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XXII.EPILOG – Die seelischen Leiden durch Migration

       Ausklang

       Statt eines Nachwortes: Interview

       LITERATUR & ANMERKUNGEN

       BILDNACHWEIS

       RECHTENACHWEIS

       Vorwort

      Das vorliegende Buch will den vielfachen seelischen und teils kaum zu ermessenden Leidensstrukturen der im Zusammenhang mit unserem psychiatrischen Versorgungsangebot gesehenen Migranten, Flüchtenden und Asylsuchenden eine Stimme geben und aus ärztlich-psychiatrischer Sicht auf diese politisch und gesellschaftlich immer noch viel zu wenig beachteten und mitunter dramatisch-existenziell auftretenden Phänomene hinweisen.

      Namenloses Leid und „stumme“, also lautlose Schreie, begegnen uns vielfach in Statistiken und übersichtsartigen Berichtsstilen aus einer weit entfernten Vogelperspektive.

      In dem Augenblick jedoch, indem diese Leidensgeschichten, Verletzungen, Kämpfe, persönlichen Niederlagen und Bewältigungsversuche eine Stimme und ein Gesicht erhalten, werden sie für uns alle erfahrbar. Die Möglichkeit eines Mitleidens bleibt dann nicht mehr auf den diffusen und ungefähren Raum begrenzt. Jetzt haben wir die Gelegenheit, Empathie ganz konkret wirksam werden zu lassen, im Gegenüber, durch ärztliche, pflegerische, heilpädagogische und sonstige jedwede ehrenamtliche Hilfe und Zuwendung.

      Im November 2014, zum damaligen Zeitpunkt als selbstständiger forensisch-psychiatrischer Gutachter in Gerichts- und Prognoseverfahren in eigener Gutachtenpraxis tätig, beschloss ich, in Zusammenarbeit mit dem Team Migrantenmedizin des Missionsärztlichen Instituts Würzburg in einer größeren Gemeinschaftsunterkunft für Migranten in Würzburg auf ehrenamtlicher Basis eine wöchentliche (sogenannte) akutpsychiatrische Sprechstunde zur Akutversorgung psychiatrischer Erkrankungen bei Asylsuchenden anzubieten.

      Zu Beginn dieses Projektes konnte man zunächst nur erahnen, dass dieses Angebot von den Betroffenen hochfrequentiert wahrgenommen werden würde.

      Im Laufe der zurückliegenden sechs Jahre entwickelte sich aus einer einfach strukturierten ärztlichen Sprechstunde eine sich mittlerweile stetig vergrößernde Struktur einer Sozialpsychiatrischen Migrationsambulanz.

      Im Rahmen der stetigen Veränderungen von Qualitätsanforderungen an ärztliche Zeugnisse, Atteste und Gutachten im Asylrecht entwickelte sich die immer spezifischer eingeforderte psychiatrische Beurteilung von psychischen Erkrankungen im Sinne von kurzfristig erstellten und einfach strukturierten ärztlichen Attesten über psychiatrische Kurzgutachten hin zu einer nun regelmäßiger vorgenommenen psychiatrischen Gutachtertätigkeit im Asylrechtsverfahren.

      Die Inhalte dieser psychiatrischen Gutachten verliehen den betroffenen Migrantinnen und Migranten eine konkrete individuelle Stimme und Sprache ihrer seelischen Leiden. In diesem Kontext kam somit nicht nur die Genese ihres Störungsbildes zum Ausdruck, sondern auch ihre ganz persönliche Entwicklung und Biografie, somit also die strukturellen und phänomenologischen Ursachen, die zu diesen Krankheitsbildern geführt hatten. Das immense psychische und seelische Leidenspotenzial, welches bei den Asylsuchenden im Zusammenhang mit ihrer Migrations- und Fluchtgeschichte ausgelöst wurde, fortbestand und zum Untersuchungszeitpunkt immer noch andauerte, wurde somit transparent, erfahrbar und bekam letztlich einen Namen.

      In den zurückliegenden sechs Jahren habe ich in Zusammenarbeit sowohl mit meinem eigenen Praxisteam als auch mit den Mitgliedern des Teams Migrantenmedizin des Missionsärztlichen Instituts Würzburg in der Gemeinschaftsunterkunft über 500 Patienten und Patientinnen mit Migrationshintergrund aus über 30 Ländern ärztlich gesprochen, untersucht und in den jeweils indizierten Fällen psychiatrisch begutachtet3.

      Das Buch berichtet von insgesamt sieben Menschen, konkreten Kasuistiken, die – stellvertretend für die vielen übrigen Tausend – sieben Lebens-, Flucht- und Krankheitsbilder zum Ausdruck bringen und dem seelischen Leiden einen Namen geben (Kapitel „Kasuistiken“). Selbstverständlich wurden die zutreffenden Namen abgeändert. Im Einverständnis mit den betroffenen Patienten und Patientinnen habe ich mich jedoch bemüht, die Leidens- und Fluchtgeschichten der Migranten nach deren inhaltlicher Vorgabe und Strukturierung, teils auch wörtlich, wiederzugeben. Sämtliche Darstellungen haben sich tatsächlich so ereignet. Hinter sämtlichen biografischen Erzählungen steht ein konkretes Gesicht.

      Die den Kasuistiken folgenden „Plattform-Kapitel“ widmen sich besonders im Fokus stehenden asylrechtlichen Themenfeldern sowie den Grundlagen und Entstehungsbedingungen der durch die Migrationsbewegung hervorgerufenen psychischen Störungsbilder. Dagegen schlagen die einen Sinnabschnitt beschließenden „Intermezzi“ inhaltliche Brücken zu gesellschaftspolitischen und religiösen Bezugspunkten und plädieren vor allem für die Umsetzung der Menschenrechte auf der Basis einer empathisch-barmherzigen Grundhaltung. In diesen, den biografischen Darstellungen nachfolgenden Kapiteln, werden inhaltliche Bögen zu bisher ungelösten asylrechtlichen Problemfeldern gespannt und Zusammenhänge zur Entstehung und Verursachung psychischer Erkrankungen aufgezeigt.

      Die mit hochgestellten Ziffern versehenen Begriffe sind unter der Rubrik „Literatur und Anmerkungen“ im Anhang hinsichtlich Quellenangaben und Literaturhinweisen näher erläutert.

       Dank

      Vorab danke ich sämtlichen professionell und ehrenamtlich tätigen Menschen, ohne die das vorgenannte Projekt des Aufbaus und der Führung einer Sozialpsychiatrischen Migrationsambulanz nicht möglich gewesen wäre.

      Mein Dank geht hier selbstverständlich an das Team Migrantenmedizin des Missionsärztlichen Instituts in Würzburg (insbesondere an Herrn Prof. August Stich), an mein eigenes Praxisteam meiner psychiatrischen Gutachtenpraxis, hier insbesondere an Frau Renate Bethge, an die Mitglieder des Ökumenischen Asylkreises der Stadt Würzburg, an den Würzburger Flüchtlingsrat (dem ich als Beirat angehören darf), an die Asylberatung von Amnesty International im Bezirk Würzburg (insbesondere an Herrn Jürgen Heß aus dem Augustinerkloster in Würzburg) sowie nicht zuletzt an meine Ehefrau Ines Flesch, ohne deren anhaltende tatkräftige und motivierende Unterstützung das vorgenannte Projekt nicht umsetzbar bliebe und ohne deren Mittragen, Mitfühlen und stets kritischwürdigenden Rückmeldungen das vorliegende Buch nicht geschrieben worden wäre.

       Ein Buchprojekt als Spendenplattform

      Noch eine wegweisende Anmerkung vorab:

      Im Rahmen meiner vielfältigen ärztlich-kurativen und gutachterlichen Tätigkeit für Migranten gab es auch stetige Schnittmengen meiner Aufgabenbereiche mit den Tätigkeitsfeldern des Missionsärztlichen Instituts Würzburg sowie der Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen e. V., Träger des Friedensnobelpreises.

      Das vorliegende Buchprojekt ist somit nicht nur diesen Organisationen gewidmet, sondern darüber hinaus Bestandteil eines Spendenprojektes für diese weltweit segensreich tätigen Organisationen.

      Der Unterzeichner verzichtet somit auf sämtliche am Vertrieb und Verkauf des Buches anfallenden Honoraranteile und stellt diese uneingeschränkt und in voller Höhe dem Missionsärztlichen Institut in Würzburg sowie den Médecins Sans Frontières in Form von Spenden zur Verfügung.

      Würzburg, im Februar 2021

      Dr. med. Martin Flesch

      Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie

      Schwerpunkt Forensische Psychiatrie

      Sozialpsychiatrische

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