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      „Das ist überhaupt keine Zipfelmütze. Das ist nur meine Lieblingswintermütze. Ich bin auch kein Zwerg. Mann, ihr Winzlinge hättet mich ja einfach mal fragen können, bevor ihr mich auf Miniaturformat schrumpft. Wie soll ich das denn meiner Mutter erklären? Wie komme ich überhaupt wieder nach Hause?“

      „Hmm, vielleicht ist er ja doch ein Zwerg – das Temperament hat er jedenfalls“, Grobmurz nickte anerkennend zu Toms Wutausbruch.

      „Ihr spinnt ja!“ - Jetzt kam Tom gar nicht mehr mit.

      Der Zwerg mit der Brille, der immer noch am Tisch saß und bisher nichts gesagt hatte, stand auf und ging auf Tom zu.

      „Also eigentlich ist es doch egal, ob Tom – so war doch dein Name oder? – ein Zwerg ist oder nicht. Weißt du Tom, Petknurz ist halt unser Jüngster. Er ist erst zweihundert Jahre alt. Er hat noch nicht so viel Erfahrung mit Menschen. Da kann so eine Verwechslung schon mal vorkommen, nicht wahr? Du kannst doch einfach einen Tee mit uns trinken, oder? Du siehst ziemlich durchgefroren aus, Tom. Komm, setz dich doch. Mein Name ist übrigens Murzelwürz.“

      Erleichtert und dankbar nahm Tom Platz. Erst jetzt fiel Tom auf, dass alle drei Zwerge, wie er selbst, ebenfalls eine rote Nase und rote Bäckchen hatten. Murzelwürz schenkte den stark mit Honig gesüßten Tee ein und alle tranken. Das geschah mit lautem Geschlürfe. Diese Zwerge haben eindeutig andere Vorstellungen von Tischmanieren als meine Mutter, dachte Tom.

      „Mjam, lecker!“ Grobmurz wischte sich mit dem Ärmel die letzten Reste von den Lippen.

      „Komm, ich bringe dich zurück“, sagte Murzelwürz.

      „Vielleicht könnte er uns ja bei der Suche nach dem Schatzmpf mpfen“, meinte Petknurz. Den Satz konnte Tom nicht genau verstehen, weil Grobmurz Petknurz den Mund zuhielt.

      „Das ist doch ein Zwergengeheimnis“, zischte Grobmurz.

      Bevor Tom nachfragen konnte, was es mit dem Schatz auf sich hatte, schob ihn Murzelwürz zur Tür und schubste ihn sanft die Treppe hoch. Oben ankommen schob er ihn zur Tür hinaus. Er sagte noch: „Du musst nur den Stein wieder berühren und sofort hast du wieder deine normale Größe. Tschüs, bis nächstes Mal.“

      Dann schloss er schnell die Pforte.

      3. Mäuseleckerli und Zwergenknäuel

      Als Tom am nächsten Morgen aufwachte, war er sich nicht ganz sicher, ob er das alles nur geträumt hatte. Gab es Petknurz, Murzelwürz und Grobmurz wirklich? Von was für einem Schatz hatten sie gesprochen? Den ganzen Morgen war er in der Schule unaufmerksam. Er konnte es kaum erwarten, am Nachmittag wieder in den Schlossgarten zu gehen. Endlich war es soweit. Unbemerkt von seinen Freunden schlich er sich zum Kletterbaum. Tom berührte den bläulichen Stein und schrumpfte.

      Er ging zur Tür am Baumstamm, aber sie hatte keine Klinke. Wie hatte Petknurz sie gestern nur geöffnet? Da ihm nichts besseres einfiel, rief Tom laut nach den Zwergen: „Petknurz, Murzelwürz, Grobmurz, wo seid ihr? Hallo, ich will euch besuchen!“

      Nach kurzer Zeit hörte er ein Geräusch hinter der Tür. Sie ging auf und vor Tom stand eine Spitzmaus. Er starrte sie verblüfft an. Die Maus war einen Kopf größer als Tom.

      „Wer bist du denn?“, fragte sie.

      „Ich bin Tom, ähm, ich suche Petknurz und, ähm, die anderen Zwerge“, erklärte Tom stotternd. Er konnte es nicht fassen, dass er die Maus überhaupt verstand. Der Maus schien das nicht seltsam vorzukommen. Wahrscheinlich hält sie mich für einen Zwerg, überlegte Tom. Doch da sollte er sich irren.

      „Also ein Zwerg bist du nicht. Das ist schon mal klar. Du siehst aber ganz appetitlich aus. Bestimmt schmeckst du lecker. Ob ich dich zu meinen Wintervorräten tue?“, überlegte die Maus laut.

      „Ich bin doch kein Leckerli, na hör mal“, Tom war empört, als Mäusefutter hatte er sich selbst noch nie gesehen. Da verzog sich der Mund der Maus zu einem breiten Grinsen. Sie kicherte.

      „Hihihi, war doch nur ein Spaß. Ich bin Charlotte. Murzelwürz hat mir gesagt, dass du wahrscheinlich kommst. Ich soll dich zu ihm und den anderen bringen“, erklärte die Maus lachend.

      Tom folgte Charlotte die dunkle Treppe hinunter. Da Charlotte keine Lampe dabei hatte und es stockdunkel war, nahm Tom Charlottes Pfote in die Hand und lies sich führen. Tiefer und tiefer ging es die Treppe hinunter.

      „Ist es noch weit?“, fragte Tom

      „Nur noch ein kleines Stück. Wir müssen zur Bibliothek. Die ist ganz unten“, erklärte Charlotte.

      Schließlich öffnete Charlotte eine Tür und sie standen in einer riesigen Höhle. Sie war bis oben hin mit Bücherregalen gefüllt. Murzelwürz stand auf einer Leiter, Petknurz einige Tritte unter ihm mit einer Kerze in der Hand und Grobmurz hielt die Leiter unten fest.

      „Hallo Leute!“ rief Tom.

      Petknurz drehte sich erschrocken um, grinste dann und winkte mit der Kerze.

      „Hallo Tom, ich wußte doch, dass du wieder kooooooooooooommm….“

      Weiter kam er nicht, denn durch seine Bewegung war die Leiter ins Schwanken geraten. Murzelwürz verlor die Balance und alle beide fielen herunter – direkt auf Grobmurz. Die Kerze erlosch, nur das große Kaminfeuer beleuchtete den Zwergenknäuel auf dem Boden.

      „So ein mistiges Wurzelpech!“

      Schimpfend arbeitete sich Grobmurz aus dem Zwergenstapel heraus. Charlotte kicherte leise vor sich hin.

      „Oh, tut mir leid, ich wollte euch nicht erschrecken“, murmelte Tom verlegen.

      „Halb so wild, du kennst ja unseren Petknurz. Der Kleine ist immer leicht aus der Fassung zu bringen“, meinte Murzelwürz.

      Auch er stand jetzt auf. Nachdem er seine Brille, die ihm heruntergefallen war, wieder aufgesetzt hatte, tastete er vorsichtig seine Arme und Beine ab. Er war mit dem Ergebnis seiner Untersuchung offenbar zufrieden: Nichts war gebrochen.

      Langsam und mit einem Stöhnen erhob sich Petknurz als Letzter. Als er aber erst einmal stand, schien er den Sturz völlig vergessen zu haben. Er lief zu Tom hin und zog ihn am Ärmel zur umgefallenen Leiter. Dort lag noch immer das Buch auf dem Boden, das Murzelwürz vor dem Fall in der Hand gehalten hatte.

      „Wir haben es gefunden! Hier steht alles drin, was wir wissen müssen, um den Schatz zu finden.“

      Murzelwürz hob das Buch auf, blies den Staub von der Oberfläche und öffnete es mit einem bedeutungsvollen Räuspern.

      4. Die Schatzsuchermannschaft

      „Mein Schatz soll demjenigen gehören, der mit reinem Herzen nach ihm sucht. Die getreuen Freunde T und M werden zusammen mit einer Prinzessin alle Hinweise finden und jedes Hindernis überwinden. So soll ihnen mein größtes Kleinod gehören. Das bestimme ich, die Tochter des Markgrafen, Prinzessin A. M.“

      Nachdem er diese Sätze vorgelesen hatte, klappte Murzelwürz das Buch zu und sah Tom erwartungsvoll an.

      Der fragte: „Was soll das alles bedeuten?“

      „Das frage ich mich auch“, giftete Grobmurz. „Ein großes Kleinod – ja was denn nun, groß oder klein? Und das reine Herz, ja hat denn schon mal jemand ein schmutziges gesehen? Wir waschen uns schließlich alle regelmäßig. T, M, Prinzessin – papperlapapp, es müssen nur drei Schatzsucher sein, darauf kommt es an. Wir brauchen Tom nicht.“

      Nach diesem Wutausbruch schien Grobmurz erst mal erschöpft zu sein. Jedenfalls sah auch er – wie Tom – Murzelwürz fragend an.

      „Die Sprache ist eben ein bisschen altertümlich. Ein Kleinod bedeutet einfach, dass es etwas sehr Kostbares ist. Und das reine Herz, tja, das hat nur jemand, der nicht nach Geld und Reichtum strebt. Ich denke, wir können Toms Unterstützung bei der Schatzsuche sehr gut gebrauchen“,

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