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Anhaltender Schmerz. Ute Dombrowski
Читать онлайн.Название Anhaltender Schmerz
Год выпуска 0
isbn 9783750235854
Автор произведения Ute Dombrowski
Жанр Языкознание
Серия Eltville-Thriller
Издательство Bookwire
„Dann musst du nochmal mit seiner Frau reden. Vielleicht hat er sie betrogen?“
„Sie ist hochschwanger und bei den beiden ging es in der letzten Zeit nur noch ums Baby.“
„Das kann ihn ja genervt haben und er hat begriffen, dass seine Freiheit nun endgültig vorbei ist. Also rede mit ihr. Es sei denn, er hatte irgendwie Dreck am Stecken, Drogen oder so etwas. Frag sie auch nach Feinden.“
„Das machst du super.“
Bianca grinste.
„Was?“
„Anweisungen geben. Du bist der geborene Chef, mein Freund!“
„So schlimm?“
Ferdinand sah missmutig zu seiner ehemaligen Partnerin.
„Nein, ich meine es ernst.“
„Wie macht sich der Neue?“
„Eifrig, direkt. Alles andere kann ich noch nicht einordnen.“
Ferdinand runzelte die Stirn.
„Was denn anderes?“
„Er hat mir gleich am Anfang erzählt, dass er sich hierher versetzen ließ, um seiner stalkenden Ex-Freundin zu entfliehen. Das fand ich schon sehr ehrlich, aber die Sache scheint ihn doch zu belasten. Per Telefon stalkt sie ihn weiter.“
„Pass ein bisschen auf ihn auf. Das wird schon.“
„Ich gebe mir Mühe.“
Jetzt fiel ihr die Nachricht auf ihrem Handy wieder ein. Sollte sie Ferdinand etwas davon sagen? Seitdem war ihr Telefon stumm geblieben, also war es wohl wirklich nur ein Scherz. Sie seufzte und beschloss, Ferdinand nichts zu erzählen. Nach einer Umarmung lief sie zurück zu Robin, der noch fleißig tippte. Bianca kochte Kaffee und stellte ihm eine Tasse hin.
5
„Nein!“, rief Tiana Bern und weinte ohne Unterlass.
„Frau Bern, bitte beruhigen Sie sich. Wir müssen das alles fragen, denn das Motiv für den Mord ist vollkommen unklar. Bitte denken Sie nochmal nach: Hatte Ihr Mann Feinde? Neider? Gab es Streit mit jemandem?“
Bianca saß im Krankenhaus am Bett der jungen Frau, Robin stellte sich ans Fenster. Jetzt musste die Kommissarin schmunzeln, denn auch Ferdinand hatte immer am Fenster gestanden, wenn sie jemanden befragt hatte.
Tiana schüttelte immer wieder den Kopf, doch sie grübelte, das war zu erkennen. Nein, dachte sie, wenn Eick irgendetwas Böses getan hätte, hätte ich das doch gespürt.
„Wir waren uns so nah! Da weiß man alles über den anderen. Er war ein guter Mensch, ein treuer Ehemann und hatte mit niemandem Streit.“
Plötzlich weiteten sich ihre Augen.
„Wenn man ihn nun verwechselt hat?“
„Diese Möglichkeit gibt es natürlich auch und wir gehen dem nach. Seine Kollegen und der Schulleiter haben nur gut über ihn geredet. Aber … ich wollte Ihnen das nicht sagen, er ist mit sehr vielen Messerstichen getötet worden, so, als wäre der Täter in großer Wut vorgegangen.“
Tiana drückte ihre Hände ins gerötete Gesicht und schluchzte, sodass ihr ganzer Körper geschüttelt wurde. Bianca sah Robin an und er verstand: Es war genug. Wenn sie weiter fragen würde, käme es womöglich zu Komplikationen. Wie zur Ermahnung öffnete sich die Tür und der Arzt kam herein.
„Wenn Sie jetzt bitte gehen würden! Frau Bern ist in keiner guten Verfassung. Es ist nicht richtig, dass Sie sie so bedrängen. Sie hat doch schon ihren Mann verloren, da müssen Sie die Frau nicht auch noch mit Ihren Fragen belasten.“
„Wir wollten eben gehen. Frau Bern, wir werden den Mörder finden, das verspreche ich.“
Die Kommissare verließen das Krankenhaus und fuhren ins Büro.
„Was denkst du?“, fragte Robin.
„Ich denke, Eick Bern war ein guter Mensch und ist durch Zufall in die Schusslinie geraten oder er war nicht der, der er vorgab zu sein. Ach, es ist irgendwie nicht zu durchschauen. Mein Bauch sagt, seine Frau hat Recht, aber mein Kopf sieht die Fakten und zweifelt.“
„Du hast doch ein sagenhaftes Bauchgefühl, wie alle sagen …“
„Oh, wer sagt das denn?“
„Naja … ähm … ich habe mich eben ein bisschen umgehört. Man will doch wissen, mit wem man es zu tun hat.“
Jetzt begann Bianca zu lachen, denn Robins Gesicht war tiefrot geworden und er wusste nicht, wohin er schauen sollte.
„Entschuldige“, stammelte er.
„Alles gut! Mach dich nicht verrückt. Ich kann das verstehen. Wenn ich Zeit gehabt hätte, hätte ich mich auch nach deinen Macken erkundigt.“
„Hast du nicht?“
„Nein, denn ich wollte dir eine Chance geben, ohne Vorurteile. Was hätte ich denn erfahren?“
„Nichts Spektakuläres und das mit meiner Ex habe ich dir ja gleich erzählt. Ich wollte nicht mit einem Geheimnis starten.“
„Das finde ich gut. Also, hör zu. Ich bin Bianca, mein Bauchgefühl ist sehr gut ausgeprägt und das hat uns schon bei vielen Fällen geholfen. Mein erster Partner wurde mein Mann, aber er ist tot. Ein Verbrecher hat ihn und einen weiteren Freund und Kollegen in die Luft gesprengt. Ich habe mir oft gewünscht, auch tot und bei ihm zu sein, doch dann kam Eric und ich habe mich wieder verlieben können. Wir hatten viel Stress, aber im Moment läuft es so gut, dass wir überlegen zusammen zu ziehen. Ferdinand ist mein bester Freund. Er und auch ich wurden schon einmal angeschossen. Aber es hat uns nicht umgehauen, sondern stärker gemacht. Das war es.“
„Wow, ich weiß nicht, was ich sagen soll. Mira, meine Ex, war meine große Liebe, aber sie hat mich eingeengt, mir die Luft zum Atmen genommen. Angeschossen wurde ich noch nie, aber verprügelt wurde ich schon öfter. Wir haben viele Einsätze bei Fußballspielen gehabt und da geht es sehr ruppig zu. Ich hatte noch nie einen Mordfall. Ich möchte mir gern die Wohnung ansehen, es wäre toll, mit euch in einem Haus zu wohnen. Und das wäre auch praktisch: Wir könnten eine Fahrgemeinschaft bilden.“
Die beiden grinsten und stießen mit den Kaffeetassen an. In dem Moment piepte Biancas Handy und sie sah auf das Display.
„Du wirst sterben!“
Die Nummer war eine andere, der Text derselbe. Bianca war kurz zusammengezuckt, aber Robin hatte es nicht bemerkt, denn er war an die Tafel getreten und malte ein großes Fragezeichen an den Rand.
Bianca dachte: Wer schreibt mir diesen Mist? Wer erlaubt sich so einen makabren Scherz? Hatte sie jemanden verärgert? War das jemand, den sie mal verhaftet hatte?
Sie verglich die Nummern, aber anscheinend hatte der Anrufer sich die Mühe gemacht, eine neue Telefonkarte zu besorgen. Woher hatte diese Person ihre Nummer? Und dann kam ihr eine Frage in den Sinn, die ihr eine Gänsehaut über den Rücken jagte: Musste sie die Drohung ernst nehmen?
Als Robin sie jetzt ansah, runzelte er die Stirn.
„Ist etwas passiert?“
Bianca bemerkte, dass sie immer noch auf ihr Handy starrte. Sie legte es aus der Hand und lächelte.
„Nein, es ist alles in Ordnung. Ich habe nur nachgedacht.“
Robin ahnte, dass sie log, aber vielleicht hatte sie Ärger mit ihrem Staatsanwalt. Er wollte sich nicht einmischen.
„Wenn Eick Bern so war, wie er beschrieben wurde, warum tötet man ihn dann auf solche Weise? Wem ist er in die Quere gekommen?“
Bianca