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(Robinson Crusoe), der in Folge eines Zerwürfnisses mit seinem Kapitän vor nun vierundeinhalb Jahren auf dieser wüsten Insel ausgesetzt worden war. Dieser hatte auch das wahrgenommene Feuer entzündet.

      Während seines Aufenthaltes in Juan Fernandez sah Selkirk zwar viele Schiffe in der Nähe vorübersegeln, doch gingen nur zwei derselben hier vor Anker. Von deren Matrosen entdeckt, die auf ihn Feuer gaben, verdankte Selkirk seine Rettung nur seiner Gewandtheit, indem er schnell auf einen Baum kletterte und sich im Laube zu verbergen wusste.

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       „Man hatte ihn“, heißt es in dem betreffenden Berichte, „ans Land gesetzt mit seinen Kleidungsstücken, einem Bett, einer Flinte nebst einem Pfund Pulver und einigem Kugelvorrat, etwas Tabak, einer Hacke, einem Messer, einem kupfernen Kessel, dazu mit einer Bibel und anderen Erbauungsschriften, sowie mit seinen Instrumenten und Büchern. Der arme Selkirk befriedigte seine Bedürfnisse so gut als möglich, hatte während der ersten Monate große Mühe, seine Niedergeschlagenheit zu bekämpfen und das Entsetzen zu überwinden, das ihm die namenlose Verlassenheit einflößte.

      Aus dem Holze der Piment-Myrte erbaute er sich nahe bei einander zwei Hütten, welche er mit den Fellen der Ziegen bedeckte, die er, so lange sein Pulver ausreichte, nach Bedarf erlegte. Als dasselbe zu Ende ging, half er sich, um Feuer anzuzünden, damit, dass er zwei Stücke Pimentholz aneinander rieb. Nach völligem Verbrauche des Pulvers fing er die Ziegen im Laufe und erlangte durch die fortwährende Übung eine solche Gewandtheit, dass er mit unglaublicher Schnelligkeit durch die Wälder lief und Hügel und Felsen erkletterte; er übertraf die besten Läufer, sowie einen Hund, den wir an Bord hatten, erhaschte die flüchtigen Ziegen und brachte sie auf dem Rücken herbei. Er erzählte uns auch, wie er eines Tages, in hitziger Verfolgung eines solchen Tieres begriffen, nach einem durch Strauchwerk verborgenen Abhang gelangt und denselben samt seiner Beute hinabgestürzt sei. Durch den Fall verlor er das Bewusstsein und fand, wieder zu sich gekommen, die Ziege tot neben sich liegen. Vierundzwanzig Stunden lang blieb er damals an der Stelle liegen und vermochte sich auch dann nur mit größter Mühe nach seiner eine Meile entfernten Hütte zu schleppen, die er fernere zehn Tage nicht verlassen konnte.

       Seine Nahrung würzte der Verlassene mit Steckrüben, welche jedenfalls die Mannschaft irgendeines Schiffes hier zurückgelassen hatte, mit Palmenkohl, Piment und Jamaika-Pfeffer. Als sein Schuhwerk und seine Kleidung unbrauchbar wurden, was eben nicht lange dauerte, ersetzte er diese durch Ziegenfelle, wobei ihm ein Nagel als Nähnadel dienen musste. An Stelle des bis auf den Rücken abgenützten Messers verfertigte er sich einige neue aus eisernen Fassreifen, die er zufällig am Strande fand. Das Sprechen hatte er wegen Mangels an Übung so weit verlernt, dass er sich nur mit Mühe verständlich zu machen vermochte. Rodgers nahm den Armen mit an Bord und stellte ihn als Hochbootsmann an.

      Selkirk ist nicht der einzige Seemann, der auf Juan-Fernandez allein zurückgelassen wurde. Wir erinnern daran, dass Dampier daselbst einen von 1681 bis 1684 verlassenen Mosquito aufnahm, und man weiß auch aus der Geschichte Sharp's und anderer Flibustier, dass der einzige Überlebende eines an der Inselküste gestrandeten Fahrzeuges hier fünf volle Jahre zubrachte, bis ihn ein anderes Schiff erlöste. Selkirk's Schicksal benützten manche Schriftsteller zum Vorwurfe hübscher Jugendschriften, deren bekannteste in Deutschland Campe's „Robinson Crusoe“, in Frankreich Saintine's Roman „Seul!“ („Allein!“) geworden sind.

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      Am 14. Februar verließen die beiden Schiffe Juan Fernandez und begannen ihren Zug gegen die Spanier. Rodgers überfiel Guyaquil, wo er eine große Beute machte, und bemächtigte sich einiger Schiffe, die ihm freilich mehr Gefangene als Geld in die Hände lieferten.

       Dieser Teil seiner Fahrt bietet für uns kein Interesse, so dass wir hier nur einige Angaben über die Insel Gorzone anführen, wo er eine Art Affen traf, denen er wegen ihrer langsamen Bewegungen den Namen „Faultiere“ gab; ferner über Tercamez, dessen mit vergifteten Pfeilen und Flinten bewaffnete Einwohner ihn mit Verlust zurückwiesen, und endlich über die unter 2° nördlicher Breite gelegenen Galapagos-Inseln. Dieser Archipel ist nach Rodgers sehr vielgliedrig, unter seinen etwa fünfzig Inseln fand er aber auf keiner genießbares Süßwasser. Dagegen bemerkte er neben zahllosen Turteltauben sehr viele Land- und Seeschildkröten von außerordentlicher Größe – nach denen die Spanier früher die Inselgruppe tauften – und furchtbare Seehunde, von denen einer kühn genug war, ihn anzugreifen.

      „Ich befand mich am Strande“, sagt er, „als jener mit geöffnetem Rachen und der Wut eines entsprungenen Kettenhundes aus dem Wasser auf mich zustürzte. Dreimal holte er zum Angriff aus. Jedes Mal stieß ich ihm meine Lanze in die Brust und brachte ihm eine tiefe Wunde bei, die ihn unter entsetzlichem Geschrei zum Rückzuge nötigte. Auch zuletzt drehte er sich noch einmal um und wies mir brüllend die gewaltigen Zähne. Vor kaum vierundzwanzig Stunden war übrigens auch einer meiner Leute in höchster Gefahr gewesen, von einem solchen Ungetüme getötet zu werden.“

      Im Dezember zog sich Rodgers auf einer Gallion aus Manila, die er gelegentlich eroberte, nach Puerto-Seguro an der Küste Kaliforniens zurück. Von seiner Mannschaft drangen einige in das Innere des Landes ein. Sie fanden daselbst dichte Wälder von hochstämmigen Bäumen, zwar kein Anzeichen von Bodenkultur, wohl aber an vielen Stellen aufsteigende Rauchsäulen, als Beweis, dass die Gegend doch bewohnt war.

       „Die Eingeborenen, sagt Abbé Prévost in seiner „Geschichte der Reisen“, sind von hoher starker Gestalt, aber weit schwärzer als irgend einer der Indianer, die er in der Südsee gesehen. Sie trugen lange schwarze, schlichte Haare, die ihnen bis auf die Schenkel herabfielen. Die Männer gingen meist ganz nackt, die Frauen dagegen bedeckten sich teilweise mit Blättern oder einem scheinbar aus solchen hergestellten Stück Stoff, oder endlich mit Tierfellen, Vogelbälgen u. dgl. ... Einzelne erschienen geschmückt mit Hals- und Armbändern aus Holzstäbchen und Muschelschalen; andere trugen um den Hals rohe Beeren und Perlen, deren Durchbohrung sie offenbar nicht verstanden, denn letztere erwiesen sich nur ringsum eingeschnitten und durch einen herumgeschlungenen Faden verbunden. Sie fanden diesen Schmuck so schön, dass sie die Glashalsbänder der Engländer verächtlich zurückwiesen. Nur für Messer und Arbeitsgeräte zeigten sie lebhafte Vorliebe.“

      Die „DUC“ und die „DUCHESSE“ verließen Puerto-Seguro am 12. Januar 1710 und landeten zwei Monate später bei der Insel Guaham, einer der Mariannen. Hier nahmen sie Lebensmittel ein und erreichten dann, durch die Straßen von Butan und Saleyer segelnd, Batavia. Nach längerem, unfreiwilligem Aufenthalt in dieser Stadt und am Cap der Guten Hoffnung ankerte Rodgers am 1. Oktober bei Dunes.

      Obwohl er sich nicht des Näheren über die heimgebrachten Schätze auslässt, kann man sich von denselben doch eine hinlängliche Vorstellung machen, wenn man Rodgers von den Barren und Speisegeschirren aus Gold und Silber reden hört, über die er seinen glücklichen Reedern Rechnung ablegt. –

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       Admiral Georges Anson

       Auch die Fahrt des Admiral Anson, welche wir im Nachfolgenden schildern, gehört zu der Kategorie der Kaperzüge; sie beschließt aber die Reihe jener Seeräuber-Expeditionen, welche die Sieger entehren, ohne die Besiegten zu vernichten. Bereichert auch der Genannte die Erdkunde selbst nach keiner Seite, so enthält sein Bericht doch viele verständige Betrachtungen und interessante Beobachtungen aus sehr wenig bekannten Gebieten. Dieselben rühren übrigens nicht, wie der Titel meldet, von Richard Walter, dem Kaplan der Expedition, sondern nach Nichol's „Literary anecdotes“ von Benjamin Robins her.

      Georges Anson ward im Jahre 1697 in Staffordshire geboren. Seemann von Kindheit auf, wusste er sich bald bemerkbar zu machen. Er genoss den Ruf eines geschickten und glücklichen Schiffsführers, als er 1739 den Befehl über ein, aus der „CENTURION“ mit 60 Kanonen, der „GLOCESTER“ mit 50, der „SEVERE“ mit gleichviel, der „PERLE“ mit 40, der „WAGER“ mit 28 Kanonen, der Schaluppe „TRIAL“ und zwei Transportschiffen für Lebensmittel und Schießbedarf bestehendes Geschwader übernahm. Außer einer Mannschaft

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