ТОП просматриваемых книг сайта:
Drei Mädchen am Spinnrad. Fedor von Zobeltitz
Читать онлайн.Название Drei Mädchen am Spinnrad
Год выпуска 0
isbn 9783754182192
Автор произведения Fedor von Zobeltitz
Жанр Языкознание
Издательство Bookwire
Fedor von Zobeltitz
Drei Mädchen am Spinnrad
Inhaltsverzeichnis
Ein Roman von glücklichen Leuten
»Drei Mädchen sitzen am Spinnrad des Glücks
Und spinnen, spinnen, spinnen ...«
Drei Mädchen am Spinnrad
In friedvolleren Tagen stand weit draußen vor den Toren ein Komplex von einander völlig gleichen eintönigen Baulichkeiten: da herrschte die Landwehrbezirksinspektion.
Ein offenes Automobil fuhr an einem schönen Märzmorgen mit sichtlichem Zögern die Front dieser großen roten Häuser entlang. Der Chauffeur schien nicht recht zu wissen, wo er halten sollte; er äugte umher, um die Nummern über den Portalen erkennen zu können, brummte etwas Unverständliches vor sich hin und wandte sich endlich fragend nach rückwärts:
»Wo denn nu? Gebäude eins, zwei oder drei?«
Die Damen, die sich im Fond des Wagens gegenübersaßen, schienen sich darüber aber selbst nicht im klaren zu sein. Es war eine Mutter mit ihren drei Töchtern: Frau von Göchhusen mit Fräulein Beate, der ältesten, mit Fräulein Elfriede (gewöhnlich Friede oder Friedelchen genannt) und mit Fräulein Maxe Erdmuthe Tugendreich, der jüngsten im Trio. Im alltäglichen Dasein rief man sie Maxe; wenn die Mutter böse war, aber setzte sie – des herberen Ausdrucks wegen – den Namen Erdmuthe hinzu, und wenn, Elfriede sie ärgern wollte, nannte sie die Schwester immer nur Tugendreich.
»Maxe, welches Gebäude?« fragte Frau von Göchhusen.
»Ja, wenn ich das ahnte,« antwortete Maxe und zog die Schultern hoch.
»Aber, Kleining,« sagte Beate, die neben der Mutter saß und ihr außerordentlich ähnlich sah, »das steht doch wahrscheinlich in deiner Einberufung.«
»J ja – das ist möglich,« rief Maxe. Und während, das Automobil sich kaum noch von der Stelle bewegte, dafür aber um so lebhafter rasselte, durchkramte sie hastig ihr Handtäschchen, packte ihrer Mutter ein kleines, zackig und farbig besäumtes Schnupftuch, ein winziges Portemonnaie, ein Notizbüchelchen und drei Blätter Puderpapier auf den Schoß und förderte hierauf einen häßlichen graugelben Zettel zutage, auf dem allerlei gedruckt und verschiedenes geschrieben stand.
»Gebäude drei,« sagte sie energisch. »Gebäude drei!« rief sie dem Chauffeur zu, der sofort seine bremsende Tätigkeit aufgab. »Das hab' ich mir gleich gedacht.«
»Bestreite ich,« entgegnete Elfriede (es war die mittelste, die Blonde). »Ich behaupte sogar, daß du dir gar nichts gedacht hast. Oder du hast wieder gedichtet, was ich nicht denken nenne.«
»Ich dichte nie in einem Automobil, Friedelchen.«
»Tugendreich, du wirst noch deinen Herrgott erkennen lernen. Paß mal auf, wie sie dich im Dienste herannehmen werden. Da geht die Poesie heidi. Wenn du zur Artillerie kommst, mußt du schon morgens um viere die Haubitzen putzen.«
»Ich werde Franzer,« sagte Maxe.
»Weiß schon, warum,« warf Beate ein.
»Na, warum denn?«
»Das werde ich dir gelegentlich ins Ohr flüstern, wenn Mama nicht dabei ist. Aber du kommst gar nicht zu den Franzern. Du hast nicht das Gardemaß –«
»Und kein Grenadiergefüge,« sagte Elfriede.
»Nicht die Spur, du bist höchstens leichte Kavallerie. Vielleicht bringen wir dich bei den Husaren unter. Aber Reserveoffizier wirst du doch nicht. Du kannst ja nicht mal ein Monokel ins Auge klemmen.
»Kinder, nun hört mit euern Albernheiten auf!« rief die Mutter. »Maxe, laß sie reden. Sie ärgern sich bloß, daß die Militärverwaltung dich bevorzugt hat. Schade – Beate wäre ein stattlicher Kürassier geworden.«
»Bitte, Mamachen – seit ich keine Kartoffeln mehr esse, magre ich sichtlich ab. Vier Pfund Verlust in vierzehn Tagen. Ich werde noch dürr wie eine Hopfenstange.«
»Davor sorge ich mich nicht. Aussteigen, Kinder! Und nun bitte ich mir Ernst aus. Der Dienst beginnt.«
»Richtig,« sagte Beate. »Das hat uns Krempel besonders eingeschärft: von dem Augenblicke ab, da wir den Boden des Militärfiskus betreten, stehn wir auch unter militärischer Disziplin. Sonst fliegen wir ins Loch.«
»Hätten wir Krempel nur mitgenommen,« seufzte Maxe. »Ich graule mich. Wenn sie mich nun für tauglich befinden und gleich dabehalten?«
Frau von Göchhusen lachte. Man war ausgestiegen. Die Mutter bezahlte den Kutscher; die drei Töchter, bestaunten das große rote Haus und den davor auf und ab marschierenden Wachtposten.
»Du mußt das Gewehr schultern,« sagte Elfriede.
Maxe probierte dies mit ihrem Regenschirm. Aber die Mutter verbat sich die Possen.
»Würde, Kinder! Und setzt die Füße auswärts. Beate, du nimmst den rechten Flügel. Ob uns die Schildwache überhaupt durchläßt?«
Sie tat es. Die vier Damen traten zunächst auf einen großen Hof und sahen sich von neuen Baulichkeiten umgeben. In einem Winkel schaufelten ein paar Soldaten den letzten Schnee zusammen. In der Mitte des Hofes stand ein dicker Oberst und ließ einen schwarzen Pudel über seinen Säbel springen.
Frau von Göchhusen war unschlüssig. »Wo denn nun hin?« fragte sie.
»Erkundigen wir uns,« riet Elfriede. »Bei dem dicken, Oberst da drüben. Dicke Menschen sind gewöhnlich gefällig.«
In diesem Augenblick schritt ein Sergeant an ihnen vorüber, und da faßte Frau von Göchhusen einen raschen Entschluß.
»Entschuldigen Sie,« sagte sie, riß Maxe den graugelben Zettel aus der Hand und zeigte ihn dem Sergeanten, » – wo müssen wir damit hin?«
Der Soldat warf einen Blick auf das Papier und entgegnete sofort: »Da müssen Sie hier herauf« – er deutete auf das nächste Portal –, »zwei Treppen und dann links. Da ist die Kontrolle.«
Er grüßte und ging weiter.
Maxe nickte. »Das gefällt mir. Kurz und bündig. Das Verwunderliche imponiert dem Mann nicht weiter. Er gibt einfachen Bescheid auf die einfache Frage. Ich, fühle, daß mich bereits ein starker militärischer Geist durchdringt.«
»Quack,« sagte die Mutter. »Also, gehen wir. Zwei Treppen und dann links.«
Sie betraten das große Haus und hielten sich an die Vorschrift. Ein riesenlanger Korridor durchquerte das zweite Stockwerk. Man wandte sich links, an zahlreichen geschlossenen Türen vorüber, die durch Papptafeln gekennzeichnet waren, und gelangte in einen Vorraum, in dem Bänke an den Wänden standen. Hier wartete eine Anzahl junger Leute. Neugierige Augen starrten die Damen an.
Die vier wurden verlegen. Sie paßten nicht hierher, das war ihnen klar. Dieses Haus gehörte dem stärkeren Geschlecht. Sie empfanden in ihren eleganten Frühjahrstoiletten zwischen den kahlen, abgeschabten Mauern auch ein Gefühl unerträglichen Widerspruchs.
»Es riecht hier so merkwürdig,« wisperte Elfriede und rümpfte das Näschen.
»So maskulin,« setzte Beate hinzu. »Auch nach Pferdestall.«
»Nein, nach Centauren,« sagte Maxe. »Ich wünschte doch, wir hätten Krempel mitgebracht.«
Frau von Göchhusen zuckte mit der rechten Achsel, »Haberei. Wir werden ohne deinen Krempel auch