ТОП просматриваемых книг сайта:
Wandlerin. Ana Marna
Читать онлайн.Название Wandlerin
Год выпуска 0
isbn 9783754178799
Автор произведения Ana Marna
Жанр Языкознание
Серия The Hidden Folks
Издательство Bookwire
Flash war nicht besonders groß und nicht so breit gebaut wie der Rest ihrer Truppe, doch er war ungemein wendig und schnell. Dazu kam, dass er schlau war. Tiger hatte begeistert zugesehen, wie der vermeintlich leicht zu besiegende Junge einen seiner Gegner erst verbal fertig machte und dann mit wenigen gezielten Tritten und Schlägen auf die Bretter schickte. Seitdem war Flash dabei. Tiger hatte es noch keine Sekunde bereut. Auf den Jungen war Verlass und er war Biker mit Leib und Seele. Im Moment wirkte er deutlich angepisst.
Und da war er nicht alleine.
Alle sahen Tiger an, als hätte er den Verstand verloren.
Er stieß einen theatralischen Seufzer à la Big Man aus, auch wenn er sich über die Reaktion seiner Männer freute.
„Jungs, ihr werdet es überleben. Sucht euch einen netten MC mit hübschen Girls und vögelt euch meinetwegen das Hirn raus. Mit etwas Glück bin ich nur ein paar Wochen weg.“
Der Ausdruck in ihren Augen war wirklich bemerkenswert. Wenn Blicke töten könnten, wäre er wohl umgefallen.
„Wer hat dir in dein verdammtes Gehirn geschissen?“, grollte Ork, der eindeutig hässlichste Mann in ihrer Truppe. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass wir dich alleine Urlaub machen lassen, und wir hängen hier rum und langweilen uns!?“
Tiger grinste süffisant.
„Also als Langeweile würde ich das nicht bezeichnen. Ihr habt die Aussicht auf unzählige Stunden heißen Sex mit willigen Bikermuschis. Ich hingegen werde stundenlang mit meiner Harley dem Sonnenuntergang entgegenfahren, Staub schlucken, jede Nacht in einem anderen MC abhängen, nur fremde Gesichter vor mir haben und Englisch quatschen müssen.“
„Fuck“, murmelte Liberty. „Das ist sowas von unfair.“
Er war der Mechaniker in ihrer Truppe und Tiger wusste zufällig, dass Liberty schon immer davon geträumt hatte, eine Tour über die endlosen Highways der USA zu machen.
„Hat Big Man gesagt, dass du alleine fahren musst?“
Klar, dass die Frage von Flash kam. Der Knabe erkannte immer sofort, wo er nachhaken musste.
Tiger grinste ihn an.
„Nein. Er hat gesagt, dass ich mit euch darüber reden soll.“
Ork schnaufte verächtlich, während die anderen ihn empört ansahen. Nur Runner verschränkte die Arme und wirkte besorgt. Tiger ahnte warum, aber das musste warten. Zunächst wollte er seine Männer in Spur bringen.
„Es ist ein Arbeitseinsatz. Wir sollen Kontakte auffrischen und neue knüpfen.“
In allen Gesichtern las er jetzt Zufriedenheit und in sich selbst spürte er die beruhigende Bestätigung, dass er sich auf seine Männer verlassen konnte. Keiner würde zurückbleiben. Sie gehörten nun einmal zusammen.
Entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten nahm Tiger für die kommende Nacht kein Mädchen mit in sein Zimmer. Wie er erwartet hatte, klopfte es spät am Abend.
Runner trat wortlos ein und warf sich auf einen der wackligen Stühle. Die Gästezimmer des MCs waren nur mit dem Notdürftigsten ausgestattet. Stabiles Mobiliar gab es selten.
„Das wird Probleme geben“, verkündete er.
Tiger hob die Hände in einer unschuldigen Geste.
„Sorry, aber nicht meine Entscheidung. Wenn Big Man hustet, führt man besser seine Anweisungen aus.“
„Du wirst es Wulf melden müssen, und der wird es an Chief Martinak weiterleiten.“
Tiger hob die Schultern. „Und? Wo ist das Problem? Du wirst dabei sein. Ork auch. Wir sind eine Einheit und das wissen deine Leute.“
Runner verdrehte die Augen. „Verdammt, Tiger, es geht darum, dass die USA-Wölfe nicht eingeweiht sind. Lediglich O’Brian und Bryan wissen, dass du und Ork von der Existenz der Wölfe Kenntnis haben.“
„Nun ja“, grinste Tiger. „Das macht das Ganze doch umso spannender. Du weißt, dass wir bisher den Mund gehalten haben. Und ich zumindest habe nicht vor, das zu ändern. Und Ork würde sich eher die Zunge abbeißen, als dich in die Pfanne zu hauen. Also was soll das Problem sein?“
„Das Problem ist, dass es drüben deutlich mehr Wölfe gibt als hier.“
„Mag sein, aber soweit ich das verstanden habe, verteilt sich das. Die Wahrscheinlichkeit, dass wir auf welche treffen, ist daher eher gering.“
„Du kennst meine Meinung zu Wahrscheinlichkeiten“, grollte Runner. „Ich hätte zum Beispiel nie geglaubt, dass Martinak dich und Ork am Leben lässt. Die Wahrscheinlichkeit tendierte gegen Null. Trotzdem sitzt du noch hier.“
„Ich habe eben ein einnehmendes Wesen“, grinste Tiger.
Runner schnaubte nur.
Natürlich wusste Tiger, dass sein Bruder recht hatte. Inzwischen war er bereits einige Male vom Chief der Europe Security kontaktiert worden. Dieser Mann war ein knallharter Vertreter seiner Art und ihm war durchaus bewusst, dass er diesem riesigen Wolf körperlich unterlegen war, obwohl er selbst mit seinen beinahe zwei Metern Körpergröße kein Zwerg war.
Kriegerwölfe waren nun mal eine Hausnummer für sich.
Es quälte ihn mehr, als er gedacht hätte, dass er Big Man nichts von seinen neuen Bekannten erzählen durfte. Seit er und Ork vor einem Jahr erfahren hatten, dass sein bester Mann ein Werwolf war, plagte ihn das schlechte Gewissen, nichts verraten zu dürfen. Doch Martinaks Drohung war unmissverständlich gewesen. Erwähnte Tiger diese Tatsache, würde Bikerblut fließen, und ihm war nur zu bewusst, dass auch seine kampferprobten Männer keine Chance gegen ein Rudel Kriegerwölfe hatten.
Also hielt er den Mund und nahm möglichst unauffällig Aufträge von Martinak entgegen. Meistens handelte es sich um Angelegenheiten, die Ork, Runner und er selbst problemlos allein ausführen konnten. Das Erkunden diverser Örtlichkeiten, das Überbringen von Informationen oder Päckchen und einmal auch das Einschüchtern eines kriminellen Kerls, der offenbar an einen Wolf Drogen vertickt hatte. Nichts Aufregendes also, und bisher hatte er den Rest seiner Truppe heraushalten können. Doch ihm war bewusst, dass sich das jederzeit ändern konnte.
„Ich werde die beiden informieren“, lenkte er ein. „Aber Tatsache ist, dass ich Big Man nicht davon abbringen kann. Also werde ich den Schwanz einziehen und in die Staaten reisen. Auch wenn mich das ankotzt.“
Runner nickte. Er wirkte beruhigter. „Glaub nicht, dass ich das nicht nachvollziehen kann. Aber ich denke, wenn du zuerst mit Wulf redest, hast du gute Karten, dass er dir mit Martinak helfen wird. Er mag dich irgendwie, obwohl er unsere Geschäfte zum Kotzen findet.“
Tiger grinste breit. „Nun ja, er selbst ist ja auch kein Sonnenschein. Immerhin hat er den vorherigen Rudelführer beinahe umgelegt.“
„Das war nach Rudelgesetzen sein Recht“, knurrte Runner. „Und es wurde verdammt nochmal Zeit, dass jemand dem Treiben von Bolender ein Ende gesetzt hat. Dieser Mistkerl war eine Schande für alle Wölfe.“
„Mag sein, ich habe ihn nie kennengelernt. Aber dein Wulf hat definitiv Eier in der Hose. Allerdings hat er noch zu viele Skrupel.“
„Er wird mit dir persönlich reden wollen.“
„Von mir aus, aber abreisen werden wir. Egal, was deine Leute davon halten.“
Runner sah ihn zornig an. „Ich gehöre zu dir, das weißt du, Tiger.“
Tigers Hand landete hart auf seiner Schulter. „Du bist mein bester Mann, Runner, und mein Bruder. Das weiß ich sehr genau. Wir haben uns nicht nur einmal gegenseitig den Arsch gerettet