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erahnen, wie es allerdings bei dem einen oder anderen werden könnte. Deswegen meine Unsicherheit. Hoffentlich hatte ich das alles richtig eingefädelt.

      Ich drehte mich ein wenig zur Seite und schaute auf das imposante Gebäude hinter mir. Es hatte eine zart gelbe Fassade und spiegelte den Baustil der Gründerzeit wieder. Wie eine Gräfin war ich mir eben vorgekommen, als ich diese Residenz verließ und die Freitreppe hinuntergegangen war, mich hier auf diese wunderschöne Terrasse stellte, um Momente der Stille zu genießen. Ich schaute weiter entlang des Gebäudes und zu meiner Linken präsentierte sich eines der wohl berühmtesten Glasbauten der Geschichte. Es war die gläserne Rotunde.

      Eigentlich hätte ich schon viel eher anreisen sollen, um das alles hier einmal ausgiebig zu erkunden. Für eine Autorin war dieses schlossähnliche Anwesen mit solch einem historischen Hintergrund etwas, was einem das Herz höher schlagen ließ.

      Ich betrachtete das außergewöhnliche runde Bauwerk nun etwas genauer und mir fielen die wichtigen politischen Treffen ein, die hier in diesem Gemäuer stattgefunden hatten. Zudem war mir bekannt, dass es hier nach Kriegsende im Jahre 1949 zu einem geschichtsträchtigen Abkommen unter der damaligen Landesführung unseres ersten deutschen Bundeskanzlers Konrad Adenauer gekommen war.

      Es war das Petersberger Abkommen, welches die Zukunft und Integration unseres Landes nach dem zweiten Weltkrieg mitbestimmt hatte.

      Da ich eine sehr rege Fantasie besitze, suchte ich Parallelen aus den politischen Treffen der letzten Jahrzehnte zu dem Treffen, welches heute hier noch im privaten Rahmen stattfinden würde. Dieser Berg schien für mein Vorhaben genau der Richtige zu sein, hier hoch oben in einer Abgeschiedenheit, weg von der Hektik des Alltages, ein Ort der Besinnung.

      Vielleicht wählte ich auch deshalb gerade dieses romantisch anheimelnde Anwesen aus, um diesen Tag mit meinen Freunden zu begehen. Einfach nur wir, einfach noch einmal zusammen sein, einfach noch einmal das zu reflektieren, was wir erlebt hatten und zu schauen, wohin uns der Weg nun führen würde.

      Wie bereits erwähnt ging es um eine schöne Überraschung für unsere Freunde, von denen niemand etwas ahnte, eingeweiht und mit ausgeheckt hatte das nur mein zukünftiger Ehemann Björn. Die Geheimhaltung war zwingend notwendig gewesen. Es gab genügend Gründe nach den Eskalationen in den Schären allen vorzuenthalten, dass es wieder ein Treffen mit den gleichen Personen, die auch im Sommer-Winterhaus der Eklunds in Gustavsberg gewesen waren, hier auf dem Petersberg geben würde.

      Niemand von ihnen wäre womöglich gekommen.

      Wir hatten das so geschickt eingefädelt, dass alle der Meinung, waren, sie würden aus beruflichen Gründen eine Übernachtung in diesem Hotel am Mittelrhein verbringen.

      Ich lächelte als ich daran dachte, wie kompliziert und ausgeklügelt diese Zusammenführung geplant worden war und unter welchen fadenscheinigen und doch plausiblen Erklärungen wir den einen oder anderen zu diesem Treffen haben lotsen können. Ausgetrickst hatten wir sie förmlich, ja Björn und ich hatten sie regelrecht ausgetrickst und alleine das war damals bei der Planung oftmals ein Lacher wert gewesen. Und nun, heute, wo es ernst werden würde und ich noch alleine war, da kamen die Gedanken ob das Ganze eine gute Idee gewesen war.

      Das Schlachtfeld in Schweden in den Schären sollte nun eine neue Kampfarena erhalten und überhaupt, was hatte ich mir davon versprochen?

      Alle gingen wieder ihre eigenen Wege, es war schwer genug gewesen, vor allem Britt wieder halbwegs auf die richtige Spur zu bringen. Der Schuss konnte ganz schön in die falsche Richtung gehen. Dieses Gefühl nahm nun Oberhand in meinem Innern und ich bedauerte es fast, auch wenn ich mir sagte, dass sich alle ja eh bald wieder begegnen würden, spätestens zu meiner Hochzeit im Mittsommer in Schweden.

      Mein Blick schweifte nun wieder in die Ferne, wieder hinunter in das tiefe Tal und dann südwestlich bis in das bekannte Gebiet der Hocheifel und wieder zurück auf den ruhig fließenden Rhein.

      Ich lächelte, denn sein Anblick berührte mich immer wieder. Unzählige Schiffe, die langsam vorbeifuhren und in die Ferne schipperten, boten mir ein beruhigendes Bild.

      Ich legte mein Fernglas an und beobachtete ein Containerschiff, welches flussabwärts seinen Weg nahm, während in der entgegengesetzten Fahrtrichtung ein Flusskreuzfahrtschiff in aller Seelenruhe das Siebengebirge passierte.

      Der Mythos Petersberg ist einer der bekannten höchsten Berge des sagenumwobenen Siebengebirges und ich war bis dato der Meinung gewesen, dieses Gebirge, welches rechtsrheinisch zwischen Königswinter und Bad Honnef liegt, bestünde nur aus diesen sieben Bergen. Doch das war ein Irrtum. Kürzlich erlas ich, dass dieser Höhenzug aus mehr als fünfzig niedrigeren und höheren Anhöhen oder Bergen bestand.

      Ja, das fiel mir alles so ein, als ich dort verweilte in dieser stillen leicht nebligen frühen Morgenstunde. War das in meinem Kopf ein Ablenkungsmanöver oder warum beschäftigte ich mich so intensiv mit der Geografie dieser Gegend?

      Vielleicht mochte ich mich auch nur weiter erden und festigen wenn ich mich mit den Dingen meines Umfelds beschäftigte.

      Ich spürte langsam aber sicher weitere aufkommende Unruhe, wenn ich für Momente daran dachte, dass die Geladenen gleich mit Wucht aufeinanderprallten und nicht darauf achteten, in welchem Umfeld sie sich befanden.

      Ich gab mir einen Ruck, damit ich mich wieder auf das Wesentliche konzentrierte und innerhalb von Sekunden war ich wieder mit meinen Gedanken da angekommen, wo es notwendig war, nämlich in Schweden in den Schären und ich sah Björn vor meinem geistigen Auge.

      Drei lange Wochen waren vergangen, als ich auch ihm in Stockholm Adieu sagen musste und heute, ja endlich würde ich auch ihn heute wiedersehen.

      Tief sog ich die frische Luft ein und ein freudiges Glücksgefühl erfüllte meinen ganzen Körper. Ich war fast aufgeregt wie ein Teenager und zudem so gespannt, wie er wieder auf mich wirken würde, denn nun war es das zweite Mal in meinem Leben, dass wir uns sahen.

      Unglaublich für alle, die dieses jetzt hier gleich lesen werden und wie es dazu kam, dass er mein zukünftiger Ehemann werden würde. Ja, in der Mittsommernacht am 21. Juni in diesem Jahr wird unsere Trauung in Schweden vollzogen werden. Es ist wohl die spontanste Aktion, von der ich selbst jemals gehört habe, denn wir lernten uns vormittags kennen und wenige Stunden später stand fest, wir würden heiraten.

      Hätte mir ein anderer solch eine Geschichte erzählt, ich hätte sie vermutlich nicht ernst genommen und ihnen abgeraten, doch ich und auch er spürten, dass wir uns gesucht und gefunden hatten und für uns fühlte es sich richtig an, diesen Schritt zu gehen. Bis heute, einige Wochen später, zweifelte ich nicht eine einzige Sekunde an dieser Entscheidung und er ebenso wenig.

      Was war nicht alles geschehen während unseres zweiwöchigen Aufenthaltes in Stockholm und in dem Haus am Kvarnsjönsee, geschweige denn daran zu denken, was sich kurz zuvor ereignet hatte.

      Flo oder besser gesagt Britt, nein eigentlich alle beide, haben etwas ins Rollen gebracht und das hatte so starke Auswirkungen, dass selbst das Leben anderer Menschen mit auf den Kopf gestellt worden war.

      Ich glaube es ist an der Zeit, dass ich ein klein wenig aushole, um mich, aber vor allem die anderen vorzustellen und ehe ich mich jetzt hier in Träumereien verstricke, werde ich kurz über alle Beteiligten erzählen und sie beschreiben und vor allem in welchem Verhältnis sie zueinander stehen.

      Selbst für mich ist das nicht ganz so einfach, obwohl ich mitten in deren Tohuwabohu gesteckt hatte und damals praktisch alles aufsog, was um mich herum geschah.

      Ich fühlte mich zeitweise durchsichtig, man nahm kaum Notiz von mir und so dachte ich oftmals, dass ich in einem Kinofilm herumwandele und die Darsteller in einer Drei - D-Formation erlebe und mitten in ihrer Dramatik aber auch theatralischen Komödie hineingezogen wurde.

      Ungewollt spielten sie alle ganz großes Kino ohne den Beruf des Schauspielers nur annähernd erlernt zu haben.

      Sie schienen alle der Reihe nach Naturtalente zu sein und vor allem wirkte all das fesselnd, ja sogar mich fesselten sie mit ihren ständigen Aktionen und kaum hatte man eine Situation mühsam heruntergeschluckt,

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