, unordentlichen Bart sah er richtig unheimlich aus, als er in den frühen Morgenstunden kurz vor Sonnenaufgang durch die kühlen Wälder von Sketchley strich. Am Rande des Steinbruchs setzte er sich schließlich hin und versank in Träumereien, während er in das stille Wasser des Teichs tief unter sich starrte.

      Mr. Lorney, der neue Wirt des Gasthauses in Sketchley, wollte sich nicht an der Verfolgung des Entsprungenen beteiligen. Er war ein großer, breitschultriger Mann mit kahlem Kopf und harten Zügen. Seine Stimme klang energisch, und er trieb sein Personal ständig zur Arbeit an. Bei der Jagd mitzumachen, hatte er keine Lust, soweit fühlte er sich für das Allgemeinwohl doch nicht mitverantwortlich.

      Er wohnte erst seit kurzem in Sketchley und wurde deswegen von den Einheimischen mit einem gewissen Mißtrauen beobachtet, das er in gleichem Maße erwiderte. Er wettete dauernd, aber mit Verstand. Ab und zu fuhr er nach London, und selbstverständlich besuchte er alle Rennen in der Umgegend. Trotzdem konnte man nicht sagen, daß er sein Geschäft irgendwie über seiner Liebhaberei vernachlässigte. Von Anfang an hatte er sich vorgenommen, für besser gestellte Leute Wochenendappartements einzurichten. Deshalb baute er das etwas verfallene Haus um, das noch aus der Tudorzeit stammte. Auch den verwilderten Garten hatte er neu angelegt und die Fassade des Gasthauses frisch gestrichen.

      Die Reporter, die nach Sketchley kamen, um über den geflüchteten Geisteskranken zu berichten, fanden bei Mr. Lorney ein bequemes und gutes Quartier. Obwohl sie wenig wirklich Neues entdeckten, von dem ›Alten‹ ganz zu schweigen, verfaßten sie die sensationellsten Artikel. Spaltenlang beschrieben sie die aufregenden Streifen durch die Wälder und die geheimnisvollen Höhlen, die noch niemand genau untersucht hatte. Von den Landleuten ließen sie sich allerhand Geschichten über den ›Alten‹ erzählen; außerdem war auch noch über den toten Wärter zu berichten, dessen geheimnisvolle Vorahnung seines Todes jetzt von seinen Freunden bestätigt wurde und dessen Begräbnis viel Stoff zum Schreiben lieferte.

      Aber nach einer Weile, als von dem ›Alten‹ immer noch keine Spur zu entdecken war, versiegte das Interesse der Öffentlichkeit, und die Furcht der Leute in den umliegenden Dörfern schlief ein.

      »Je eher die Sache vergessen wird, desto besser«, meinte John Lorney. »Für uns ist der Fremdenverkehr von größtem Interesse. Wenn die Gäste immer an den ›Alten‹ mit dem Hammer erinnert werden, bekommen wir eine schlechte Saison.«

      Man nahm an, daß

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