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      Wolf Heichele

      Das Bündnis der Drachen

      Willkommen auf Drakonland

      Dieses ebook wurde erstellt bei

       Verlagslogo

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Eine ungewöhnliche Landkarte

       Willkommen auf Drakonland

       Wolkenjäger und Samtpfote

       Tiara's Flug

       Besuch bei Monsieur Pegasus

       Der Postraub

       Ein Postsack voller Briefe

       Lesekreis im Dachboden

       Rückkehr nach Drakonland

       Die Drachen greifen ein

       Die Entscheidung

       Impressum

       Impressum neobooks

      Eine ungewöhnliche Landkarte

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      Dumpf dröhnte der Gong der Westminster Schule in der oberen Ecke des Klassenzimmers und beendete die Geschichtsstunde. Ella und Tiara machten sich auf den Weg in die Pause, als ihr Geschichtslehrer sie zurückpfiff:

      »Wartet, ihr beiden. Für euch habe ich noch einen speziellen Job!«

      Die zwei Mädchen sahen sich überrascht an. Was konnte der Lehrer denn von ihnen wollen? Ihnen schwante nichts Gutes.

      »Bringt diese Schautafeln vom alten Rom bitte ins Schularchiv hoch«, erklärte er, »wir benötigen sie vorläufig nicht mehr, denn morgen geht es mit Konstantinopel weiter. Ach ja, hier ist der Schlüssel für das Archiv. Wenn ihr die Aufgabe erledigt habt, gebt ihn bitte im Sekretariat ab, okay? Anschließend dürft ihr fünf Minuten länger Pause machen.«

      Ella und Tiara warfen sich einen vielsagenden Blick zu.

      »Okay, Herr Fuchs«, gurrten sie gekünstelt, verspürten aber nicht die geringste Lust, zwei schwere Schautafeln bis in den dritten Stock zu hieven. Und einen Aufzug gab es in der Westminster Schule nicht. Kaum eine Schule in Dartford hatte einen Lift. Bei fast allen Schulen im südlichen London handelte es sich um Gebäude, die Jahrhunderte alt waren, und früher gab es bekanntlich noch keine Liftsysteme. Einige Schüler behaupteten sogar, in den Räumen des Dachbodens würde es spuken.

      »Dankeschön«, grinste Herr Fuchs mit etwas fiesem Gesichtsausdruck und mahnte seine beiden Schülerinnen: »Dass ihr mir ja nichts anfasst da oben, klar? Im Schularchiv befinden sich jede Menge antiker Gegenstände. Kostbarkeiten aus über zweitausend Jahren Menschheitsgeschichte! Gebt gut darauf acht, okay?«

      »Keine Sorge, wir werden nichts anfassen, Herr Fuchs«, rief Ella, die sich bereits auf den Weg gemacht hatte. Tiara folgte ihr mit der zweiten Tafel und fügte ergänzend hinzu: »Alles, was mit Geschichte zu tun hat, werden wir bestimmt nicht anfassen! Da können Sie sicher sein, Herr Fuchs, hihi.«

      Das war typisch für Tiara. Immerzu musste sie frech sein, und das war nicht immer das Klügste – erst recht nicht, wenn man es mit einem Lehrer zu tun hatte. Doch Tiara konnte es nicht lassen. Es lag ihr im Blut. Sie war eine Draufgängerin – innerlich wie äußerlich : Ihr langes Haar war meist wild zerzaust, anstatt von Mädchenkleidung trug sie Jeans (abgesehen von der blauen Schuluniform), und beim Sport interessierte sie sich mehr für Fußball oder Boxen, anstatt für für Eiskunstlauf oder Ballet, so wie es sich für ein anständiges Mädchen in ihrem Alter gehörte.

      In ihrer Freizeit boxte Tiara in einem Verein – so richtig im Boxring! Und in der Schulklasse gab es keinen Jungen, vor dem sie Respekt hatte, oder ihn gar fürchtete. Na ja, einen vielleicht: Den großen John, den Kapitän der Footballmannschaft war. Aber der war ein guter Freund von ihr und stellte somit keine Gefahr für sie dar.

      Herr Fuchs konnte Tiaras freche Art nicht leiden und antwortete ihr mit erhobenem Zeigefinger:

      »Ich verbitte mir solche Späße, Tiara. Es ist traurig genug, dass deine Leistungen in Geschichte zu wünschen übrig lassen. Bringt die Gegenstände bitte unversehrt nach oben! Das ist alles, was ich von euch verlange.«

      Tiara riss sich mit ihrer Antwort diesmal zusammen:

      »Jawohl, Herr Fuchs!«

      Dann verschwanden die beiden Mädchen im schlecht beleuchteten Flur der Schule. Nachdem sie die ersten Stufen mit viel Elan genommen hatten, ging es ab dem ersten Stock schon deutlich langsamer, und bereits im 2. Stock mussten sie eine Pause einlegen. Die Tafeln mit ihren klobigen Eisenständern schienen nach jeder Stufe an Gewicht zuzulegen.

      »Mann, diese Dinger haben ein ungeheuerliches Gewicht«, knurrte Ella. »So einen Job lässt man normalerweise die Jungs machen!« Sie band sich ihr dunkelblondes Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen und kniete sich auf den Fenstersims. Von dort aus hatte sie einen herrlichen Blick über den Hafen von London. Mit wehmütigen Blicken starrte sie hinaus. Wie gern wäre sie jetzt da draußen, anstatt in der Schule herumhängen zu müssen. Aber es half ja nichts.

      Tiara kniete sich neben sie:

      »Tja, Mister Fuchs will mich wohl wieder bestrafen, weil ich dauernd seine Geschichtsstunden störe. Und dich bestraft er gleich mit, weil du neben mir sitzt und nie etwas dagegen unternimmst.«

      Ella lächelte.

      »Wenn du es nur endlich einmal einsehen und etwas dagegen unternehmen würdest, Tiara! Doch lass uns weitergehen. Umso schneller werden wir die Schlepperei hinter uns haben.«

      »Okay!«, grinste Tiara.

      Sie widersprach ihrer Freundin nur selten, denn sie hielt Ella für extrem klug, und sie wusste, dass diese fast immer recht hatte, oder eine Lösung für jedes Problem parat hatte.

      Ella war ein völlig anderer Typ als Tiara. Sie war eher zurückhaltend und ruhig – ja manchmal fast ein wenig schüchtern. Sie agierte in allen Lebenslagen überlegt und vernünftig, nur selten impulsiv oder gar unkontrolliert. Ganz im Gegensatz zu der wilden Tiara, die immer zu allem entschlossen war, bevorzugte Ella den Frieden.

      Die Mädchen kämpften sich mühsam Stufe für Stufe höher, doch es dauerte weitere zehn anstrengende Minuten, bis sie endlich vor der Tür zum Schularchiv im obersten Stockwerk standen. Erschöpft steckte Tiara den Schlüssel in das Schloss der alten Eichentür. Sie musste ihn dreimal drehen, bis sich die Tür mit einem lauten Quietschen nach innen öffnen ließ. Vorsichtig lugte sie hinein.

      Ein fahler Lichtstrahl fiel durch ein schräges Dachfenster in den Raum und der Staub tanzte darin. Mehr war nicht zu sehen, denn in dem Archiv war es

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