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Menschen in Sumer, Mesopotamien Babyloniern und Ägypten andere Bauwerke erschaffen haben, die auch durch die jeweiligen Witterungsverhältnisse länger Bestand hatten, als die Menschen in Mittel- und Nordeuropa. Denn wenn man sich zum Beispiel Stonehenge anschaut, welches in etwa auf 3000 v. Chr. datiert ist, existiert hier sehr deutlich eine Kultur. Dies zeigt aber auch, dass Steine den Witterungsverhältnissen ganz anders standhalten, als Holz.

      Dies bedeutet auch, dass dennoch sehr wenige Bauten aus Stein geschaffen wurden, denn solche gigantischen und essenziellen Stätten wie Stonehenge sind nicht wie Tempelbauten in den Landstrichen Sumer, Mesopotamien, Babyloniern und Ägypten zu finden. Im heutigen Ägypten, Irak und Iran, gibt es sehr viele Ausgrabungen, Tempelanlagen und ganze Städte, die auch aus den Zeiträumen 3000 v. Chr. stammen, die aber eine deutlich höhere Verbreitung haben, als es die Bautenfunde in Europa besitzen. Zwar findet man in Europa immer noch viele Massengräber aus der Zeit vor 4000-3000 v.Chr., sodass man auch hier anhand der Skelette nachvollziehen kann, wie die Menschen in Mittel- und Nordeuropa zu dieser Zeit agierten (offensichtlich sehr kriegerisch), doch findet man eben keine klassischen Tempelanlagen, wo die kulturelle Geschichte in den Wänden verewigt wurde. Dadurch wird die Reproduzierbarkeit, die Glaubwürdigkeit, die historische, archäologische und etymologische Beweislage wirklich schwierig. Doch das Schöne an der Magie ist, dass man immer wieder gemeinsame Nenner finden kann, sodass man auch selbst Postulate erschaffen kann, um zu verstehen, welche rituellen Handlungen, Magiearten und Kulthandlungen aufgeführt wurden.

      Da es in Skandinavien verdammt wenig Sandwüste gibt, dafür aber viele Fjorde, Küstenabschnitte, gigantische Wälder (Schweden hat heute noch fast 70 % der Landesfläche als Anteil der Waldfläche angegeben), hohe Berge (die Skanden bzw. die Kjølen, wo der höchste Berg 2469 misst, der Galdhøpiggen, im Jotunheimen-Gebirge) und somit auch echt raue Bedingungen hatten, kann man sich vorstellen, dass hier Jagd, fruchtbare Felder, Fischfang, mildes Wetter, wenig Eis und wenig Schnee überlebenswichtig waren. Wie man an der Bezeichnung „Jotunheimen-Gebirge“ sieht, sind die Welten Yggdrasils, als ganz normale Begriffe adaptiert wurden. Auch dies lässt einen kulturellen Blickwinkel zu.

      Da die Magie immer von Männern und Frauen praktiziert wurde, da es hier auf Intuition und energetische Fähigkeiten schon immer ankam, ist es ein logischer Schluss, dass die Aufzeichnungen von Männern und Frauen sprechen, die Seidhr/Seiðr praktizierten. Wenn man dann wieder berücksichtigt, dass in der damaligen Zeit die Männer stärker die umliegenden Länder durchstreift haben, andere, körperliche Arbeiten ausgeführt haben, ist es auch wieder logisch, dass die Frauen, andere intellektuelle Fähigkeiten hatten, Philosophien erwähnen konnten, und untereinander einen entsprechenden Austausch pflegten, sodass die Aussagen, dass es mehr weibliche Seidhr/Seiðr-Praktizierende gab, nachzuvollziehen sind. Da durch die magische Praxis auch immer wieder entsprechende Bezeichnungen, Titel und Fachvokabeln auftauchen, werden in den Aufzeichnungen die jeweiligen magischen Menschen als Vǫlur / Völva, Gyðjas (weiblich) bzw. Goði (männlich), Seiðkona/Seiðkonur (weiblich) bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn (männlich), Galdrakona (weiblich), Galdramaðr (männlich) und Vísendakona betitelt. Gleichzeitig muss man aber natürlich auch hier reflektieren, dass die magischen und kultischen Handlungen stets einem Geheimnis untergeordnet wurden, sodass diese Arbeitsweisen definitiv nicht uneingeweihten ohne Weiteres gezeigt wurden. Man kann also davon ausgehen, dass die jeweiligen magischen und kultischen Handlungen mit einem „sozialen Tabu“ belegt waren, sodass fremde hier eigentlich keinen Einblick erhielten. Zwar taucht in der Historie hier der Begriff „Ergi“ auf, der belegen soll, dass dieses „soziale Tabu“ auch betitelt wurde, doch muss man dies auch kritisch hinterfragen dürfen. Ein kritisches Hinterfragen ist immer wichtig, denn letztlich ist mit dem Begriff „Ergi“ kein sozialer Tabubruch gemeint, sondern eher eine Beleidigung, die sich auf ein „weibisches“ oder „unmännliches“ Verhalten bezieht, was man, wenn man will, einfach auch mit „tratschen“ oder „verraten“ / „Verrat“ gleichsetzen kann. Hierbei ist der Begriff „Ergi“ das Substantiv und die Vokabel „Argr / Ragr“ das Adjektiv. Passender ist hier eher die Vokabel „Nīþ“, da es hier um eine Stigmatisierung bei kulturellen, sozialen und menschlichen Verfehlungen ging, also etwas, dass man ohne Weiteres anwenden kann, wenn es um Geheimnisverrat geht. Und dass ein Geheimnisverrat, gerade in Bezug auf magische, religiöse, kultische und andere Handlungen, nicht wohlwollend gesehen wurde, dürfte logisch sein.

       Genauso logisch ist es, dass die jeweiligen magischen Protagonisten, also die Vǫlur / Völva, Gyðjas (weiblich) bzw. Goði (männlich), Seiðkona/Seiðkonur (weiblich) bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn (männlich), Galdrakona (weiblich), Galdramaðr (männlich) und Vísendakona auch immer Praktikanten, Helfer, Lehrlinge, Novizen, Assistenten und Stellvertreter hatten. OK, ob hier wirklich „Praktikanten“ tituliert wurden, sei mal dahingestellt.

      Da also alles irgendwie mit der Magie zu tun hat, bzw. mit Seidhr/Seiðr, ist es klar, dass hier die verschiedensten Handlungen thematisiert wurden. Wenn man also Seidhr/Seiðr in seiner vollkommenen Komplexität betreiben würde, dann ist man automatisch auch mit den Gaben der Divination gesegnet, sodass man die Titel „Völva“ oder auch „Spákona“ führte, also eine Seherin, eine Prophetin, eine „Stabträgerin“ war, sodass hier die Künste und die Gaben der Divination, der Weissagung, vollführt wurden, wobei „Völva“ hier der größere Titel war, da hier auch eine „Stabträgerin“ tituliert wurde, was bedeutete, dass sie eine große Prophetin war, die die Divination perfekt beherrschte, wohingegen die „Spákona“ auch des Öfteren als „kleine Seherin“ betitelt wurde, was wiederum bedeutet, dass hier offensichtlich die Alltagsfähigkeiten der Divination betitelt wurden, wohingegen die Stabträgerin, die Völva, die divinatorischen Aufgaben hatte, die Sippe bzw. den Stamm zu beraten. Dies ist etwas, was man in der heutigen Zeit auch ohne Weiteres nachvollziehen kann, denn wenn man magisch arbeitet, wenn man sich selbst evolutionieren will, sollte man seine divinatorischen Werkzeuge beherrschen. Ob dies jetzt die Tarotkarten sind, das Pendel, die Runen oder sonst irgendein Werkzeug, ist egal. Wichtig ist nur, dass man hier ein divinatorisches Werkzeug führen kann, um einen Kontakt zu seinem Unterbewusstsein aufzubauen, wodurch auch das eigene Tagesbewusstsein Materialien an die Hand bekommt (zum Beispiel Karten), um gewisse Thematiken einfach zu akzeptieren. Da es für „Völva“ oder „Spákona“ kein direktes „männliches Pendant“ gibt, kann man hier entweder die Thematik der „Hexe“ sehen (auch heutzutage wird eigentlich nicht Hexer gesagt, sondern manchmal „männliche Hexe“), oder einfach annehmen, dass die Divination ausschließlich den Frauen vorbehalten war, auch wenn sicherlich Männer entsprechende Fähigkeiten entwickeln konnten. Doch da es bei der Arbeit des Seidhr/Seiðr auch um einen energetischen Kontakt zu den jeweiligen archetypischen Schwingungen, Energien, Dynamiken, Mächten und Kräfte ging, muss auch die Fähigkeit der Evo- und Invokation Existenz sein. Dies wurde wiederum mit den Begrifflichkeiten der Gyðjas (weiblich) und Goði (männlich) getan, da es sich hier um die jeweilige Priesterkaste handelte, die mit den Göttern einen innigen, energetischen Kontakt pflegten, und für die jeweiligen Rituale, kultischen Handlungen und Tempelaufbauten verantwortlich waren. Man könnte hier auch einfach die Gyðja und den Goði als Zeremonienmeister sehen – da ich aber schon etwas über das Godentum geschrieben habe, soll diese Ausführung hier reichen.

      Doch natürlich muss auch wieder die Galsterei bzw. die Inkantationsmagie berücksichtigt werden, wenn man Seidhr/Seiðr voll und ganz beschreiben bzw. ausführen will. So geht es also hier nicht nur um das Singen, dass rhythmische Sprechen, das Vibrieren, sondern auch um die Fähigkeit entsprechender Reimschemata und Verse zu kreieren, um Anrufungen überhaupt zu erschaffen. Die Spells, das Chanten, der klassische Zaubergesang, der Galðralag, darf eben nicht fehlen, sodass man als Seiðkona/Seiðkonur bzw. Seiðmaðr/Seiðmenn auch eben die Galsterei beherrschen musste, die Fähigkeiten der Galðrkona/Galðrkonur bzw. des Galðrmaðr/Galðrmenn. Tja, dies bedeutet, dass man für die Praxis des Seidhr/Seiðr alles beherrschen musste – Evokation, Invokation, Divination, Energiearbeit / Astralreisen / außerkörperliche Erfahrungen (Útiseta), Tempeldienst, Ritualistik … alles, was irgendwie mit der Magie zu tun hat. Und auch wenn es hier keine wirklichen, 100-prozentigen, Aufzeichnungen gibt, werden auch die Astrologie (Sternenkunde), die Meteorologie (Wetterkunde), die Geologie (Erdkunde bzw. Geländekunde), Nekromantie (Kontakt zu Toten und zur Anderswelt / Jenseits / Helheim), Phytologie (Pflanzenkunde)

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