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      William Shakespeare

      Das Wintermärchen

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Das Wintermärchen

       Erster Aufzug

       Zweiter Aufzug

       Dritter Aufzug

       Vierter Aufzug

       Fünfter Aufzug

       Impressum neobooks

      Erster Aufzug

      Erste Szene

      Sizilien. Ein Zimmer in Leontes' Palast.

      Camillo und Archidamus treten auf.

      ARCHIDAMUS. Wenn es sich einmal treffen sollte, Camillo, daß Ihr Böhmen besuchtet, bei einer ähnlichen Veranlassung, als mich jetzt in meinem Dienst hieher geführt, so werdet Ihr, wie ich schon gesagt habe, einen großen Unterschied zwischen unserm Böhmen und Euerm Sizilien finden.

      CAMILLO. Ich glaube, den nächsten Sommer gedenkt der König von Sizilien dem König von Böhmen den Besuch zu erwidern, den er ihm schuldig ist.

      ARCHIDAMUS. Worin unsre Bewirtung uns beschämen sollte, das wird unsre Liebe entschuldigen; denn, in der Tat –

      CAMILLO. Ich bitte Euch –

      ARCHIDAMUS. In der Tat, ich spreche aus der Vollmacht meiner Überzeugung: wir können nicht mit dieser Pracht – in so ausgesuchter –, ich weiß nicht, was ich sagen soll. – Wir werden euch einen Schlaftrunk geben, damit eure Sinne, unsre Unzulänglichkeit nicht empfindend, uns, wenn sie uns auch nicht loben können, doch ebenso wenig anklagen mögen.

      CAMILLO. Ihr bezahlt viel zu teuer, was gern gegeben wird.

      ARCHIDAMUS. Glaubt mir, ich sage, was meine Einsicht mich lehrt und meine Redlichkeit mich nötigt auszusprechen.

      CAMILLO. Sizilien kann Böhmen nie zu viel Huld erweisen. Sie wurden in der Kindheit mit einander auferzogen, und da wurzelte eine solche Liebe zwischen ihnen, daß sie jetzt wohl Zweige treiben muß. Seit ihre reifere Würde und ihre königlichen Pflichten ihr Beisammensein trennten, waren ihre Begegnungen, obwohl nicht persönlich, doch königlich bevollmachtet, und tauschten Gaben, Briefe, liebevolle Botschaften, so daß sie, obwohl getrennt, doch vereint schienen, wie über einen Abgrund einander die Hände reichten, und sich gleichsam von den Enden entgegengesetzter Winde umarmten. Der Himmel erhalte ihre Freundschaft!

      ARCHIDAMUS. Ich glaube, es gibt in der Welt keine Bosheit oder Veranlassung, die sie erschüttern könnte. Ihr habt einen unaussprechlichen Trost an Euerm jungen Prinzen Mamillius: er ist ein Wesen, das die größten Erwartungen erregt; ich sah nie seines Gleichen.

      CAMILLO. Gern stimme ich Euch in den Hoffnungen auf ihn bei: er ist ein herrliches Kind, und wahrlich, ein Heilmittel für den Untertan, und eine Erfrischung alter Herzen; die, welche auf Krücken gingen, ehe er geboren ward, wünschen noch zu leben, um ihn als Mann zu sehn.

      ARCHIDAMUS. Würden sie denn sonst gern sterben?

      CAMILLO. Ja, wenn sie keinen andern Vorwand hätten, sich ein längeres Leben zu wünschen.

      ARCHIDAMUS. Wenn der König keinen Sohn hätte, so würden sie wünschen auf Krücken zu gehen, bis er einen bekäme.

      Es treten auf Leontes, Polyxenes, Hermione, Mamillius und Gefolge.

      POLYXENES.

      Schon neunmal gab des feuchten Sternes Wechsel

      Dem Schäfer Kunde, seit der Bürd' entledigt

      Wir ließen unsern Thron; so viele Monde

      Sollt' unser Dank, geliebter Bruder, füllen;

      Und dennoch gingen wir für ew'ge Zeit

      Als Euer Schuldner fort; drum, gleich der Null

      An reichen Platz gestellt, laßt mich dies eine

      »Wir danken Euch« zu tausenden vermehren,

      Die ihm vorangehn.

      LEONTES.

      Spart noch Euern Dank,

      Und zahlt ihn, wenn Ihr reist!

      POLYXENES.

      Herr, das ist morgen.

      Mich mahnt die Furcht, was wohl geschehn sein mag,

      Was unser Fernsein zeugte; bläst nur nicht

      Ein scharfer Wind daheim und macht uns sagen,

      »Zu sehr nur traf es ein!« Auch weilt' ich schon

      Euch zur Beschwer.

      LEONTES.

      Wir sind zu zäh', mein Bruder,

      Damit setzt Ihr's nicht durch.

      POLYXENES.

      Ich kann nicht bleiben.

      LEONTES.

      Nur eine Woche noch.

      POLYXENES.

      Nein, wahrlich, morgen.

      LEONTES.

      So laß die Zeit uns teilen, und dann will ich

      Nicht widersprechen.

      POLYXENES.

      Bitt' Euch, drängt mich nicht;

      Kein Mund, nein, keiner in der Welt, gewinnt mich

      So leicht als Eurer; und er würd' es jetzt,

      Trieb' Zwang Euch zum Gesuch, wenn auch mich Zwang

      Zum Weigern nötigte. Des Staats Geschäfte

      Ziehn mich gewaltsam heimwärts; Eure Liebe,

      Dies hindernd, würde Geißel mir; mein Bleiben

      Euch Last und Unruh'; beides zu vermeiden,

      Lebt wohl, mein Bruder!

      LEONTES.

      Ist unsre Königin verstummt? Sprich du!

      HERMIONE.

      Ich dachte, Herr, zu schweigen, bis Ihr Eide

      Ihm abgezwungen, nicht zu bleiben. Kalt nur

      Bestürmt Ihr ihn; sagt ihm. Ihr wißt, es stehe

      In Böhmen alles gut; die frohe Botschaft

      Sei gestern angekommen; sagt ihm dies,

      So schlagt Ihr ihn aus seiner besten Schanze.

      LEONTES.

      Recht so, Hermione.

      HERMIONE.

      Sagt er, er sehnt sich nach dem Sohn, das gilt;

      Doch laßt's ihn sagen, und dann laßt ihn gehn;

      Laßt's ihn beschwören,

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