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die fast nur auf Wettkampfsport ausgelegten Kampfsportarten Judo und Karate waren in den 60er Jahren für die Selbstverteidigung nicht mehr zeitgemäß. Es war dringend erforderlich, etwas Neues, vor allem aber Wirkungsvolleres zu schaffen. Hochgraduierte Dan-Träger erhielten den Auftrag, eine moderne und effektive Selbstverteidigung zu erarbeiten. Federführend dabei waren Franz Josef Gresch und Werner Heim. Sie stellten aus den verschiedensten Budo-Systemen die wirkungsvollsten Techniken zu einem neuen System zusammen, das den Namen Ju-Jutsu erhielt.

      1969 wurde das neue Ju-Jutsu dann in Deutschland eingeführt. Es geht nicht mehr vom Angriff aus, sondern primär von den Verteidigungstechniken. Alle Verteidigungstechniken sind gegen mehrere Angriffsarten anwendbar. Im Ju-Jutsu sind altbewährte Erkenntnisse vieler Kampfsportarten, aber auch neue Erkenntnisse nach dem Grundsatz „aus der Praxis für die Praxis“ zu einer modernen und sehr effektiven Selbstverteidigung zusammengeführt worden. Weil auch die Sicherheitsbehörden erkannt hatten, dass Ju-Jutsu sehr praxisnah und wirkungsvoll war, wurde es bei den Polizeien der Länder und des Bundes dienstliches Ausbildungsfach.

      Ab 1990 entstanden auch in Ostdeutschland zahlreiche Ju-Jutsu Vereine.

      Um die Ziele des Ju-Jutsu besser vertreten zu können, gründete sich 1990 der Deutsche Ju-Jutsu Verband e.V., kurz DJJV.

      Die Kenntnisse von verschiedenen Zweikampfsystemen haben sich in den vergangenen Jahren stark erweitert. Unter der Leitung von Bernd Hillebrand (Thomsen) hat eine Kommission im Jahr 2000 eine Überarbeitung des Ju-Jutsu eingeführt. Nach der Prämisse: „Immer das Beste aus den bekannten Kampfsystemen zu adaptieren,“ kamen nun auch Einflüsse aus nicht-japanischen Kampfsportarten zum Ju-Jutsu hinzu und wurden in ein methodisch strukturiertes System eingepasst.

      Seit dem Zusammenschluss von Ju-Jutsu und Jiu-Jitsu im Jahre 2005 vereinigt der DJJV moderne und traditionelle Selbstverteidigung in einem Verband.

ETIKETTE

      Im DJJV sind unterschiedliche Stile mit unterschiedlichen Wurzeln und Historien beheimatet. Je nach Stil, Anlass und auch je nach Gepflogenheiten einzelner Dojos unterscheiden sich Etikette, Kleiderordnung und das Verhalten auf der Matte in einigen Punkten. Dennoch sind die wichtigsten Grundregeln bei allen gleich.

      Höflichkeit, Demut, gegenseitiger Respekt, Selbstbeherrschung und Fairness sind die Grundwerte des Verhaltens auf der Matte. Sie werden durch den Gruß und die Verneigung voreinander symbolisiert. Der Gruß kann unterschiedlich sein – im japanisch orientierten Jiu-Jitsu zum Beispiel durch Verbeugen im Stand oder im Kniesitz, im brasilianisch geprägten BJJ durch Berühren der Fäuste und Abklatschen – er sagt jedoch immer aus: „Lass uns zusammen üben, wir passen auf-einander auf, keiner soll verletzt werden.“

      Die Pflege dieser Werte trägt nicht nur zur Sicherheit in Training, Prüfung und Wettkampf bei, sondern lässt sich auch in das Alltagsleben übertragen.

       Kleiderordnung

      Das Tragen eines sauberen und intakten Anzuges (Gi) sollte selbstverständlich sein. Niemand möchte mit einem ungepflegten Partner üben.

      Je nach Stil, Verein und Anlass kann der Gi unterschiedliche Farben haben. Ein weißer Gi ohne auffällige Bedruckung oder Aufnäher (ausgenommen Hersteller- und Vereinsaufnäher) wird jedoch bei allen feierlichen und offiziellen Anlässen wie Prüfungen und Wettkämpfen erwartet. Frauen und Mädchen tragen dann unter der Jacke ein weißes T-Shirt oder Sporttop. Bei offiziellen Anlässen sollen Männer und Jungen unter der Jacke kein T-Shirt tragen. Im Training hingegen sind T-Shirts oder Funktionsshirts in den meisten Vereinen zulässig und können sinnvoll sein, um besser trocken und warm zu bleiben.

      Im Training sowie auf Lehrgängen spricht außerdem, sofern es dem Selbstverständnis des Vereins und des Stils entspricht, nichts gegen farbige oder bedruckte Gis in den unterschiedlichsten Ausführungen.

      Der Gürtel sollte fest gebunden sein und der Farbe der erreichten Graduierung entsprechen. Es gibt mehrere Ausführungen des Gürtelknotens, die als korrekt angesehen werden. Eine Gemeinsamkeit ist dabei immer die Dreiecksform des Knotens, der sich mittig vor dem Bauch befinden soll.

       Körperhygiene

      Das Training von Kampfsport und Kampfkunst führt unweigerlich zu Körperkontakt mit den Übungspartnern. Um Verletzungsgefahren zu vermeiden und ein angenehmer Übungspartner zu sein, sollte man ein paar hygienische Grundsätze beachten. Dazu gehören kurz gehaltene Zehen- und Fingernägel, gebändigte lange Haare und ein sauberer und geruchsneutraler Körper, der frei von ansteckenden Krankheiten sein muss.

      Schmuck, Uhren und Ähnliches nimmt man vor dem Training ab. Kann ein Schmuckstück nicht abgenommen werden, so muss es mit Tape abgeklebt werden, um das Verletzungsrisiko zu senken.

      Auf der Matte wird in der Regel barfüßig trainiert. Um keinen Schmutz auf die Matte zu tragen, trägt man außerhalb der Matte immer Schuhe (Tabis, Sandalen oder Badelatschen). Werden Mattenschuhe getragen, sollten diese erst auf der Matte angezogen werden.

       Betreten des Dojos oder der Matte

      Vor dem Betreten der Matte oder des Dojos verneigt man sich kurz im Stand. Hiermit bringt man zum Ausdruck, dass man diesen Ort des Lernens respektiert und sich seinen Regeln unterordnet. Alle Gedanken und Probleme des Alltags bleiben zurück.

      Es sollte selbstverständlich sein, dass Mobilfunkgeräte vor Betreten des Dojo ausgeschaltet werden.

       Angrüßen vor und Abgrüßen nach dem Training

      Das An- und Abgrüßen wird je nach Stil, Dojo und Anlass unterschiedlich gehandhabt. Fast immer gibt es eine kurze Phase der Stille, in der man sich gedanklich auf das kommende Training, Prüfung oder Wettkampf vorbereitet oder es zum Abschluss noch einmal Revue passieren lässt.

      Meistens nehmen die Schüler gegenüber dem Lehrer oder Gastgeber in einer Linie Aufstellung. Der am niedrigsten graduierte Schüler steht dabei aus Sicht der Schüler links, der höchstgraduierte rechts. Es sind aber auch andere Formen denkbar, zum Beispiel eine Aufstellung im Kreis.

      Auf ein Zeichen hin knien die Teilnehmer ab und setzen sich auf die Unterschenkel. Der linke Unterschenkel wird zuerst auf den Boden gelegt, dann der rechte. Die Zehen bleiben aufgestellt, bis das Gesäß auf die Fersen abgesenkt ist, und dann gestreckt. Die Hände können auf den Oberschenkeln abgelegt oder im Schoß gefaltet werden.

      Zur Konzentration werden die Augen geschlossen, bis die Konzentrationsphase durch ein Kommando (zum Beispiel den Ruf „Re“ oder ein Händeklatschen des Lehrers oder des höchstgraduierten Schülers) beendet wird. Hierauf verbeugen sich Lehrer und Schüler zueinander, wobei die Hände in Dreiecksform aus Daumen und Zeigefinger vor dem Körper auf die Matte gelegt werden.

      Das Aufstehen erfolgt dann auf ein erneutes Kommando hin genau in umgekehrter Reihenfolge zum Abknien. Im Stand wird nochmals durch leichtes Verbeugen zwischen Lehrer und Schülern gegrüßt.

       Trainingsbeginn

      Vor dem Beginn einer Übung verneigen sich die Partner zueinander oder sie klatschen ab. Neben der Respektsbezeugung ist das auch ein Zeichen, dass sich beide nun aufeinander konzentrieren und ganz bei der Sache sind. Nach einer Übung verabschieden sich die Partner auf die gleiche Weise und beenden damit ihre Zusammenarbeit für den Augenblick; beide Partner wissen dann, dass sie nicht mehr mit Aktionen des anderen rechnen müssen.

      Die Schüler trainieren immer ruhig, konzentriert, respektvoll und achtsam. Die Sicherheit und Unversehrtheit des Partners hat stets Vorrang. Tempo, Härte und Dynamik werden miteinander abgesprochen. Das Training soll ein Miteinander, kein Gegeneinander sein. Beim Lernen sollen die Partner einander helfen.

      Unterhaltungen abseits der Trainingsinhalte sollten unterbleiben. Um sich zu Trainingsinhalten zu verständigen, genügen leise und kurze Erklärungen.

      Erscheint ein Schüler zu spät zum Training, so wartet er am Rande der Matte, bis der Trainer ihn bemerkt

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