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      Nadja Christin

      Natascha

      Das reine Blut

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Die Vereinigung der Dunkelheit

       Das Gleichgewicht der Welt

       Unheilvolle Begegnungen

       Der Schatten

       Die Parallelwelt

       Im Schattenreich

       Der Anfang vom Ende

       Impressum neobooks

      Die Vereinigung der Dunkelheit

       Josh:

      Ich renne, was meine Beine hergeben. So schnell bin ich in meinem Dasein noch niemals gelaufen, wie in diesem Augenblick. Und mein Leben währt schon eine verdammt lange Zeit.

      Es ist so, als renne ich um alles, was mir wichtig erscheint. Meine Seele, mein Leben, mein Blut.

      Aber eigentlich laufe ich nur um eines: mein Herz.

      Es ist ein Wettrennen gegen die Zeit. Der Preis ist die ewige Verdammnis der Liebe.

      Ich muss einfach schneller sein, mein Ziel erreichen, bevor alles vorbei ist.

      Ich schieße um Häuserecken, überquere einen einsamen, verlassenen Platz, renne durch enge Gassen und über breite Straßen.

      Endlich sehe ich Licht am Horizont. Es flackert und leuchtet, mal heller, mal dunkler. Bis zu mir dringt der bestialische Gestank. Dunkler Qualm steigt auf, der sich mit dem Nachthimmel vereint.

      Ich versuche mich noch schneller zu bewegen, meinen toten Körper zu Höchstleistungen anzustacheln.

      Die hohe Kirche, mit ihren zwei Verbindungstürmen, ragt unschuldig vor mir in die Dunkelheit auf.

      Viel zu plötzlich stehe ich davor, es trennen mich höchstens dreißig Meter.

      Endlich bin ich da.

      Aber es ist nicht das alte Gotteshaus, das mich interessierte und so rasch laufen ließ. Ich bin wegen einer einzigen Person hier hergekommen:

      Natascha.

      Mein Blick schweift umher, ich suche sie.

      Ein Feuer lodert vor der Kirche, ihre Flammen zucken und züngeln, als warten sie auf etwas. Es blendet mich, nimmt mir immer wieder die Sicht. Mit einem Mal sehe ich sie, wie ein Vogel schwebt sie dem Boden entgegen, genau auf die Mitte des Feuers zu.

      »Nein …«, hauche ich noch, da schlägt ihr Körper in den Gluthaufen ein.

      Einen Lidschlag brauche ich, um mir bewusst zu werden, das sie vorhat sich das Leben zu nehmen, sie will sich wirklich töten.

      Ich laufe los.

      »NATASCHA!«

      Das Knacken und Krachen übertönt meinen panischen Schrei. Ihr Körper taucht immer tiefer in den Gluthaufen ein.

      Ich renne um das Feuer herum, suche verzweifelt eine Lücke. Eine Stelle, an der die Flammen nicht meterhoch in die Nacht züngeln. Durch glühende Äste, brennenden Abfall hindurch, sehe ich sie. Ein Stock hat sich in ihren Körper gebohrt.

      Die Angst kriecht mir die Kehle hoch, verschließt sie. Ich muss nicht atmen, um zu überleben, trotzdem schnappe ich keuchend nach Luft.

      Natascha ist direkt vor mir, keine zwei Meter von meiner ausgestreckten Hand entfernt.

      Aber dennoch unerreichbar für mich.

      Ich fühle, wie die Hitze meine Haut versengt. Wenn ich länger hier stehen bleibe, gehe ich irgendwann einfach in Flammen auf.

      Ich muss etwas tun.

      Jetzt sofort!

      Sonst ist es um alles geschehen, was mir heilig ist. Um alles, das mir in meinem Dasein je etwas bedeutet hat.

      Ich hole tief Luft, halte sie in meinen Lungen und nehme Anlauf.

      Kurz vor dem Feuerberg schließe ich die Augen.

      Mit einem lauten Krachen pralle ich mitten in die brodelnde Hitze hinein. Taste mich vor, fühle glühende Äste, spüre die schier unerträgliche Hitze. Das Feuer frisst sich durch meine Haut, lässt mein Blut erstarren und mein Fleisch verkohlen.

      Mit einem Mal fühle ich etwas anderes.

      Etwas Weiches, ihre Hand.

      Ich ziehe, wie ein Verrückter, gehe rückwärts und schleppe sie mit mir. Das brennende Holz verrutscht, prasselt neben uns nieder. Der ganze Haufen scheint in sich zusammenzufallen. Jetzt aber nichts wie raus hier, denke ich und zerre noch kräftiger an ihrer Hand.

      Es erscheint mir, als wären die Ränder des Feuers unglaublich weit entfernt, meilenweit vor mir liegt der Ausgang.

      Das schaffe ich niemals.

      Nicht mit meiner immer schwerer werdenden Last. Ich werde in diesem Feuer umkommen, wenn ich sie nicht loslasse.

      Aber das ist das Letzte, das ich tun werde. Ich liebe sie, ich lebe nur ihretwegen und um nichts in dieser Welt, oder in der Nächsten, würde ich sie sterben lassen.

      Nicht wenn ich meinem Ziel so nahe bin.

      Durch die zuckenden, gelbroten Flammen hindurch sehe ich plötzlich Nicki. Er geht wie ein Tiger um den Feuerberg herum, sucht, so wie ich eben, einen Eingang. Ich strecke meine Hand aus, öffne den Mund zu einem Schrei. Trotz der Flammen und des Rauches, die in mich eindringen, um mein Innerstes zu verbrennen, höre ich weit entfernt meinen Ruf.

      Aber Nicki reagiert nicht, hat er mich nicht gehört?

      Kann er mich nicht mehr hören, weil ich schon tot bin?

      Gestorben, in den mörderischen Flammen, die nicht für mich bestimmt waren? Jetzt spüre ich die Verzweiflung fast noch stärker als die Schmerzen.

      Einen letzten Versuch wage ich, dann ist es an der Zeit, dass ich mich und auch sie, aufgebe.

      »Nicki, … hier sind wir.«

      Sein Kopf ruckt herum, die Augen suchen uns. Hat er mich diesmal gehört?

      Er springt nach vorne, streckt seine Hand aus, verzweifelt tastend. Ich fühle plötzlich etwas Kühles zwischen meinen Fingern.

      Ein scharfer Ruck.

      Mit einer enormen Kraft zieht er mich und Natascha aus dem Feuerberg heraus. Die Funken fliegen, Glutbrocken spritzen umher. Überall auf mir ist Feuer, versucht sich durch meine Haut zu brennen, es will mich auffressen.

      Nicki reißt sich den Pullover vom Leib, schlägt damit auf mich und Natascha ein. Er will die Flammen ersticken, das Feuer löschen, um uns am Leben zu erhalten.

      Keuchend lasse ich mich auf das kühle und feuchte Gras sinken, versuche mich etwas zu beruhigen, bevor ich nach Natascha sehen

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