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der Herzog war.

      »Meine Tante Agnes ist die erbliche Lady-of-the-Bedchamber Ihrer Majestät«, sagte Lady Marlene hochmütig. »Ich bin sicher, die Königin wäre empört über dein Verhalten, wenn sie davon erfährt. Und mein Onkel George ist immer noch ein angehender Lord, obwohl er schon über fünfundsiebzig Jahre alt ist. Sie beide könnten die Geschichte im Buckingham Palast verbreiten!«

      Der Herzog sah sie an, und seine Augen waren wie Achate.

      Ihm war klar, daß es sein eigener Fehler war, sich jetzt in dieser gefährlichen Situation zu befinden. Aber wie hätte er auch annehmen können, und woher hätte er wissen sollen, daß hinter dem schönen Äußeren Lady Marlenes das Herz einer Viper schlug?

      In diesem Augenblick empfand er Abscheu vor Lady Marlene, und er zweifelte an seinem eigenen guten Geschmack, daß er sie jemals für liebenswert gehalten hatte.

      In einer plötzlichen Stimmungsänderung sagte Lady Marlene: »Bitte verzeih mir, Randolph. Ich wollte dich nicht bedrängen. Wenn du mich heiratest, werde ich mich korrekt benehmen, und wir werden beide unseren Spaß aneinander haben, so wie früher, ehe wir diesen dummen Streit begannen.«

      Sie hielt inne und wartete, daß er etwas erwiderte.

      Aber der Herzog schwieg und deshalb fuhr sie fort: »Du weißt, ich werde die Oswestry-Diamanten mit Anmut tragen. Und ich werde Gesellschaften geben, auf die eingeladen zu werden, sich jedermann reißen wird.«

      Sie lächelte, und ihr Gesicht wurde noch schöner.

      »Und vergiß nicht, was für ein Vergnügen es sein wird, deinen boshaften Bruder aus dem Sattel zu heben.

      Ich glaubte, du weißt, wie skandalös er sich zur Zeit benimmt, obwohl er dir im Augenblick finanziell nicht auf der Tasche liegt. Aber deine Vorfahren würden sich seinetwegen im Grabe umdrehen!«

      »Ich wünsche nicht, mit dir über Julius zu sprechen«, sagte der Herzog scharf. »Was mein Bruder macht oder was er nicht macht, geht dich nichts an, ebenso wenig, wie du mich etwas angehst!«

      Er ging an Lady Marlene vorbei zur Tür, ehe sie ihn aufhalten konnte.

      »Wenn das dein letztes Wort ist, lasse ich Hector kommen«, rief sie ihm nach.

      »Dann lasse ihn kommen und sei verdammt!«

      Der Herzog verließ rasch den Salon, und Lady Marlene hörte, wie seine Schritte auf dem Marmorboden hallten.

      Einen Augenblick lag ein besorgter Ausdruck in ihren grünen Augen, doch dann lächelte sie zufrieden.

      »Diesmal entkommt er mir nicht!« sagte sie laut.

      Als der Herzog in seinem geschlossenen Brougham von seinem Club nach Hause fuhr, fragte er sich, wie schon den ganzen Abend, was er unternehmen sollte.

      Er war nach dem Gespräch mit Lady Marlene so beunruhigt gewesen, daß er einen Boten mit einer Entschuldigung in das Holland House geschickt hatte, wo er zu einem Abendessen erwartet worden war.

      Er ging statt dessen zum Diner in den White's Club. Er traf dort zahlreiche Bekannte, war aber so geistesabwesend, daß einige von ihnen ihn fragten: »Was ist mit dir los, Randolph? Du bist so niedergeschlagen.«

      Der Herzog wollte nicht zugeben, daß er deprimiert war und entschuldigte sich mit Kopfschmerzen.

      Er scheute einen Skandal, aber noch wesentlich mehr war ihm die Vorstellung zuwider, Lady Marlene zu heiraten.

      Während der ganzen Zeit ihrer Verbindung hatte er immer gewußt, daß sie charakterlos war, und wenn jemand sie kränkte, konnte sie zu dem Betreffenden sehr unangenehm sein.

      Aber er hatte sich niemals auch nur für einen Augenblick vorgestellt, daß, sie zu den erpresserischen Methoden greifen könnte, die sie jetzt anwandte, um ihn zur Ehe zu zwingen.

      Er wollte keine Xanthippe zur Frau. Und er wollte keine Frau, die so wenig Anstand besaß und ihm das Kind eines anderen Mannes unterschieben wollte, eines Mannes, den der Herzog außerdem noch verachtete.

      Sir Charles Nazeby war ein Verschwender, ein Lebemann, der von seiner Schlauheit lebte und der beim Kartenspiel skrupellos betrog, wie der Herzog vermutete, obwohl er keinen Beweis dafür hatte.

      Der Herzog mußte um jeden Preis verhindern, daß ein Kind dieses Mannes, sollte es ein Junge sein, eines Tages der Herzog von Oswestry werden würde.

      Obwohl der Herzog niemals darüber sprach, war er stolz, daß seine Familie während der ganzen Geschichte hindurch der Monarchie und dem Land nach besten Kräften gedient hatte.

      Der Familienname lautete Westry, und es hatte Westrys gegeben, die große Staatsmänner gewesen waren, Westrys, die sich auf dem Schlachtfeld durch Tapferkeit ausgezeichnet hatten und Westrys, die zu Schiff die Welt erforscht hatten.

      Sie hatten stets die Achtung und Bewunderung ihrer Mitbürger genossen und der Herzog war entschlossen, die Erinnerung an seine Vorfahren in Ehren zu halten.

      Er sagte sich, daß er schon früher hätte heiraten und einen Sohn zeugen sollen, anstatt sich mit Frauen wie Lady Marlene abzugeben. Aber er hatte sich immer gewünscht, daß seine Ehe etwas Besonderes sein sollte.

      Weil er wußte, wie viele Ehen seiner engsten Freunde unglücklich oder mindestens langweilig waren, hatte er sich vorgenommen, Junggeselle zu bleiben.

      Er sagte jedermann, der ihn vor den Altar bringen wollte, er habe beschlossen, ledig zu bleiben.

      Er wollte später, wenn er seine Freiheit nicht mehr so sehr genießen würde wie im Augenblick, das tun, was offensichtlich seine Pflicht war: heiraten.

      Er genoß es, seine Häuser und seine riesigen Besitztümer ohne die Ratschläge einer Frau zu verwalten. Und er war auch ehrlich genug um zuzugeben, daß er mit großem Vergnügen unter den schönsten Frauen wählen konnte, die ihm alle nur zu bereitwillig ihre Gunst erwiesen.

      Ihm war bekannt, daß jede Schönheit in der Beau Monde es für eine Auszeichnung hielt, seine Geliebte zu werden. Und es war ihm angenehm zu wissen, daß die meisten von ihnen ihm auch dann nicht die Sympathie entzogen und seine Gegenwart schätzten, wenn er die Verbindung löste.

      Zwar hatte er vielen das Herz gebrochen, aber er glaubte zynischerweise, daß nur wenige Frauen auf Dauer leiden würden, und daß die Wunden, die er ihnen zugefügt hatte, schnell heilen würden.

      Und jetzt bedrohte ihn Lady Marlene Kelston aus heiterem Himmel, auf eine Weise, wie er es weder erwartet noch jemals zuvor erlebt hatte.

      Plötzlich empfand er die Situation als so unerträglich, daß er abrupt vom Kartentisch aufstand und den Club ohne eine weitere Erklärung verließ.

      Er hörte nicht einmal, wie seine Freunde ihm nachriefen: »Randolph, du hast deine Gewinne liegen gelassen!«

      Als er gegangen war, sahen sie sich fragend an.

      »Was ist mit Oswestry los? Ich habe ihn noch niemals so geistesabwesend erlebt.«

      »Das muß mit einer Frau zusammenhängen«, meinte jemand.

      Darüber lachten die anderen schallend.

      »Mit einer Frau? Hast du je erlebt, daß Oswestry sich Gedanken um eine Frau macht? Wenn er mit dem kleinen Finger schnippt, kommen Dutzende gelaufen!«

      »Das ist allerdings wahr«, sagte ein junger Mann. »Und verdammt nochmal, mit seinem Charme und seinem Geld verdirbt er den Markt.«

      Als die Kutsche die Berkeley Street hinabfuhr und in den Berkeley Square einbog, kam es dem Herzog so vor, als drehe sich in seinem Kopf eine Tretmühle. Er konnte seine Gedanken nicht ordnen.

      Immer wieder stellte er sich die gleiche Frage, was er gegen Lady Marlene unternehmen sollte, und fand keine Antwort.

      Als er aus der Kutsche stieg, machte er ein so grimmiges Gesicht, daß der Diener, der ihm die Tür öffnete, ihn erschrocken ansah.

      Das Hauspersonal wußte sehr gut, daß der

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