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„Man kann die Uhr nach ihm stellen.“

      Anette Falkenberg schmunzelte. „Ich hoffe, er hat auch noch andere Vorzüge.“

      „Aber ja: Er sieht fantastisch aus, ist klug, ehrlich, charmant und hilfsbereit – und er liebt mich über alle Maßen.“ Sandra ließ ihn ein.

      Sein neugieriger Blick erforschte ihr Gesicht. „Liebling, du siehst hinreißend aus“, sagte er überwältigt. Er grinste. „So viel Schönheit ist ja kaum noch auszuhalten.“

      „Du wirst schon irgendwie damit fertigwerden“, erwiderte sie lachend und küsste ihn ungestüm auf den Mund.

      Er ging mit ihr ins Wohnzimmer und Sandra hängte sich bei ihm ein. „Guten Abend, Frau Falkenberg“, begrüßte er ihre Grußmutter.

      „Guten Abend, Oliver. Na, was sagen Sie zu Sandras neuem Gesicht?“

      „Ich bin sprachlos. Jetzt kann sie jeden Schönheitswettbewerb gewinnen.“ Er verzog das Gesicht zu einem breiten Grinsen. „Eigentlich ist mir das gar nicht so recht, denn nun muss ich befürchten, dass ich ihr nicht mehr genüge.“

      Sandra kniff ihn leicht in den Arm. „Dummkopf.“

      Er sah sie an. „Können wir gehen?“

      „Ich bin fertig.“

      „Hoffentlich bist du hungrig. Du weißt, Luigis Pizza ist groß wie ein Wagenrad.“

      „Ich werd’ bestimmt nichts übriglassen“, versprach Sandra.

      Oliver wandte sich an die alte Dame. „Also dann, auf Wiedersehen, Frau Falkenberg.“

      „Ich wünsche euch einen schönen Abend“, sagte Anette Falkenberg.

      Sandra umarmte und küsste die Großmutter. „Kann spät werden. Oder früh. Wie man’s nimmt“, sagte sie leise, und dann verließ sie mit Oliver Wiechert das Haus.

      Er konnte sich während des Essens an ihrem Gesicht nicht sattsehen. Es war nun wirklich makellos. Nach dem Essen bestellte Oliver eine zweite Flasche Valpolicella.

      „Danach solltest du den Roller aber stehen lassen“, sagte Sandra.

      „Wir gehen zu mir. Das ist ja gleich hier zweimal um die Ecke.“ Er hob sein Glas. Das Kerzenlicht ließ den Wein rubinrot funkeln. „Ich möchte auf dich trinken.“

      „Und ich möchte auf uns trinken“, sagte Sandra mit unendlich viel Liebe im Blick.

      „Und darauf, dass ich dich wiederhabe.“

      Sandra hatte niemandem erlaubt, sie in der Wiesenhain-Klinik zu besuchen. Ihr entzündetes, sich schälendes Gesicht war kein schöner Anblick gewesen. Den hatte sie keinem zumuten wollen. Und sie hatte auch nicht gewollt, dass jemand sie so sah. Sie stießen miteinander an. Ihre Gläser klirrten leise. Sie tranken, und Sandra spürte, wie ihr der italienische Rotwein allmählich in den Kopf stieg.

      Sie kicherte. „Nun wirst du mich nicht mehr los.“

      „Habe ich gesagt, dass ich das möchte?“

      Sie nahm seine Hand und schaute ihm verliebt in die Augen. Es war so schön, mit ihm zusammen zu sein. „Habe ich dir ein wenig gefehlt?“

      Er nickte. „Ein ganz klein wenig, ja“, neckte er sie.

      Sie ließ seine Hand los. „Scheusal.“

      Er schickte einen innigen Kuss über den Tisch. „Ich liebe dich.“

      „Und ich kann dich nicht ausstehen“, log sie.

      „Das macht nichts“, erwiderte er gleichmütig. „Meine Liebe reicht für uns beide.“

      Das bewies er ihr wenig später in seiner kleinen Wohnung. Bei gedämpftem Licht und leiser Musik küsste er sie immer und immer wieder, und schließlich nahm er sie auf seine kräftigen Arme und trug sie ins Schlafzimmer.

      Sanft ließ er sie aufs Bett nieder, und während er sie wieder zärtlich küsste und liebkoste, schälte er sie behutsam aus ihrem Kleid.

      Köstliche Schauer durchliefen Sandra, als Oliver zu ihr kam, und sie konnte sich nicht vorstellen, dass es irgendwo auf der Welt eine Frau gab, die glücklicher war als sie.

      5. Kapitel

      Tags darauf stieß sie wieder zur Clique, die sich immer im Hinterzimmer eines kleinen Cafés traf. Lisa und Julian Krautmann fielen in das Gejohle ein, das sich erhob, als Sandra zur Tür hereinkam. Sie hatten mitgeholfen, den Raum mit den vielen Luftballons zu schmücken, die Karsten Rüge aufgetrieben hatte. Karsten war der Leithammel, die Nummer eins. Was er sagte, wurde in neun von zehn Fällen getan. Er sah gut aus, war selbstbewusst und tat sich nie schwer, ein Mädchen aufzureißen. Julian Krautmann war nicht der Einzige, der Karsten um diese Gabe beneidete. Auch andere wären gern so wie er gewesen. Jeder hätte gern so viel Erfolg beim weiblichen Geschlecht gehabt wie Karsten Rüge.

      „Toll siehst du aus“, sagte Eva Schroth, Sandras rundliche Freundin, mit ehrlicher Begeisterung.

      „Das habe ich Lisas und Julians Vater zu verdanken“, sagte Sandra so laut, dass alle es hören konnten. „Dr. Krautmann ist ein großartiger Arzt. Kinder, wenn euch mal irgendetwas fehlt – ich kann euch die Wiesenhain-Klinik nur wärmstens empfehlen.“

      „Über diese Reklame wird sich unser Vater mächtig freuen“, grinste Julian.

      Sandra umarmte und küsste alle Mitglieder der Clique. Einige fehlten, zum Beispiel Dorothee „Dotty“ Simonis, aber die vermisste kaum jemand.

      „Willkommen daheim, Schätzchen“, sagte Karsten Rüge. Er war ein wahrer Sportfanatiker. Reiten, Schwimmen, Surfen, Tennis, Squash, Radfahren, Fallschirmspringen, Klettern … Es gab kaum eine Sportart, für die er sich nicht interessierte, und er versuchte immer der Beste zu sein. Er hatte viel Freizeit. Seinem Vater gehörte eine Papierfabrik, und Karsten brauchte nur dann in seinem Büro zu erscheinen, wenn er Lust dazu hatte – was vorläufig noch nicht oft der Fall war.

      Aber sein alter Herr war noch sehr agil und drängte ihn zu nichts, um ihm nicht von Vornherein die Lust an der Arbeit in der Firma zu nehmen. Er war sich sicher, dass diese sich irgendwann von selbst einstellen würde, wenn Karsten erst mal reif dafür geworden war. Inzwischen konnte Herr Rüge sein Unternehmen noch sehr gut alleine führen.

      „Wir haben dich vermisst“, sagte Karsten zu Sandra.

      Sie runzelte die Stirn, als würde sie ihm nicht glauben.

      „Ehrlich.“ Er hob die Hand zum Schwur.

      Sie winkte ab. „Ja, ja, schon gut.“

      Der Wirt sagte, er wolle ihr einen Gratisdrink spendieren, und erkundigte sich: „Was soll’s denn sein?“

      „Nimm dir was Teures“, raunte ihr der Pfennigfuchser Johannes Brauneis grinsend zu, „so eine Gelegenheit kommt bestimmt nicht so bald wieder.“

      Sandra begnügte sich mit einem Glas frisch gepresstem Orangensaft, was Johannes Brauneis natürlich überhaupt nicht verstehen konnte.

      Der Cliquenalltag hatte Sandra wieder. Man lachte, scherzte, redete über dies und jenes, schmiedete Pläne. Was konnte man an den nächsten Wochenenden unternehmen?

      Sehr viele Vorschläge kamen nicht, Karsten sagte, er könne in zwei bis drei Wochen einen Ausritt organisieren. Da niemand eine bessere Idee hatte, wurde er von den andern damit beauftragt, seine Anregung zu realisieren.

      6. Kapitel

      „So“, sagte Anette Falkenberg in der Mittagspause und setzte ihre Unterschrift unter den zwei Seiten langen Brief an ihre Freundin Clara Tietze, die vor acht Jahren zu ihrer Tochter nach Bremen gezogen war und sich über jeden Brief aus München freute. „Der war lange schon

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