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Dann hast du einen glücklichen und zufriedenen Mann oder willst du mir das Messer auf die Brust setzen? Ich oder das Fliegen?“

      „Nein. Ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. Du hältst mich doch nicht für so blöd, dass ich dich vor die Wahl stellen würde? Gut, doch, du hältst mich für so blöd. Ich habe ja schon oft Blödes gemacht. Aber das werde ich nicht tun. Ich werde jedes Mal sterben, wenn du in einem Helikopter sitzt. Und ich werde jedes Mal heilfroh sein, wenn du wieder bei mir bist. Aber ich kann es nicht gutheißen, verstehst du?“

      Christian nickte. Natürlich konnte er sie verstehen. Nun, man würde sehen, wie es lief. Er wollte nicht darauf verzichten, auf gar keinen Fall.

      „Wann geht es los?“

      „In drei Wochen. Erstmal noch zehn Stunden am Boden und dann fliege ich. Mindestens fünfzig Stunden bis zur Prüfung.“

      Katja war keineswegs beruhigt, nahm es aber hin und hoffte, dass sie diese Sache überstehen würde. Damit war vorerst das Thema vom Tisch. Sie unterhielten sich noch über seine Mutter und deren Beziehung zu Frau Janson. Christian erzählte, dass sich die beiden schon als Kinder gekannt hatten und Freundinnen waren. Frau Janson war sozusagen seine Patentante und hatte seinen Lebenslauf verfolgt.

      Am Abend schliefen sie Arm in Arm ein.

      Katja hatte am ersten März ihr Haus auf Hochglanz gebracht und Christian beim Kuchenbacken geholfen. Morgen sollte seine Mutter kommen und Katja wollte sich von ihrer besten Seite zeigen.

      Am Samstagmorgen standen sie früh auf. Christian fuhr zum Flughafen. Sie hatten verabredet, dass er seine Mutter erst einmal mit zu sich nehmen würde. Am Nachmittag sollte Katja zum Kaffee zu ihm kommen. Bis dahin würde sich seine Mutter ausgeruht und Christian ihr von seiner neuen Beziehung erzählt haben.

      Katja atmete tief durch, sah noch einmal in den Spiegel, fand sich ganz gut und griff nach dem kleinen Blumenstrauß, den sie besorgt hatte. Dann zog sie sich eine leichte Jacke an und lief zu Christians Haus. Aufgeregt drückte sie auf die Klingel. Er öffnete, lächelte und schon fiel Katja ein Stein vom Herzen.

      Christian führte sie ins Wohnzimmer, wo eine großgewachsene Frau mit dunklen Haaren und ebensolchen Augen wie ihr Sohn am Fenster stand und nun neugierig auf Katja zukam.

      „Hallo, Frau Lauterbach, ich bin Katja. Es freut mich, Sie kennenzulernen.“

      „Das ist aber nett“, sagte Luise Lauterbach freundlich, als Katja ihr den Blumenstrauß entgegenstreckte. „Ich freue mich, dass Christian wieder eine Freundin hat. Nennen Sie mich doch Luise und wir können ruhig Du sagen.“

      „Das ist lieb von Ihnen … ähm … dir.“

      Christian war zu Katja getreten, hatte einen Arm um sie gelegt und strahlte. Er war sichtlich froh, dass seine beiden Frauen sich sympathisch waren. Er nahm Katjas Hand und zog sie zum Tisch, der schon gedeckt war.

      Luise erzählte von ihrem Flug und schwärmte von Mallorca, wo sie eine kleine Wohnung in Strandnähe gemietet hatte. Sie war sportlich gekleidet, schlank, braun gebrannt und sah für ihr Alter noch sehr jugendlich aus.

      „Christian hat mir schon viel von dir erzählt. Er scheint ja ganz verliebt zu sein. Schön, dass er wieder mit einer Frau glücklich ist. Wie ich höre, ist dein Mann auch schon tot?“

      „Ja, mein Daniel ist mit seinem besten Freund und seinen Eltern vor fast zwei Jahren tödlich verunglückt. Er fehlt mir sehr. Aber Christian hat mir geholfen, wieder auf die Beine zu kommen und mich neu zu verlieben.“

      Das Gespräch ging noch eine Weile weiter. Dann gähnte Luise. Christian erklärte seiner Mutter, dass sie im Haus schlafen konnte und verabschiedete sich mit Katja, denn sie wollten bei ihr übernachten. So war es komfortabler für seine Mutter und er konnte Katja noch ein bisschen in die Arme nehmen.

      „Das lief doch super mit dir und meiner Mutter. Schön, dass ihr euch versteht. Sie wird ja nun eine Weile hier sein. Vielleicht könnt ihr mal etwas zusammen unternehmen. Und keine Angst, sie wohnt ab morgen wieder in Wiesbaden. Die Sachen haben wir schon hingebracht.“

      „Ich habe keine Angst. Deine Mama ist eine sehr nette Frau. Ich mochte sie vom ersten Moment an. Sie erinnert mich ein wenig an Thea und sie ist so agil und dynamisch wie Marie.“

      Die beiden gingen ins Bett, liebten sich zärtlich und stellten den Wecker für ein gemeinsames Frühstück mit Luise, die dafür zu Katja kommen wollte.

      „Guten Morgen, ihr Lieben“, sagte Luise um neun Uhr.

      Katja bat sie herein und zeigte ihr das Haus. Christian war kurz zum Brötchen holen weg und trat ein, als sie gerade die Treppe herunterkamen.

      Sie frühstückten gemeinsam, dann brachte Christian seine Mutter nach Wiesbaden, nicht ohne sich für den kommenden Sonntag zum Mittagessen zu verabreden. Luise wollte für sie kochen.

      *

      Christian hatte sich nach seiner Rückkehr in seinen Arbeitsbereich verzogen und kramte die Unterlagen für die Flugschule heraus. Katja saß in seinem Wohnzimmer und versuchte sich mit Lesen abzulenken. Sie wanderte am Bücherregal entlang und nahm sich einen Krimi, der am Bodensee spielte.

      Nach einer halben Stunde bemerkte sie, dass sie nichts von dem begriffen hatte, was sie da las und ging leise zu Christian, der in seine Unterlagen vertieft war.

      „Schatz, ich fahre mal zu Bea, ich habe hier keine Ruhe. Mach weiter und lass dich nicht stören.“

      Er zog sie zu sich auf den Schoß und küsste sie liebevoll.

      „Du störst nicht, aber ich habe deine Unruhe bemerkt. Statistisch gesehen gab es im letzten Jahr in Deutschland drei Unfälle mit Hubschraubern. Dabei ist ein Mensch gestorben. Dagegen sind bei Verkehrsunfällen mehr als dreitausend Menschen tödlich verunglückt. Ich weiß, dass du Angst hast, aber ich verspreche, kein Risiko einzugehen.“

      Katja nickte nur schweigend. Die Angst hatte ihr die Kehle zugeschnürt und er kam ihr mit Statistik. Sie wusste, dass es viel wahrscheinlicher war, morgens um acht überfahren zu werden, als mit dem Helikopter abzustürzen, aber ihr Herz wollte das nicht begreifen. Niemals.

      Katja küsste Christian auf die Stirn und ging.

      Unterwegs rief sie Bea an und wurde herzlich zum Kaffee eingeladen. Nick und Lauren waren auch gerade mit Oliver da. Der kleine, fröhliche Junge sah immer mehr aus wie sein Vater. Er umarmte die Tante freundlich und gab ihr einen feuchten Kuss.

      Katjas schlechte Stimmung schlug sofort um, aber Bea hatte bemerkt, dass etwas nicht stimmte. Sie forderte ihre Freundin auf zu reden.

      „Christian sitzt daheim über seinen Unterlagen zum Helikopter-Flugschein und ich bekomme Panik, wenn ich nur daran denke. Ich musste da einfach raus.“

      Bea streichelte ihren Arm und lächelte.

      „Katja, ich kann dich verstehen. Aber denkst du denn, dass er darauf verzichten würde?“

      Katja schüttelte vehement den Kopf und erklärte Bea seine Leidenschaft für große Höhen und den Traum, frei wie ein Vogel zu fliegen. Bea ahnte, dass Katja ihn am liebsten bitten würde, das alles zu lassen. Doch dann konnte sie auch direkt die so wohltuende Beziehung beenden.

      „Ach, Liebes, ich verstehe dich, aber statistisch …“

      „Hör auf!“, unterbrach Katja ihre Freundin. „Christian hat mir das eben auch erläutert. Doch ich habe eine Scheißangst, dass alles sich wiederholen könnte. Ich bin realistisch genug einzusehen, dass ich ihn nicht davon abbringen kann. Aber es ist nun mal ganz furchtbar. Am kommenden Samstag ist seine erste Flugstunde. Ich weiß, er lernt das ja nicht beim Bäcker, sondern bei Leuten, die Ahnung davon haben. Trotzdem!“

      Sie zitterte am ganzen Körper und Bea nahm sie schnell in den Arm. Sie wusste nicht, ob es etwas gab, was Katja beruhigen würde. Sie hatte schon einmal darüber nachgedacht, aber es war ihr nichts eingefallen. Nur eins stand fest: Christian

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