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      Karl May

      Und Friede auf Erden von Karl May

      Und Friede auf Erden - 5 Kapitel auf über 400 Seiten

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       Inhaltsverzeichnis

       Erstes Kapitel: Ein Eiferer

       Zweites Kapitel: Civilisatoren

       Drittes Kapitel: Die »Shen«

       Viertes Kapitel: Wahnsinn

       Fünftes Kapitel: Der Shen-Ta-Shi - Teil 1

       Fünftes Kapitel: Der Shen-Ta-Shi - Teil 2

       Fünftes Kapitel: Der Shen-Ta-Shi - Teil 3

       Fünftes Kapitel: Der Shen-Ta-Shi - Teil 4

       Impressum neobooks

      Inhaltsverzeichnis

      1. Ein Eiferer.

       2. Civilisatoren.

       3. Die »Shen«.

       4. Wahnsinn.

       5. Der Shen-Ta-Shi

      Erstes Kapitel: Ein Eiferer

      »Ich bin Sejjid Omar!«

       Wie stolz das klang, und wie beweiseskräftig die Gebärde war, mit welcher er diese Worte zu begleiten pflegte! »Ich

       bin Sejjid Omar,« das sollte sagen: »Ich, Herr Omar, bin ein studierter, schriftkundiger Abkömmling des Propheten,

       welcher der Liebling Allahs ist. Mein Name wurde mit allen meinen persönlichen Vorzügen in die heilige Stammrolle zu

       Mekka eingetragen; darum habe ich das Recht, ein grünes Oberkleid und einen grünen Turban zu tragen. Wenn ich

       sterbe, wird die Kuppel meines Grabmals grün angestrichen und mir die Tür des obersten der Himmel gleich geöffnet

       sein. Respekt also vor mir!«

       Was aber war dieser Sejjid Omar? Ein Eselsjunge! Er hatte seinen »Stand« an der Esbekije in Kairo, dem Hotel

       Kontinental, in welchem ich wohnte, gegenüber. Ein schön und kräftig gebauter, junger Mann von wenig über zwanzig

       Jahren, war er mir durch seinen steten Ernst und die angeborne Würde seiner Bewegungen aufgefallen. Ich beobachtete

       ihn gern von meinem Balkon aus, und wenn ich unten auf dem prächtigen Vor- Vorplatze des Hotels meinen Kaffee trank,

       konnte ich ihn sprechen hören. Sein Gesicht zeigte zwar auch den Zug von Verschlagenheit, der allen Eseltreibern eigen

       ist, aber er war nicht aufdringlich und lag seinem Geschäfte in einer Weise ob, als werde Jedem, der sich seines Esels

       bediente, eine ganz besondere Gunst erwiesen. Er gab sich sowenig wie möglich mit Berufsgenossen ab, und wenn sie

       ihn für diese Zurückhaltung mit spöttischen Redensarten zu ärgern versuchten, bekamen sie nichts als ein verächtliches

       »Ich bin Sejjid Omar« zu hören. Wollte ein Fremder mit ihm feilschen, oder wurde ihm irgend Etwas gesagt oder

       zugemutet, was er für gegen seine Ehre hielt, so wendete er sich mit einem geringschätzenden »Ich bin Sejjid Omar« ab

       und war dann für den Betreffenden nicht mehr zu sprechen.

       Die Folge war, daß ich ihm ein ganz besonderes Interesse schenkte, obgleich sich mir keine Gelegenheit bot, ihm dies in

       Beziehung auf sein Geschäft zu beweisen[.] Aber Blicke ziehen einander bekanntlich an. Ich bemerkte, daß auch er sehr

       oft zu mir herübersah. Er schien unruhig zu werden, wenn ich nach dem Mittag- und dem Abendessen mich nicht sofort auf

       der Terrasse sehen ließ, und sooft ich beim Ausgehen an ihm vorüberkam, trat er, obgleich ich ihn gar nicht zu beachten

       schien, einen Schritt zurück und legte, still grüßend, die Hände auf die Brust.

       In dem erwähnten Hotel gibt es zu Seiten des Speisesaales zwischen den Säulen kleinere Tische für Gäste, welche

       es nicht lieben, an der Tafel enggepfercht zu sitzen. Ich hatte mir einen dieser Tische für mich allein reservieren lassen.

       Der links davon war nicht besetzt; an dem zu meiner rechten Hand gab es seit gestern zwei Fremde, welche nicht nur die

       allgemeine

       Aufmerksamkeit, sondern auch die meinige auf sich zogen, obgleich ich mir das nicht so wie die Andern merken ließ.

       Sie waren Chinesen, und zwar Vater und Sohn. Ich erriet das zunächst aus ihrer Aehnlichkeit und hörte es dann aus ihrem

       Gespräch, denn ihr Tisch stand dem meinen so nahe, daß ich jedes ihrer Worte verstehen konnte. Sie waren nicht in

       heimische Tracht gekleidet, sondern trugen weiße Reiseanzüge nach französischem Schnitte. Ihre Zöpfe wurden von den

       Tropenhelmen verborgen, die sie nur während der Tafel abzunehmen pflegten. Gleich als sie gestern den Speisesaal

       betraten, war mir die ebenso tiefe wie herzlich aufrichtige Ehrerbietung aufgefallen, welche der Sohn dem Vater

       entgegenbrachte. Das war eine geradezu rührende Aufmerksamkeit und Dienstfertigkeit, welche sogar dem

       servierenden Kellner jede Handreichung und jeden Griff abzunehmen strebte, um dem Vater Kindesdank und Kindesliebe

       zu erweisen. Und man sah deutlich, daß dies nichts Gemachtes, nichts Aeußerliches war, sondern als etwas frei und gern

       Gegebenes aus dem Innern kam. Der Vater trug Augengläser in schwer goldenem Gestell; der Sohn hatte keine Brille.

       Sie speisten genau nach unserer Art und taten dies so geläufig und so fehlerlos, so unhörbar und unauffällig, daß manche

       der übrigen Gäste sich an ihnen hätten ein Beispiel nehmen können. Der mich bedienende Gar‡on flüsterte mir in

       Hoffnung auf ein dafür gebotenes Extratrinkgeld zu:

       »Monsieur Fu und Monsieur Tsi aus China. Kommen aus Paris. Sind wahrscheinlich verwandt miteinander.«

       »Haben sie sich selbst so eingetragen?« erkundigte ich mich.

       »Nein, aber dem Portier so gesagt.«

       Er sprach die beiden Worte nicht in der richtigen Weise aus; aber es war klar, daß Fu Vater und Tsi Sohn bedeutete.

       Im Chinesischen hat dasselbe Wart oft sehr verschiedenen Sinn. Die beiden Gäste hatten ihre Namen nicht genannt und

       sich einfach als Vater und Sohn bezeichnet. Da hier im Hause Niemand ihrer Sprache mächtig war, so hatte man sie als

      

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