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Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie. Frater LYSIR
Читать онлайн.Название Magisches Kompendium – Wissen und Weisheit der nordischen Magie
Год выпуска 0
isbn 9783752907162
Автор произведения Frater LYSIR
Жанр Сделай Сам
Серия MAGISCHES KOMPENDIUM
Издательство Bookwire
Odin, die Vereinigung ich erbitte, auf das deine Macht in mir ruht
Odin, denn so will ich verwenden Wissen und Weisheit, die ich erbitte.
Odin, ich erbitte dich als Überbringer und Initiator der Seelenmitte!
Odin! So lasse deine Kräfte in mir erklingen.
Odin! Deine Kräfte sollen wahrlich in mir singen.
Odin! Wodurch ich kann mit allen Kräften ringen.
In den Aufzeichnungen der Edda werden hier natürlich andere „Dinge“ besprochen, sodass auch das Versmaß wieder ganz anders ist. Da es in diesem Werk aber um die magische Praxis geht, was eben auch die Galsterei einschließt, habe ich bewusst die Anrufung so verfasst, wie sie verfasst ist! Klassisch sind es Sechszeiler, was fachlich Ljóðaháttr heißt (und nicht einfach auszusprechen ist) und auch für Rituale verwendet wurde, wobei dann hier auch gern eine siebte Zeile hinzugefügt wurde. Nun, in der Magie und auch in den altenglischen und altdeutschen Spells bzw. Zaubersprüchen ist das Besingen, das Beschwören, das Galstern normal! Es ist vergleichbar mit einem Gebet, wenn z. B. die Galsterei in Bezug auf das Heilen von Krankheiten (also das Gesundbeten) verwendet wird. Da der Gott Odin / Wotan auch als Heiler bzw. als Zauberer verstanden wird, ist es nachvollziehbar, dass das Galstern auch Odin „zugeschrieben“ wird. Er wird z. B. in der Vegtamskviða (oder auch Baldrs draumar / Baldurs Träume), einem eddischen Gedicht, welches den Tod des Gottes Baldur beschreibt, genannt, da Odin / Wotan als „Galdrs Fǫður“, als „Vater des Galsters“, betitelt wird, was dann wieder von dem Galsterweib, der Hexe, doch irgendwie zum Magier führt, zum Galdramaðr!
Wenn man dann aber wieder in historischen Aufzeichnungen findet, dass das Galstern für die Frauen die Geburt erleichtert hat (Singen bzw. Schreien bzw. eine besondere Atem- und Schreitechnik nutzend), dann kommt man wieder zurück zur klassischen Hexe und dann auch zur Hebamme! Dass man hier auch wieder einen Aspekt der Schadensmagie verwenden kann, denn durch das „Besingen“ eines Opfers kann man dieses in den Wahnsinn treiben, zeigt, dass die Ambivalenz der Magie eben verstanden wurde. Die Naturmagie ist ambivalent und man kann sie auch ambivalent einsetzen, um eben sich das profane Leben angenehm zu machen, sodass man die Zeit, das Fundament, das Kapital und die Sicherheit besitzt, sich voll und ganz auf die Selbstvergöttlichung zu beziehen – wie auch beim Fjölkynngi. In den Legenden wird dann die Magie, der Zaubergesang, dass Galstern dann aber auch gern übertrieben, denn wenn man die Meisterschaft in der Galsterei erlangt hat, kann man mit seinem Gesang die Stürme kontrollieren, man kann Rüstungen weich und Schwerter Stumpf machen, sodass der Galstermann / das Galsterweib den Ausgang von Schlachten und Kriegen bewirken kann. Im Fantasy Genre wäre dies also der Schlachten- oder Kriegsmagier! Beispiele für solche magischen Taten finden sich im Svipdagsmál bzw. in Grógaldr und Fǫlsvinnsmál, ein eddisches Götterlied, wie auch in der Friðþjófs saga hins frœkna, der Frithjofssage, einer altnordischen Heldensage!
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Godentum
Das Godentum bzw. die Vokabeln „Gyðja“ und „Goði“ stammen direkt aus dem isländischen und werden meist mit Priesterin bzw. Priester übersetzt, wobei hier auch eine Art Herrschertitel/Ehrentitel gemeint ist, bzw. „sein kann“, was man dann auch mit einer Art „Königin/König“ vergleichen könnte. Es war ein Titel, der verwendet wurde, wenn es um die Regierungsgewalt ging, also um die entsprechende Herrscherwürde. Doch man muss hier ZWEI ARTEN des Godentums unterscheiden. Einmal das Godentum VOR dem Jahr 900 (oder auch 930) und einmal das Godentum nach dieser Schwelle. Vor dem Jahr 900 waren es meist magische Menschen, die ein Priesteramt ausführten. Nach dem Jahr 900 waren es auch noch magische Menschen, doch mehr und mehr wurden es Stammesführer, Politiker, Befehlshaber und Herrscher, die eine Auswanderung vollzogen und sich von ihrer Heimat bzw. dem dortigen Herrscher / König lossagten. Daher muss man stets reflektieren, WAS das Godentum alles war bzw. als was das Godentum alles gedeutet werden kann! Von der Wortbedeutung findet man einen viel stärkeren Kontext zu den Göttern, als zu irgendwelchen Stammesführern, da die Wortwurzel guþ/goþ mit „Gott“ übersetzt werden kann, wobei dieses Wort sich nicht nur auf Island bezieht, sondern auch auf Norwegen.
Dagegen ist das Wort „goðorð“ allein auf die isländische Sprache zu münzen, sodass man hier klare Unterscheidungen treffen muss, die sich eben NICHT auf eine „Regierungsgewalt“ beziehen, sondern auf eine religiöse Handlung, auf eine „Gotteshandlung“ bzw. auf einen „Gottdienst“! Dennoch ist es leider nicht ganz so einfach. Zu Beginn war es so, dass sich das Godentum aus „vertriebenen Stammesführern“ gebildet hat, die sich von Norwegen absetzten und mit dem damaligen norwegischen König (wahrscheinlich war es Harald Schönhaar oder vielleicht auch Tryggvi Óláfsson) nichts mehr zu tun haben wollten. So ist das Godentum, bzw. die Gyðja und der Goði als klassische Priester zu sehen, die sich mit den göttlichen Energien auf der einen Seite im Ritual, in der kultischen Handlung, verbinden, auf der anderen Seite aber auch für den Tempel verantwortlich sind, also in diesem Kontext auch für einen „Dienst an der jeweiligen Gottheit“ bzw. für den „Gottesdienst“ die Rechenschaft ablegen. Auf einer weiteren Seite sind es dann aber doch Stammesführer und Stammesfürsten, die auch wieder eine entsprechende Machtebene hatten. Durch dieses Amt, durch diese Aufgabe, hatten die jeweiligen Menschen natürlich auch besondere Tätigkeiten übernommen, sodass es nicht verwunderlich ist, dass weitere Wortschöpfungen, bzw. Wortentwicklungen existieren, die sich auch auf eine leitende Tätigkeit beziehen. Hier sind die beiden Vokabeln „Goting“ und „Cotinc“ zu nennen. Eine Quelle, die sich auf das Godentum bezieht, ist ein isländisches Rechtsbuch, eine Niederschrift, die man als Graugans (Grágás) bezeichnet, die sich auf das 12. Jahrhundert bezieht, was keine „glückliche“ Wahl einer Quelle ist. Da es eigentlich um magische Rituale, kultische Aufgabenbeschreibungen und religiöse Handlungen geht, ist eine Quelle, die im Zeitraum der klaren Christianisierung verfasst wurde, nicht die beste Wahl. Doch bei aller Kritik, man kann selbstverständlich auch immer zwischen den Zeilen lesen, sodass man hier wieder eigene Informationen herausfiltern kann, sodass man hier akzeptieren kann, dass es auf der einen Seite Häuptlinge waren, die entweder mit der Bezeichnung „Höfðingar“ oder „Goðar“ versehen waren, sodass hier die Frauen keine starke Rolle einnehmen konnten, auf der anderen Seite aber auch Tempeldiener, bzw. „magische Menschen“, da es in den altnordischen und isländischen Schriften auch sogenannte „Hofgoði“ (Tempelgode) gab. Die Problematik, die man mit den verschiedenen Begrifflichkeiten hat, gerade dann, wenn sich diese auf Zeitalter beziehen, die eben nicht historisch und archäologisch haarklein aufgeschlüsselt werden können, sieht man u. a. daran, dass das Godentum auch immer wieder mit den Stammesführern, Stammesfürsten, Häuptlingen in Verbindung gebracht wird. Dies ist auch absolut korrekt, denn auch die Stammesführer hatten essenzielle Aufgaben, die sich auch wieder auf die Magie bzw. auf magische Handlungen bezogen. So findet man in den jeweiligen literarischen Quellen der isländischen Geschichte, dass es 36 Godentümer gab, was in diesem Fall mit den Things, den Versammlungen zu tun hatte.
Die 36 kann hier als eine Versinnbildlichung der 9 genommen werden, die in diesem Kontext mit den „klassischen Elementen“ multipliziert wurde, bzw. mit den Himmelsrichtungen, sodass hier die Welten Yggdrasils und die Himmelsrichtungen Midgards berücksichtigt wurden. Später jedoch erhöhte sich die Zahl auf 39 Goden. Die Ämter der Goden bzw. die sogenannte Godengewalt (Goðorð) war ohne Weiteres vererbbar, aber auch übertragbar. Dies findet man in den altisländischen Aufzeichnungen der Landnamabók, ein „Landnahmebuch“, sodass hier die Besiedlungen festgehalten wurden. In diesem Kontext sei aber auch wieder erwähnt, dass die Stammesführer NICHT immer männlich waren, sodass es eben auch in dieser Führungsriege die Gyðjar gab. Doch ihre eigentlichen Aufgaben waren eher die magischen Arbeiten, sodass es nicht verwundert, dass eine besondere Frau, eine