ТОП просматриваемых книг сайта:
Lesen in Antike und frühem Christentum. Jan Heilmann
Читать онлайн.Название Lesen in Antike und frühem Christentum
Год выпуска 0
isbn 9783772001499
Автор произведения Jan Heilmann
Жанр Документальная литература
Серия Texte und Arbeiten zum neutestamentlichen Zeitalter (TANZ)
Издательство Bookwire
Das durch hinzutretenden Artikel substantivierte PartizipPartizip wird häufig zur Reflexion über bzw. zur direkten Ansprache der LeserLeser verwendet;35 dies ist auch inschriftlichInschriften belegt (v. a., aber nicht nur, in spätantiken, christlichen Inschriften).36 Es ist bemerkenswert, dass selbst Isokrates in seinem BriefBrief an Alexander, eine Einzelperson, gleich zu Beginn die Leser im Plural (ὃ ποιήσει τοὺς ἀναγνόντας μὴ νομίζειν ἤδη με παραφρονεῖν διὰ τὸ γῆρας μηδὲ παντάπασι ληρεῖν …; Isokr.Isokrates ep. 5,1) in den Blick nimmt, was impliziert, dass der Brief (zumindest in der überlieferten Form) zur PublikationPublikation/Veröffentlichung bestimmt war.37 Aufschlussreich ist auch das papyrologisch bezeugte „Edikt über das aurum coronarium“ (P.Fay. 20) von Alexander Severus, in dem am Ende bestimmt wird, dass in jeder Stadt AbschriftenAbschrift zu veröffentlichen seien, und zwar dort, wo sie den Lesern am besten sichtbar seien (… μάλιστα ἔστα̣[ι] | σύνοπτα τοῖς ἀναγινώσκουσ<ιν>. P.Fay. 20 col. 2, Z. 23 = SB 14 11648).38 Analog dazu wird in lateinischen Quellen das Partizip von legere verwendet, um den Leser direkt anzusprechen bzw. über ihn zu reflektieren.39
Seltener, aber dennoch vorkommend, wird das Verb im Griechischen dazu verwendet, Verweise auf andere Schriften oder ZitateZitat anzugeben bzw. eine LesefruchtLese-frucht wiederzugeben (s. u.).40 Dagegen konnten keine eindeutigen Belege gefunden werden, dass das Verb regelmäßig (und jenseits konzeptioneller Übertragungen individuell-direkteLektüreindividuell-direktr LeseakteLese-akt auf indirekte Rezeption) auch direkt die hörende Rezeption eines Textes beschreibt, der vorgelesen wird.41 Diese negative Beobachtung wiegt umso schwerer, als sich in den Quellen eindeutige Formulierungen auch mit anderen Lexemen finden lassen, welche eine solche Rezeptionssituation des VorlesenRezeptionkollektiv-indirekt-Lassens eindeutig markieren.42
Zuletzt sei darauf hingewiesen, dass das lateinische Äqivalent cognoscocognosco,43 auch wenn im Lateinischen mit legolego ein anderes HauptleseverbHauptleseverb verwendet wird (s. u. 3.3), ebenfalls sporadisch im Sinne von „lesen“ zu finden ist.44
3.1.2 Ἀναγιγνώσκω mit zusätzlichen Präfixen
Durch Präfigierung kann die Wortsemantik des Verbes spezifiziert werden: διαναγιγνώσκωδιαναγιγνώσκω (durchlesen) wird verwendet, um anzuzeigen, dass ein Text, ein BriefBrief bzw. ein BuchBuch oder Werk vollständigUmfangvollständig gelesen wird.
Vgl. Cass. DioCassius Dio. 58,10,7: καὶ τέλος διαναγνωσθείσης τῆς ἐπιστολῆςἐπιστολή πάντες …; Isokr.Isokrates or. 12,201.241, u. Diog. Laert.Diogenes Laertios 2,5,40 verwenden dieses Wort zur Beschreibung des individuellen und evaluierenden Durchlesens eines Redemanuskripts; Polyb.Polybios 3,32,1f hebt die Länge und Anzahl seines Werkes verteidigend hervor. Es sei leichter, seine 40 BücherBuchdurchzulesen (πόσῳ γὰρ ῥᾷόν ἐστι καὶ κτήσασθαι καὶ διαναγνῶναι βύβλους τετταράκοντα …), in denen Geschichte in einem Stück und komprimiert präsentiert sei, als sich die Informationen aus den verschiedensten Quellen episodischer GeschichtsschreibungGeschichtsschreibung selbständig zusammenzutragen. Bei Polyb. 21,11,3 scheint zudem die Sorgfalt beim Durchlesen hervorgehoben zu sein. Vgl. ferner Polyb. 31,14,1; Ael. var.Aelianus, Claudius hist. 14,43; Athen.Athenaios deipn. 3,60 (102b). Bei Diog. Laert. 3,1,66 hat das Verb eher die Konnotation „einsehen, konsultieren“ von spezifischen HandschriftenHandschrift/Manuskript mit kritischen Randbemerkungen.
Die Vergleichsbasis für ἐξαναγιγνώσκωἐξαναγιγνώσκω (LSJ: read through) ist vergleichsweise gering. Zwei Stellen bei PlutarchPlutarch, an denen keine spezifische Bedeutung eindeutig gesichert werden kann,1 stehen zwei Stellen ebenfalls bei Plutarch und Athenaios gegenüber, an denen es offensichtlich