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sie davon.

      Valea blickte ihr halb ärgerlich, halb amüsiert hinterher.

      Schließlich betrat sie wieder den großen Saal und spähte zu der Theke. Sie war erleichtert, als sie Raz Gor nirgendwo erblicken konnte.

      „Na ja“, meinte sie zu Cato, der wieder dicht neben ihr lief. „Ist auch besser, wenn ich deinen Herrn nicht sehe. Umso eher komme ich nach Hause.“

      Cato gab einen kurzen Beller von sich und verschwand zwischen den Tischen.

      Valea sah ihm nachdenklich hinterher. Dann überfiel sie plötzlich der heftige Drang, sich zu beeilen.

      Hastig strebte sie zum Ausgang.

      Gerade als sie die Wendeltreppe erreichte, schob sich Raz Gor in ihr Blickfeld und nickte ihr zu.

      „Ihre Freundin hatte es plötzlich sehr eilig. Ich nehme deshalb an, dass ihre Suche erfolgreich war.“

      „Äh, ja“, murmelte Valea. Dann fiel ihr Blick auf Cato, der wieder neben ihr stand und sie mit offenem Maul anzugrinsen schien.

      „Du Verräter“, entfuhr es ihr. Raz Gor zog fragend die Augenbrauen hoch.

      „Hat er sie gestört?“

      „Wie? Äh nein, eigentlich hat er mir sogar sehr geholfen.“

      Sie warf dem Hund noch einen vernichtenden Blick zu und wandte sich dann ihrem Gesprächspartner zu. Dieser wies auf die Bar.

      „Darf ich mein Angebot wiederholen?“

      „Hm, also eigentlich ... ich will sie nicht kränken, aber eigentlich hatte ich einen anstrengenden Tag und möchte so schnell wie möglich in mein Bett.“

      Raz Gor schien nicht beleidigt zu sein. Er nickte nur und warf dann einen Blick auf Cato.

      „Nun, ich will Sie zu nichts drängen. Sie können jederzeit wiederkommen und auf mein Angebot zurückgreifen. – Und ich schätze, Cato wäre darüber begeistert.“

      „Äh … hm ja.“

      Valea war sich nicht sicher, ob sie gerade auf den Arm genommen wurde. Es fiel ihr sehr schwer, diesen Mann einzuschätzen. Ob er wusste, was dieser Tobias mit Jasmin angestellt hatte?

      Sie beschloss, jetzt nicht darüber nachzudenken. Am besten brachte sie möglichst schnell viel Abstand zwischen sich und diesen Club.

      „Ohne sie beleidigen zu wollen, Mr. Gor, aber ich möchte sie fairerweise darauf aufmerksam machen, dass ich keinerlei Interesse habe, diesem Club hier beizutreten.“

      „Und warum nicht?“

      Raz Gor wirkte eher amüsiert als beleidigt.

      Weil mein Sexualleben zurzeit nicht existent ist, dachte Valea, antwortete aber: „Vielleicht weil ich mir nicht vorstellen kann, dass mein Traumprinz in so einem Club herumrennt.“

      Raz Gor lachte leise und ergriff ihre Hand, um sie elegant zu küssen.

      „Wie gesagt, sie können jederzeit wiederkommen – auch ohne Mitgliedskarte. Menschen, die Cato sympathisch findet, sind äußerst selten und bei mir gern gesehene Gäste. Außerdem können sich auch altmodische Vorstellungen einmal ändern. Es hat mich sehr gefreut.“

      Valea blickte dem hochgewachsenen Mann erleichtert hinterher. Sie war sich immer noch nicht sicher, ob er es ehrlich meinte, oder ob er sich über sie lustig gemacht hatte.

      Altmodisch! Nun vermutlich hatte er recht.

      Fühlte sie sich beleidigt? Nein.

      Im Auto ließ sie sich erleichtert in den Fahrersitz sinken. Ihre Gedanken kreisten immerzu um diesen Tobias und den spöttischen Blick von Raz Gor. Vor allem fragte sie sich, warum er so an ihr interessiert war. Sie war zwar keine hässliche Frau, aber so hübsch wie zum Beispiel Jasmin war sie nicht. Und so jung erst recht nicht.

      Aber vielleicht war das seine Art, Mitglieder zu werben und damit eher geschäftliche Freundlichkeit. Das war zwar nicht sonderlich schmeichelhaft für sie, aber wohl realistischer.

      Diese Nacht schlief Valea ungewöhnlich schlecht.

      Dauernd schreckte sie hoch und hatte ihre Träume vor Augen: Jasmin nackt auf dem Bett mit blutendem Hals. Zähne, die sich in ihren eigenen Hals bohrten. Sie kam sich vor, als hätte sie einen Horror-Film gesehen.

      Juli 2013

       Huntsville, Texas

      Am nächsten Morgen fühlte Valea sich wie gerädert und stellte sich erst einmal unter die Dusche. Anschließend beschloss sie, einen Morgenspaziergang zu machen. Es war sonnig und angenehm warm. Valea genoss die Morgensonne und die ungestörte Natur um sich herum. Bisher hatte sie es nicht bereut, ein Haus außerhalb der Stadt gekauft zu haben. Die Umgebung erinnerte sie an ihren Heimatort und ließ sie zumindest für die Zeit eines Spaziergangs zur Ruhe kommen. Doch an diesem Morgen traf sie auf jemanden, mit dem sie nicht gerechnet hatte. Sie war schon kurz vor ihrem Haus, als plötzlich aus dem Gebüsch eine dunkle Gestalt heraussprang.

      Valea klappte verblüfft der Kiefer herunter.

      „Cato!“

      Er stand direkt vor ihr und schien sie anzugrinsen.

      „Was machst du hier? Weiß Mr. Gor, dass du dich hier herumtreibst?“

      Natürlich kam von dem Hund keine Antwort. Valea seufze und beschloss, diesen seltsamen Vierbeiner einfach zu ignorieren. Was blieb ihr auch anderes übrig? Doch als sie weiterging, trabte Cato ohne Aufforderung hinter ihr her.

      An ihrem Haus angekommen wollte Valea wie gewohnt in ihr Auto steigen, um ins Institut zu fahren, aber bevor sie die Tür schließen konnte, drängte sich Cato dazwischen und sprang über sie hinweg auf den Beifahrersitz.

      „He, Moment mal“, rief Valea empört. „Was soll das heißen? Glaubst du im Ernst, ich nehme dich mit ins Institut? Direktor Garth wird mir was husten.“

      Der schwarze Hund grinste sie nur an und rührte sich nicht vom Fleck.

      Valea stieß einen leisen Fluch aus und knallte die Tür zu.

      Als sie vor dem Institut standen, packte sie Cato an der Schnauze und zeigte ihm drohend den Zeigefinger.

      „Also gut, du Dickkopf. Du kannst mit rein. Aber wenn du auch nur einen Muckser von dir gibst, oder irgendjemanden blöd anmachst, fliegst du raus. Merk dir das!“

      Valea führte den Hund durch den Hintereingang in den Keller, wo ihr Büro lag. Zu ihrer Erleichterung trafen sie auf niemanden, so dass ihr lästige Fragen erspart blieben.

      Cato hingegen nahm wie selbstverständlich zu ihren Füßen unter dem Schreibtisch Platz. Seine Körpergröße machte es Valea unmöglich, ihre Füße auszustrecken.

      Kurz überlegte sie, ob sie sich beschweren sollte, aber dann unterließ sie es. Immerhin war Cato dadurch nicht sofort im Blickfeld eintretender Besucher.

      Der Hund verhielt sich vorbildlich. Selbst wenn Valea zeitweise in den Laborbereich ging, war kein Mucks aus ihrem Büro zu hören.

      Valea war froh, als sie abends wieder ungesehen ihren Gast ins Auto verfrachtet hatte.

      Sie wunderte sich nicht wirklich, dass Cato vor ihrem Haus aus dem Auto sprang und in aller Seelenruhe hineinspazierte.

      Das rohe Fleisch, das sie ihm hinstellte, ignorierte er und begann stattdessen ausgiebig mit seiner Fellpflege.

      Valea beobachtete ihn kopfschüttelnd.

      „Aus dir werde ich einfach nicht schlau“, meinte sie schließlich. „Lassie ist ein dummer Köter im Vergleich zu dir, nicht wahr? Ich frag mich nur, ob Mister Gor damit einverstanden ist, dass du dich hier rumtreibst. Meinst du nicht, dass du besser wieder heimgehen solltest?“

      Cato unterbrach seine Fellpflege und lief

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